Sonntag, 31. Oktober 2010

Lucky Bastard

"Lucky Bastard" ist ein Film von Everett Lewis (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Um es kurz zu machen, die Beschreibung auf der DVD-Hülle muss wohl für einen anderen Film gewesen sein. Nein, ganz ehrlich, mitreißend ist hier gar nichts. Es gibt ein paar leidlich hübsche Jungs mit ansehnlichen Körpern, eine dünne und belanglose Story und kein schauspielerisches Talent weit und breit. Dafür scheint die Sonne die ganze Zeit, die Boys dürfen ihre trainierten und wohlgeformten Oberkörper präsentieren, da interessiert sowieso niemanden die Handlung.

Leider funktioniert der Film trotzdem nicht. Die Charaktere sind alle ein bisschen zu unecht und unsympathisch geraten, die Dialoge sind sämtlich aus der untersten Schublade schlechter Drehbuchautoren und das ganze ist dann noch mit einschläfernder Musik unterlegt.

Dazu gibt es dann noch eine ganz rührselige Lebensgeschichte des jungen Drogenabhängigen Denny, in den sich der hübsche Architekt Rusty verguckt, der ja schließlich nur seinen Körper zur Verfügung hatte um zu überleben, schluchz, und dann die Drogen genommen hat, um das zu ertragen, heul, und er will ja auch immer wieder damit aufhören, ächz. Also bitte!

Ich habe ja eine große Schwäche für das Queer Cinema, aber dieser Murks ist wirklich nicht empfehlenswert. Da gibt es sehr viele wesentlich bessere und schönere Filme, vor allen Dingen auch mit hübscheren und talentierteren Darstellern und interessanteren Storys. Den hier kann man gerne verpassen.

Wo waren wir Frauen, als die Männer zum Mond flogen?

"Wo waren wir Frauen, als die Männer zum Mond flogen?" ist ein Film von Chris Vander Stappen (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2000.

Im Juli 1969, kurz vor der ersten Mondlandung, kehrt Sacha zu ihrer Familie nach Brüssel zurück. Die letzten beiden Jahre hatte sie in Montreal verbracht, dort ihr Medizinstudium abgebrochen zugunsten ihrer Leidenschaft, der Fotografie und mit Odile die Frau ihres Lebens getroffen. Nun wieder im Kreis ihrer chaotischen Familie bemüht sie sich nach Kräften, das eine oder andere Geheimnis zu lüften, aber erstens traut sie sich nicht und zweitens gibt ihr der Tagesablauf im Elternhaus kaum eine Gelegenheit dazu. Ständig wird geplappert und gesungen, aber es hört einem nie jemand zu. Es ist das reinste Irrenhaus.

Sacha merkt jedoch schnell, dass auch die anderen Familienmitglieder ihre Geheimnisse haben. Da steht plötzlich unangemeldet Besuch aus Kanada vor der Tür, nun wird es höchste Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken.

Das ist ein wunderbarer Film, gleichzeitig lustig und traurig, rührend und bewegend. Diese Familie hat es wirklich in sich, die überdrehte Mutter, der schweigsame Vater, die kleinwüchsige Schwester, deren bester Freund ihr Goldfisch Jimmy ist und die Großmutter, die von allen noch am meisten mitbekommt. Letztendlich ist es an Sacha endlich zu ihrer Liebe zu stehen, was soll ihr hier noch schlimmeres passieren. Nein, ganz ehrlich, der Film ist ganz zauberhaft, die Darsteller sind großartig und liebenswert und die Ausstattung ist perfekt. Ganz große Empfehlung.

Samstag, 30. Oktober 2010

Young Adam

"Young Adam" ist ein Film von David Mackenzie (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2003 und basiert auf dem Roman von Alexander Trocchi. Die sehr stimmungsvolle Filmmusik stammt von David Byrne.

Joe (Ewan McGregor) ist ein erfolgloser Schriftsteller, er treibt sich herum und heuert schließlich auf dem Lastkahn von Ella (Tilda Swinton) und Les (Peter Mullan) an. Der Kahn ist im Schottland der fünfziger Jahre in den Kanälen zwischen Edinburgh und Glasgow unterwegs. Eines Tages entdecken Joe und Les die Leiche einer jungen Frau (Emily Mortimer) im Wasser. In Rückblenden wird klar, dass Joe und die tote Cathy eine Affäre hatten.

Einige Wochen nach ihrer Trennung trafen sich Joe und Cathy zufällig wieder und Cathy gab zu, von Joe schwanger zu sein. Sie wollte ihn heiraten und eine Familie gründen, aber Joe wollte davon nichts wissen. Nachdem sie erneut Sex miteinander hatten, ging Joe weg, wobei er Cathy unbeabsichtigt ins Wasser stieß und die junge Frau ertrank. Unfähig etwas zu ihrer Rettung zu tun, warf Joe Cathys Sachen einfach weg.

Auf dem Lastkahn beginnt Joe eine Affäre mit Ella, die ihrem Mann Les nicht lange verborgen bleibt. Da der Kahn Ella gehört, packt Les seine Sachen und geht fort. Ella und Joe leben eine Zeit zusammen auf dem Boot, aber als Joe Ella mit deren Schwester betrügt, verschwindet er.

Der Mord an der jungen Frau beschäftigt die Öffentlichkeit weiter und bald schon ist ein Schuldiger gefunden, ein Klempner, der in Cathy verliebt war. Dieser beteuert zwar seine Unschuld, aber es nützt ihm nichts. In dem Prozess gegen ihn, der auch von Joe verfolgt wird, wird er schuldig gesprochen.

In diesem Film gibt es scheinbar nur Verlierer, es gibt keine glücklichen Momente. Alles ist in kühlen Blautönen eingefangen und es wird auch nur wenig gesprochen. Die Darsteller sind hervorragend, angefangen bei Ewan McGregor, der in seiner Rolle aufgeht, obwohl er dafür fast schon zu gut aussieht. Er ist aber absolut großartig, genau wie die so spröde Tilda Swinton, die einfach immer umwerfend ist. Emily Mortimer und Peter Mullan machen den Cast perfekt, besser geht es nicht. Der Soundtrack von David Byrne tut ein übriges, um diesen Film zu einem ganz speziellen Erlebnis werden zu lassen.

Insgesamt gesehen ein echtes Highlight, das mich schwer beeindruckt hat, absolut sehenswert. Tolles britisches Kino, das wieder einmal beweist, was man in Hollywood eben nicht hat.

Ne te retourne pas

"Ne te retourne pas" - "Don't look back" ist ein Film von Marina de Van aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Jacques Akchoti.

Die Journalistin Jeanne (Sophie Marceau), glücklich verheiratet, zwei kleine Kinder, hat keine Erinnerungen an ihre Kindheit, genauer gesagt an die Ereignisse ihrer ersten acht Lebensjahre. Nun hat sie eine Autobiographie geschrieben, um Licht in das Dunkel zu bringen, aber ihr Verleger lehnt das Manuskript schlicht ab. Ihre Enttäuschung ist groß, lag ihr doch soviel daran, aber plötzlich passieren scheinbar merkwürdige Dinge, die nur Jeanne selbst wahrnehmen kann.

Es beginnt mit Kleinigkeiten, Möbel und Gegenstände sind nicht mehr an ihrem gewohnten Platz. Die ganze Wohnung scheint sich zu verändern, aber dann verändert sich auch Jeanne und erkennt ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr. Sie verwandelt sich in eine fremde Frau (Monica Bellucci), aber außer ihr merkt niemand etwas. Was ist los, verliert Jeanne den Verstand? Immer öfter begegnet ihr ein kleines Mädchen, aber sie kann sich ihr nicht nähern.

Jeanne findet ein Foto aus ihrer Kindheit, das in Italien aufgenommen wurde und sie beschließt spontan, dorthin zu reisen, um eventuell mehr über sich zu erfahren. Sie trifft dort auf einige Personen, deren Gesichter ihr vertraut sind, aber es ist noch ein langer Weg für Jeanne, bis sie endlich weiß, wer sie ist.

Das ist ein interessanter kleiner Psychothriller, gewürzt mit einer Spur Mystery, der zwar vielleicht einen Tick zu lang geworden ist, aber immer spannend genug, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Die Bildersprache jedenfalls ist gewaltig und sehr gut gelungen. Und wann hat man schon mal Sophie Marceau und Monica Bellucci zusammen in einem Film? Marina de Van, die übrigens schon öfter mit Francois Ozon zusammen gearbeitet hat, ist hier ein toller Film gelungen, der erst ganz zum Schluss einige Fragen beantwortet und es dem Zuschauer überlässt, die Teile richtig zusammenzufügen. Sehr empfehlenswert.

Die DVD von Euro-Video bietet in der französischen Originalfassung übrigens keine deutschen Untertitel an, was ich persönlich als Frechheit empfinde. So bleibt nur die deutsche Synchronisation und die ist bei französischen Filmen meistens grauenhaft. Das ist eine Zumutung.

Leaves of Grass

"Leaves of Grass" ist ein Film von Tim Blake Nelson (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Bill Kincaid (Edward Norton) ist ein angesehener Phlilosophie-Professor, der von seinen Studentinnen angehimmelt und von Kollegen geschätzt wird. Seine Zukunft sieht blendend aus, als ihn eines Tages ein Anruf aus seiner Heimatstadt in Oklahoma erreicht. Sein Zwillingsbruder Brady (ebenfalls Edward Norton) soll ermordet worden sein. Widerwillig macht sich Bill auf nach Little Dixie zu seiner Familie, mit der er sonst keinen Kontakt mehr hat und auch nicht haben will.

Am Flughafen empfängt ihn Bradys bester Kumpel Bolger (Tim Blake Nelson) und bald darauf erscheint auch der totgeglaubte Brady auf der Bildfläche. Dieser hatte seinen Tod nur als Vorwand benutzt, um Bill nach Hause zu locken. Brady braucht seinen Doppelgänger als Alibi, aber Bill ist ganz und gar nicht begeistert von diesem Plan.

Ich erspare es mir hier, den Rest der Handlung zu erzählen. Natürlich geht schief, was schief gehen kann, natürlich gibt es sogar noch eine kitschige Liebesgeschichte, natürlich ist die Familie doch das Beste, was man haben kann.... Ich kann gleich nicht mehr.

Das Beste an diesem Film ist Edward Norton, der deutlich Spaß an seiner Rolle hat und immer sehenswert ist. In kleinen Nebenrollen sind Susan Sarandon und Richard Dreyfuss zu sehen, die ebenfalls hervorragend wie immer sind. Damit ist meine Aufzählung der Vorzüge dieses Films aber auch schon erschöpft, so leid es mir auch tut.

Die Geschichte mit dem Doppelgänger ist ja ganz lustig, aber diese Idee ist auch schon gefühlte hundert Jahre alt und dementsprechend ausgeleiert. Warum jeder Film, in dem Kiffer vorkommen, auch sofort zum Kultfilm ausgerufen wird, hat sich mir bisher auch noch nicht erschlossen. "Leaves of Grass" ist ganz nett, mehr aber auch nicht, denn dazu ist er zu flach, zu vorhersehbar und die Moral des Films ist ganz einfach ätzend. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack und ein ärgerlicher Gesamteindruck.

Insgesamt gesehen hat mich der Film nicht überzeugt, dazu habe ich mich an zu vielen Stellen geärgert über diese offensichtliche Scheinheiligkeit. Familie über alles, ja ja, natürlich, mag sie auch noch so bescheuert sein. Geht's noch?

Sonntag, 24. Oktober 2010

MR 73

"MR 73" ist ein Film von Olivier Marchal (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008. Der Film beruht zum Teil auf einer wahren Begebenheit.

Louis Schneider (Daniel Auteuil) ist ein kaputter Cop, wie er nicht schlimmer sein könnte. Nachdem seine Frau einen Autounfall hatte und seitdem im Koma liegt, die kleine Tochter wurde dabei getötet, ist alles Leben in ihm erloschen. Er trinkt regelmäßig bis zur Besinnungslosigkeit und hat keinen Halt mehr im Leben. Eines Abends fährt er, wieder total betrunken, in einem Bus, den er kurzerhand mit vorgehaltener Pistole dazu bringen will, ihn nach Hause zu fahren. Ein Sondereinsatzkommando rückt an und verhaftet ihn. Danach wird er zur Nachtschicht am Beschwerdetisch eingeteilt, aber nebenbei ermittelt er weiter in einem Fall eines Serienkillers, der alleinstehende Frauen auf grausame Art tötet. Die Arbeit daran wird seine Passion.

Zur gleichen Zeit soll ein Schwerverbrecher nach 25 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden, der damals unter anderem ein Ehepaar regelrecht abgeschlachtet hat. Eine der beiden überlebenden Töchter wendet sich nun an Schneider, um mehr über die Taten des Killers zu erfahren. Sie hat Angst, sein nächstes Opfer zu werden und damit liegt sie auch richtig.

Schneider kann durch seine eigenständigen Ermittlungen den aktuellen Serienkiller stellen, wird aber dabei erneut verhaftet und daraufhin aus dem Polizeidienst entlassen. Nun gibt es nur noch eine Aufgabe für ihn. Er will den damaligen Mörder unschädlich machen, koste es was es wolle. Eine Erlösung gibt es hier für niemanden mehr.

Daniel Auteuil liefert eine beängstigend gute Darstellung ab, seine Figur ist ein menschliches Wrack, vergleichbar vielleicht mit Harvey Keitel in "Bad Lieutenant". Seine müden Augen hinter den rot getönten Gläsern seiner Brille sehen nichts Gutes mehr, nur Gewalt, korrupte Polizisten und Ungerechtigkeit. Alles in seinem Leben scheint hoffnungslos zu sein, es gibt keinen Ausweg mehr für ihn.

Dieser Film geht buchstäblich unter die Haut, er ist düster, packend und schmerzhaft, aber das soll hier durchaus eine Empfehlung sein, denn Olivier Marchal weiß genau, wovon er hier erzählt, war er doch selbst jahrelang als Polizist tätig. Die Geschichte ist nervenzerfetzend, aber sehr sehenswert. Kein schöner Film für einen netten DVD-Abend, aber eine ganz große Empfehlung von mir. MR 73 ist übrigens ein Revolver, der hier noch eine wichtige Rolle spielt.

Semana Santa

"Semana Santa" ist ein Film von Pepe Danquart aus dem Jahr 2002. Es handelt sich hier um eine europäische Co-Produktion und gleichzeitig um einen der schlechtesten Filme, den ich je gesehen habe.

Die Polizistin Maria (Mira Sorvino) kehrt nach einem privaten Trauerfall nach vielen Jahren nach Sevilla zurück. Ihre beiden neuen Kollegen sind der Macho Quemada (Olivier Martinez) und der ältere Torillo (Féoder Atkine), die es Maria nicht eben leicht machen. Es ist die Woche vor Ostern, die "Semana Santa", die Zeit der Prozessionen und Umzüge. Die Strassen in Sevilla sind voll mit Menschen, es gibt kein Durchkommen für Autofahrer, aber das wissen unsere Polizisten scheinbar nicht, denn sie landen andauernd in irgendwelchen Menschenaufläufen.

Ein mysteriöser Killer in einer roten Kutte samt Kapuze gekleidet, geht in der Stadt um. Es gibt ein paar Tote, darunter auch ein schwules Zwillingspaar, das im Haus von Dona Catalina (Alida Valli) gelebt hat. Die rote Kutte gehört zum Orden einer katholischen Bruderschaft. Dort ist man über die Ermittlungen der Polizei natürlich nicht besonders erfreut, aber die eigentliche Spur weist weit zurück in die Vergangenheit, nämlich in die Zeit des spanischen Bürgerkrieges.

Mehr verrate ich hier nicht, das interessiert sowieso niemanden und macht auch alles keinen Sinn. Es wimmelt nur so von unsympathischen Charakteren und es gibt Plattitüden ohne Ende. Die Geschichte krankt an so vielen Stellen, das lässt sich gar nicht alles aufzählen, außerdem ist die Story so doof erzählt, dass es schon weh tut. Alles in allem purer Schwachsinn, langweilig und überflüssig, noch dazu versetzt mit unendlich schlimmen Dialogen. Die Schauspieler bewegen sich als würden sie unter Drogen stehen, selbst die sonst so wunderbare Mira Sorvino kann hier nichts retten, sondern läuft nur mit ständiger Leidensmiene durchs Bild und fragt sich wohl, was sie hier verloren hat, genau wie der Zuschauer. 

Der Film ist also in etwa so anspruchsvoll wie ein "Malen nach Zahlen"-Bild und genau so viel wert, nämlich nichts. Den darf man gerne verpassen.

Samstag, 23. Oktober 2010

Being Julia

"Being Julia" ist ein Film von István Szabó aus dem Jahr 2004 und beruht auf dem Roman "Theater" von William Somerset Maugham.

London 1938, Julia Lambert (Annette Bening) ist der Star am Theaterhimmel. Sie wird geliebt und gefeiert, aber sie selbst fühlt sich jetzt mit Ende Vierzig müde und ausgelaugt. Sie will endlich einmal eine Pause machen und sich erholen. Ihr Mann Michael Gosselyn (Jeremy Irons), der das Theater leitet, liebt seine Frau, aber die Beziehung der beiden ist schon etwas eingeschlafen. Da taucht plötzlich der junge Amerikaner Tom Fennel (Shaun Evans) auf, der Julia verehrt und bewundert. Julia lässt sich zu einer Affäre mit dem jungen Mann hinreißen und sprüht wieder vor Leben und Energie, die Liebe beflügelt sie offensichtlich.

Doch Julia verliebt sich zu sehr in den jungen Mann und wer von uns weiß nicht, was die Liebe so alles mit einem anstellen kann. Eben ist man noch freudestrahlend und glücklich, aber im nächsten Moment schon zu Tode betrübt. Bald schon ist Julia eifersüchtig und fühlt sich von Tom vernachlässigt. Sie leidet furchtbar und ist nur noch ein Häufchen Elend, ein Schatten ihrer selbst. Der ahnungslose Tom versucht inzwischen seine neue Freundin, die Nachwuchsschauspielerin Avice Crichton (Lucy Punch) in Julias neuem Stück unterzubringen. Avice selbst beginnt gleichzeitig eine Affäre mit Julias Ehemann.

Als Julia davon erfährt läuft sie zur Höchstform auf und plant ihre Rache, wie sie perfider nicht sein könnte. Niemand sollte eine Julia Lambert unterschätzen, denn sie spielt in jeder Situation perfekt. Sie protegiert Avice in den Proben, um sie dann in der Theaterpremiere total gegen die Wand zu spielen. Ganz wie ihr längst verstorbener Schauspiellehrer Jimmie Langton (Michael Gambon), der immer wieder auftaucht, ihr einst geraten hat "In der Liebe und im Theater ist alles erlaubt." Es wird ihr größter Triumph, das Publikum feiert sie und Avice blamiert sich, ist aber inzwischen durch einen Vertrag an das Stück gebunden.

Der Film ist sehr gelungen und er lebt vor allen Dingen von der Präsenz der wunderbaren Annette Bening, die eine wirklich großartige Schauspielerin ist, wie sie hier wieder einmal beweist. Sie beherrscht eine Kunst, von der viele junge "Talente" nicht einmal wissen, dass es sie gibt. Sie ist in ihrer Rolle gleichzeitig zauberhaft und brutal, aber auch humorvoll, zynisch und verletzlich. Lieber zu viele Charakterzüge haben, als gar keinen. Und nebenbei, was für eine Ausstrahlung, was für ein Gesicht.

Insgesamt gesehen ein ganz wundervoller Film mit einer grandiosen Annette Bening, den ich nur absolut empfehlen kann.

Freitag, 22. Oktober 2010

Ice Blues

"Ice Blues" ist der vierte Teil aus der Donald Strachey-Reihe und stammt aus dem Jahr 2008. Regie führte auch hier wieder Ron Oliver.

Ein weiterer spannender Fall für Donald Strachey (Chad Allen). Diesmal gerät auch sein Mann Tim (Sebastian Spence) in Gefahr, als ihm ein Unbekannter drei Millionen Dollar als Spende für ein Kinder-Projekt zukommen lässt und kurz darauf ermordet wird. Das Geld stammt aus einer einflussreichen Anwaltsfamilie, die auch in kriminelle Machenschaften verwickelt ist, aber über wichtige Kontakte verfügt. Die Familie will ihr Geld zurück und zwar um jeden Preis. Alte Geschichten kommen ans Tageslicht und fast jeder hat Dreck an den Händen. Es geht um Mord und Kinderpornografie. Don und Tim sind ihres Lebens nicht mehr sicher, aber die beiden sind ein eingeschworenes Team und mit Hilfe von Donalds pfiffigem Assitenten Kenny können sie auch hier wieder auf ein glückliches Ende hoffen.

Ich mag diese Reihe sehr und hoffe, es wird noch mehr Strachey-Filme geben, denn Donald und Tim sind ein tolles Paar und die Filme sind spannend, sexy und humorvoll. Wenn Strachey sagt "Wenn man mich ärgert, mache ich unglaublich dumme Sachen. Und ich bin sehr verärgert.", dann glaubt man ihm das sofort.

Hier passt einfach alles, die Fälle sind interessant und das Privatleben des Ermittlers ist immer einen Blick wert. Bitte mehr davon. Wie immer sehr empfehlenswert, denn beste Unterhaltung ist hier garantiert.

Cam Chat

"Cam Chat" ist ein Film von Robert Gaston aus dem Jahr 2005 und wird als Erotik-Thriller vermarktet. Das ist er jedoch nur zum Teil, denn hier gibt es zwar reichlich nackte Haut zu sehen, die Thrillerhandlung wird aber böse vernachlässigt.

Manny, Typ verkannter Künstler, aber dafür mit einem Traumbody gesegnet, verbringt seine freie Zeit hauptsächlich in einem schwulen Internet-Chatroom, wo er mittels Webcam Kontakt mit anderen Männern hat. Doch da treibt sich scheinbar auch ein Serienkiller herum, der merkwürdigerweise gerade die Männer tötet, mit denen Manny in Verbindung stand. Der schwule Detective Hamilton wird auf den Fall angesetzt, zieht bei Manny ein und gibt sich als dessen neuer Lover aus. Die beiden finden Gefallen aneinander und haben ihren Spaß zusammen, vergessen darüber aber bald, weshalb Hamilton eigentlich dort ist und der Killer lauert schon ganz in der Nähe...

Der Film ist eine kleine Low-Budget-Produktion, was man ihm sehr deutlich ansieht. Zweitklassige Darsteller mit schönen Körpern werden hier ein bisschen verheizt. Die Handlung ist lieblos zusammengeschustert worden, sogar die eigentliche Auflösung, um wen es sich bei dem Täter wirklich handelt, wird nur so nebenbei kurz vor Filmende runtergerasselt. Was sich auf der DVD-Hülle noch einigermaßen interessant anhört, wird letztendlich zum Rohrkrepierer. Dafür gibt es haufenweise schöne, nackte Körper zu sehen, denn die Kerle sind bei jeder Gelegenheit schneller aus ihren Klamotten raus, als man "Hallo" sagen kann. Wen interessiert da noch die Handlung?

Wer auf schöne Männerkörper steht, der kann ja mal einen Blick riskieren, wer aber einen spannenden Thriller erwartet, der sollte besser die Finger davon lassen. Insgesamt gesehen recht hübscher Unsinn, den ich natürlich nicht wirklich empfehlen kann. Es gibt aber weitaus schlimmere Filme als diesen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Save me

"Save me" ist ein Film von Robert Cary aus dem Jahr 2007. Das Drehbuch stammt von Robert Desiderio.

Mark (Chad Allen) ist ein ehemaliger Baseballprofi, der wegen einer Verletzung nicht mehr spielen kann. Er betäubt seinen Frust mit Drogen, Sex und Alkohol. Einen Selbstmordversuch mit anschließendem längerem Klinikaufenthalt hat er bereits hinter sich. Gerade ist er wieder mit einem Typen in einem Motelzimmer gelandet, der ihn allerdings ausnimmt und zurücklässt. Mark erleidet einen Zusammenbruch und landet mit einer Überdosis im Krankenhaus. Sein Bruder, der für die Kosten aufkommen muss, verfrachtet ihn daraufhin ins "Genenis-House", einer Einrichtung, in der junge schwule Männer wieder auf den rechten Pfad der Tugend gebracht werden sollen. Oder wie Gayle, die Leiterin des Hauses es ausdrückt "ein christliches Gesundungs-Programm bei sexueller Zerrissenheit".

Mark will eigentlich sofort wieder verschwinden, aber da er nicht so recht weiß wohin, bleibt er doch vorläufig dort. Das Haus wird von Gayle (Judith Light) und ihrem Mann Ted (Stephen Lang) geführt. Gayle hatte einen Sohn, der ebenfalls schwul und drogenabhängig war und an einer Überdosis gestorben ist. Seinen frühen Tod hat Gayle nie verwunden und sie macht sich seitdem Vorwürfe, ihn damals aus dem Haus gejagt zu haben. Mark erinnert sie an ihren Sohn, weshalb sie sich ganz besonders um ihn bemüht. Der anfangs so zornige junge Mann entwickelt sich im Laufe der nächsten Wochen zu einem gläubigen Menschen und versteht sich auch mit den anderen Bewohnern des Hauses gut. Zu Scott (Robert Gant) fühlt er sich besonders hingezogen, was auf Gegenseitigkeit beruht und von Gayle misstrauisch beäugt wird. Mark versucht zunächst noch, seine Gefühle für Scott zu verdrängen, aber als Scott das Haus nach einem Streit mit Gayle verlässt und Marks Zimmergenosse versucht sich das Leben zu nehmen, überdenkt er seine Situation. Ist er bereit, sich auf ein neues Leben und eine neue Liebe einzulassen?

Ich war anfangs etwas unsicher, ob mir der Film gefallen würde, denn ich habe im Allgemeinen mit Gott, Beten und Umerziehung nichts am Hut. Glücklicherweise ist dieses Thema hier aber sehr sensibel umgesetzt worden und kommt nicht mit dem Holzhammer daher. Vielmehr wird auf die Probleme der einzelnen Personen eingegangen und nichts so einfach "weggebetet", das fand ich sehr erfreulich.

Die Darsteller sind durchgehend sehr gut, das wertet den Film zusätzlich auf. Besonders Judith Light kann hier sehr überzeugen, ganz tolle Leistung. Chad Allen ist ein echtes Schnuckelchen, er sieht nicht nur klasse aus, er passt auch optimal in seine Rolle und verkörpert seinen Part äußerst glaubhaft. Insgesamt gesehen ein Film der wirklich rundum gelungen ist. Sehr empfehlenswert.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Lourdes

"Lourdes" ist ein Film von Jessica Hausner (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Der Film handelt von einer Pilgerfahrt in den Wallfahrtsort Lourdes und die geheimen Sehnsüchte nach einer wundersamen Heilung.

Die junge Christine (Sylvie Testud) leidet an Multipler Sklerose und sitzt aufgrund dieser Krankheit gelähmt im Rollstuhl. Sie gehört zu einer Gruppe von Pilgern, die sich auf den Weg nach Lourdes gemacht haben, obwohl sie selbst scheinbar nicht besonders religiös ist. Es geht ihr eher um die Reise und darum, unter Menschen zu sein. Der Film zeigt den Ablauf der Pilgerreise, die gemeinsamen Mahlzeiten im Speisesaal, den Besuch der Grotte, die Waschung, das Beten, die Segnung, ohne jeden wertenden Kommentar, sondern ganz nüchtern. Er zeigt auf der einen Seite die Kranken und auf Besserung hoffenden Reisenden und auf der anderen Seite die helfenden Malteserinnen und Malteser und deren Arbeit. Es ist ein Einblick in eine recht fremde Welt, aber durchaus auch interessant.

Bei Christine setzt tatsächlich eine Besserung ein, denn sie kann sich plötzlich wieder bewegen, sogar ihren Rollstuhl verlassen. Ist hier ein Wunder geschehen? Man beglückwünscht sie von allen Seiten, sie gewinnt sogar den Preis für die beste Pilgerin, aber es gibt auch leise böse Stimmen, die sich fragen, warum ausgerechnet sie geheilt wurde. Hier schlägt der Ton um und der Film landet wieder in der Realität. So gläubig die meisten hier auch tun, das "Wunder" steht den anderen doch gar nicht zu, oder? Das allgemeine Getuschel wird ziemlich gallig. Christine selbst kann ihr Glück nur ungläubig bestaunen. Ob sie tatsächlich geheilt ist oder die Besserung nur vorübergehend ist, das beantwortet der Film nicht.

Es ist ein böses Märchen, wie Jessica Hausner selbst gesagt hat, auch wenn diese Bezeichnung ebenfalls auf ihren vorherigen Film "Hotel" zutrifft, den ich auch sehr empfehlen kann. Hier geht es aber um die Wunder, die die Pilger in Lourdes erwarten, in einem großen Zirkus für gläubige Menschen. Es ist schon ein merkwürdiges Völkchen, das sich dort einfindet, anders kann ich das nicht sagen. Jessica Hausner zeigt das in eindrucksvoller Art und Weise, der Film könnte schon fast als Dokumentation durchgehen. Sehr empfehlenswert.

Montag, 18. Oktober 2010

Mord auf der anderen Seite

"Mord auf der anderen Seite" ist der dritte Teil der Krimireihe mit dem Privatdetektiv Donald Strachey und stammt aus dem Jahr 2008. Regie führte auch hier wieder Ron Oliver.

Donald Strachey (Chad Allen) hat es hier mit einem älteren lesbischen Pärchen (Margot Kidder und Gabrielle Rose) zu tun, die in einer Kleinstadt leben und seit einiger Zeit terrorisiert werden. Es geht um Mobbing, Vandalismus und schließlich auch Brandstiftung.

Der Fall entwickelt sich aber schnell zu einer größeren Geschichte, in der auch ein Ex-Freund von Donalds Mann Tim (Sebastian Spence) eine Rolle spielt. Homophobie ist hier nicht das einzige Problem, das liegt ganz woanders. Dazu kommt noch Erpressung wegen eines lange zurückliegenden Todesfalls. Doch wer oder was steckt wirklich dahinter? Es geht auch um Geheimnisse, die längst keine mehr sind.

Auch in diesem Fall kann der kleine und drahtige Ermittler wieder überzeugen. Sein Assistent Kenny Kwon (Nelson Wong) darf erstmals in den Außendienst und sich dort nützlich machen. Tims Ex-Freund gibt Anlass zur Eifersucht, oder etwa doch nicht? Sonst bleibt nur zu sagen, diese Krimireihe macht sehr viel Spaß, ist gut gespielt und dabei gleichzeitig spannend, sexy und humorvoll. Was will man mehr? Absolut empfehlenswert.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Angel

"Angel" ist ein Film von Francois Ozon (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2007 und basiert auf dem Roman der britischen Schriftstellerin Elizabeth Taylor.

Die junge Angel Deverell (Romola Garai) wächst in eher ärmlichen Verhältnissen auf, aber sie hat den großen Traum, einmal eine erfolgreiche und berühmte Schriftstellerin zu werden. Tatsächlich hat das junge Mädchen eine überbordende Fantasie und die Fähigkeit, kitschige Geschichten zu schreiben. Auch wenn sie selbst kaum Lebenserfahrung hat, die Geschichten entspringen alle ihrer Fantasie. Angel brennt innerlich, sie lebt für ihre Träume und sie lebt in ihren Träumen, auch wenn ihr das den Blick für die Wirklichkeit versperrt, sie bemerkt es nicht, denn für sie ist die Welt so, wie sie es sich erträumt. Sie ist trotzig und eigenwillig, aber ebenso zielstrebig.

Als sie einen Roman geschrieben hat, findet sich in London sogar ein Verleger, der diesen veröffentlichen will. Theo (Sam Neill) glaubt an Angel, auch wenn seine Frau Hermione (Charlotte Rampling) der jungen Frau skeptisch gegenüber steht.

Angel hat Erfolg mit ihren Büchern, das Publikum lechzt nach ihren Geschichten und sie wird tatsächlich reich und berühmt. Sie kauft sich ein großes Anwesen, "Paradise", das sie schon in ihrer Kindheit immer bewohnen wollte. In ihren Romanen entwirft sie Traumwelten mit großen Gefühlen, wunderschönen Heldinnen und der alles erfüllenden Liebe. Ihre eigene große Liebe wird der erfolglose und undurchschaubare Maler Esmé (Michael Fassbender), dessen Schwester Nora (Lucy Russell) Angel in treuer Verehrung zur Seite steht. Esmés Gemälde sind eher düster und ohne grelle Farben, ganz im Gegensatz zu Angels Welt, in der alles schön, bunt und prachtvoll ist. Die beiden heiraten, obwohl sie doch so verschieden sind und man als Zuschauer schon ahnt, das geht nicht gut.

Nach einer kurzen Zeit des Glücks bricht der erste Weltkrieg aus und alles ändert sich. Esmé meldet sich freiwillig und Angel macht ihm deswegen eine große Szene. In ihrer Gegenwart darf der Krieg nicht erwähnt werden, sie weigert sich einfach, den Traum von ihrem bisherigen Leben aufzugeben. Sogar die Leser laufen ihr weg, ihr Stil ist nicht mehr gefragt. Schließlich kommt Esmé als Invalide und gebrochener Mann wieder zurück nach "Paradise", aber das Leben hat sich für alle geändert. Der Traum ist vorbei, die Farben sind verblasst.

"Angel" wurde von den Kritikern und vom Publikum größtenteils abgelehnt, viele Zuschauer konnten nur wenig damit anfangen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man hier jedoch die Verehrung von Francois Ozon für die Werke von Douglas Sirk und Rainer Werner Fassbinder und ihre gemeinsame Vorliebe für das Melodram. Ozon bedient sich hier sämtlicher Hilfsmittel, um das am Leben zu halten. Die Kutschfahrten durch London vor einer gemalten Kulisse, die ergreifende Musik im Hintergrund, die prachtvolle Ausstattung, die wunderbaren Kostüme, den Regenbogen beim Heiratsantrag, er lässt nichts aus und alles passt genau.

Die Darsteller sind genial ausgewählt. Die für ihre Rolle zu Unrecht gescholtene Romola Garai spielt grandios. Ob als junges Mädchen mit großen Träumen oder dann am Ende als verwirrte Frau, die nur noch einsam und verlassen mit ihren Tieren zu Hause ist und langsam den Verstand verliert, sie ist hervorragend. Ebenso Michael Fassbender, ein Name den man sich merken muss, er verkörpert seine Rolle so, dass man ihn gleichzeitig lieben und hassen kann.

Charlotte Rampling und Sam Neill sind wie üblich großartig, wobei ich besonders auf das erste Zusammentreffen von Angel und Hermione aufmerksam machen möchte, das ist köstlich.

Insgesamt gesehen ein Film, den man sich durchaus in Ruhe anschauen sollte, denn er bietet viel mehr, als allgemein gesagt wird. Von mir gibt es eine ganz große Empfehlung.

Pornography

"Pornography" ist ein Film von David Kittredge (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Die DVD zeigt den Film im Original mit Untertiteln.

Die Handlung dreht sich um den schwulen und erfolgreichen Pornostar Mark Anton, der 1995 aus dem Business aussteigen wollte, sich aber noch für viel Geld mit einem letzten Kunden zu einem Interview treffen sollte und danach nie wieder gesehen wurde.

Fünfzehn Jahre später will der Journalist Michael ein Buch über die Geschichte der Pornografie schreiben und stößt bei seinen Recherchen auf ein Snuff-Video, das den Tod von Mark Anton zeigt. Bald schon scheint Michaels Leben und das seines Freundes in Gefahr zu sein, denn es häufen sich merkwürdige Begebenheiten und Drohungen.

Zur gleichen Zeit will der Pornostar Matt das Leben von Mark Anton verfilmen, das Drehbuch dazu hat er selbst geschrieben. Immer mehr vermischt sich sein eigenes Leben mit dem von Mark und auch Matt wird von merkwürdigen Träumen verfolgt, bis die Realität nicht mehr zu erkennen ist.

Der Film zeigt drei verschiedene Handlungsebenen, die sich alle miteinander vermischen. Dazu gibt es verstörende Bilder, die in ihrer Art und Weise durchaus an die Werke von David Lynch erinnern, auch wenn sie nicht dessen Klasse erreichen. Was hier Traum und was Wirklichkeit ist, wer kann das schon sagen. Die Atmosphäre ist jedenfalls bedrohlich und einschüchternd. Ob das alles letztendlich Sinn macht, das kann ich beim besten Willen nicht beantworten.

Insgesamt gesehen ein Film, der keine Fragen beantwortet, sondern ständig neue aufwirft. Mir hat er ganz gut gefallen, vielleicht ein bisschen zu lang, aber durchaus sehenswert. Von den hauptsächlich negativen Kritiken sollte man sich in diesem Fall nicht zu sehr beeinflussen lassen.

Samstag, 16. Oktober 2010

Passengers

"Passengers" ist ein Film von Rodrigo Garcia aus dem Jahr 2008 und möchte gerne ein Mystery-Thriller sein, nur klappt das leider überhaupt nicht.

Die junge Psychologin Claire (Anne Hathaway) soll sich um eine kleine Gruppe von Passagieren kümmern, die einen Flugzeugabsturz überlebt haben. In Gruppensitzungen werden sie von Claire zu ihren Erinnerungen dazu befragt und die einzelnen Schilderungen weichen stark voneinander ab. Einzig Eric (Patrick Wilson) weigert sich beharrlich, an den Sitzungen teilzunehmen und auch nur über den Vorfall zu sprechen.

Claire fühlt sich besonders zu Eric hingezogen und bald schon kommen sich die beiden näher, als es für eine Psychologin und ihren Patienten ratsam ist. Gleichzeitig verschwinden nach und nach die anderen Überlebenden scheinbar spurlos vom Erdboden und die Fluggesellschaft, besonders Mr. Arkin (David Morse) scheint etwas vertuschen zu wollen. Claire beginnt an eine Verschwörung zu glauben und anscheinend ist sie selbst in großer Gefahr. Was geht hier wirklich vor - und vor allen Dingen, wen interessiert das überhaupt?

Leider plätschert der Film knapp neunzig Minuten nur so vor sich hin, von denen nur in den letzten etwa fünfzehn Minuten noch ein ganz klein wenig Spannung aufkommt, wenn man das Rätsel bis dahin nicht schon durchschaut hat. Die Auflösung aber wiederum ist so langweilig und dröge, dass man schon leicht genervt sein kann.

Anne Hathaway ist als Psychologin total unglaubwürdig, passt damit aber irgendwie perfekt zu diesem Mystery-Unsinn. Dianne Wiest in einer kleinen Nebenrolle und David Morse scheinen sich zu fragen, was sie hier eigentlich sollen, das geht dem Zuschauer aber auch nicht anders. Der einzige Grund sich das hier anzutun ist Patrick Wilson, der in diesem Fall zwar nicht unbedingt durch seine Schauspielerei überzeugt, aber dafür wieder einmal umwerfend gut aussieht. Wenigstens noch etwas Positives. Insgesamt gesehen, ein Film den man gerne verpassen darf.

Systemschock

"Systemschock" - "Shock to the System" ist ein Film von Ron Oliver aus dem Jahr 2006 und der zweite Teil der Krimireihe um den schwulen Privatdetektiv Donald Strachey (Chad Allen).

Der junge Mann, der Strachey engagieren wollte, ist plötzlich tot, ohne dass Strachey weiß, worum es eigentlich bei dem Auftrag ging. Da er aber bereits einen Scheck erhalten hat, ermittelt er nun auf eigene Faust. Die Spur führt ihn in ein Institut, in dem Schwule in Heteros umerzogen werden sollen und das von Dr. Cornell geleitet wird. Strachey ermittelt Undercover und stößt bald auf einige Ungereimtheiten und Geheimnisse. Anscheinend geht hier nicht alles mit rechten Dingen zu. Nicht nur Dr. Cornell hat einiges zu verbergen, auch die Patienten sind nicht immer das, was sie vorgeben, aber wer ist hier ein Mörder?

Während der Ermittlungen wird Strachey schmerzhaft an seine erste große Liebe erinnert, während seiner Zeit bei der Army. Aber zum Glück hat er nun seinen Mann Tim, der ihn immer wieder auffängt, wenn es ihm nicht gut geht.

Auch der zweite Teil der Reihe um den Privatdetektiv Donald Strachey kann überzeugen und macht Lust auf mehr. Dieser Ermittler ist smart, sexy, knuffig und überaus sehenswert. Auch hier wieder eine große Empfehlung.

Und Du bist raus!

"Und Du bist raus!" - "Third Man Out" ist ein Film von Ron Oliver aus dem Jahr 2005, basierend auf den Büchern von Richard Stevenson. Der Film ist der erste Teil einer Serie von Krimis, in denen der offen schwule Privatdetektiv Donald Strachey (Chad Allen) die Hauptfigur ist.

Donald Strachey lebt mit seinem festen Partner Tim Callahan (Sebastian Spence) in Albany. Die beiden wohnen in einem Haus, das renovierungsbedürftig ist und deswegen Unsummen von Geld verschlingt. Als eines Tages der Schwulenaktivist John Rutka die Dienste von Strachey in Anspruch nehmen will, weigert sich dieser zunächst, weil er mit Rutkas Methode, Prominente und Politiker zu outen, nicht einverstanden ist. Da Rutka ihm aber viel Geld bietet, geht Strachey schließlich auf das Angebot ein, Rutka zu beschützen und denjenigen zu finden, der ihn bedroht.

Strachey traut Rutka nicht und denkt, die Anschläge auf ihn hätten er und sein Partner selbst geplant, aber dann findet man plötzlich Rutkas Leiche, bzw. das, was noch davon übrig ist. Strachey macht sich Vorwürfe und beginnt erneut, in diesem Fall zu ermitteln. Damit bringt er aber nicht nur sich, sondern auch Tim in Gefahr und es gibt auch noch einige Überraschungen.

Meiner Meinung nach ist das ein toller Start für eine neue Krimiserie. Donald Strachey, der Privatdetektiv, ist eine erfrischend neue Figur im allgemeinen Krimiallerlei. Er lebt mit seinem Mann in einer festen Beziehung, beide haben eine Vorliebe für Martinis und sind zudem auch noch extrem schnuckelig. So kann es weitergehen. Sehr empfehlenswert.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Mon beau petit cul - Mein süßer kleiner Arsch

"Mon beau petit cul" - "Mein süßer kleiner Arsch" ist ein Film von Simon Bischoff aus dem Jahr 1997. Der Film handelt von älteren schwulen Männern, die sich in Marokko niedergelassen haben und sich mit jungen Marokkanern vergnügen.

Einfacher ausgedrückt, alte Säcke, sorry, die sich junge Männer halten und damit prahlen, wie billig diese zu haben sind. Man ist gleichzeitig gerührt und geschüttelt. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Es ist natürlich auch ein Fall von Angebot und Nachfrage. Alte Männer, ich habe in diesem Zusammenhang mal den Begriff "Ricard-Tanten" gelesen, berichten über ihr Sexleben mit jungen Männern, die für ihre Leistungen entsprechend entlohnt werden. Da wird auch schon mal Buch geführt über die Liebhaber und deren Bezahlung.

Andererseits wird auch schon recht deutlich gesagt, das Alter spielt keine Rolle, allein der Geldbeutel zählt, man hat es sich schon fast gedacht, oder? Wie einer der jungen Männer auch bestätigt "Es kann auch Spaß machen, aber es ist das Geld das zählt."

Als Extra gibt es ein Interview mit einem der jungen Männer, der sich windet wie ein Aal, um nur ja nichts Deutliches zu sagen, aber damit mehr sagt, als er glaubt.

Insgesamt gesehen ein sehr merkwürdiges "Vergnügen", das man sich anschauen kann, aber nicht muss. Ich persönlich würde eher davon abraten, denn diese Dokumentation ist weder wirklich sehenswert, noch irgendwie aufschlussreich.

Taxi zum Klo

"Taxi zum Klo" ist ein Film von Frank Ripploh (Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller) aus dem Jahr 1980. Es ist ein kleiner Undergroundfilm, damals für wenig Geld produziert, der aber zum Kultfilm avanciert ist und nun im Directors Cut vorliegt.

Der Film zeigt einen Blick in das schwule Leben in Berlin Ende der siebziger Jahre. Die Hauptperson ist Frank (Frank Ripploh), der als Lehrer an einer Grundschule unterrichtet und in seiner Freizeit in der schwulen Szene unterwegs ist. In einem Kino lernt er Bernd (Bernd Broaderup) kennen, der dort als Kassierer arbeitet. Die beiden verlieben sich und Bernd zieht bei Frank ein.

Bernd träumt von einem ruhigen und gemütlichen Leben, am liebsten auf dem Land auf einem kleinen Bauernhof. Frank dagegen ist ständig auf der Jagd nach neuen Abenteuern, er will seine Sexualität ausleben und ist immer auf der Suche nach neuen Kicks. Er bringt seine Eroberungen sogar mit nach Hause und treibt es dort mit ihnen. Bernd kocht für Frank und kümmert sich um den Haushalt, was Frank fast wahnsinnig macht, auch wenn er insgeheim Angst hat, Bernd zu verlieren.

Auf dem Berliner Tuntenball vergnügt sich Frank den ganzen Abend mit einem jungen Kerl, während Bernd nur zuschauen kann. Auf dem Heimweg streiten sich die beiden deswegen und gehen getrennte Wege, aber ist damit wirklich alles aus?

Dieser Film ist ein tolles Zeitdokument der Ära vor Aids, hier gibt es keine Tabus. Die ziemlich ausführliche Darstellung der Sex-Szenen dürfte damals ein ziemlicher Skandal gewesen sein, wobei ich nicht weiß, wieviel davon in der ursprünglichen Kinofassung vorhanden war. Andererseits, wer sich diesen Film anschaut, der sollte schon wissen, worauf er sich einlässt, oder? Der Film war damals ein großer Erfolg, selbst in New York ist er sehr erfolgreich gelaufen.

Frank Ripploh, der tatsächlich als Lehrer tätig war, hatte sich 1978 in einem Artikel im "Stern" geoutet. Damals galt Homosexualität in weiten Schichten der Bevölkerung noch als abartig und pervers, es war ein absolutes Tabu. Viele Homosexuelle lebten deshalb eine Art Doppelleben, indem sie ihre Neigung verbargen. Traurig genug und so lange ist das alles gar nicht her.

Frank Ripploh ist am 24. Juni 2002 an einem Krebsleiden gestorben. Er selbst beschrieb "Taxi zum Klo" als einen Film über die Möglichkeit einer Liebe. Damit ist er schon verdammt nah an Fassbinder dran.

Insgesamt gesehen ein schriller kleiner Film, den ich nur sehr empfehlen kann, auch wenn er heute vielleicht schon etwas veraltet wirkt, es lohnt sich trotzdem, denn er ist erfrischend ehrlich und konsequent.

Montag, 11. Oktober 2010

Chocolat

"Chocolat" ist ein Film des schwedischen Regisseurs Lasse Halström (ABBA-Der Film, 1977) aus dem Jahr 2000.

Der Film spielt 1959 in einer kleinen verschlafenen, französischen Stadt. An einem kalten Wintermorgen, der Nordwind ist eisig, trifft Vianne mit ihrer Tochter Anouk in der Stadt ein, um dort eine Chocolaterie zu eröffnen. Der Bürgermeister, der sehr streng über die Stadt herrscht wie ein Gutsherr, ist empört, schließlich ist gerade Fastenzeit und auch sonst ist der gute Mann allen Lüsten gegenüber mehr als abgeneigt und verdammt diese. Er erklärt Vianne den Krieg und will sie so schnell wie möglich wieder vertreiben.

Vianne aber erobert so langsam die Herzen der Bewohner und erkennt schnell, wer welche Probleme hat. Und Schokolade kann viel bewirken, wie man bald feststellen wird.

Zugegeben, der Film ist ein bißchen kitschig, aber ich sehe ihn trotzdem immer wieder gern. Die Schauspieler sind allesamt großartig, angefangen bei der wunderbaren Juliette Binoche, die einfach bezaubernd ist, bis zu Johnny Depp, der ebenfalls fantastisch ist. Daneben glänzen noch Judi Dench, Lena Olin, Carrie-Anne Moss, Leslie Caron, John Wood, Peter Stormare und viele andere. Den Vogel schießt aber Alfred Molina ab, als Bürgermeister, der einige Zeit braucht, bis auch er endlich der süßen Versuchung erliegt. Ganz große Klasse.

Ja, manchmal muss auch ein wenig Kitsch erlaubt sein, besonders wenn er so zauberhaft wie hier präsentiert wird. Das ist ein sehr sinnlicher und warmherziger Film, auch wenn ihn viele nicht mögen. Ich lasse mich gerne davon verzaubern. Sehr empfehlenswert.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Good News

"Good News" ist ein Dokumentarfilm von Ulrich Seidl aus dem Jahr 1990 und beschäftigt sich mit der Welt der ausländischen Zeitungsverkäufer auf den Strassen Wiens auf der einen Seite und der Welt der Zeitungsleser auf der anderen. Der passende Untertitel lautet auch dementsprechend: Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern.

Die meist jungen Männer, Asylbewerber aus Ägypten, Pakistan, Indien, der Türkei und noch vielen weiteren Ländern, sind Tag und Nacht in ihren gelb-roten Jacken unterwegs, um die größten Tageszeitungen zu verkaufen. Die Vertriebsfirma schult die Mitarbeiter per Videoaufzeichnung, wodurch sie in ihre Arbeit eingewiesen werden. Immer freundlich sein, die Zeitungen ordentlich präsentieren, am zugewiesenen Platz bleiben usw. Auf der Strasse wird das von Kontrolleuren überprüft und wer sich nicht daran hält, muss mit Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlust rechnen. Das Motto lautet: Keep Smiling - Keep Selling.

Daneben zeigt der Film auch die private Seite der Kolporteure und die Behausungen, in denen diese untergebracht sind. Diese Bilder sind erwartungsgemäß schwer erträglich, weil die Lebensumstände dieser Männer wirklich erbärmlich sind.

Einzelne Verkäufer werden bei ihrer tagtäglichen Arbeit mit der Kamera verfolgt. So z. B. beim Zeitungsverkauf in einem Krankenhaus, das eher an den Wartesaal des Todes erinnert. Andere wieder werden beim Gespräch mit ihren Stammkunden gezeigt, meist ältere Menschen, die ein wenig Zuspruch suchen. Ein Verkäufer wird von einer Frau gefragt, ob man als Zeitungsverkäufer reich wird. Ich habe wirklich selten so eine dämliche Frage gehört.

Aber Ulrich Seidl hatte mit seinem Film nicht vor, den Zeitungskonzern anzuprangern, das passiert schon von alleine beim Anschauen. Er zeigt auf der anderen Seite die Österreicher in ihrem privaten Umfeld und ihren ganz normalen alltäglichen Wansinn. Und hier tut sich mal wieder die Hölle auf. Wie bekommen einen Blick in die Spießigkeit der Wohnzimmer und Schrebergärten, den Umgang mit den Haustieren, Menschen in ihrer Stammkneipe, im Solarium und so weiter. Das ist gleichzeitig erschreckend und bizarr. Ohne jede Scheu stellen sich die Menschen vor Seidls Kamera und erzählen aus ihrem Leben, da traut man weder seinen Augen noch seinen Ohren.

Wie üblich kann ich diesen Film nur sehr empfehlen, die Arbeiten von Ulrich Seidl sind einfach zu gut, um sie zu übersehen. Eine Warnung ist aber auch hier wieder angebracht, denn die Bilder sind teilweise nur schwer zu ertragen. Aber das ist das wahre Leben eben auch manchmal.

Du sollst nicht lieben

"Du sollst nicht lieben" ist ein Film von Haim Tabakman aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Merav Doster.

Der Fleischer Aaron (Zohar Strauss) ist ein geachtetes Mitglied der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Jerusalem. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt sein Leben nach strengen Regeln. Nach dem Tod seines Vaters hat er dessen Metzgerei übernommen, wo er alleine arbeitet und nun eine Aushilfe sucht.

Eines Tages platzt plötzlich der junge Student Ezri (Ran Danker) in den Laden, um Schutz vor dem Regen zu finden. Es stellt sich heraus, dass Ezri keine Unterkunft hat und nach einigem Zögern stellt Aaron den bildschönen jungen Mann aus Aushilfe ein und überlässt ihm ein Zimmer über der Metzgerei.

Aaron ist ein stiller und verschlossener Mensch, ganz anders als Ezri, der viel unbefangener ist. Von Anfang an liegt eine erotische Spannung zwischen den beiden Männern in der Luft, die Aaron jedoch als Prüfung seines Glaubens auffasst. Bald schon kann aber auch Aaron seine Gefühle für Ezri nicht mehr unterdrücken und beide geben sich ihrer Leidenschaft hin.

Die heimliche Liebesbeziehung bleibt natürlich nicht lange verborgen, da in der Gemeinde jeder auf jeden aufpasst. Aaron wird von Tora-Stundenten massiv unter Druck gesetzt und auch der Rabbi redet ihm ins Gewissen. Als der Rabbi ihn auffordert, Ezri fortzuschicken antwortet Aaron "Ich brauche ihn. Ich war tot, jetzt bin ich lebendig."

Was weiter passiert, will ich an dieser Stelle nicht verraten, bitte selbst anschauen, es lohnt sich. Hier gibt es einen Einblick in ein Leben, das wohl vielen fremd sein wird. Die strengen Rituale, das Beten, die Kleidung, all das ist schon ziemlich heftig. Haim Tabakman hat sich in seinem Spielfilmdebüt an ein brisantes Thema herangewagt. Zwei orthodoxe Juden, die sich ineinander verlieben, das ist mutig, wobei Homosexualität im orthodoxen Glauben offiziell gar nicht existiert. Die Filmcrew wurde übrigens während der Dreharbeiten in Jerusalem mit Steinen beworfen, das lässt ja auch schon tief blicken.

Die beiden Hauptdarsteller sind absolut großartig, ihre unterdrückten Gefühle und die Leidenschaft füreinander drücken sie in kleinsten Gesten und Blicken aus. Ganz große Empfehlung von mir für diesen wirklich wunderschönen Liebesfilm.

Hannah Free

"Hannah Free" ist ein Film von Wendy Jo Carlton aus dem Jahr 2009 und handelt von der lebenslangen Freundschaft und Liebe zwischen Hannah und Rachel.

Hannah lebt im Altersheim, kann sich kaum noch bewegen, hat aber ihren Humor und ihren Zynismus nicht verloren. Auf einer anderen Station liegt ihre große Liebe Rachel nach einem Schlaganfall im Koma. Hannah darf Rachel nicht besuchen, weil deren Tochter Marge es ihr nicht gestattet. Mit Hilfe der jungen Greta, die sich als Rachels Urenkelin herausstellt, kann Hannah nachts zu Rachel ins Zimmer, um an ihrem Bett zu sitzen.

Die junge Rachel erscheint Hannah immer wieder in ihren Tagträumen und beide erinnern sich an ihr Leben. Schon früh waren sie sich ihrer Liebe füreinander bewusst, dürften diese aber nicht leben. Hannah zog in die Welt, sie war schon immer sehr abenteuerlustig, während Rachel zu Hause blieb. Sie heiratete, bekam zwei Kinder und wurde bald Witwe. Hannah kehrte immer wieder zu Rachel zurück, aber es zog sie auch ständig wieder fort. Trotz ihrer scheinbaren Gegensätze blieben sie immer ein Paar.

Die ältere Hannah wird von der wunderbaren Sharon Gless gespielt und sie ist mit Abstand das Beste an diesem Film. Ihre Szenen überzeugen auf ganzer Linie, besonders wenn sie mit der jüngeren Rachel im Gespräch ist. Das macht den Film sehenswert.

Die Lebens- und Liebesgeschichte der beiden Frauen wird für meinen Geschmack zu schnell heruntergedreht, hier hätte man doch noch mehr herausholen können. Der Film galoppiert durch die Jahre, als wäre der Teufel hinter ihm her. Hannah geht weg, sie schreibt Briefe, sie kommt wieder, die beiden haben Sex usw. Das ist zu flach, was sehr schade ist, denn die Geschichte könnte besser erzählt sein.

Die Darstellerin der jüngeren Rachel ist eine Augenweide und macht ihre Sache sehr gut, was man von der Darstellerin der jüngeren Hannah nun wirklich nicht sagen kann. Sorry, aber da hat die Besetzung versagt.

Ich will jetzt aber nicht zu negativ klingen, der Film ist nicht schlecht, aber er hätte um einiges besser sein können. Allein schon wegen Sharon Gless ist er aber doch empfehlenswert.

Samstag, 9. Oktober 2010

Fish Tank

"Fish Tank" ist ein Film von Andrea Arnold (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten.

Die fünfzehnjährige Mia (Newcomerin Katie Jarvis) lebt mit ihrer kleinen Schwester und ihrer Mutter Joanne (Kierston Wareing) in einer kleinen schäbigen Sozialwohnung in einem Wohnblock in Essex. Zur Schule geht Mia nicht mehr, ihr großer Traum ist das Tanzen. In einer leerstehenden Wohnung trainiert sie zu HipHop-Klängen ihre Schritte. Mit ihrer Mutter versteht sie sich nicht besonders gut, diese ist zu sehr mit wechselnden Freunden, Partys und Alkohol beschäftigt. Mia ist streitsüchtig und unnahbar, gleichzeitig aber auch sensibel und verletzlich.

Eines Tages trifft sie in der Küche auf einen halbnackten Mann. Connor (Michael Fassbender), der neue Freund ihrer Mutter, ist so ganz anders, als alle anderen vorher. Er ist charmant, gutaussehend und überaus verständnisvoll. Es sieht so aus, als würde das Leben der kleinen Familie plötzlich eine neue Richtung einschlagen. Mia verliebt sich in Connor und sucht seine Nähe. Er unterstützt sie bei der Bewerbung für ein Tanz-Casting, aber dann kommen sie sich zu nah und Connor verschwindet von der Bildfläche. Mia spürt ihn auf und entdeckt sein Geheimnis, dabei kommt es fast zu einer Katastrophe.

Da Mia begreift, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann, beschließt sie letztendlich, mit einem Freund fortzugehen. Ihr letzter Blick zurück gilt dem Wohnblock, den sie hinter sich lässt. Sie hat das Aquarium verlassen. Was die Zukunft ihr bringen wird, steht in den Sternen...

Das ist ein faszinierender und überzeugender Film mit einer genialen Besetzung. Allein schon Katie Jarvis, die von der Straße weg engagiert wurde und keine Schauspielerfahrung hat, ist ein Knaller. Neben ihr glänzt Michael Fassbender als Sympathieträger, dessen Fassade langsam bröckelt. Ebenso brillant ist Kierston Warering als überforderte Mutter, die zwar noch jung ist, ihre besten Jahre aber trotzdem schon hinter sich zu haben scheint. Alle Drei spielen absolut hervorragend.

Insgesamt gesehen ein zwar tristes Sozialdrama, das ist nicht abwertend gemeint, aber durch die Darsteller von Anfang bis Ende sehr sehenswert. Auf jeden Fall empfehlenswert.

Plan B

"Plan B" ist ein argentinischer Spielfilm von Marco Berger (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Bruno (Manuel Vignau) ist von seiner Freundin Laura (Mercedes Quinteros) abserviert worden. Der Grund ist Pablo (Lucas Ferraro), Lauras neuer Freund. Bruno will das aber nicht auf sich sitzen lassen und Laura zurückgewinnen, egal wie. Schließlich kommt ihm in den Sinn, sich an Pablo heranzumachen und da gibt es so einige Möglichkeiten.

Wer nun eine lustige Posse erwartet, der ist hier völlig falsch, denn was jetzt passiert, ist eine der wundervollsten Liebesgeschichten, die ich je gesehen habe. Bruno und Pablo freunden sich schnell an und verbringen viel Zeit miteinander. Aus dem anfänglichen Spaß wird jedoch bald Ernst, denn unabhängig voneinander fangen beide plötzlich an, ihre sexuelle Identität in Frage zu stellen. Schon bald verbindet sie ein vertrauter, fast zärtlicher Umgang, ohne dass einer der beiden das je zugeben würde.

Dass die Geschichte an einigen Stellen etwas unglaubwürdig ist, macht überhaupt nichts, denn dafür ist sie einfach hinreißend erzählt. Der Film kommt ohne viele Worte aus und ist leise und bedächtig, aber bei weitem keine einfache Klamotte. Das ist ein bewegender und wunderschöner Film mit einem ganz zauberhaften Schluss.

Die Darsteller sind äußerst sympathisch und glaubwürdig und überzeugen durch ihr natürliches Spiel. Ihre Gefühle drücken sie hauptsächlich durch Blicke und Gesten aus, manchmal aber auch durch Worte: "Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Es war nicht zu steuern." Das ist pures Gefühlskino.

Insgesamt gesehen ein wundervoller Film über die Kraft und die Magie der Liebe, sehr sehenswert. Ich bin total begeistert, unbedingt anschauen und mitschwärmen. Hier erwartet einen viel mehr, als man glaubt.

Roman Polanski: Wanted and Desired

"Roman Polanski: Wanted and Desired" ist eine Dokumentation von Marina Zenovich aus dem Jahr 2008 und beschäftigt sich mit dem Prozess gegen Roman Polanski, dem 1977 vorgewurfen wurde mit einer damals dreizehnjährigen Sex gehabt zu haben.

Roman Polanski wurde 1933 in Paris geboren. Seine Eltern kehrten 1936 nach Polen zurück, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Sie waren jedoch bald gezwungen, ins Krakauer Ghetto umzuziehen. Polanskis Mutter wurde im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht, sein Vater hat in einem anderen KZ überlebt. Polanski selbst konnte sich verstecken und so den Krieg überleben.

Er begann Filme zu drehen und zog nach einiger Zeit in England schließlich nach Amerika. Er hatte bereits große Erfolge mit seinen Filmen und war mit der Schauspielerin Sharon Tate verheiratet, die im August 1969 von Mitgliedern der Manson-Bande in Los Angeles brutal ermordet wurde, als sie hochschwanger war.

Roman Polanski, der in seinem Leben schon so einiges mitgemacht hatte, wurde um sein Lebensglück gebracht, es blieb nur Kummer und Schmerz.

Das junge Mädchen, das von ihm angeblich missbraucht wurde, hatte er im Auftrag der Männerausgabe der "Vogue" fotografiert und das bereits zum zweiten Mal, als es in dem Haus von Jack Nicholson zu dem Übergriff unter Einfluss von Drogen kam. Polanski galt zu diesem Zeitpunkt als Womanizer, mit einer besonderen Vorliebe für junge Frauen. Die Mutter des jungen Mädchens selbst hatte sich bei ihm als Schauspielerin beworben.

Der Prozess gegen Polanski wurde zu einer Medienschlacht. Die Stimmen aus Europa waren meistens auf seiner Seite, aber in Amerika begann eine wahre Hexenjagd, die bis heute noch anhält. Polanski war für die meisten Amerikaner der geborene Schuldige. Der böse Ausländer, der mit Akzent sprach, Erfolg hatte, von kleiner Gestalt war und irgendwie schuldig schien. Dazu die Geschichte mit seiner ermordeten Frau, die ihn wie ein Fluch verfolgte. Das wurde er nie los. Allein diese Gedankengänge sind schockierend.

Der Prozess war eine Farce, geführt von einem Richter, der besonders mediengeil war, wie in dieser Dokumentation zu erfahren ist. Polanski verbrachte 42 Tage im Gefängnis und sollte dann begnadigt werden, aber es stellte sich heraus, dass der Richter sich nicht an die Vereinbarung halten würde. Daraufhin floh Polanski 1978 nach Frankreich, wo er seitdem lebte und nicht ausgeliefert wurde.

Seine eigentliche Tat soll hier nicht verharmlost werden, allerdings hat ihm sein damaliges Opfer längst verziehen und ist selbst nicht weiter an einer Verfolgung interessiert. Durch diese Dokumentation, die ohne Rücksprache mit Roman Polanski entstand, wurde der Fall in Amerika wieder neu ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und führte zu seinem zeitweiligen Hausarrest in der Schweiz im Jahr 2009. Auch wenn der Richter in dem Prozess damals offensichtlich falsch gehandelt hat, was außer Zweifel steht, kann Polanski nur begnadigt werden, wenn er sich erneut den amerikanischen Gerichten stellt, was er aber aus guten Gründen nicht tun wird. Sein Glauben an die Gerechtigkeit dürfte wohl stark erschüttert sein und wen sollte das wundern.

So interessant diese Dokumentation auch geworden ist, Roman Polanski wurde damit kein Gefallen getan. Es ist zwar zu befürworten, dass die Öffentlichkeit davon Kenntnis erhält, was damals passiert ist und wie das Recht verbogen wurde, aber es wird auch Zeit, diese Geschichte ruhen zu lassen.

Freitag, 8. Oktober 2010

Mit Verlust ist zu rechnen

"Mit Verlust ist zu rechnen" ist ein Film von Ulrich Seidl aus dem Jahr 1992. Das Drehbuch schrieb Seidl zusammen mit Michael Glawogger. Die Dokumentation behandelt die Gegenüberstellung von Wohlstand und Armut und gleichzeitig die Themen Alter und Einsamkeit.

In einem kleinen Dorf in Österreich lebt der Witwer Sepp, der auf der Suche nach einer neuen Frau ist, hauptsächlich um für ihn zu Kochen und den Haushalt zu führen. Dafür hat er sich die Witwe Paula auserkoren, die er aus Kindertagen kennt und die ganz in der Nähe in einem Dorf in Tschechien lebt. Mit seinem Fernglas beobachtet er sie und will sie für sich gewinnen.

Sie besuchen sich gegenseitig, darüber erstaunt wie der jeweils andere lebt, obwohl die räumliche Entfernung zwischen ihnen nicht besonders groß ist und doch scheinen Welten dazwischen zu liegen. Auf der einen Seite ist alles sauber und ordentlich und auf der anderen Seite sind Straßen und Häuser in einem schlimmen Zustand. Die Menschen werden in ihrem normalen Alltag gezeigt, es wirkt alles trist und grau und wenig einladend.

Paula ist eine patente Frau, die sich mit ihrem Leben arrangiert hat und einigermaßen zufrieden zu sein scheint. Sepp kann hingegen nicht verstehen, weshalb sie nicht sofort auf sein Angebot eingeht, wo er ihr doch so viel zu bieten hat.

Die Bilder bleiben wie üblich unkommentiert und zeigen wirklich alles, auch das, was man eigentlich lieber nicht sehen möchte. Auch die Gespräche (mit Untertiteln) möchte man manchmal eher nicht mit anhören. Ein Besuch von Sepp und Paula auf einem Rummelplatz und ein anschließender Rundgang durch einen Sex-Shop ("Das sind ja lauter Ersatzteile") sind daneben sowohl rührend und komisch zugleich.

Eine richtige Kommunikation findet allerdings nicht statt, weil meistens alle gleichzeitig reden und immer am anderen vorbei. Es ist nicht angenehm, diesen Film anzuschauen, aber Ulrich Seidl beweist auch hier wieder seinen genauen Blick auf die Menschen und ihre Lebensumstände. Er ist dabei nicht gnadenlos, sondern ehrlich und behandelt seine Protagonisten mit dem größten Respekt. Genau das macht seine Arbeiten so wertvoll und sehenswert. Hier geht es nicht um billige Effekte, hier geht es um die Menschen. Sehr empfehlenswert.
 

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Interview (Remake)

"Interview" unter der Regie von Steve Buscemi 2007 entstanden, ist das Remake des gleichnamigen Films von Theo van Gogh. Die beiden Hauptrollen spielen hier Sienna Miller und Steve Buscemi.

Hier spielt der Film nicht in Holland, sondern in Amerika. Der Journalist Pierre Peders (Steve Buscemi) soll das Starlet Katya (Sienna Miller) interviewen. Pierre wäre eigentlich lieber in Washington, wo es gerade besonders kriselt, aber sein Auftrag zwingt ihn zu diesem Interview mit einem Soap-Sternchen.

Bei einem Remake stellt sich immer die Frage nach einem "Warum". Muss man unbedingt einen Film noch einmal neu drehen, ohne grundsätzlich etwas zu verändern? Aber, ach ja, in diesem Fall hat sich die Protagonistin die Brüste verkleinern lassen, was für ein toller Regieeinfall! So erscheint natürlich der ganze Film in einem anderen Licht. Ich kann gleich nicht mehr...

Sonst unterscheidet sich der Film nicht weiter von der Vorlage, bis auf Kleinigkeiten und die Leistungen der Schauspieler. Bei aller Liebe, dieses Remake erreicht nicht einmal ansatzweise die Intensität des Originals. Auch wenn ich Steve Buscemi sehr schätze, der Film bleibt deutlich zu flach. Sienna Miller ist und bleibt für die Klatschpresse geboren, als Schauspielerin kann sie mich nach wie vor nicht überzeugen. Ich fand sie schon in "Factory Girl" grauenvoll. Dazu passt übrigens auch ihre andauernde On/Off-Beziehung zu Jude Law, auch so ein "Talent", das weniger durch seine Schauspielkunst, als durch Klatsch auf sich aufmerksam macht.

Wenn Sienna Miller im Making-Of dann noch behauptet, den ursprüglichen Film nicht gesehen zu haben, um unbefangen an die Rolle herangehen zu können, dann frage ich mich allerdings, ob sie noch ganz bei sich ist.

Wie auch immer, ein Vergleich der beiden Filme lohnt sich irgendwie schon, aber ich plädiere ganz klar für das Original. Das ist viel unverklemmter und ehrlicher. Und nebenbei, die Schauspieler sind auch um einiges besser!
 

Interview (Original)

"Interview" ist ein Film von Theo van Gogh aus dem Jahr 2003. Es ist einer der letzten Filme van Goghs, der am 2. November 2004 in Amsterdam auf offener Straße von einem Islamisten ermordet wurde.

Der Journalist Pierre Peters (Pierre Bokma) soll das erfolgreiche Soap-Sternchen Katja Schuurman (spielt sich selbst) interviewen. Pierre ist eigentlich politischer Journalist und Kriegsberichterstatter und von dem bevorstehenden Interview mehr als angenervt, zumal die niederländische Regierung kurz vor einem Rücktritt steht und Pierre ums Verrecken lieber darüber berichten würde. "Die Regierung tritt zurück und ich muss zwei Titten interviewen." Die Vorzeichen für diesen Abend sehen nicht besonders gut aus.

Katja erscheint zu dem vereinbarten Termin, der in ihrem Loft stattfinden soll, auch noch eine gute Stunde zu spät. Pierre macht keinen Hehl aus seiner Abneigung Katja gegenüber und er hat sich auch nicht auf das Gespräch vorbereitet. Katja bemerkt jedoch schnell, mit wem sie es zu tun hat und reagiert höchst schnippisch und arrogant. Das Gespräch könnte also recht schnell vorbei sein, da sich beide nichts zu sagen haben und die Chemie eben einfach nicht stimmt. Und doch entwickelt sich im Laufe des Abends eine eigenartige Kommunikation zwischen den ungleichen Parteien.

Pierre, der Katja gegenüber nur Vorurteile hat ("Ihr Inneres besteht aus Luft, Stroh und Silikon.") und der sich selbst für einen begnadeten Journalisten hält, meint mit Katja leichtes Spiel zu haben. Katja aber, die es satt hat nur auf ihre Schönheit und ihre Brüste reduziert zu werden, beginnt ein perfides Spiel mit Pierre, der keine Ahnung hat, was mit ihm passiert.

Die beiden umkreisen sich, der Ton schwankt ständig zwischen Verführung, Verachtung, Misstrauen und Wut. Am Ende des Abends werden sich beide gegenseitig ein großes Geheimnis anvertraut haben und natürlich soll keiner das Geheimnis des anderen enthüllen, so ist es vereinbart. Aber wer wird sich daran halten und vor allen Dingen, wessen Geschichte ist wahr?

Theo van Gogh hat hier ein tolles Zwei-Personen-Stück entworfen und mit zwei hervorragenden Darstellern besetzt. Das ist ein Kammerspiel der besonderen Art und sehr sehenswert. Van Gogh selbst plante ein Remake seines eigenen Filmes in Amerika zu drehen, doch daraus wurde nichts mehr. So entstand 2007 unter der Regie von Steve Buscemi das Remake, aber dazu in einer eigenen Besprechung mehr.

Theo van Gogh war ein Mensch der oft aneckte, der sich nicht scheute, seine Meinung auszusprechen und der folglich nicht nur Freunde, sondern auch viele Feinde hatte. Sein früher Tod ist ein großer Verlust.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Nur eine Frage der Liebe

"Nur eine Frage der Liebe" - "Juste une question d'amour" ist ein Film von Christian Faure aus dem Jahr 2000 und wurde für das Fernsehen produziert.

Laurent ist Anfang Zwanzig und schwul, was er aber aus gutem Grund seiner Familie verschweigt. Sein Cousin Marc, der sich vor seinen Eltern geoutet hatte, wurde von diesen verstoßen und ist inzwischen an Hepatitis gestorben. Laurent lebt mit der hübschen Carole zusammen und seine Eltern glauben, die beiden seien ein Paar. Carole kommt auch regelmäßig zu den Familienfeiern und gibt somit Laurents Freundin ab. Laurents Mutter freut sich schon auf Enkelkinder.

Laurent macht ein Praktikum bei Cédric, der eine Gärtnerei führt und sich gleichzeitig seinen Forschungen widmet. Die beiden verlieben sich sehr schnell und verbringen eine schöne Zeit zusammen. Cédrics Mutter Emma erzählt Laurent, wie sie von Cédrics Schwulsein erfahren hat und wie sie sich langsam daran gewöhnt hat.

Laurent hat aber immer noch Probleme damit, sich seinen Eltern zu offenbaren, weil er sie nicht verlieren will. Cédric hat dafür kein Verständnis und will sich nicht verstecken und sich nicht für sein Schwulsein schämen. Es kommt zum Streit mit Laurent. Cédrics Mutter kann den Zustand der beiden jungen Männer nicht mehr länger mit ansehen und macht sich auf zu Laurents Eltern. Sie hofft auf Verständnis, aber leider läuft ihr Plan ins Leere. Kann es trotzdem noch ein Happy-End geben?

Das ist ein sehr zu Herzen gehender und bewegender Film mit wunderbaren Darstellern. Das Thema macht mich allerdings immer noch wahnsinnig wütend. Warum müssen die Mütter immer losheulen und die Väter mit Unverständnis und Ablehnung reagieren, wenn sich der Sohn outet? Jeder Mensch sollte den Menschen lieben können, den er liebt, egal ob Mann oder Frau. Warum ist das immer noch ein Problem?

Der Film ist sehr gut inszeniert und die Darsteller sind absolut überzeugend. Das Thema ist ohne große Klischees umgesetzt und dadurch sehr authentisch. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

Samstag, 2. Oktober 2010

Intimitäten

"Intimitäten" ist ein Dokumentarfilm von Lukas Schmid aus dem Jahr 2003.

In einer Finca auf Mallorca wird ein Gay-Porno gedreht. Lukas Schmid ist mit seiner Kamera dabei und geht der Frage nach, wo hier Intimität entsteht, an einem Ort, an dem alles gezeigt wird und nichts verborgen bleiben soll. Das Filmteam ist da, die Darsteller treffen ein und man kommt miteinander ins Gespräch, auch wenn es mitunter Sprachprobleme gibt. Die Dreharbeiten laufen nicht so wie geplant, es gibt immer wieder Schwierigkeiten. Manchmal ist es nur eine Fliege, die den Dreh empfindlich stört, ein anderes Mal sind die Darsteller gerade nicht in Form, dann wieder ist das Setting nicht optimal oder das Wetter spielt nicht mit. Dann ist eben warten angesagt und man hat Zeit für eine Runde "Memory".

Ebenfalls vor Ort war ein Fernsehteam eines Erotikmagazins, das einen Bericht für ihre Sendung gedreht hat. Hier war man nur auf Unterhaltung aus, der Bericht dürfte recht oberflächlich geworden sein. Unter den Darstellern entpuppte sich der eine oder andere durchaus als Primadonna. So wollte ein junger Mann auf keinen Fall während des Drehs von einer anderen Kamera gefilmt werden, was bei den Verantwortlichen ziemliches Kopfschütteln verursachte.

Der Film bietet einen interessanten und teilweise auch sehr amüsanten Einblick in die Entstehung eines Pornofilms. Der Blick hinter die Kulissen lohnt sich und ist äußerst aufschlussreich. Die Bilder bleiben unkommentiert und das zeichnet diese Dokumentation auch aus, man kann sich als Zuschauer selbst ein Bild von der Situation machen, ohne begleitenden Kommentar.

Als Lukas Schmid sich mit diesem Projekt zuerst befasst hat, nahm er Kontakt auf zu diversen Heteropornoproduktionen, die aber alle nicht bereit waren, sich darauf einzulassen. So entschied er sich für das Berliner Label "Cazzo", das schwule Pornos herstellt. Hier war man wesentlich offener und die Zusammenarbeit gestaltete sich sehr unkompliziert.

Lukas Schmid, der sich auch in seiner weiteren Arbeit sehr für den Dokumentarfilm einsetzt, bekam für "Intimitäten" den "First Steps Award", den deutschen Nachwuchspreis für den besten Dokumentarfilm. Den Namen Lukas Schmid wird man sich merken müssen, dieser Film hier ist jedenfalls sehr empfehlenswert.