Sonntag, 31. März 2013

Laura

"Laura" ist ein Film von Otto Preminger aus dem Jahr 1944. Das Drehbuch stammt von Jay Dratler, Samuel Hoffenstein und Elizabeth Reinhardt. Die wunderschöne Filmmusik hat David Raksin komponiert.

Die junge und erfolgreiche Werbemanagerin Laura Hunt (Gene Tierney) ist ermordet worden. In ihrer eigenen Wohnung hat man ihr eine Ladung Schrot ins Gesicht geschossen. Detective Mark McPherson (Dana Andrews) übernimmt die Ermittlungen in diesem Mordfall. Er befragt die Menschen, die mit Laura befreundet waren und landet dabei in einer wahren Schlangengrube.

Sein erster Weg führt ihn zu Waldo Lydecker (Clifton Webb), einem bekannten Zyniker und Kolumnisten, der Lauras bester Freund war und dem Detective von seiner langjährigen Freundschaft mit Laura berichtet. Er war maßgeblich an ihrem Erfolg in der Werbung beteiligt und sah Laura stets als sein Geschöpf an. Wenn Laura sich in einen Mann verliebte und dadurch weniger Zeit mit Waldo verbrachte, unternahm dieser alles Mögliche, um den Geliebten zu verscheuchen.

Laura war mit Shelby Carpenter (Vincent Price) verlobt, den sie in Kürze heiraten wollte. Shelby stammt aus einer ehemals reichen, aber inzwischen verarmten Familie, hat keine Arbeit, wird aber von Lauras Tante Ann Treadwell (Judith Anderson) ausgehalten, die ihn für sich haben will. Waldo Lydecker hat für beide nur spöttische Bemerkungen übrig, wie eigentlich für jeden anderen auch. Aus seiner Sicht hatte es niemand außer ihm verdient, Lauras Zuneigung zu genießen.

McPherson verbringt viel Zeit in Lauras Wohnung, liest ihre Post und ihr Tagebuch und verliebt sich in die Frau, deren schönes Portrait über dem Kamin hängt. Seine Ermittlungen bringen ihn nicht weiter, jeder aus Lauras Umfeld ist verdächtig, als eines Abends Laura höchstlebendig vor ihm steht. Sie sei in ihrem Landhaus gewesen, hätte kein Radio gehört und keine Zeitungen gelesen.

Nun muss sich McPherson mit mehreren Problemen beschäftigen. Wer war die Tote in Lauras Wohnung und wird der Mörder, der es wohl auf Laura abgesehen hatte, erneut zuschlagen? Zudem gerät auch er in den Bann dieser wunderschönen Frau, die ihn mehr und mehr fasziniert.

Dieser exzellente Film ist ein wahres Meisterwerk, wenn auch die Entstehungsgeschichte eigentlich schon ein Film für sich wäre. Der ursprüngliche Regisseur warf seine Arbeit hin und zwischen dem Boss des Studios Darryl F. Zanuck und Otto Preminger herrschte Krieg. Zanuck wollte Preminger partout nicht als Regisseur haben, aber er musste letztendlich nachgeben. Preminger drehte die meisten Szenen neu und daraus entstand der vorliegende Film, der ausgesprochen erfolgreich wurde.

Ob das nun ein echter "Film Noir" ist, darüber streiten sich die Experten, aber das schadet dem Film nicht, der so elegant und intelligent daherkommt. Für eine Femme Fatale ist Gene Tierney als Laura nicht abgründig genug und auch Dana Andrews als Mark McPherson ist eine Spur zu nett für dieses Genre. Das macht aber gar nichts, denn "Laura" funktioniert genau so, wie er ist. Er ist spannend, schön anzuschauen und ein verdienter Klassiker. Was will man mehr?

In den Extras zur Special-Edition befindet sich auch eine Dokumentation über das Leben von Gene Tierney, die einst als eine der schönsten Frauen in Hollywood bezeichnet wurde. Sie hatte scheinbar alles, war wunderschön, hatte eine großartige Karriere und viel Erfolg. Leider war das alles nur der äußerliche Schein, denn in ihrem Privatleben erlebte sie eine Katastrophe nach der anderen. Angefangen bei Problemen mit ihrem Vater, verliebte sie sich auch ständig in die falschen Männer. Ihr erstes Kind kam mit schweren Behinderungen auf die Welt, weil Gene Tierney während ihrer Schwangerschaft die Röteln hatte. (Diese Geschichte verarbeitete Agatha Christie übrigens in ihrem Roman "Mord im Spiegel".) Aber auch weitere Schicksalsschläge folgten und Gene Tierney war wegen ihrer Depressionen mehrfach in psychiatrischer Behandlung. Eine ganz traurige Lebensgeschichte, die man wirklich niemandem wünscht.

Zurück zu "Laura", einem ganz wunderbaren Film, den ich nur sehr empfehlen kann.

Love Crime

"Love Crime" - "Crime d'amour" ist ein Film von Alain Corneau aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb Corneau zusammen mit Natalie Carter.

Christine (Kristin Scott Thomas) leitet die Pariser Marketingabteilung eines internationalen Konzerns. Ihre Mitarbeiterin Isabelle (Ludivine Sagnier) ist ihr treu ergeben und erledigt die meiste Arbeit. Isabelles erfolgreiche Vorschläge gibt Christine den Firmenleitern gegenüber gerne als ihre eigenen aus, was nicht nur Isabelles Assistent Daniel (Guillaume Marquet) bemerkt, sondern auch von Isabelle selbst mit Unverständnis verfolgt wird. Doch beide Frauen betonen immer wieder, wie wichtig ihnen Teamarbeit ist.

Als Isabelle immer mehr bemerkt, wie skrupellos Christine anderen Menschen gegenüber ist, fängt sie ein Verhältnis mit deren Lover Philippe (Patrick Mille) an. Christine bekommt Wind von der Sache und setzt Philippe unter Druck. Sie hat belastendes Material gegen ihn in der Hand, weil Philippe Firmengelder veruntreut hat. Zudem hat man ihr die Leitung des New Yorker Büros in Aussicht gestellt und deswegen kann sie keine Probleme dieser Art in ihrem Umfeld dulden.

Daniel überredet Isabelle, ohne Christine an einem neuen Auftrag zu arbeiten, damit die Chefs sehen können, wer die eigentliche Arbeit leistet. Die Firmenleitung ist begeistert, Christine muss gute Miene zum bösen Spiel machen und der Posten in New York rückt in weite Ferne. Christine erklärt Isabelle den Krieg und wird sie von nun an demütigen, wo sie nur kann. Vor den Augen ihrer Kollegen greift Isabelle immer öfter zu Tabletten, sie wirkt labil, extrem angeschlagen und verzweifelt. Oder ist doch alles ganz anders, als es den Anschein hat?

Tja, soweit die erste Hälfte des Films, der im Grunde keine wirklich neue Geschichte erzählt. Die "böse" Chefin, die die "arme und naive" Angestellte nur ausnutzt und deren Erfolge einstreicht, das kennt man schließlich schon. Wobei die Sache hier eine kleine Abweichung von der Norm hat, denn um Geld kann es hier nicht gehen. Nicht nur Christine lebt in großem Luxus, auch Isabelle lebt in einem Umfeld, das sich kleine Angestellte niemals leisten könnten. Es geht also in erster Linie um Aufstieg und Macht. Soviel nur hierzu.

Die zweite Hälfte des Films befasst sich mit einem perfekt geplanten Mord, bei dem sämtliche Spuren raffiniert gelegt und verwischt werden. Leider verrät der Regisseur dem Zuschauer dabei schon zu viel, das hätte gerne etwas subtiler sein können. So zieht sich dieser Teil in die Länge, während die Spannung schon ein bisschen raus ist aus dem Film. Es gibt zwar zum Schluss noch eine kleine fiese Wendung, aber die verpufft auch gleich wieder. Ich weiß nicht, irgendwie hat mir hier ein bisschen was gefehlt zu einem perfekten Filmerlebnis.

Gut, das ist aber letztlich Meckern auf hohem Niveau, denn selbstverständlich ist der Film sehenswert, allein schon wegen Kristin Scott Thomas und Ludivine Sagnier, die ihre Rollen fantastisch spielen. Zwei so ausgezeichneten Schauspielerinnen zuschauen zu können, lässt über manche Delle im Script hinwegsehen.

Für Regisseur Alain Corneau war das der letzte Film, er starb am 30. August 2010.

Samstag, 30. März 2013

Die Schöne und das Biest

"Die Schöne und das Biest" - "La Belle et la Bête" ist ein Film von Jean Cocteau (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1946 und beruht auf dem gleichnamigen Märchen von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont aus dem Jahr 1757.

Ein ehemals reicher Kaufmann (Marcel André), dessen Schiffe untergegangen sind und der nun am Rand der Armut steht, lebt zusammen mit seinem Sohn Ludovic (Michel Auclair) und seinen drei Töchtern. Seine jüngste Tochter Bella (Josette Day) hilft im Haushalt, wo sie nur kann, während ihre beiden älteren und eitlen Schwestern keinen Finger rühren und sich für etwas Besseres halten. Ludovics bester Freund Avenant (Jean Marais) möchte Bella heiraten, aber diese will ihren Vater nicht verlassen.

Der Vater macht sich auf in die Stadt, als er erfährt, dass nun doch eines seiner Schiffe gelandet sei. Dort angekommen, haben sich seine Gläubiger bereits über die Ladung hergemacht und ihm nichts hinterlassen. Mit leeren Händen muss er die Heimreise antreten und verirrt sich in der Nacht im Wald. Plötzlich erreicht er ein Schloss, findet dort eine Unterkunft, aber keinen Bewohner vor. Ein gedeckter Tisch lädt ihn zum Verweilen ein und ein unsichtbarer Diener schenkt ihm Wein ein.

Am nächsten Morgen, kurz vor seiner Abreise, pflückt der Kaufmann im Garten eine Rose, die er seiner Tochter Bella versprochen hatte, da taucht vor ihm eine Kreatur auf, halb Tier und halb Mensch. Die Bestie (Jean Marais) fordert seinen Tod für das Pflücken der Rose oder das Leben einer seiner Töchter. Mit einem weißen Pferd, das der Bestie gehört, reitet der Kaufmann nach Hause, wo er seinen Kindern aufgewühlt seine Geschichte erzählt.

Ohne ihre Familie zu informieren reitet Bella mit dem Pferd zum Schloss, um sich zu opfern und ihren Vater zu retten. Beim Anblick der Bestie fällt sie allerdings in Ohnmacht und wird von dem Wesen in ihr Zimmer getragen. Bella wird mit schönen Kleidern und Schmuck ausgestattet und das Biest leistet ihr jeden Abend Gesellschaft. Auf die immer wiederkehrende Frage, ob sie seine Frau werden will, antwortet sie aber immer mit "Nein".

Im Laufe der Zeit erkennt Bella, dass das Biest nicht wirklich böse ist und bittet ihn um Freundschaft. Sie verbringen mehr Zeit miteinander und schließlich erlaubt das Biest, dass Bella ihren Vater besuchen kann, um deren Gesundheit es schlecht steht.

Zu Hause angekommen reagieren ihre Schwestern neidisch auf Bellas Kleidung und Schmuck und überreden Ludovic und Avenant dazu, die Schätze des Biests zu stehlen. Bella kann gerade noch rechtzeitig ins Schloss zurückkehren, findet das Biest sterbend vor, das sich aber vor ihren Augen in einen schönen Prinzen (ebenfalls Jean Marais) verwandelt. Kann man sich ein schöneres Ende vorstellen?

Ach, was für ein schönes Märchen und was für ein schöner Film. Ich kannte bisher nur Ausschnitte daraus und habe ihn mir nun erstmals im Ganzen angeschaut und bin sehr begeistert davon. Das muss man einfach gesehen haben, die vielen schönen Details, die liebevolle und fantastische Ausstattung, das ist einfach umwerfend.

Wundervolle Schwarz-Weiß-Bilder entführen den Zuschauer hier in eine Märchenwelt, die wirklich atemberaubend gestaltet ist. Allein schon die menschlichen Arme, die aus den Wänden ragen und die Kerzenleuchter halten, die Figuren am Kamin, die jede Bewegung mit den Augen verfolgen, das alles ist sensationell, besonders für einen Film aus dieser Zeit.

Der schöne Jean Marais und die bezaubernde Josette Day sind einfach perfekt besetzt und machen diesen Film zu einem Ereignis, das man nicht verpassen sollte. Sehr empfehlenswert. Ebenfalls sehenswert sind auch noch die Extras zum Film, die von der Entstehung berichten. Wirklich sehr gelungen.

Freitag, 29. März 2013

Quentin Tarantino

Quentin Tarantino hat gerade seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert und kürzlich ist eine wunderbare Box mit seinen Filmen veröffentlicht worden, auf die ich an dieser Stelle besonders hinweisen möchte.

Seit über zwanzig Jahren ist Tarantino im Filmgeschäft tätig und wie kaum ein anderer hat er diese Zeit und die Art des Filmemachens geprägt. Seine Filme sind einzigartig, brutal, liebevoll, bewundert und oft auch einfach falsch verstanden. Niemand liebt Filme mehr als Quentin Tarantino und kaum einer verfügt über so viel Wissen darüber wie er. Der Junge aus der Videothek hat einen langen Weg hinter sich und hoffentlich auch noch einen langen Weg vor sich.

In dieser DVD-Box sind folgende Filme enthalten: "Reservoir Dogs", "True Romance", "Pulp Fiction", "Jackie Brown", "Kill Bill Vol. 1 + 2", "Death Proof" und "Inglourious Basterds". Außerdem gibt es noch eine DVD mit ausführlichem Bonus-Material, das unter anderem eine Dokumentation beinhaltet, auf der Freunde und Weggefährten von Tarantino zu Wort kommen. In gut zwei Stunden erfährt man hier viel über die Arbeit hinter den Kulissen.

"Pulp Fiction" war der erste Film von Tarantino, den ich gesehen habe, das muss 1995 gewesen sein. Da hatte er mich schon gepackt, seit dieser Zeit liebe ich seine Filme. Der zweite Film war "Reservoir Dogs", der damals nur in der Spätvorstellung lief. Was für ein Film, den liebe ich immer noch besonders. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich "Jackie Brown" bis heute noch nicht gesehen habe, aber demnächst nachholen werde.

Die Filme von Quentin Tarantino spalten noch immer die Kritiker, entweder man liebt sie oder man hasst sie. Ich liebe sie und werde hier in Kürze auch näher auf die Filme eingehen. Die DVD-Box ist ein guter Anlass, sich damit zu beschäftigen.

Besonders erwähnenswert sind auch noch die Schauspieler, die Tarantino in seinen Filmen besetzt hat, denn hier hat er nicht nur Karrieren beflügelt, sondern auch ältere Darsteller neu ins Gespräch gebracht und das sogar oft gegen alle Widersprüche. Der Erfolg gibt ihm aber immer Recht.

Dienstag, 26. März 2013

Dracula

"Dracula" ist ein Film von John Badham aus dem Jahr 1979. Das Drehbuch stammt von W. D. Richter und basiert auf dem Theaterstück von Hamilton Deane und John L. Balderston, welches auf dem Roman von Bram Stoker beruht. Das Theaterstück lief sehr erfolgreich am Broadway und so entstand die Idee, daraus einen Spielfilm zu machen und den Hauptdarsteller Frank Langella gleich mit zu übernehmen. Die wunderbare Musik stammt von John Williams.

Die Vorgeschichte in Rumänien wird übersprungen, der Film beginnt mit der Ankunft Graf Draculas (Frank Langella) in England. Die Handlung dürfte weitgehend bekannt sein, aber das Drehbuch hält sich nicht sehr streng an den Roman und besetzt einige Rollen auch um. Dr. Jack Seward (Donald Pleasence) ist hier der Leiter einer Irrenanstalt und Vater von Lucy (Kate Nelligan), die mit Jonathan Harker (Trevor Eve) verlobt ist. Lucys Freundin Mina (Jan Francis) ist die Tochter von Professor Abraham van Helsing (Laurence Olivier) und leicht kränklich, jede Aufregung muss von ihr ferngehalten werden.

Der attraktive Graf Dracula versetzt beide jungen Damen in Aufregung und obwohl es Lucy ist, die er sofort begehrt, wird die schwache Mina sein erstes Opfer. Nach Minas Tod reist ihr Vater Professor van Helsing nach England, wo er aber nur ein leeres Grab vorfindet. In den unterirdischen Minen sucht er nach seiner Tochter, die ihm dann auch bald als Vampir begegnet. Dieses Treffen empfinde ich persönlich als ziemlich gruselig, hier hat die Maskenabteilung sehr gut gearbeitet.

Van Helsing bemerkt schnell die Gefahr, die von Dracula ausgeht und will ihn zur Strecke bringen. Dr. Seward und Jonathan Harker helfen ihm nach Kräften, aber Lucy ist dem Grafen bereits verfallen und hat sich ihm in einer Art "Vampirhochzeit" hingegeben. Dabei ist sie aber keinesfalls ein willenloses Opfer, sondern handelt als liebende Frau und Gefährtin. Das ist zwar eine sehr moderne Interpretation des Stoffes, die aber hervorragend funktioniert.

Der finale Showdown, der auf einem Schiff stattfindet, ist beeindruckend inszeniert und das Ende bietet genug Stoff, um darüber wild zu spekulieren. Auf jeden Fall ist das ein sehr toller Film, den man gesehen haben sollte.

John Badham wollte den Film ursprünglich mit wenigen Farben ausstatten, was ihm aber das Studio versagt hat. Erst bei der DVD konnte er sich durchsetzten und auf Farben verzichten. Das führt dazu, dass vieles sehr blass aussieht, was aber durchaus gewünscht ist. Das muss man als Stilmittel akzeptieren.

Die Besetzung ist grandios, hier passt jeder in seine Rolle und besser geht es kaum. Kate Nelligan, Donald Pleasence und Laurence Olivier sind einfach eine Klasse für sich. Ebenso Hauptdarsteller Frank Langella, der sich viel Spott anhören musste, weil man ihn damals einfach noch nicht in eine Reihe mit Bela Lugosi und Christopher Lee einordnen konnte. Zu sehr hatte das Publikum noch John Badhams letzten Film "Saturday Night Fever" im Kopf. Die wirklich gute Darstellung Frank Langellas als Dracula, die sich sehr von seinen Vorgängern unterscheidet, wurde erst viel später gewürdigt und anerkannt. Heute gilt auch er schon als Klassiker und das auch sehr verdient. Vielleicht ist das nicht der bekannteste Dracula, aber er ist definitiv eine der besten Verfilmungen.

Auf der DVD befindet sich noch ein tolles Making-Of aus dem Jahr 2002, das man nicht verpassen sollte. Viele Beteiligte, darunter auch Frank Langella, geben hier einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Films und ihre Meinung dazu. Sehr sehenswert.

Dienstag, 19. März 2013

Der Aufsteiger

"Der Aufsteiger" - "L'exercice de l'État" ist ein Film von Pierre Schoeller (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011. Produziert wurde der Film unter anderem auch von den Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne.

Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) ist Verkehrsminister in Frankreich und noch ziemlich neu in seinem Amt. Politisch hat er noch keine größeren Spuren hinterlassen, er ist noch der Aufsteiger, der aber aus kleinen Verhältnissen kommt und dem die Karriere nicht in die Wiege gelegt wurde. Das unterscheidet ihn von vielen seiner Kollegen.

Eines Nachts, nach einem mit diversen Symbolen aufgeladenen Traum von Macht und Sex, erhält er einen Anruf. In den Ardennen ist ein Reisebus mit Jugendlichen in eine Schlucht gestürzt und es gibt zahlreiche Opfer zu beklagen. Saint-Jean fährt mit seiner PR-Frau Pauline (Zabou Breitman) an die Unglücksstelle, um sein Mitgefühl auszudrücken. Die Kameras laufen und er soll Vertrauen und Engagement ausstrahlen.

Kurze Zeit später wird man Saint-Jean mit der Privatisierung der Bahnhöfe beauftragen, ein Projekt, das er bisher immer abgelehnt hat und für das er sich nun stark machen soll. Saint-Jean erhält Unterstützung von seinem treuen Stabchef Gilles (Michel Blanc), der im Hintergrund die Fäden zieht und über jeden nur möglichen Kontakt verfügt. Er ist ein alter Hase, der weiß wie das Spiel läuft.

Saint-Jeans Fahrer geht in die Elternzeit, also muss ein neuer Fahrer her. Seine Mitarbeiter engagieren den Langzeitarbeitslosen Martin Kuypers (Sylvain Deblé) als Ersatz. Auch das soll Saint-Jean Sympathien einbringen. Für seine Frau Séverine (Arly Jover) hat Saint-Jean kaum Zeit, sein Alltag besteht aus Meetings, Telefonaten und langen Autofahrten. Ständig hängt er am Telefon, berät sich mit Gilles oder Pauline, während  höhere Kreise schon wieder über seine eigentlichen Aufgaben Entscheidungen treffen.

Dann passiert das nächste Unglück und dieses Mal trifft es Saint-Jean selbst. Auf einer neuen, jedoch noch nicht freigegebenen Autobahn verunglückt das Auto des Ministers. Während er und ein Mitarbeiter verletzt werden, stirbt Martin Kuypers, der Fahrer. Durch den Unfall und das Interesse der Medien gewinnt Saint-Jean Sympathien, die auch von höherer Stelle wahrgenommen werden. Man bietet ihm einen neuen Posten an, die ungeliebte Privatisierung der Bahnhöfe ist er damit los, dafür muss ein neues Bauernopfer gefunden werden.

Saint-Jean hat das Spiel der Mächtigen, die Intrigen und vor allen Dingen den Kampf um den eigenen Machterhalt inzwischen begriffen. Dumm nur, dass dafür auch ein guter Freund auf der Strecke bleiben muss, aber so ist eben das Geschäft...

Ja, eigentlich ein trockenes Thema, aber dieser Film ist über seine Laufzeit von ca. 115 Minuten wirklich durchgehend sehenswert und interessant. Dass Politiker gute und engagierte Menschen sind, die sich für das gemeine Volk einsetzten, glaubt ja wohl niemand mehr und dass dieser Film nur die französische Politik aufs Korn nimmt, glaube ich schon gar nicht. Die Beschreibung der Verhältnisse ist wohl schon sehr universell.

Die Schauspieler sind hervorragend ausgewählt, allen voran der wunderbare Olivier Gourmet, den ich gar nicht genug loben kann. Er ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. An seiner Seite glänzt Michel Blanc in seiner Rolle als Vertrauter und Stabchef, der immer den Überblick behält. Großartig gespielt.

Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter Film, der vermutlich nicht viele Zuschauer haben wird, was ausgesprochen schade ist. Verdient hätte er es in jedem Fall.

Sonntag, 17. März 2013

Two Moon Junction

"Two Moon Junction" ist ein Film von Zalman King aus dem Jahr 1988. Das Drehbuch schrieb King zusammen mit MacGregor Douglas.

So, den haue ich heute noch raus, denn mir ist gerade nach Trash und genau das bekommt man hier auch.

Kurz zur "Handlung": Südstaaten-Schönheit April (Sherilyn Fenn) wird in Kürze ihren Verlobten Chad (Martin Hewitt) ehelichen und damit eine perfekte Beziehung eingehen, in der Geld keine Rolle spielt. Sie sind jung, schön und reich und alles ist bestens arrangiert.

Doch kurz vor der Hochzeit lernt April auf einem Jahrmarkt den gutaussehenden Perry (Richard Tyson) kennen, der so viel Sex ausstrahlt, wie April es noch nie erlebt hat. Schnell wirft sie alle Bedenken über Bord und vergnügt sich bei jeder Gelegenheit mit Perry, bis sie eben doch wieder Bedenken bekommt und an ihren Verlobten denkt. Das dauert meistens nur ein paar Augenblicke und schon ist sie wieder mit Perry beschäftigt.

Aprils Großmutter Belle (Louise Fletcher) ahnt Böses und setzt den Sheriff auf Perry an, doch auch der kann der jungen Liebe nichts anhaben. April erscheint zwar zu ihrer eigenen Hochzeit, aber die Wahl zwischen ihrem langweiligen Verlobten und dem sehr potenten Perry fällt erwartungsgemäß aus.

Mehr muss ich hier nicht erzählen, denn das ist natürlich reinster Schrott, ähem, Trash, der keine Erklärungen braucht. Ja, die Achtziger, das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks, der schlimmen Klamotten, der furchtbaren Frisuren und noch so einiges mehr. Schlechte Filme gab es auch noch, deswegen sind wir hier.

Sherilyn Fenn soll mit ihren blondierten Haaren wohl an Marilyn erinnern, aber das klappt irgendwie nicht so richtig. Richard Tyson darf dafür so oft es geht seinen nackten Oberkörper präsentieren, was den Film wenigstens zum Teil anschaubar macht. Die zahlreichen Sex-Szenen sind niedlich, mehr kann man hier aber auch wirklich nicht erwarten.

Nein, eine Empfehlung gibt es hier natürlich nicht von mir, den kann man sich nur ansehen, wenn gar nichts anderes zur Verfügung ist. Insgesamt gesehen ein Film, den man nicht kennen muss. Es ist halt Trash, nicht mehr und nicht weniger.

Engelsgesicht

"Engelsgesicht" - "Angel Face" ist ein Film von Otto Preminger aus dem Jahr 1952. Die Drehbuchautoren waren Ben Hecht, Oscar Millard, Frank Nugent und Chester Erskine.

Der Ambulanzfahrer Frank Jessup (Robert Mitchum) hat einen Einsatz in Beverly Hills bei der wohlhabenden Familie Tremayne. Catherine (Barbara O'Neil) hat eine Gasvergiftung, die aber nicht lebensbedrohlich war, weil ihr Ehemann Charles (Herbert Marshall) sie rechtzeitig gefunden hat. Es war wohl ein Unfall, wie alle Beteiligten schnell erkennen. Frank trifft im Haus auf die junge Diane (Jean Simmons), die unter Schock zu stehen scheint und die er erstmal durch eine Ohrfeige beruhigen kann. (Das kommentiere ich jetzt nicht weiter, sondern denke mir meinen Teil. Ja, ja, hysterische Frauen, da helfen wohl nur Ohrfeigen. In welchem Jahrhundert leben wir noch?)

Wie auch immer, Diane folgt Frank in sein Stammlokal und sucht auch weiterhin seine Nähe. Frank möchte eine Autowerkstatt für Rennwagen eröffnen, aber ihm fehlt noch das nötige Kapital. Diane, die selber einen kleinen Flitzer fährt, bietet ihm an, ihre Stiefmutter um eine Beteiligung zu bitten. Catherine Tremayne kommt aus einer reichen Familie und finanziert den Lebensstandard, während Charles Tremayne ein erfolgloser Autor ist, der unter einer Schreibblockade leidet.

Diane sorgt dafür, dass Frank als Chauffeur der Familie eingestellt wird und sich um die Autos kümmern kann. Franks Beziehung zu seiner Freundin Mary (Mona Freeman) geht derweil in die Brüche. Diane ist immer in seiner Nähe und Frank fühlt sich zwar geschmeichelt, kann aber Dianes Verhalten nicht so richtig einschätzen. Eines Nachts steht sie vor seiner Tür und erklärt, dass ihre Stiefmutter sie umbringen wollte. Frank glaubt ihr nicht, bemerkt aber den Hass, den Diane ihrer Stiefmutter gegenüber in sich trägt.

Diane will mit Frank fortgehen, sie hat schon ihre Koffer gepackt, als ein Unglück passiert. Catherine und Charles stürzen mit ihrem Wagen rückwärts einen Abhang hinunter, weil an dem Getriebe manipuliert wurde. Frank und Diane werden angeklagt und ihr Verteidiger schlägt ihnen vor zu Heiraten, um ihre Beziehung zu legalisieren. Der Plan geht auf, beide werden freigesprochen, doch Frank denkt gar nicht daran, diese Ehe fortzusetzen. Ein großer Fehler, wie sich bald herausstellen wird und dann steigt er auch noch zu Diane ins Auto...

Ein spannender Film, der mit einer großartigen Jean Simmons überzeugen kann. Ist Diane wirklich so kalt und abgebrüht oder einfach nur verwirrt und einsam? Eine Antwort darauf liefert der Film nicht. Robert Mitchum ist wie üblich spröde, als Love Interest finde ich ihn eher wenig geeignet, auch wenn er seine Sache gar nicht schlecht macht. Passt schon, irgendwie. Der Film ist jedenfalls allein schon wegen Jean Simmons sehenswert.

Anatomie eines Mordes

"Anatomie eines Mordes" - "Anatomy of a Murder" ist ein Film von Otto Preminger aus dem Jahr 1959. Das Drehbuch stammt von Wendell Mayes und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Robert Traver. Der Soundtrack stammt von Duke Ellington.

Der ehemalige Staatsanwalt Paul Biegler (James Stewart) arbeitet als Rechtsanwalt in einer Kleinstadt. Er hat kaum Aufträge, geht mit Vorliebe zum Angeln und macht sich nicht viele Gedanken über seine berufliche Existenz. Seine treue Sekretärin Maida Rutledge (Eve Arden) und sein versoffener Kollege Parnell Emmett McCarthy (Arthur O'Connell) sind für ihn zu guten Freunden geworden.

Eines Tages beauftragt ihn die hübsche junge Laura Manion (Lee Remick), die Verteidigung ihres Ehemannes zu übernehmen, der des Mordes angeklagt wird. Lieutenant Frederick Manion (Ben Gazzara) soll den Barbesitzer Barney Quill erschossen haben, nachdem dieser Laura vergewaltigt und misshandelt hat. Paul Biegler befragt zunächst Frederick Manion und danach Laura und ist sich nicht sicher, ob er diesen Fall vertreten soll.

Das Verhalten der Eheleute irritiert ihn, Laura ist eine lebenslustige junge Frau, die gerne flirtet und Frederick neigt gelegentlich zu Wutausbrüchen. Die medizinische Untersuchung konnte zudem bei Laura keine direkten Spuren einer Vergewaltigung feststellen. Kann Paul in diesem Fall seinen Mandanten mit gutem Gewissen verteidigen? Wird hier überhaupt die Wahrheit ans Licht kommen oder war vielleicht alles ganz anders, als es geschildert wird? Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gibt.

Vorhang auf für einen der besten Gerichtsfilme, die es gibt. Ich gebe zu, ich hatte ein bisschen Angst vor diesem Film. Einerseits wegen der spektakulären Laufzeit von fast 160 Minuten und andererseits wegen James Stewart, den ich persönlich fast immer für einen Langweiler halte. Aber, ich habe mich geirrt. Der Film ist durchgehend spannend, bis auf kleine Ausnahmen, die aber kaum ins Gewicht fallen. Und James Stewart war nie so gut, wie in dieser Rolle. Hut ab für diese Leistung.

Regisseur Otto Preminger hat hier ein Gerichtsdrama geschaffen, das den Zuschauer in seinen Bann zieht und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Wahrheit kommt nie ans Licht und darüber kann man wahrscheinlich endlos diskutieren, aber die Spannung dominiert den ganzen Film. Die gute Story und die exzellente Besetzung machen dieses Werk zu einem großen Ereignis. Neben James Stewart, Lee Remick und Ben Gazzara überzeugen in den Nebenrollen besonders Eve Arden und Arthur O'Connell. Ein weiterer Pluspunkt ist George C. Scott als Staatsanwalt Dancer, der aus der Großstadt kommt und den örtlichen Staatsanwalt unterstützen soll. Sein Auftreten vor Gericht ist grandios und sehr sehenswert.

Es sollte sich also niemand vor der Länge des Films fürchten, denn etwas Besseres bekommt man in diesem Genre kaum präsentiert. Gerichtsdrama und Unterhaltung können auch Hand in Hand gehen. Ganz große Empfehlung.

Donnerstag, 14. März 2013

Wolken sind überall

"Wolken sind überall" - "The Moon is Blue" ist ein Film von Otto Preminger aus dem Jahr 1953. Das Drehbuch stammt von F. Hugh Herbert und basiert auf seinem gleichnamigen Theaterstück.

Der Film handelt von der zufälligen Begegnung der jungen Schauspielerin Patty (Maggie McNamara) mit dem Architekten Donald (William Holden). Beide beobachten sich und schließlich folgt er ihr bis auf das Dach des Empire State Buildings, wo eine lockere Unterhaltung zwischen ihnen beginnt. Sie sind sich gleich sympathisch und Donald lädt Patty zum Essen ein.

Eigentlich soll es in ein bekanntes Restaurant gehen, aber da Donald einen Knopf an seiner Jacke verloren hat, den Patty wieder annähen will, landen sie zuerst in seiner Wohnung. Patty ist von der Wohnung und der Küche so beeindruckt, dass sie dort unbedingt selber kochen will, aber leider gibt der Inhalt des Kühlschranks gar nichts her. So bekommt Donald eine Einkaufsliste in die Hand gedrückt und verschwindet, während Patty mit ihrer Freundin telefoniert.

Es klingelt an der Tür und Cynthia (Dawn Addams) erscheint, die Ex-Freundin von Donald, die sich mit ihrem neuen Status noch nicht anfreunden kann und nicht mit Pattys Anwesenheit gerechnet hat. Cynthia geht wieder, doch bald klingelt es erneut und David (David Niven) steht vor der Tür, ein Freund von Donald, den Patty spontan zum Essen einlädt. David ist Cynthias Vater und ein Lebemann, der sich gerne mit jungen Frauen umgibt. Er findet spontan Gefallen an Patty und umwirbt sie, was Patty allerdings immer sehr höflich zurückweist.

Donald kommt mit seinen Einkäufen zurück und ist nicht besonders erfreut darüber, David an Pattys Seite zu sehen. Beide Männer buhlen um ihre Zuneigung, aber Patty behält in diesem Spiel die Oberhand und lässt sich auf nichts ein.

Es kommt noch zu einigen Verwicklungen, auf die ich aber hier nicht weiter eingehen will, das muss man sich schon selbst anschauen, es lohnt sich auf jeden Fall.

Das ist ein ganz zauberhafter Film, der nun schon ganze sechzig Jahre auf dem Buckel hat und trotzdem noch gut unterhalten kann. Allein schon die Szene im Taxi ist göttlich, wer den Film gesehen hat, der weiß was ich meine. Otto Preminger hatte auch hier wieder viel Ärger mit der Zensur, denn er erlaubte sich Dialoge, die die Worte Jungfrau, Verführung und Sex beinhaltet haben und somit für damalige Verhältnisse eigentlich unaussprechlich waren. Aus heutiger Sicht kann man darüber lachen, aber früher konnte so etwas das Aus für einen Film bedeuten.

Den ständigen Kampf gegen die Zensurbehörde hat er oft gewonnen, so auch hier. Otto Preminger wollte seine Filme durchsetzen und er tat das auch. So viel Mut hatten viele andere nicht, aber er hat den Weg bereitet.

Zurück zum Film, der insgesamt gesehen eine hübsche Liebeskomödie ist, was heutzutage gerne "RomCom" genannt wird und bei mir fast immer Brechreiz auslöst. Hier aber kann man sehen, wie hervorragend so etwas funktionieren kann, wenn man gute Dialoge, feinen Humor und fabelhafte Schauspieler hat. Da sind die Komödien der heutigen Zeit meist Lichtjahre von entfernt. Das ist schade, aber leider wahr.

Für diesen Film gibt es jedenfalls eine große Empfehlung, denn der macht einfach Spaß.

Sonntag, 10. März 2013

Life in Stills

"Life in Stills" ist ein Film von Tamar Tal (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011. Produziert wurde der Film von Barak Heymann.

In Tel Aviv existiert seit 1940 das "Photohouse Prior" von Rudi und Miriam Weissenstein. Der kleine Laden mit eigenem Fotostudio ist weltweit bekannt, ebenso wie seine Besitzer. Rudi Weissenstein war 1948 der einzige Fotograf, der Aufnahmen von der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel machen dürfte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1992 führte Miriam das Geschäft alleine fort, wurde aber seit einigen Jahren von ihrem Enkel Ben dabei unterstützt.

Zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen war Miriam Weissenstein bereits 96 Jahre alt, aber immer noch eine eigensinnige und starrköpfige alte Dame. Gemeinsam mit Ben kämpfte sie für ihren Fotoladen, denn das Gebäude sollte abgerissen werden und einem Neubau weichen. Schließlich musste das Geschäft neue Räume beziehen, um später wieder an die alte Stelle ziehen zu können.

Im Jahr 2010 reisten Miriam und Ben zu einer Fotoausstellung nach Frankfurt, wo Aufnahmen von Rudi Weissenstein gezeigt wurden. Ben kümmerte sich immer sehr liebevoll um seine Großmutter und beide waren ein eingespieltes Team, auch wenn Miriam teilweise etwas schwierig war. Sie konnte im hohen Alter nur noch schlecht sehen und hören und auch die Tatsache, dass Ben mit seinem Freund Ofir zusammengezogen war, ignorierte sie manchmal. Im Laden bezeichnete sie ihre Kunden auch schon mal als Nervensägen, aber niemand konnte ihr wirklich böse sein.

Bens Mutter wurde 2003 von ihrem Mann umgebracht, weil sie sich von ihm trennen wollte. Ihr Mann beging daraufhin Selbstmord. Dieses Ereignis hat Miriam nie überwunden, aber der Kontakt zu Ben wurde danach noch enger, weil beide unter dem Verlust litten.

Die junge Studentin Tamar Tal hatte über Miriam den Kurzfilm "The Iron Lady and the Photohouse" gedreht und war mit ihrer Arbeit bereits fertig, als sie Ben kennenlernte und ihn zusammen mit Miriam bei der Arbeit im Geschäft erlebte. Sie erkannte, dass die beiden etwas ganz Spezielles verbindet und begann daraufhin mit den Arbeiten an diesem Film.

In knapp 60 Minuten erlebt man zwei wunderbare Menschen, die man sofort ins Herz schließt. Miriam Weissenstein und ihr ganz zauberhafter Enkel Ben lassen den Zuschauer an ihrem Leben teilhaben wie gute Freunde. Ein unvergesslicher Film, der das Leben von Miriam Weissenstein würdigt, die im Alter von 98 Jahren verstorben ist. Ihr Enkel Ben führt das Geschäft in ihrem Sinne weiter.

Auf der DVD gibt es noch weitere sehenswerte Extras, darunter auch den Kurzfilm von Tamar Tal. Bitte nicht verpassen.

Robot & Frank

"Robot & Frank" ist ein Film von Jake Schreier aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch stammt von Christopher D. Ford.

Einst war Frank (Frank Langella) ein gefürchteter Juwelendieb, doch jetzt ist er ein einsamer alter Mann, der immer häufiger Gedächtnislücken hat, sein Haus nicht mehr in Ordnung halten kann und dessen einziges Vergnügen darin besteht, in der Gemeindebücherei mit der Bibliothekarin Jennifer (Susan Sarandon) zu flirten oder in einem Geschäft kleine Seifenfiguren zu stehlen.

Seine Kinder Hunter (James Marsden) und Madison (Liv Tyler) leben ihr eigenes Leben und haben kaum Zeit für ihren Vater. Madison ist ständig auf Reisen und Hunter wohnt weit weg und hat selbst eine Familie, um die er sich kümmert. Gegen Franks Willen stellt Hunter ihm eines Tages einen kleinen Roboter vor die Tür, der darauf programmiert ist im Haushalt zu helfen, sich um das Essen zu kümmern und für einen geregelten Tagesablauf zu sorgen. Eine perfekte Mischung aus Pflegehilfe und Butler, aber das sieht Frank natürlich ganz anders und würdigt seinen neuen Begleiter zunächst keines Blickes.

Im Laufe der Zeit jedoch findet Frank zunehmend Gefallen an dem kleinen Roboter, als er bemerkt, dass er diesen für seine Zwecke einsetzen kann. Robot wird zum Komplizen, als Frank einen neuen Einbruch plant. Beflügelt durch eine neue Aufgabe blüht Frank regelrecht auf und plant schon weitere Raubzüge, doch das bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Die Polizei hat bereits ein Auge auf ihn geworfen und der Speicher des Roboters könnte ihn verraten. Frank will seinen kleinen Freund schützen, aber die Lage scheint aussichtslos zu sein und Franks Gedächtnislücken nehmen immer mehr zu.

"Robot & Frank" ist eine hübsche kleine Komödie mit durchaus ernsten Untertönen, die aber ganz charmant präsentiert werden. In erster Linie geht es hier um Unterhaltung und nicht um Belehrung. Die Story ist gut erzählt, hier gibt es keine Bilderbuchfamilie, sondern ganz normale Menschen, die eben auch Probleme haben. Das Verhältnis zwischen Frank und seinen Kindern ist zwar herzlich, aber auch nicht unbelastet, was immer wieder zu spüren ist. Wegen seiner Einbrüche war Frank viele Jahre im Gefängnis, ist seit dreißig Jahren geschieden und konnte sich auch nur wenig um seine Kinder kümmern.

James Marsden und Liv Tyler haben nicht viel zu tun und bleiben wie üblich ein bisschen blass und selbst Susan Sarandons Rolle ist nicht sehr groß ausgefallen. Sie alle sind hier aber sowieso nur bessere Sidekicks für den wirklich großartigen Frank Langella, der den ganzen Film dominiert. Was für ein grandioser Schauspieler, ihm zuzuschauen ist ein echtes Erlebnis. Allein mit seinem Blick kann Frank Langella mehr ausdrücken, als andere Schauspieler in ihrem ganzen Leben.

Insgesamt gesehen ein empfehlenswerter Film mit einem wunderbaren Hauptdarsteller.

Samstag, 9. März 2013

Otto Preminger - Anatomie eines Filmemachers

"Otto Preminger - Anatomie eines Filmemachers" ist ein Film von Valerie A. Robins aus dem Jahr 1991. Das Drehbuch stammt von Thomas J. Wiener.

Der Schauspieler Burgess Meredith führt als Erzähler durch den Film und beleuchtet die Karriere von Otto Preminger über einen Zeitraum von fast fünfzig Jahren. Von den Anfängen als Schauspieler und Film- und Theaterregisseur in Wien bis hin zu seinen großen Erfolgen in Amerika.

Thematisch deckte Otto Preminger in seinen Arbeiten alles ab, Dramen, Komödien, Thriller und vieles mehr. Dabei hatte er seinen eigenen Kopf und eckte mit seinen Methoden häufig bei den Studiobossen an, was schließlich dazu führte, dass er seine eigene Produktionsfirma gründete und sich damit von Hollywood lossagte. Auch der ständige Ärger mit der Filmzensur und sein Kampf gegen die herrschenden Konventionen war ein Reizthema für ihn. Als unabhängiger Filmemacher hatte er viel mehr Möglichkeiten, die er gerne ausnutzte. Sein sezierender Blick und seine Lust an der Provokation sind einzigartig für die damalige Zeit.

Legendär sind seine Wutausbrüche am Set, ebenso wie seine Herzlichkeit. Beides konnte sich innerhalb von Sekunden ändern. Darüber berichten viele Weggefährten wie z. B. Peter Bogdanovich, Saul Bass, Michael Caine, Ken Howard, Deborah Kerr, George C. Scott, Frank Sinatra und James Stewart.

Sämtliche Filme können hier selbstverständlich nicht erwähnt werden, das würde den Rahmen sprengen, deshalb hier nur eine Auswahl: Laura, Der Mann mit dem goldenen Arm, Bonjour Tristesse, Anatomie eines Mordes, Der Kardinal, Bunny Lake is Missing, Exodus.

Gerade ist eine schöne DVD-Box erschienen "Otto Preminger - Meisterwerke", die neben den Filmen Sturm über Washington, Die heilige Johanna und Wolken sind überall auch diesen Dokumentarfilm enthält, der in gut zwei Stunden einen Einblick in die Arbeit von Otto Preminger bietet und sehr unterhaltsam geworden ist. Ich hatte viel Spaß dabei und kann den Film, so wie auch die ganze Box, nur sehr empfehlen. Eine schöne Anregung, sich ausführlicher mit den Filmen von Otto Preminger zu beschäftigen.

Sturm über Washington

"Sturm über Washington" - "Advise and Consent" ist ein Film von Otto Preminger aus dem Jahr 1962. Das Drehbuch stammt von Wendell Mayes und beruht auf einem Roman von Allen Drury.

Der Präsident der Vereinigten Staaten (Franchot Tone) braucht einen neuen Außenminister und überrascht mit einem Kandidaten seiner Wahl, Robert Leffingwell (Henry Fonda). Im Senat wird eine Anhörung angesetzt, in der Leffingwell sich beweisen soll. Erst nach Zustimmung der Senatoren kann er als Kandidat für den Posten des Außenministers ernannt werden, doch die Lager sind gespalten und so entwickelt sich ein Polit-Drama, wie man es selten gesehen hat.

Der junge Senator Brig Anderson (Don Murray) leitet den Ausschuss und will eine faire Anhörung, aber der alte Senator Cooley (Charles Laughton) und der ehrgeizige Senator Van Ackerman (George Grizzard) schießen bei jeder Gelegenheit quer und greifen auch zu fragwürdigen Mitteln, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Cooley bringt den zwielichtigen Herbert Gelman (Burgess Meredith) als Zeugen an, der Leffingwell von früher kennt und ihn als Kommunisten bezeichnet. Leffingwell bestreitet zwar, jemals kommunistische Kontakte gehabt zu haben, aber er lügt.

Brig Anderson erfährt von dieser Lüge und setzt den Präsidenten unter Druck, seinen Kandidaten zurückzuziehen. Der kranke Präsident, dem nicht mehr viel Zeit bleibt, beharrt aber auf Leffingwell und auch einige andere Senatsmitglieder wollen ihn unbedingt durchsetzen. Brig Anderson wird plötzlich selbst zum Opfer politischer Machtspiele, denn jemand erpresst ihn mit Kenntnissen aus seiner Vergangenheit. Während seiner Militärzeit auf Hawaii hatte Brig ein Verhältnis mit einem anderen Soldaten. Längst verdrängte Gefühle und Erinnerungen tauchen wieder auf und Brig erkennt die Ausweglosigkeit seiner Situation. In seiner Verzweiflung reist er nach New York, um Ray (John Granger) zu suchen. Er findet ihn schließlich in einer Schwulenbar, läuft aber sofort wieder weg und sieht nur noch einen Ausweg...

"Advise and Consent" ist ein packender und spannender Polit-Thriller, der fast kammerspielartig wirkt. Es gibt nur wenige Schauplätze, denn ein großer Teil der Handlung spielt im Senat. Die Schauspieler sind durchweg sehr gut besetzt und machen diesen Film zu einem Erlebnis, das trotz einer Laufzeit von fast 140 Minuten nie langweilig wird. Erwähnenswert ist auch die kurze Szene in der New Yorker Schwulenbar, das hatte es bis dahin im amerikanischen Kino nicht gegeben. Otto Preminger hatte in seinen Filmen häufig Probleme mit der Zensur und hat sich ebenso häufig erfolgreich darüber hinweggesetzt.

Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der jetzt neu auf DVD erschienen ist in der Box "Otto Preminger - Meisterwerke". Bitte nicht verpassen.

Dienstag, 5. März 2013

Positive Pictures - A Gay History

"Positive Pictures - A Gay History" ist ein Buch von Paul Schulz und Christian Lütjens und befasst sich mit der Geschichte von Aids über einen Zeitraum von inzwischen dreißig Jahren.

Also heute mal kein Filmtipp, sondern eine Empfehlung für ein besonders interessantes Buch, das gerade neu erschienen ist und, wie ich finde, hier sehr gut zur Thematik meines Blogs passt.

"Positive Pictures" ist ein äußerst ansprechendes, großformatiges Buch, das über dreißig Jahre Leben mit Aids berichtet, mit wunderbaren Bildern ausgestattet ist und die Texte jeweils in englischer und deutscher Sprache präsentiert. Da Bücher und Filme zu diesem Thema gerne totgeschwiegen werden, möchte ich dieses Buch umso mehr empfehlen.

Im Buchumschlag steht ein Satz von Larry Kramer, den ich hier gerne zitieren möchte: "We must never let anyone forget that no one wanted to help dying faggots." Larry Kramer weiß, wovon er hier spricht und er ist eine der Stimmen, die sich traut, das auch laut auszusprechen. Homophobie ist immer noch ein Problem, nicht mehr überall, aber sie existiert oft auch noch im Verborgenen.

Es folgen Bilder und Statements von Künstlern, die diese Zeit erlebt haben oder auch an Aids gestorben sind. Und es sind so viele daran gestorben, eine Aufzählung ist gar nicht möglich. Wir alle kennen und lieben Künstler wie Keith Haring, Klaus Nomi, Freddie Mercury, Brad Davis und so viele andere.

Chi Chi LaRue kommt hier zu Wort und berichtet darüber, dass in ihren Pornos nur Safer Sex praktiziert wird. Es wird aber auch über Pornodarsteller berichtet, die HIV-Positiv waren und inzwischen gestorben sind. Positiv zu sein ist zwar längst kein Todesurteil mehr und auch die Medikamente sind heute besser als früher, aber das Bewusstsein für Aids hat sich verändert.

Auch die Darstellung von Aids in Literatur, Film und Fotografie wird erwähnt, hier möchte ich besonders Larry Kramer, Vito Russo und auch Rosa von Praunheim hervorheben.

Ich möchte auch noch mal auf den Satz von Larry Kramer hinweisen, denn vieles ist damals Anfang der Achtziger Jahre falsch gelaufen, vieles wurde totgeschwiegen, bevor endlich die Erforschung dieser Krankheit begonnen hat. Zu viele Menschen waren zu diesem Zeitpunkt schon gestorben und niemanden hat es interessiert, weil es ja "nur" Schwule und Junkies betraf. Wie viele Menschen sind umsonst gestorben und hätten gerettet werden können, wenn man sich nur rechtzeitig um sie gekümmert hätte. Eine ganze Generation musste ihr Leben lassen, weil niemand da war, sie zu schützen. Die Act Up-Bewegung wurde 1987 in New York gegründet, um speziell auf diese Zustände hinzuweisen und die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

"Positive Pictures" ist ein wunderbares Buch, das jede Aufmerksamkeit verdient hat. Sehr empfehlenswert.

Sonntag, 3. März 2013

Vito

"Vito" ist ein Dokumentarfilm von Jeffrey Schwarz aus dem Jahr 2011 und beschäftigt sich mit dem Leben des Schwulen- und Aids-Aktivisten Vito Russo.

Vito Russo wurde am 11. Juli 1946 in New York geboren und starb am 7. November 1990 an den Folgen von Aids. Schon früh war er sich seiner Homosexualität bewusst, was weder für ihn, noch für seine Familie ein Problem darstellte. Doch die Zeiten waren damals für Schwule und Lesben noch schwierig, ein öffentliches Leben gab es für sie kaum. Homosexualität war immer noch geächtet. Schwule waren der Willkür der Polizei ausgesetzt, die in den einschlägigen Clubs nach Belieben Razzien durchführten und Schwule verhafteten. Ein erstes Aufbegehren gegen diese Schikane fand am 28. Juni 1969 in New York statt, der sogenannte Stonewall-Aufstand, den Vito Russo aus einiger Entfernung beobachtete.

Vito war klar, dass er sich für die Rechte der Schwulen einsetzten musste, denn schon lange empörte er sich über deren Behandlung in der Öffentlichkeit. Er wurde aktives und sehr geachtetes Mitglied der Schwulenbewegung, engagierte sich bei Demonstrationen und Kundgebungen. Seine Familie stand immer hinter ihm und unterstützte ihn. Er war ein brillanter Redner, eine charismatische Persönlichkeit und bald auch als Autor für schwule Themen und Filmkritiker beschäftigt.

Filme waren Vitos große Leidenschaft und besonders die Darstellung schwuler und lesbischer Charaktere im Film wurde sein Steckenpferd. Fast zehn Jahre arbeitete er an dem Buch "The Celluloid Closet", in dem er akribisch genau die Szenen heraussuchte, die Schwule und Lesben in hundert Jahren Filmgeschichte spielten, oft nur sehr verdeckt zu erkennen. Im Laufe der Jahre hielt er unzählige Vorträge zu diesem Thema, unterlegt mit den entsprechenden Filmausschnitten. Das fertige Buch wurde zunächst von vielen Verlagen abgelehnt, bis es schließlich im Jahr 1981 veröffentlicht wurde und auf Anhieb zu einem Bestseller wurde. Noch heute ist das Buch einzigartig und sehr zu empfehlen.

In San Francisco lernte Vito den eher schüchternen Jeffrey kennen, der die Liebe seines Lebens wurde. Beide waren sehr verliebt, konnten sich jedoch nie auf einen gemeinsamen Wohnsitz einigen, da Jeffrey New York nicht mochte. So pendelten sie über mehrere Jahre zwischen New York und San Francisco hin und her.

Und dann fing das große Sterben an, Aids kam auf und die zunächst noch unbekannte Krankheit forderte zahlreiche Opfer, wie allgemein bekannt ist. Da die Reagan-Administration das Thema lange Zeit totschwieg und kaum Mittel für die Erforschung der Krankheit zur Verfügung stellte, engagierte sich Vito auch hier wieder sehr stark, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bekommen. Im März 1987 entstand daraus die Act Up-Bewegung, zu der neben Vito Russo auch der Schriftsteller Larry Kramer gehörte.

Doch Aids betraf Vito auch privat, denn Jeffrey erkrankte daran und starb schließlich und auch Vito selbst war erkrankt. Nach Jeffreys Tod gab Vito aber nicht auf, sondern setzte seinen Kampf mit aller Kraft fort. Bis zu seinem Tod war er in der Sache aktiv, so weit es seine Kräfte zuließen.

Vito Russo war eine beeindruckende Persönlichkeit und dieser wunderbare Dokumentarfilm setzt ihm ein verdientes Denkmal. Ohne Menschen wie ihn wäre die Welt sehr viel ärmer. Bitte nicht verpassen.

Neben Mitgliedern von Vitos Familie kommen auch noch Freunde und Weggefährten zu Wort, wie z. B. Larry Kramer, Armistead Maupin und Lily Tomlin, sowie auch Rob Epstein und Jeffrey Friedman, die Vitos Buch "The Celluloid Closet" 1995 als Film herausgebracht haben, siehe auch "The Celluloid Closet". Ebenfalls sehr empfehlenswert.

Samstag, 2. März 2013

Skyfall

"Skyfall" ist ein Film von Sam Mendes aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch stammt von John Logan, Neal Purvis und Robert Wade.

Hier haben wir also den dritten James Bond-Film mit Daniel Craig in der Titelrolle. Nach dem sehr guten "Casino Royale" von Martin Campbell aus dem Jahr 2006 und dem ganz furchtbaren "Quantum of Solace" von Marc Forster aus dem Jahr 2008 sind ein paar Jahre vergangen und die Erwartungen waren gewaltig. Wie würde die Reihe weitergehen? Nun, auch ich war sehr skeptisch, ob ich überhaupt einen weiteren Bond-Film sehen will, aber mit Sam Mendes wurde ein Regisseur engagiert, der viel gewagt hat und dabei auf ganzer Linie gewonnen hat. James Bond ist in der Neuzeit angekommen, also los...

Beim MI6 ist eine Festplatte abhanden gekommen. (Wir sprechen hier nicht über Logik, denn schließlich ist das immer noch ein James Bond-Film und Agentenfilme haben ihre eigenen Regeln. Logik gehört definitiv nicht dazu, also bitte keine Fragen stellen.) Bond (Daniel Craig) verfolgt in Istanbul die Spur des Diebes und wird dabei von seiner Kollegin Eve (Naomi Harris) unterstützt. Es gibt die üblichen Verfolgungsjagden mit dem Auto quer durch die Stadt, mit dem Motorrad über die Häuserdächer, bis hin zum Kampf Mann gegen Mann auf dem Dach eines fahrenden Zuges. Eve bekommt von M (Judi Dench) den Auftrag, den Dieb zu erschießen, aber sie erwischt Bond, der daraufhin in einen Fluss fällt und fortan als tot gilt.

Monate vergehen, M wird von Gareth Mallory (Ralph Fiennes) zum Rücktritt aufgefordert, als plötzlich das Hauptquartier des MI6 angegriffen wird. Eine gewaltige Gasexplosion verwüstet das Gebäude und der Secret Service muss umziehen. Dann werden die ersten Namen von Agenten im Netz veröffentlicht, die sich auf der gestohlenen Festplatte befunden haben. M muss handeln, bevor weiteres Unglück passiert und da taucht James Bond wieder auf, der überlebt hat, aber in ziemlich zweifelhafter Verfassung ist. Tabletten und Alkohol haben ein Wrack aus ihm gemacht, aber er will seinen Dienst wieder antreten. M gibt ihm dafür grünes Licht, weil sie ihn braucht.

Zunächst geht es nach Shanghai, wo es in einem Wolkenkratzer zu einem Kampf kommt, der grandios inszeniert ist. Hier gibt es eine tolle Optik aus Licht und Glas, die man gesehen haben muss. Weiter geht es nach Macao, wo Bond auf die schöne Sévérine (Bérénice Marlohe) trifft, die ihn zum eigentlichen Bösewicht des Films führt. Auftritt von Javier Bardem als böser Cyber-Terrorist Raoul Silva, der früher selbst beim MI6 gearbeitet hat und sich an M rächen will.

Weiter geht es in London, wo sich M bei einer Anhörung vor den Ministern rechtfertigen muss, als Silva mit seinen Leuten das Treffen stört. Bond schnappt sich M und fährt mit ihr nach Schottland. Auf dem Anwesen "Skyfall" ist er aufgewachsen und hier macht er sich auf das finale Zusammentreffen mit Silva bereit. Es folgt ein gewaltiger Showdown.

Ich wollte diesen Film eigentlich nicht sehen, weil ich den letzten so fürchterlich fand. Ehrlich gesagt sind Bond-Filme doch irgendwie antiquiert und auch dieser hat ein paar Momente, die mich sprachlos machen. Beispielsweise die unnötige Duschszene mit Bond und Sévérine und der Bemerkung "I like you better without your Beretta". Hilfe...

Andererseits hat dieser Film auch ganz große Momente und zeigt seinen Helden als gebrochenen Mann, der persönliche Kämpfe auszutragen hat und mit seinem Alter hadert. Er ist verletzlich, aber immer noch ein Kämpfer, der sich nichts gefallen lässt und auch einiges einstecken muss. Daniel Craig verkörpert diesen Bond einfach fabelhaft, man nimmt ihm diese Rolle wirklich ab.

Die wunderbare Judi Dench ist wie immer sehenswert, ebenso wie die Nebendarsteller Ralph Fiennes, Albert Finney und Ben Whishaw, die gut in ihre Rollen passen. Javier Bardem ist ein fantastischer Bösewicht und dominiert sämtliche Szenen, in denen er zu sehen ist. Er ist der perfekte Gegenspieler für Bond.

Was soll ich noch sagen, Sam Mendes hat einen Schritt gewagt, der mutig und auch nötig war, um die Bond-Reihe am Leben zu erhalten. Was immer nun auch kommen mag, es muss sich an diesem Film messen lassen und das wird nicht leicht sein.

Erwähnen muss ich auch noch den üblichen Vorspann mit der Titelsequenz, der bildlich sehr schön umgesetzt wurde. Leider kann ich dem Titelsong so gar nichts abgewinnen, also lasse ich ihn hier unerwähnt. Insgesamt gesehen kann ich den Film aber sehr empfehlen.