Dienstag, 29. November 2011

Vampire Boys

"Vampire Boys" ist ein Film von Charlie Vaughn aus dem Jahr 2011. Das Drehbuch stammt von Jeremiah Campbell. Ich erwähne das nur der Ordnung halber, die Namen muss man sich nicht merken.

Jasin (Jason Lockhart) ist ein Vampir und der Anführer einer kleinen Vampir-Gang. Sein einhundertster Geburtstag steht kurz bevor und bis dahin muss er einen Partner fürs Leben gefunden haben, sonst müssen er und seine Freunde sterben. Seine Kumpel haben für ihn die bereitwillige Tara (Zasu) aufgetan, aber Jasin verliebt sich plötzlich in den jungen College-Studenten Caleb (Christian Ferrer), der gerade erst nach Los Angeles gezogen ist.

Caleb ist bei Paul (Ryan Adames), einem anderen Studenten eingezogen, dem Jasin und seine Freunde irgendwie merkwürdig vorkommen. Bevor er allerdings seinen Verdacht äußern kann, verschwindet er spurlos...

Caleb fühlt sich zu Jasin hingezogen, doch als er die Wahrheit über dessen Existenz erfährt, zögert er natürlich. Währenddessen dreht Jasins Kumpel Logan (Dylan Vox) langsam durch, weil Jasin sich noch nicht für seinen Seelenverwandten entscheiden konnte und die Zeit abläuft. Es kommt zu einer "dramatischen" Auseinandersetzung, die alles entscheiden wird...

Also das ist mit ziemlicher Sicherheit einer der schlechtesten Filme, der mir je untergekommen ist. Ich habe nichts gegen kleine Independent-Produktionen, die nur geringe Mittel haben, aber eine gute Geschichte erzählen können. Nur sehe ich hier leider nichts davon und eine vernünftige Story gibt es auch nicht, eher im Gegenteil. Finanzielle Mittel waren anscheinend schon vorhanden, aber trotzdem wirkt das alles sehr billig. Die Inszenierung ist lahmarschig, die Musikuntermalung ist grauenvoll, die Dialoge sind zum Weglaufen und schauspielerisches Talent ist nicht mal mit der Lupe zu finden.

Gut, die Boys haben knackige und trainierte Körper, es scheint wohl so etwas wie eine "Vampir-Mucki-Bude" zu geben, aber leider sehen sie größtenteils so aus, als könnten sie nicht bis Drei zählen und machen eher einen leicht beschränkten Eindruck. Irgendwie sind die Jungs auch nicht hübsch genug, um diese filmische Bankrotterklärung erträglich zu machen. Viel mehr macht sich blankes Entsetzen breit, nur leider aus den völlig falschen Gründen.

Auch wenn hier wohl die schwule Zielgruppe angesprochen werden soll, die haben aber schließlich Geschmack und den trifft dieser Film meiner Meinung nach nicht. Einzig positiv anzumerken ist die kurze Laufzeit von nur ca. 65 Minuten, alles Weitere wäre auch unerträglich gewesen. Nein, bei aller Liebe, aber das ist eine reine Zumutung und definitiv nicht sehenswert.

Insgesamt gesehen ein totaler Griff ins Klo und selbstverständlich keine Empfehlung von mir. Selbst als Trash kaum zu empfehlen, weil hier so viel nicht funktioniert. Der Nächste, der mir mit so einem dämlichen Vampir-Film ankommt, wird übrigens von mir persönlich gebissen, versprochen.

Sonntag, 27. November 2011

Sennentuntschi

"Sennentuntschi" ist ein Film von Michael Steiner aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb Steiner zusammen mit Michael Sauter und Stefanie Japp.

Anfang und Ende des Films spielen in der Gegenwart, die eigentliche Handlung aber spielt im Jahr 1975 in den Schweizer Alpen. In einem kleinen Bergdorf wird die Leiche des Messdieners gefunden, er hat sich im Glockenturm erhängt. Ungefähr zur gleichen Zeit erscheint eine verwilderte und stumme junge Frau (Roxane Mesquida) im Dorf, der sämtliche Dorfbewohner feindlich gegenübertreten. Nur der junge Polizist Sebastian Reusch (Nicholas Ofczarek) kümmert sich um die Frau und versucht ihr zu helfen.

Als er wegen einiger Ermittlungen für kurze Zeit das Dorf verlässt, erscheint die junge Frau bei der hochschwangeren Frau des Bürgermeisters, die daraufhin eine Totgeburt hat. Nun wendet sich die gesamte Dorfbevölkerung gegen sie und Reusch, der daraufhin übel verprügelt wird. Die junge Frau kann aber unerkannt in die Berge fliehen.

Auf der Höhenalp leben die drei Sennen Erwin (Andrea Zogg), der stumme Albert (Joel Basman) und der zwielichtige Martin (Carlos Leal), die sich aus einem Besen, Stroh und anderen Zutaten ein sogenanntes "Sennentuntschi" gebastelt haben, eine Art Frauenersatz, an dem sie sich nach reichlich Absinth-Genuss vergehen. Am nächsten Morgen entdecken sie völlig verkatert die junge Frau und glauben, die Sage hätte sich erfüllt und die Puppe sei lebendig geworden. Erwin und Martin vergehen sich an der Frau, während der zurückgebliebene Albert nur zuschaut.

Der engagierte Polizist Reusch kann in der Zwischenzeit die Herkunft und die tragische Geschichte der jungen Frau aufklären, in die auch der Pfarrer (Ueli Jäggi) verstrickt ist. Als Reusch allerdings auf die Höhenalp kommt, erlebt er einen wahren Alptraum.

Mehr verrate ich jetzt hier allerdings nicht, das sollte man sich wirklich selbst anschauen. Mich hat der Film ziemlich begeistert, weil er sich so schön von anderen Produktionen abhebt. Das ist ein wahrer Genre-Mix, der von Aberglauben und Geistergeschichten, bis hin zu Heimatfilm, Krimi und Mystery alles abdeckt. Er ist spannend erzählt und atmosphärisch sehr gut eingefangen.

Die Musik übertreibt gelegentlich etwas und der Film ist vielleicht einen Tick zu lang geraten, aber das ist zu verschmerzen. Gegen Ende wird es dann jedenfalls auch noch ziemlich makaber und wer einen schwachen Magen hat, der sei schon mal gewarnt. Egal, dieser Film ist schon etwas Besonderes, das lässt sich nicht leugnen. Toll gemacht und ebenso toll gespielt, besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle den fabelhaften Nicholas Ofczarek, der schon allein das Anschauen lohnt.

Insgesamt gesehen ein absolut sehenswertes Projekt, dem ich viele Zuschauer wünsche. Weiter weg vom Mainstream kann man fast nicht sein, das ist eine wirkliche Auszeichnung. Sehr gelungen.

Trust

"Trust" ist ein Film von David Schwimmer aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Andy Bellin und Robert Festinger.

Annie (Liana Liberato) ist gerade erst vierzehn Jahre alt geworden, lebt in einer glücklichen Familie mit einer jüngeren Schwester, einem älteren Bruder und lieben und verständnisvollen Eltern (Catherine Keener und Clive Owen). Seit kurzem hat sie einen Chat-Partner, mit dem sie sich regelmäßig austauscht und sehr gut versteht. Charlie lebt in Kalifornien, ist sechzehn Jahre alt und auf der gleichen Wellenlänge wie Annie.

Eines Tages meldet sich Charlie und erklärt Annie, er wäre doch schon zwanzig Jahre alt, was Annie aber nach kurzem Nachdenken nicht weiter stört. Kurz darauf gesteht er ihr jedoch, er sei schon fünfundzwanzig, aber sie würden sich doch so gut verstehen und Annie sei doch auch so reif. Charlie lullt Annie mit seinen Mails geradezu ein und überredet sie schließlich zu einem Treffen.

Am vereinbarten Ort in einem Einkaufszentrum erscheint dann ein erwachsener Mann (Chris Henry Coffey), der die verunsicherte Annie sogar überreden kann, mit ihm in sein Hotelzimmer zu gehen. Dort gesteht er Annie seine Liebe, versichert ihr, wie einzigartig und schön sie wäre - und vergewaltigt sie.

Annie steht unter Schock, will sich das Geschehene nicht eingestehen und erst ihre beste Freundin, die etwas mitbekommen hat, meldet den Vorfall gegen Annies Willen der Polizei. Annies Eltern sind entsetzt und sprachlos, aber ihre Tochter kapselt sich total ab. Das FBI wird eingeschaltet und ermittelt in den einschlägigen Foren, doch Ergebnisse zeichnen sich erst einmal nicht ab.

Während Annie die Tat verdrängt und Charlie in Schutz nimmt, verzweifeln ihre Eltern immer mehr. Besonders ihr Vater macht sich schlimme Vorwürfe, nicht besser auf seine Tochter aufgepasst zu haben. Er steigert sich in Rachefantasien, unter denen die ganze Familie zu leiden hat. Die Psychologin Gail (Viola Davis) versucht zu helfen, so gut es geht. Doch erst als Annie erfährt, dass Charlie schon andere, teils auch jüngere Mädchen belästigt hat, bricht ihr Kummer aus ihr heraus.

Nach und nach muss die Familie wieder zueinander finden, erneut Vertrauen aufbauen und eigene Fehler eingestehen.

Das ist ein ziemlich schwieriger Stoff, der aber von David Schwimmer erstaunlich gefühlvoll umgesetzt wurde. Meine anfängliche Skepsis ist relativ schnell verflogen, was an dem guten Drehbuch, der verantwortungsvollen Regie und den fabelhaften Darstellern liegt. Das Thema ist erschreckend aktuell, da muss man sich nichts vormachen. Wer weiß schon, welcher Charakter sich wirklich hinter einem Pseudonym im Netz verbirgt?

Insgesamt gesehen ein wirklich packender und emotionaler Film, der unter die Haut geht. Neben der wunderbaren Liana Liberato überzeugen besonders noch Clive Owen als verzweifelter und hilfloser Vater und Catherine Keener als Mutter. Ganz große Empfehlung für dieses sehr spezielle Filmerlebnis. Unbedingt anschauen und darüber nachdenken, es lohnt sich.

Samstag, 26. November 2011

Dream of Life

"Dream of Life" ist ein Film von Steven Sebring (Regie, Kamera und Drehbuch) aus dem Jahr 2008 und beschäftigt sich mit dem Leben von Patti Smith.

Über einen Zeitraum von elf Jahren hat der Fotograf Steven Sebring Patti Smith mit der Kamera begleitet. Herausgekommen ist ein intimes Portrait einer einzigartigen Künstlerin, die es kein zweites Mal gibt. Patti Smith ist eine Ikone der Punk- und Rockbewegung und gleichzeitig eine Stimme, die auf die Verfehlungen in den politischen Entscheidungen hinweist.

Ihre geistigen Vertrauten sind dabei unter anderem Allen Ginsberg, Arthur Rimbaud, William Blake und William Burroughs. Sie stand in Kontakt mit anderen Künstlern und Musikern, wie z. B. Sam Shepard, Bob Dylan, Michael Stipe und Robert Mapplethorpe, mit dem sie einige Jahre zusammen gelebt hat.

Diese kleine schmale Frau ist keine Schönheit im herkömmlichen Sinn und doch ist sie allein durch ihre enorme Ausstrahlung eine der schönsten Frauen, die es gibt. Eine tolle Frau, eine großartige Künstlerin, unglaublich vielseitig, mit Herz und Kopf und einer eigenen Meinung, die sie auch äußert. Dafür muss man sie lieben und ihre Musik sowieso. Ihre Stimme ist auch unverwechselbar und bleibt haften.

Insgesamt gesehen ein wundervolles Portrait einer Künstlerin, die sich nicht einordnen lässt, muss sie aber auch nicht. Patti Smith gehört zu der Gattung von Menschen, die es bald nicht mehr geben wird. Jemand, der seine Meinung offen sagt, egal wie die Reaktionen sind. Sie hat in ihrem Leben viel erlebt, hat Freunde und ihren Mann verloren und kämpft trotzdem weiter. Möge ihre Stimme nie verstummen.

Bei Amazon UK ist die DVD übrigens mit 159 Minuten angegeben, in Deutschland aber nur mit 109 Minuten. Ich werde mir bei Gelegenheit die englische Fassung besorgen und darüber berichten. Sehenswert ist die DVD aber auf jeden Fall auch so. Ganz große Empfehlung.

  

Donnerstag, 24. November 2011

Madame Bovary

"Madame Bovary" ist ein Film von Claude Chabrol (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1991 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Gustave Flaubert aus dem Jahr 1856.

Emma (Isabelle Huppert) ist die Tochter eines begüterten Bauern und führt ein langweiliges Leben in der Provinz. Sie lernt den verwitweten Arzt Charles Bovary (Jean-Francois Balmer) kennen, der sich in sie verliebt und heiratet ihn in der Hoffnung auf ein besseres und interessanteres Leben. Diese Hoffnung erfüllt sich jedoch nicht. Charles bemerkt aber bald die Unzufriedenheit seiner Frau und beide ziehen in die nächst größere Stadt.

Emma träumt von einem anderen Leben, von prachtvollen Veranstaltungen, schönen Kleidern und Luxus. Der örtliche Stoffhändler Lheureux (Jean-Louis Maury) erkennt das und gibt ihr großzügig Kredit, den Emma nur zu gern in Anspruch nimmt und sich neu einkleidet. Für ihren Mann und ihre kleine Tochter interessiert sie sich kaum noch.

Der wohlhabende Rodolphe (Christophe Malavoy) ist auf der Suche nach einem Abenteuer und beginnt eine Affäre mit Emma, die von ihr als wahre Liebe interpretiert wird. Als sie zusammen mit Rodolphe ihrer Ehe entfliehen will, verschwindet dieser spurlos. Emma bricht angesichts dieser Tatsache zusammen und kommt nur mühsam wieder zur Besinnung. Charles will seiner Frau helfen und fährt mit ihr in die Oper, wo Emma den Anwalt Léon (Lucas Belvaux) wieder trifft, einen Verehrer von früher.

Zwischen Emma und Léon entwickelt sich ein Liebesverhältnis, das allerdings auch nicht von Dauer ist. Emmas Schulden, die sie bis dahin immer vor ihrem Mann verheimlichen konnte, wachsen ihr in der Zwischenzeit über den Kopf und plötzlich steht die gesamte Existenz der Familie auf dem Spiel. Von den falschen Männern hinters Licht geführt, versucht Emma verzweifelt Geld aufzutreiben, doch weder Rodolphe noch Léon können oder wollen ihr helfen. In ihrer Verzweiflung bleibt ihr nur das Arsen des Apothekers, um mit ihrem Leben abzuschließen, den finanziellen Ruin ihrer Familie kann sie damit aber nicht aufhalten.

Das ist ein starker Stoff, den Claude Chabrol hier wunderbar in Szene gesetzt hat. Seine Emma wirkt spröde, das hat man ihm oft angekreidet, aber Isabelle Huppert verkörpert diese Figur mit der ihr eigenen Ausdruckskraft und gewohnt genial. Man muss sie nicht mögen, aber man kann sie verstehen. In der von Männern dominierten Welt kann eine Emma Bovary nur verlieren, egal was sie tut. Chabrol zeigt sie deshalb gleichzeitig als verletzliche Seele und als starke Frau, ihr Scheitern inbegriffen.

Die Bilder und die Ausstattung sind sehr gelungen, doch vor allem fasziniert hier wieder einmal Isabelle Huppert, während die anderen Darsteller mehr oder weniger zu Statisten degradiert werden. Daran ist aber nichts auszusetzen.

Insgesamt gesehen eine schöne Literaturverfilmung, ein weiterer großartiger Film von Claude Chabrol und eine verdiente Liebeserklärung an Isabelle Huppert, eine der Königinnen des französischen Films. Sehr empfehlenswert.

Mittwoch, 23. November 2011

Die Spitzenklöpplerin

"Die Spitzenklöpplerin" - "La dentellière" ist ein Film von Claude Goretta (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1977 und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Pascal Lainé.

Die achtzehnjährige Béatrice (Isabelle Huppert) arbeitet als Auszubildende in einem Pariser Friseursalon und wohnt noch bei ihrer Mutter (Annemarie Düringer). Sie ist meistens still und in sich gekehrt. Ihre einzige Freundin ist ihre etwas ältere und lebenslustige Kollegin Marylène (Florence Giorgetti), die ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat. Als dieser sich plötzlich von ihr trennt, sucht Marylène Abwechslung und fährt zusammen mit Béatrice nach Cabourg ans Meer.

Die beiden ungleichen Frauen verleben ein paar schöne Tage, bis Marylène einen neuen Verehrer findet und Béatrice allein zurücklässt. Während Béatrice allein durch Cabourg läuft, lernt sie den jungen Studenten Francois (Yves Beneyton) kennen, der sich für die schüchterne junge Frau interessiert. Nach kurzer Zeit werden die beiden auch ein Liebespaar und wieder zurück in Paris zieht Béatrice bei Francois ein. Für Béatrice beginnt ein völlig neues Leben, sie wird erstmals geliebt und möchte für sich und Francois ein gemütliches Heim schaffen.

Francois hat Schwierigkeiten damit, seinen wohlhabenden Eltern und seinen intellektuellen Freunden gegenüber die bürgerliche Herkunft von Béatrice zu erklären, mit der er allerdings selbst die größten Probleme hat. Immer wieder versucht er Béatrice dazu zu bewegen, etwas aus ihrem Leben zu machen, aber er begreift nicht, dass sie mit ihrem Leben eigentlich glücklich ist.

Als sich Francois schließlich von Béatrice trennt, bricht für die junge Frau die Welt zusammen. Alle ihre Träume sind dahin und sie landet letztendlich in einer Nervenheilanstalt. Nach einigen Monaten erhält sie Besuch von Francois, der nur noch eine gespenstische Version von Béatrice vorfinden kann. Dass er an ihrem Zustand Schuld sein könnte, das erkennt er nicht wirklich.

Das ist ein sehr beeindruckender und auch ziemlich deprimierender Film, der aber mit einer großartigen und sehr jungen Isabelle Huppert aufwarten kann. Ich möchte behaupten, dass diese Frau wirklich jede Rolle spielen kann, sie hat es inzwischen bewiesen. Auch hier ist sie bereits in jungen Jahren schon eine Klasse für sich und über jeden Zweifel erhaben. Was diese Frau allein mit ihren Blicken ausdrücken kann, davon können andere Schauspielerinnen nur träumen.

Insgesamt gesehen ein Film für stille Stunden, der sehr bewegend und emotional ist. Ganz großes Kino für Liebhaber besonderer Stoffe. Sehr empfehlenswert.

Sonntag, 20. November 2011

In Their Room

"In Their Room" ist ein Film von Travis Mathews aus dem Jahr 2009 und zeigt das Leben schwuler Männer in ihren Schlafzimmern.

Dabei gibt es Episoden aus San Francisco (20 Minuten) und aus Berlin (60 Minuten). Die Männer reden ganz offen über ihre Erfahrungen, ihre Vorlieben, ihre Affären, was sie antörnt und was nicht. Grenzen oder Hemmungen gibt es dabei nicht. Sie haben Sex, entweder allein oder zu zweit, alles ist möglich und die Kamera ist ganz selbstverständlich dabei.

Viel zu sagen gibt es darüber eigentlich nicht, aber das ist ein sehr mutiges und interessantes Projekt, hauptsächlich natürlich für die schwule Zielgruppe gemacht. Es ist emotional, packend und sehr sexy, mehr geht nicht. Die Männer gewähren intime Einblicke in ihr (Sex-) Leben und daran ist gar nichts verkehrt. Wer das nicht mag, der muss sich das ja nicht anschauen.

Wer sich allerdings schon beim Film "Hemmungslos" des Franzosen Claude Pérès gefragt hat, was das eigentlich soll, der kann sich hier die gleiche Frage stellen. Oder eben auch nicht, denn es muss doch nicht immer alles zu Tode diskutiert werden.

Die Bilder sprechen jedenfalls für sich, die Jungs sind größtenteils hübsch anzuschauen, mir hat es durchaus gefallen. Also kein Grund zu Verspannen, sondern eine echte Empfehlung.

Herzensbrecher

"Herzensbrecher" - "Les amours imaginaires" ist ein Film von Xavier Dolan aus dem Jahr 2010. Auch in seinem zweiten Spielfilm übernimmt Dolan wieder das Ruder. Er ist gleichzeitig Regisseur, Autor und Produzent und auch noch für Schnitt und Kostüme zuständig. Ach ja, eine der Hauptrollen spielt er selbstverständlich auch noch. Kann das gut gehen? Und ob!

Die beiden engen Freunde Francis (Xavier Dolan) und Marie (Monia Chokri) lernen auf einer Party den gutaussehenden Nicolas (Niels Schneider) kennen und verlieben sich sofort in ihn. Nicolas ist ein blonder Engel mit hübschen Locken, der genau weiß, wie er auf andere wirkt. Im Ringen um seine Zuneigung machen sich Francis und Marie zum Affen, merken es aber selbst nicht. Sie verhalten sich wie Geschwister, die um ein neues Spielzeug kämpfen und wollen sich gegenseitig ausstechen, was den Reiz des Objekts ihrer Begierde nur noch künstlich erhöht.

Um sich abzulenken, haben sie Sex mit anderen, doch auch das hilft nicht. Die Liebe zu Nicolas treibt beide an den Rand der Verzweiflung und gefährdet beinahe ihre Freundschaft. Unabhängig voneinander versuchen sie Nicolas ihre Gefühle zu offenbaren, was aber gründlich misslingt und in beiden Fällen mit einem heftigen Knall auf dem Boden der Tatsachen endet.

Zu Beginn des Films wird der dazu passende Ausspruch des französischen Schriftstellers Alfred de Musset eingeblendet "Nichts ist wahrer als die Unvernunft der Liebe". Dem ist nichts hinzuzufügen. Doch Xavier Dolan findet hier noch einen wunderbaren Schluss, wenn er die Drei nach einem Jahr wieder auf einer Party zusammen zeigt. Das ist sensationell geworden und ein neues Love-Interest (Louis Garrel) ist auch schon in Sicht...

Ein Film zum Verlieben oder lieber auch nicht, wenn man so an die Folgen denkt. Egal, auch der zweite Film von Xavier Dolan ist ein Erlebnis für die Sinne geworden. Wunderbar besetzt mit dem hübschen Niels Schneider, der fabelhaften Monia Chokri und dem anbetungswürdigen Dolan selbst. Schön ist übrigens auch der Mini-Auftritt von Louis Garrel. Ebenso gut ist die Musikauswahl, unter anderem die Dalida-Version von "Bang-Bang". Hier passt einfach alles, die Ausstattung, die Kostüme, jedes noch so kleine Detail scheint wohlüberlegt zu sein und fügt sich geschmeidig zu einem Bild, wie es besser nicht sein könnte.

Insgesamt gesehen ein ganz besonderes Filmerlebnis, das Lust auf mehr macht. Bleibt zu hoffen, dass Xavier Dolan diese Leichtigkeit nicht verliert, sondern auch zukünftig seinem Stil treu bleibt. Ganz große Empfehlung. Wer bisher seinen Erstling "I Killed my Mother" noch nicht kennt, der sollte das schleunigst nachholen.

Samstag, 19. November 2011

Malina

"Malina" ist ein Film von Werner Schroeter aus dem Jahr 1991. Das Drehbuch stammt von Elfriede Jelinek und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Ingeborg Bachmann (1926 - 1973) aus dem Jahr 1971.

Es geht um eine namenlose Schriftstellerin (Isabelle Huppert), die in Wien lebt. Stets an ihrer Seite ist Malina (Mathieu Carrière), mit dem sie sich die Wohnung teilt, der sich um sie kümmert und sich schon bald als ihr männliches Alter Ego entpuppt.

Die Frau verliebt sich in den schönen Ivan (Can Togay), der aber der Macht ihrer Gefühle nichts entgegensetzen kann. An dieser Liebe wird sie letztendlich scheitern und im Nichts verschwinden.

Mehr ist über "Malina" fast nicht zu sagen. Wer sich auf dieses Wagnis einlässt, der bekommt einen Kunstfilm zu sehen, der eigentlich nicht in Worte zu fassen ist und trotzdem fasziniert. Warum? Vor allem wegen der exzellenten Besetzung und der fantastischen Bilder, die Elfi Mikesch eingefangen hat.

Isabelle Huppert (wer sonst?) gibt dieser namenlosen Person ein Gesicht und was für eins. Man sieht sie inmitten ihrer Arbeit, ihrer Verzweiflung, ihrer Träume und ihres Scheiterns an der Welt. Es ist die von Männern dominierte Welt, die sie nicht atmen lässt und an der sie schließlich zerbricht. Da helfen auch die unzähligen Zigaretten, der Alkohol und die Tabletten nichts.

Die Liebe zu Ivan war ihr letzter Versuch, mit der Welt zu kommunizieren, er ist gescheitert. Danach bleibt nichts mehr, ihr Untergang ist nicht aufzuhalten.

"Ich habe in Ivan gelebt und ich sterbe in Malina" und "Es war Mord". Das sind ihre letzten Worte, bevor sie sich endgültig auflöst.

Dieser Film ist schon eine Zumutung, aber im besten Sinne. Zwei Stunden Laufzeit fordern dem Zuschauer auch einiges ab, doch die Schauspieler retten hier wirklich alles, denn sowohl die wunderbare Isabelle Huppert, als auch der großartige Mathieu Carrière machen diesen sehr speziellen Film zu einem Ereignis, das man nicht verpassen sollte.

Empfehlen kann ich auch noch das Filmbuch dazu, das es noch teilweise neu oder auch gebraucht zu kaufen gibt. Insgesamt gesehen ist das ein Film, der wirklich sehr empfehlenswert ist, aber nur für Filmliebhaber, die auch mit etwas unzugänglichen Filmen etwas anfangen können.

Dienstag, 15. November 2011

Falscher Bekenner

"Falscher Bekenner" ist ein Film von Christoph Hochhäusler (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2005.

Die Hauptfigur des Films ist der junge Armin (Constantin von Jascheroff), der seinen Realschulabschluß in der Tasche hat und nun auf Drängen seiner Eltern (Manfred Zapatka und Victoria Trauttmansdorff) auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist. "Jeden Tag eine Bewerbung", das ist der Deal. Doch Armin hat keine Ahnung, was er eigentlich mit seinem Leben anfangen soll.

Der familiäre Hintergrund ist gutbürgerlich, kein sozialer Brennpunkt, die Eltern sind liebevoll und fürsorglich, auch wenn sie nicht wissen, was in ihrem Sohn so vorgeht. Die beiden älteren Brüder (Devid Striesow und Florian Panzner) sind längst aus dem Haus und stehen beruflich und privat auf eigenen Füßen. Armin ist der Nachzügler und niemand zweifelt daran, dass auch er seinen Weg finden wird.

Wir sehen Armin bei diversen Vorstellungsgesprächen, in denen die Personalchefs ihre Fragebögen nach Schema F abarbeiten, um sich so ein Bild des Bewerbers machen zu können. Das ist zum Teil an Absurdität kaum zu überbieten. Armin soll etwas von sich erzählen, wie er sich sieht, welche Schwächen er hat und welche Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft. Wie soll er das können, wenn er es selbst nicht weiß?

Lieber zieht sich Armin in seine Fantasiewelt zurück. Im Traum hat er sexuelle Begegnungen mit einer Motorradgang auf einer öffentlichen Toilette. Im wahren Leben versucht er bei Katja (Nora von Waldstätten) zu landen, was leider auch gründlich schiefgeht. Da es nichts gibt, womit sich Armin irgendwie interessant machen kann, beginnt er heimlich Bekennerbriefe zu schreiben, die auch tatsächlich ernst genommen werden. Dass das allerdings auch Folgen haben kann, darüber hat er nicht nachgedacht und so steht dann auch eines Tages die Polizei vor der Tür.

Christoph Hochhäusler zeigt in seinem zweiten Spielfilm den Alltag und das Leben eines jungen Menschen, der nicht mehr Kind, aber auch noch nicht Erwachsener ist. Dieser Armin ist kein Dummkopf, er ist durchaus intelligent, er kann eben nur noch nicht die Erwartungen der anderen an ihn erfüllen. Durch die falschen Bekennerbriefe will er auf sich aufmerksam machen und beweisen, etwas Außergewöhnliches tun zu können, ohne jedoch an die Konsequenzen zu denken.

Die Besetzung ist sehr gelungen, allein schon Constantin von Jascheroff ist eine Offenbarung. Da hat Christoph Hochhäusler nach seinem sehr überzeugenden Debütfilm "Milchwald" auch hier wieder alles richtig gemacht. Man sollte den Film in Ruhe anschauen und auf Action verzichten können, dann funktioniert er sehr gut. Absolut empfehlenswert.

Montag, 14. November 2011

Die untreue Frau

"Die untreue Frau" - "La femme infidèle" ist ein Film von Claude Chabrol (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1968.

Charles (Michel Bouquet) und Hélène (Stéphane Audran) sind seit elf Jahren verheiratet und leben mit ihrem neunjährigen Sohn in Versailles, weit außerhalb von Paris, in einem großen Haus mit Hausmädchen und allerlei Luxus. Die Ehe ist glücklich, das Familienleben harmonisch, der kleine Sohn ist lieb und klug. Charles fährt täglich nach Paris in sein Anwaltsbüro, während Hélène sich die Zeit vertreibt und auch gelegentliche Ausflüge nach Paris unternimmt.

Irgendwann wird Charles allerdings misstrauisch, als sich die Fahrten seiner schönen Frau in die Stadt häufen. Geht sie wirklich nur zum Friseur, zur Kosmetik und ins Kino? Er engagiert einen Privatdetektiv, der auch bald schon erste Ergebnisse zu bieten hat. Hélène hat ein Verhältnis mit dem Schriftsteller Victor (Maurice Ronet), den sie alle paar Tage in seiner Wohnung besucht.

Charles ist geschockt, aber er will diesen Mann kennenlernen und so fährt er zu dessen Wohnung. Es kommt zu einem etwas angespannten Gespräch zwischen den beiden Männern. Charles berichtet von der angeblich offenen Ehe, die er und seine Frau führen würden, aber Victor weiß nicht so recht, was er davon halten soll. Im Laufe des Gesprächs kommen immer mehr vertrauliche Details ans Licht und irgendwann kann Charles sich nicht mehr beherrschen. Nur einen Moment lang vergisst er sich und dann liegt Victor tot auf dem Boden.

Wieder bei Sinnen, beseitigt Charles alle Spuren und lässt die Leiche verschwinden. Zu Hause warten Frau und Kind auf ihn und alles ist wie immer. Am nächsten Tag wird Hélène von zwei Polizisten zum Verschwinden von Victor befragt und nach und nach muss sie feststellen, dass Charles mehr weiß, als er zugibt, doch weder Hélène noch Charles lassen sich in die Karten blicken. Der Vorfall schweißt das Paar wieder mehr zusammen, doch das Ende ist offen.

Kühl und distanziert erzählt Chabrol diese Geschichte und kommt seinen Figuren nie zu nah. Er verurteilt sie auch nicht, sondern zeigt sie ganz einfach so wie sie sind. Hélène ist gelangweilt, ihr fehlt die Abwechslung, das Leben in der Großstadt und der Sex. Sie liebt ihren Mann und ihr luxuriöses Leben, der Geliebte läuft nur nebenbei und ist eigentlich niemals eine Gefahr für ihre Ehe gewesen. Charles erkennt das aber erst, als es schon zu spät ist.

Michel Bouquet und die wunderschöne Stéphane Audran überzeugen auf ganzer Linie als gutsituiertes Ehepaar, welches nach Außen immer den Schein des Anstands wahrt, aber unter der Oberfläche gelegentlich brodelt. Der fabelhafte Maurice Ronet hat zwar nur einen recht kurzen Auftritt und ist auch leider schon sichtlich vom Alkohol gezeichnet, aber er ist trotzdem sehr sehenswert.

Insgesamt gesehen ein böser kleiner Film, in dem Claude Chabrol mal wieder Abgründe aufzeigt, wo man sie eigentlich nicht erwarten sollte oder auch wollte. Sehr empfehlenswert.

Sonntag, 13. November 2011

Womb

"Womb" ist ein Film von Benedek Fliegauf (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Die neunjährige Rebecca ist zu Besuch bei ihrem Großvater auf einer kleinen Nordseeinsel. Am Strand lernt sie den etwa gleichaltrigen Thommy kennen und beide freunden sich schnell an. Zwischen ihnen gibt es sofort eine starke Vertrautheit, die auch anhält, als Rebecca die Insel wieder verlässt und für einige Jahre nach Tokio zieht.

Zwölf Jahre später kommt Rebecca (Eva Green) erneut auf die Insel und zieht in das Haus ihres inzwischen verstorbenen Großvaters. Sie macht sich auf die Suche nach Thommy (Matt Smith), von dem sie seit damals nichts mehr gehört hat. Als sie sich treffen, ist die Nähe zwischen ihnen sofort wieder da, als wären sie nie getrennt gewesen. Sie verlieben sich und einer gemeinsamen Zukunft steht nichts im Wege, als Thommy bei einem Autounfall stirbt.

Die verzweifelte Rebecca will sich aber mit dem Tod ihres Geliebten nicht abfinden und beschließt deshalb, Thommy klonen zu lassen. So trägt sie kurze Zeit später ein Kind in sich, das gleichzeitig Sohn und Geliebter sein wird. Thommy selbst lässt sie über seine Herkunft im Unklaren, erst viel später wird er die Wahrheit erfahren.

Um dem Gerede der Menschen zu entfliehen, zieht Rebecca mit Thommy in ein abgelegenes Haus am einsamen Strand. Hier leben die beiden in ihrer eigenen kleinen Welt, umgeben von den Gezeiten, doch irgendwann bringt der erwachsene Thommy dann auch eine Freundin mit nach Hause, was bei Rebecca zu Eifersucht führt und von ihr schweigend ertragen wird. Eines Tages jedoch wird es für Rebecca Zeit, Thommy die Wahrheit zu erzählen...

Der ungarische Regisseur Benedek Fliegauf lässt seinen Film in der nahen Zukunft spielen. Klonen ist längst etwas alltägliches geworden, aber die Klone selbst werden geächtet und als Menschen zweiter Klasse behandelt, weshalb Rebecca auch mit ihrem Sohn die Einsamkeit sucht. Es geht dem Regisseur hier aber nicht um das Für und Wider dieser Technik, sondern um eine ganz spezielle Liebesgeschichte und den Wunsch, einen verstorbenen Menschen wieder bei sich zu haben, koste es was es wolle.

Entstanden ist dabei ein Film, der voll und ganz dem Begriff "Arthouse" zuzuschreiben ist. Es gibt wunderschöne Landschaften, tolle Bilder und sehr viel Ruhe. Wer die Stille nicht aushalten kann, der sollte sich ganz schnell einen anderen Film aussuchen. Getragen wird der Film von einer bezaubernden Eva Green, die fast wie ein Engel wirkt und deren Schönheit in wundervollen Aufnahmen eingefangen wird.

Insgesamt gesehen ein Film, den ich sehr empfehlen kann, der aber nicht für jeden geeignet ist. Wer sich allerdings auf dieses Wagnis einlässt, der wird mit einem ganz besonderen Filmerlebnis belohnt.

Samstag, 12. November 2011

Kleine wahre Lügen

"Kleine wahre Lügen" - "Les petits mouchoirs" ist ein Film von Guillaume Canet (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Wie in jedem Jahr, lädt der erfolgreiche Restaurantbesitzer Max (Francois Cluzet) seine Freunde ein, den Sommer in seinem Ferienhaus am Cap Ferret zu verbringen. Doch dieses Mal liegen Schatten über den schönsten Wochen des Jahres. Einer der Freunde, Ludo, hatte einen schweren Unfall und liegt auf der Intensivstation. Die anderen beschließen trotzdem in den Urlaub zu fahren, da man Ludo doch nicht helfen könne, aber dafür schon nach zwei Wochen wieder nach Paris zurückzukehren.

Ein weiteres Problem gibt es für den Chiropraktiker Vincent (Benoît Magimel), der plötzlich feststellen muss, sich in Max verliebt zu haben und auf rührende Art und Weise versucht, Max seine Gefühle für ihn zu erklären, was bei diesem leider gar nicht gut ankommt. Immerhin ist Vincent verheiratet und Max ist der Patenonkel seines Sohnes.

Durch Vincents Geständnis aus der Bahn geworfen, mutiert Max zum Hysteriker und blafft alles und jeden nur noch an. Im Ferienhaus angekommen, schreit er den Gärtner an, beschwert sich über Nichtigkeiten und geht mit aller Kraft auf Marderjagd. Die anderen merken schnell, dass mit Max etwas nicht stimmt und er besonders Vincent aus dem Weg geht, aber jeder von ihnen hat so seine eigenen Sorgen und Probleme, die aber alle so gut es eben geht hinter kleinen Lügen versteckt werden sollen. Das funktioniert natürlich nicht auf Dauer und so kommen nach und nach einige Geheimnisse ans Licht. Und dann kommt ein Anruf aus Paris...

Guillaume Canet hat hier einen wunderbaren Ensemblefilm geschaffen, der die Schönheit des Sommers einfängt und mit den Freuden und Sorgen des Freundeskreises verbindet. Das ist ihm sehr gut gelungen und selbst die Laufzeit von zweieinhalb Stunden vergeht wie im Flug. Wunderschöne Bilder und ein toller Soundtrack runden die Sache ab, es darf gelacht und geweint werden. Auch wenn das Ende ein bisschen kitschig geraten ist, egal, hier passt einfach alles.

Das alles wäre aber nichts ohne die großartigen Darsteller, die diesen Film zum absoluten Genuß machen. Neben Francois Cluzet und dem wie immer sensationellen Benoît Magimel bezaubert vor allen Dingen noch Marion Cotillard. Aber auch der Rest des Ensembles ist sehr sehenswert, auch wenn ich jetzt nicht alle namentlich aufführe. Canet hat ein gutes Händchen bei der Wahl seiner Schauspieler und sie danken es ihm mit überzeugenden Leistungen.

Insgesamt gesehen ein überaus gelungener Film, den ich nur sehr empfehlen kann. Wie üblich kann ich auch hier nur dazu raten, sich die Originalfassung mit deutschen Untertiteln anzuschauen. Die deutsche Synchronisation raubt dem Film zu viel von seiner schönen Atmosphäre.

Samstag, 5. November 2011

Das Geheimnis der Geisha

"Das Geheimnis der Geisha" - "Inju, la bête dans l'ombre" ist ein Film von Barbet Schroeder aus dem Jahr 2008. Das Drehbuch schrieb Schroeder zusammen mit Jean-Armand Bougrelle und beruht auf einem Roman von Rampo Edogawa.

Der französische Krimiautor und Literaturdozent Alex Fayard (Benoît Magimel) ist auf Werbetour in Japan unterwegs, wo sein neuestes Buch die Bestsellerlisten anführt und sogar den erfolgreichen japanischen Autor Shundei Oe überflügelt, den Alex heimlich zu treffen hofft. Shundei Oe ist aber wie ein Phantom, eine Person, die eigentlich niemand wirklich kennt. Es gibt keine Fotos von ihm und auch sonst keine Informationen.

Alex bewundert die Werke von Oe und will ihn treffen, auch wenn man ihm da keine Hoffnungen macht. Die Bücher von Oe zeichnen sich durch Gewalt und Hass aus, hier siegt immer das Böse. In Kyoto angekommen, wird Alex von Alpträumen geplagt und bekommt bald schon Drohungen von Oe, das Land schnell wieder zu verlassen.

In einem Teehaus lernt Alex die schöne Geisha Tamao (Lika Minamoto) kennen, die ihn fasziniert und in die er sich auch verliebt. Tamao bittet Alex kurze Zeit später um Hilfe. Ein früherer Jugendfreund, anscheinend Oe selbst, bedroht sie und will sie töten. Alex möchte der geliebten Frau helfen und beginnt Nachforschungen über Oe einzuholen, doch seine Anstrengungen bleiben zumeist erfolglos.

Immer tiefer verstrickt sich der junge Autor in ein Netz aus Lügen und Geheimnissen, geblendet von der Liebe zu der schönen Tamao und verloren in einem fremden Land, dessen Regeln er nicht kennt. Am Ende wird er zu einem bedauernswerten Opfer in einem falschen Spiel, doch als er das erkennt, ist es für ihn bereits zu spät.

Der Film liefert einige beeindruckende Bilder und Momente, kann aber auf ganzer Linie nicht vollkommen überzeugen. Die Story ist insgesamt zu vorhersehbar, aber trotzdem einigermaßen gut gemacht. Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, denn mir ist diese Kultur zu fremd und ich habe mich unwohl gefühlt, aber ich mochte die Darstellung des wie immer wunderbaren Benoît Magimel. Der wird hier zwar alles in allem ein bisschen verschenkt, ist aber trotzdem sehenswert und verkörpert perfekt das unschuldige Opfer auf dem Weg in die Hölle.

Insgesamt gesehen schon ein empfehlenswerter Film, mit kleinen Einschränkungen. Wirkliche Überraschungen gibt es nicht und Barbet Schroeder hat schon bessere Filme als diesen gedreht.

Good Neighbours

"Good Neighbours" ist ein Film von Jacob Tierney (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf einem Roman von Chrystine Brouillet.

Die Handlung spielt in Montreal in den Neunziger Jahren. In einem gutbürgerlichen Mietshaus leben unter anderem die Katzenfreundin Louise (Emily Hampshire), der im Rollstuhl sitzende Zyniker Spencer (Scott Speedman) und neuerdings auch der Grundschullehrer Victor (Jay Baruchel). Zwischen ihnen entwickelt sich eine Freundschaft, die jedoch nicht so tief geht, wie Victor sich das wünscht. Louise und Spencer fühlen sich eher genervt von dem geschwätzigen Victor.

Ein Thema beschäftigt aber alle, nämlich der Serienkiller, der in der Stadt sein Unwesen treibt und auch eine Kollegin von Louise auf dem Gewissen hat. Louise hat zwei Katzen, die sie über alles liebt und die auch draußen herumstreunen, was bei der verrückten Nachbarin Valérie nicht gerade auf Gegenliebe stößt. Als die beiden Lieblinge eines Tages tot vor dem Haus liegen, offensichtlich vergiftet, plant Louise eine wahrlich teuflische Rache. In dieser Zeit sucht sie auch die Nähe zu Victor, allerdings nur, um seinem kleinen Kater näher zu sein. Victor jedoch redet sich ein, mit Louise bald verlobt zu sein.

Ich will hier nicht zuviel erzählen, so spannend ist das leider auch alles nicht. Es gibt noch ein paar Wendungen, die man aber zum Teil schon sehr früh ahnen kann. Wirklich interessant ist das aber nicht und Spannung stellt sich eigentlich auch nicht ein. Vergleiche mit Hitchcock oder De Palma anzustrengen, wie in einigen Rezensionen zu lesen war, verbietet sich hier eigentlich von selbst.

Sagen wir es mal so, es gibt schlechte Filme, die trotzdem Spaß machen und es gibt schlechte Filme, die eben keinen Spaß machen, so wie diesen. Hier gibt es nur eine ziemlich dürftige und einfallslose Handlung, eine schlechte Musikauswahl und Darsteller, die hauptsächlich durch grauenvolles Overacting auffallen. Mit anderen Worten, ein ausgesprochen überflüssiger Film, den man gerne verpassen darf. Ärgerlich finde ich ihn aber nicht, denn dazu ist er einfach zu bedeutungslos.