Sonntag, 27. Oktober 2013

Tumbledown

"Tumbledown" ist ein Film von Todd Verow aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Verow zusammen mit Brad Hallowell und beide spielen auch zwei der drei Hauptrollen in diesem Film.

Im Mittelpunkt der auf einer wahren Begebenheit basierenden Story stehen drei Männer: Jay (Todd Verow), der etwas ältere der Männer, sein junger Freund Mike (Brett Faulkner) und der Barkeeper Rick (Brad Hallowell). Über einen Zeitraum von insgesamt vier Monaten erstreckt sich die gemeinsame Geschichte, die aber von jedem von ihnen anders interpretiert wird.

Am Anfang besucht Jay mit seinem Freund Mike eine Bar, weil der sich in Jays Ferienhaus langweilt. Hier spricht Jay den Barkeeper Rick an, der sich schon bald mit den beiden Männern anfreunden wird. Rick wird übers Wochenende in das Ferienhaus eingeladen und alle drei Männer wollen sich vergnügen. Dumm nur, dass die Anziehung zwischen Mike und Rick am stärksten ist und Jay irgendwie immer nur am Rand steht. Etwas Bedrohliches liegt in der Luft, aber noch scheint alles friedlich zu sein.

Zwei Wochen später wird Rick von Jay erneut in das Haus eingeladen, aber Mike ist nicht dort. Aus irgendwelchen Gründen ist Mike nicht erreichbar, aber davon erwähnt Jay nichts. Es kommt zum Sex zwischen Jay und Rick, der nicht ganz freiwillig vollzogen wird. Mit einer Kamera filmt Jay alles, um Rick ein paar Wochen später die Aufnahmen zu schicken. Rick kann sich an nichts erinnern, aber ihn überkommt eine böse Vermutung, die ihn dazu bringt, seine Ärztin aufzusuchen.

Ein paar Tage später erhält Rick einen Anruf von Mike, der sich mit ihm treffen und reden will. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist immer noch da und gemeinsam schmieden sie einen Plan, sich an Jay zu rächen. Doch was ist wirklich passiert und vor allen Dingen, was wird noch passieren?

Hier lässt Todd Verow der Fantasie der Zuschauer alle Möglichkeiten offen. Die tatsächlichen Geschehnisse sind nicht zu entschlüsseln, weil sie aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt wurden. Auch der Ausgang der Geschichte ist nicht klar, unter anderem auch durch ein alternatives Ende, das vieles bedeuten kann und keine klare Meinung vertritt. Ich finde diese Herangehensweise ziemlich genial, weil der Zuschauer hier selbst gefordert ist, sich zu positionieren. Sehr gut gemacht.

Wenn ich "Tumbledown" in wenigen Worten zusammenfassen sollte, dann würde ich sagen: Er ist bedrohlich, sexy und geheimnisvoll. Besonders gut hat mir Todd Verow selbst gefallen, der in einigen Szenen etwas von Nosferatu an sich hat und eine latente Bedrohung ausstrahlen kann. Im Übrigen muss ich aber unbedingt noch erwähnen, dass Todd Verow hier für mich persönlich den stärksten Sex-Appeal hat. Ehrlich, der Mann sieht verdammt gut aus und lässt seine beiden Mitstreiter neben sich ziemlich blass aussehen. So viel zur Altersfrage...

Das ist natürlich wie immer eine kleine Low Budget-Produktion, auf die man sich eben einlassen muss. Ich habe damit kein Problem, weil ich die Filme von Todd Verow einfach sehr schätze. Einziger kleiner Kritikpunkt von mir ist die Musikuntermalung, die ich mal wieder nicht so glücklich finde, weil sie gelegentlich nervt. Viel mehr habe ich hier allerdings nicht zu bemängeln.

Insgesamt gesehen würde ich Todd Verow ein größeres Publikum für seine Werke wünschen, verdient hätte er es auf jeden Fall. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Filme von ihm.

Samstag, 26. Oktober 2013

Naked As We Came

"Naked As We Came" ist ein Film von Richard LeMay (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013. Ich muss hier gleich mal bemängeln, dass der Titel des Films und auch das Cover der DVD bescheuert ausgewählt sind, denn hier verbirgt sich ein sehr sehenswertes Drama, das man auf den ersten Blick nicht erwartet.

Worum geht es also hier? Laura (Karmine Alers) und Elliot (Ryan Vigilant) sind Geschwister und leiten in New York ein Reinigungsunternehmen, das sie von ihrem Vater geerbt haben. Zu ihrer Mutter Lilly (S. Lue McWilliams), die auf dem Land lebt, haben sie schon seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr. Doch nun ist Lilly schwer krank und hat nicht mehr lange zu leben, also machen sich Laura und Elliot nach einem nächtlichen Anruf auf die Reise zu ihrer Mutter.

Dort angekommen treffen sie auf den jungen Ted (Benjamin Weaver), der sie angerufen hat und auch im Haus wohnt. Besonders Laura ist argwöhnisch, warum Ted bei ihrer Mutter lebt und begegnet ihm vorerst ziemlich feindselig. Lilly ist erstaunt über den Besuch ihrer Kinder, zu denen sie ein eher schwieriges Verhältnis hat. Die familiäre Situation war immer angespannt, weil Lilly und ihr Mann nicht miteinander leben konnten und die Kinder dabei auf der Strecke blieben.

Die energische Laura will ihre Mutter mit nach New York nehmen, um sie von Spezialisten behandeln zu lassen, aber Lilly lehnt das ab. Sie will in ihrem Haus und bei ihren Pflanzen bleiben. Elliot beginnt derweil ein Verhältnis mit Ted, das von Laura nur bissig kommentiert wird. Auch die Geschwister haben Probleme miteinander, weil der zehn Jahre jüngere Elliot sich nie für etwas entscheiden kann und mit seinem Job unzufrieden ist und Laura gerade von ihrem Mann verlassen wurde.

Angesichts des nahenden Todes der Mutter brechen sämtliche Probleme wieder auf und führen zu zahlreichen Wortgefechten, doch gerade daraus ergeben sich auch neue Perspektiven, die Familie wieder zu vereinen. Für Lilly ergibt sich ein letztes Mal die Gelegenheit eine gute Mutter zu sein, was ihr früher nie gelungen ist, und sie kann ihren Kindern noch den Weg in eine glücklichere Zukunft weisen.

Was sich in der Zusammenfassung jetzt vielleicht ein bisschen kitschig anhört, ist im Film wirklich gut dargestellt. Ich war jedenfalls sehr positiv überrascht von dieser Story, die mich sehr bewegt hat. Das hatte ich eigentlich gar nicht erwartet. Die Geschichte ist gut, die Darsteller können durchaus überzeugen und das Ambiente ist sehr gut gewählt. Man könnte das eigentlich fast als Kammerspiel bezeichnen und die vier handelnden Personen machen ihre Sache mehr als gut.

Insgesamt gesehen ein wirklich interessanter Film, wenn man auf kleine und feine Dramen steht. Kann ich nur empfehlen.

Ghost Shark

"Ghost Shark" ist ein Film von Griff Furst aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Furst zusammen mit Eric Forsberg.

Tierhorror, mal wieder. Haie scheinen ja in diesem Genre extrem gefragt zu sein, aber halt, hier handelt es sich nicht um einen normalen weißen Hai, sondern um einen *Trommelwirbel* "Geister-Hai". Wer jetzt schon vor Lachen zusammenbricht, der ist im richtigen Film. Wer nur mit den Augen rollt, der hat den Film wahrscheinlich schon gesehen...

Natürlich kann man hier ein astreines B-Movie erwarten, bei dem an allem gespart wurde, vor allen Dingen an der Story, der Logik, den Effekten, dem Talent der Darsteller, den Klamotten usw. Also eigentlich gibt es keinen vernünftigen Grund, sich diesen Unsinn anzuschauen, aber wer ist schon immer vernünftig?

Kurz zur Story: In dem kleinen Küstenstädtchen Smallport kommt es zu mehreren Todesfällen in Verbindung mit einem Hai, dessen Beschreibung die Polizei nicht ernst nimmt. Der Hai ist nämlich durchsichtig, weil er ja ein Geister-Hai ist, also glaubt keiner der ermittelnden Herren an dessen Existenz. Nur eine kleine Gruppe von Teenagern begreift den Ernst der Lage und macht sich auf, das Untier zu bekämpfen. Der alte und versoffene Leuchtturmwärter Finch (Richard Moll) ist der Schlüssel zur Lösung des Problems, aber bis es soweit ist, müssen noch einige Opfer beklagt werden.

Um den Fluch zu brechen, müssen die Teenager ihr Leben riskieren, was sie aber erstaunlich gelassen hinnehmen. Der Geister-Hai kann dabei überall auftauchen und sich seine Opfer suchen. Es muss nur etwas mit Wasser zu tun haben, also auch die kleinste Pfütze, ein Putzeimer, eine Toilette, ein Wasserrohr, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Auch in der Badewanne ist man nicht mehr sicher...

Nun gut, ernst nehmen muss man das hier alles nicht, aber der Film hat trotzdem eine FSK18, weil es schon recht blutig zugeht. Über den Sinn oder Unsinn dieser FSK-Einstufungen will ich mich auch nicht weiter auslassen, das führt doch zu nichts.

Muss man diesen Film sehen? Nein, natürlich nicht. Kann ich ihn empfehlen? Also höchstens ganz eingeschränkt, wenn man weiß, worauf man sich hier einlässt. Die Handlung ist Schrott, die Dialoge sind zum Davonlaufen und Talent ist hier meilenweit nicht zu finden. Aber wer Spaß daran hat, bitte sehr. Ich habe schon Schlimmeres gesehen und ein durchsichtiger Geister-Hai kann ja auch ganz unterhaltsam sein, obwohl ich das nicht wirklich garantieren kann.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Behind the Candelabra

"Behind the Candelabra" ist ein Film von Steven Soderbergh aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch stammt von Richard LaGravenese und beruht auf dem Buch von Scott Thorson über sein Leben an der Seite von Liberace.

Wer Liberace war, muss ich hier ja wohl nicht näher beschreiben, denn kaum ein Film wird derzeit mehr besprochen als dieser. In diesem für das amerikanische Fernsehen produzierten Film (für einen Kinofilm war das Thema zu schwul - kein Kommentar dazu von mir ...) spielt Michael Douglas den alternden Pianostar Liberace, während Matt Damon seinen jugendlichen Liebhaber Scott Thorson darstellt. Auf die Besetzung gehe ich später noch näher ein.

Im Jahr 1977 lernten sich Liberace und Scott über ihren gemeinsamen Freund Bob Black (Scott Bakula) in Las Vegas kennen. Liberace war gleich vernarrt in den hübschen blonden Jungen, der zu dieser Zeit gerade mal siebzehn Jahre alt war. Er trennte sich von seinem aktuellen Lover und bat Scott, bei ihm einzuziehen. Scott wurde offiziell Liberaces Sekretär, Fahrer, Bodyguard, Assistent oder was auch immer. Auf jeden Fall wurden beide ein Liebespaar und Liberace überhäufte Scott mit Schmuck, teurer Kleidung und allem nur erdenklichen Luxus. Er wollte für Scott gleichzeitig Vater, Bruder, Geliebter und bester Freund sein.

Zwei Jahre später leben sie immer noch glücklich zusammen, Liberace kocht gerne und beide sind ziemlich aus dem Leim gegangen. Da engagiert Liberace den Beauty-Doc Jack Startz (Rob Lowe), um sich selbst verjüngen zu lassen und Scott zu seinem Ebenbild zu machen. Während Liberace ein umfassendes Facelifting bekommt, wird Scott der "California-Diet" unterzogen, um abzunehmen. Diese "Diät" besteht aus diversen Pillen, sprich Drogen, von denen Scott auch später nicht mehr lassen kann. Anschließend wird auch er von Dr. Startz operiert, um zu einer jüngeren Ausgabe von Liberace zu werden.

Die Zeit vergeht, der Kick ist weg und Liberace begegnet immer öfter weitaus jüngeren Männern, die um seine Aufmerksamkeit buhlen. Es kommt, wie es kommen muss, eines Tages wird auch Scott entsorgt, um Platz für Neues zu machen. Er kämpft noch um seine Rechte, muss aber am Ende einsehen, gegen Liberace und seine Anwälte nichts in der Hand zu haben. Erst Jahre später werden sie sich noch einmal wiedersehen, kurz bevor Liberace 1987 an Aids stirbt.

Die Ausstattung dieses Films und die Kostüme sind wirklich atemberaubend, man wird quasi erschlagen von all dem Prunk. Das ist toll geworden, auch wenn der Film mit fast zwei Stunden um einiges zu lang geraten ist. Das hätte man auch noch kürzen können. Michael Douglas ist großartig als Liberace, er spielt ihn mit viel Feingefühl und ohne jede Übertreibung. In den Nebenrollen überzeugen vor allen Dingen Debbie Reynolds als Liberaces Mutter Frances, Dan Aykroyd als sein Anwalt Seymour Heller und Scott Bakula als Bob Black. Den Vogel schießt aber eindeutig Rob Lowe als Beauty-Doc ab, der selbst so geliftet ist, dass er kaum noch aus den Augen schauen kann. Eine grandiose Darstellung, die für viele Lacher sorgt.

Kommen wir zu Matt Damon, den ich persönlich für eine absolute Fehlbesetzung halte. Er passt einfach nicht in diese Rolle des jungen und unschuldigen Jungen vom Lande, hier wäre ein jüngerer und unbekannter Schauspieler besser gewesen. Wenn er sich dann auch noch im Making-Of darüber auslässt, wie es war einen Mann küssen zu müssen, während so viele Leute zuschauen und auch noch seine Mutter am Set war, dann kommt mir glatt der Kaffee wieder hoch. Ach Gottchen, was für eine Überwindung. Ich kann daraus nur schließen, dass der öde Matt Damon nichts weiter als ein langweiliger kleiner Spießer ist, für den ich ihn auch schon immer gehalten habe. Wobei ich die Besetzung der Filme von Steven Soderbergh schon oft sehr fragwürdig gefunden habe. Talent steht dabei nicht immer an erster Stelle, aber das ist sicher nur meine Meinung...

Egal, der Film an sich ist schon sehenswert, mit kleinen Ausnahmen, aber er ist jetzt auch nicht der absolute Knaller. Kann man sehen, muss man aber nicht. Michael Douglas ist aber definitiv ganz große Klasse.

DVD-Veröffentlichung: The Boys in the Band

Das Berliner Label "cmv-Laservision" veröffentlichte kürzlich diesen wunderbaren Film auf einer sehr ansprechenden DVD mit zahlreichen Extras. Na das wurde aber auch Zeit, endlich gibt es diesen Klassiker des Queer Cinema zu kaufen. Zu sehen ist der Film wahlweise in der englischen Originalfassung oder in der deutschen Synchronisation. Deutsche Untertitel wären auch schön gewesen, aber die Synchronisation ist in diesem Fall gar nicht schlecht geraten. Die Stimmen sind durchaus passend gewählt, aber wie immer gilt auch hier, lieber die Originalstimmen hören.

Die Extras sind allerdings hervorragend geworden. Hier gibt es Dokumentationen über das Theaterstück, den Film und einen Blick zurück. Mart Crowley, der Autor des Stückes, und William Friedkin, der Regisseur des Films, erzählen anschaulich und sehr amüsant von ihren Erfahrungen rund um die Entstehung dieses Klassikers. Zudem gibt es noch einen wunderbaren Audiokommentar von William Friedkin, den ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Friedkin gehört eben zu den Filmemachern, denen ich ewig zuhören kann, weil er mit unglaublicher Liebe und Energie bei der Sache ist.

Auf die Handlung gehe ich hier nicht extra ein, dazu habe ich bereits vor einem Jahr diesen Text verfasst: "The Boys in the Band"

Mart Crowley und William Friedkin haben darauf bestanden, die Theaterschauspieler auch im Film einzusetzen, was wirklich gut funktioniert hat. Alle neun Darsteller sind einfach perfekt besetzt und selten genug kann man ein so gut aufspielendes Ensemble bei der Arbeit beobachten. Die Story um die Geburtstagsparty, die sich immer mehr zu einem Psycho-Drama entwickelt, geht definitiv unter die Haut.

Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet, den Film einer erneuten FSK-Prüfung zu unterziehen, weshalb er immer noch mit einer FSK18 versehen ist, die aber aus heutiger Sicht absoluter Unsinn ist. Egal, der Film ist eine Klasse für sich, die DVD ist ein Traum und bekommt von mir eine ganz dicke Empfehlung. Unbedingt anschauen.

(Die Schauspieler zusammen mit Mart Crowley)

Samstag, 19. Oktober 2013

The Thing Called Love

"The Thing Called Love" ist ein Film von Peter Bogdanovich aus dem Jahr 1993. Das Drehbuch stammt von Carol Heikkinen.

Diesen wunderbaren Film habe ich gerade erst für mich entdeckt und ich möchte ihn allen Film- und Musikliebhabern sehr ans Herz legen. Eigentlich wollte ich diesen Film gar nicht sehen, weil ich Country-Musik schrecklich finde und Filme mit Sandra Bullock generell ablehne. Aber ich lerne ja auch dazu und kann sogar gelegentlich über meinen Schatten springen und siehe da, hier ist ein Film, der mich total überzeugt hat und mich gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen gebracht hat.

Die junge Songschreiberin Miranda Presley (Samantha Mathis) kommt aus New York nach Nashville, um im Bluebird-Cafe vorzuspielen. Sie kommt an diesem Tag aber zu spät an und muss eine Woche warten, bevor sie wieder eine Gelegenheit zum Vorspielen hat. Vor der Tür lernt sie den jungen James Wright (River Phoenix) kennen, der ebenfalls zu spät dran ist. Hier beginnt eine Liebesgeschichte, die noch einige Hürden zu überwinden hat.

Im Bluebird-Cafe, das von Lucy (K.T. Oslin) geführt wird, begegnet Miranda auch Kyle (Dermot Mulroney) und Linda (Sandra Bullock), die ebenfalls dort auftreten wollen und auch scheitern. Es entstehen aber feste Freundschaften zwischen ihnen, auch wenn Kyle heimlich in Miranda verliebt ist, während Linda für Kyle schwärmt, sich aber mit dem etwas dummen Billy (Anthony Clark) abgibt.

Miranda zieht in Lindas Hotelzimmer ein, um Geld zu sparen und die beiden so verschiedenen jungen Frauen freunden sich an. Miranda weiß genau, was sie im Leben erreichen will, aber Linda ist erschreckend naiv und wird erst im Laufe der Geschichte erfahren, worauf es ihr im Leben wirklich ankommt.

James und Miranda treffen immer wieder aufeinander und nach einigem hin und her heiraten sie aus einer Laune heraus in einem Supermarkt in Memphis. Das Leben als Ehepaar überfordert aber beide schon bald, denn James wird die Stadt für einige Zeit verlassen müssen, um eine Platte aufzunehmen, ohne dabei an Miranda zu denken. Die überdenkt in der Zeit ihre Situation, beendet ihre Ehe und will zurück nach New York gehen.

Einer plötzlichen Eingebung folgend steigt sie bei einem Halt aus dem Bus aus, setzt sich in ein Diner und schreibt einen neuen Song. Wieder zurück im Bluebird-Cafe gibt ihr Lucy die Chance ihren Song vorzustellen und damit bei nächster Gelegenheit öffentlich aufzutreten. Auch James ist wieder da, der erkannt hat, wie sehr er Miranda liebt. Linda will Schauspielerin werden und zieht dafür nach New York, während James, Miranda und Kyle weiter an gemeinsamen Songs arbeiten wollen.

Ja, das ist die vielleicht auch etwas seichte Geschichte, die der Film erzählt. Sehenswert ist er aber schon allein wegen der grandiosen Regie von Peter Bogdanovich und der wunderbaren jungen Darsteller. Samantha Mathis, Sandra Bullock und Dermot Mulroney gehören heute längst zu den Top-Stars in Hollywood, hier sind sie noch am Anfang ihrer Karrieren und zeigen bereits erstaunliche Leistungen.

Was den Film so besonders macht, ist natürlich auch River Phoenix, der hier in seinem letzten komplett abgedrehten Film zu sehen ist, vor seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1993. Er hat eine spezielle Magie die von ihm ausgeht, die man in fast jeder Einstellung spüren kann. Was für ein Verlust, denn dieser junge Schauspieler hatte ein Talent, wie man es nur sehr selten findet. Das macht diesen Film so wertvoll, aber gleichzeitig auch so traurig, denn jede einzelne Szene mit ihm ist wie ein Geschenk. River Phoenix hatte mehr Talent im kleinen Finger, als andere Darsteller je im ganzen Leben erreichen können. Traurig, aber wahr.

Kommen wir aber zurück zum Film, der wirklich ganz wunderbar ist, ebenso die Extras auf der DVD und der fabelhafte Audio-Kommentar von Peter Bogdanovich. Ich könnte Peter Bogdanovich stundenlang zuhören, weil er ein so begnadeter Erzähler ist, ähnlich wie z. B. auch William Friedkin. Wenn diese Filmfanatiker erzählen, dann muss man einfach gespannt zuhören, das können sie einfach perfekt und sie haben auch genug Stoff zum Erzählen.

"The Thing Called Love" ist ein berührender, wundervoller, komischer und auch trauriger Film, den ich nur sehr empfehlen kann. River Phoenix ist nun bereits seit zwanzig Jahren tot, aber hier lebt er wieder auf und zeigt uns, was für ein Talent ihn ihm gesteckt hat. Bitte unbedingt anschauen.


Montag, 14. Oktober 2013

Targets

"Targets" ist ein Film von Peter Bogdanovich aus dem Jahr 1968. Das Drehbuch schrieb Bogdanovich zusammen mit seiner Frau Polly Platt. Samuel Fuller beteiligte sich mit einigen Verbesserungsvorschlägen am Script, wollte aber nicht namentlich erwähnt werden. Kameramann war hier László Kovacs.

Peter Bogdanovich verdankte die Möglichkeit seines Spielfilmdebüts dem bekannten Roger Corman, für den er zuvor einige Zeit gearbeitet hatte. Corman war der Geldgeber, stellte das Material zur Verfügung und ermöglichte außerdem zwei Tage Drehzeit mit Boris Karloff, der noch bei ihm unter Vertrag stand. Bogdanovich und seine Frau arbeiteten am Drehbuch, das dann wie schon beschrieben noch durch Samuel Fuller überarbeitet wurde. Als kleinen Dank an Fuller hat Bogdanovich die von ihm selbst gespielte Rolle des Regisseurs im Film "Sammy Michaels" genannt.

Die Story von "Targets" hat zwei Handlungsstränge, die aber auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden sind. Da wäre zuerst die Geschichte von Byron Orlok (Boris Karloff), einem alternden und bewährten Horrordarsteller, der sich ins Privatleben zurückziehen will, weil er sich selbst für antiquiert hält und an der Filmerei keinen Spaß mehr hat. Seine Assistentin Jenny (Nancy Hsueh), die ein Verhältnis mit dem jungen Regisseur Sammy Michaels (Peter Bogdanovich) hat, nimmt seine Entscheidung resigniert zur Kenntnis, weil sie ihn gut genug kennt. Sammy will Byron noch zu einem letzten Film überreden, für den er schon das Drehbuch geschrieben hat, aber er scheitert an Byrons Starrsinn. Nur einen einzigen PR-Termin will Orlok noch wahrnehmen, die Premiere seines letzten Filmes in einem neuen Autokino am nächsten Tag.

Die andere Geschichte erzählt von Bobby Thompson (Tim O'Kelly), einem unauffälligen jungen Mann, quasi der nette Junge von nebenan, der von seinem Vater zu einem wahren Waffennarren herangezüchtet wurde. Bobby lebt mit seiner jungen Frau noch bei seinen Eltern in einem fast schon klinisch anmutendem Haus, in dem jede Form von Liebe oder Gemütlichkeit fehl am Platz ist. Zusammen sitzt man am Abend vor dem Fernseher, Gespräche finden nicht statt, höchstens nur äußerst oberflächlich. Hier wird nur funktioniert, aber nicht gelebt. Bobby versucht vergeblich, mit seiner Frau über seine Gedanken zu reden, die aber hört ihm nicht zu.

Am Tag hat Bobby sich ein neues Gewehr gekauft und als er im Geschäft durch das Zielfernrohr gesehen hat, konnte er auf der anderen Straßenseite Byron Orlok ausmachen. Am nächsten Tag werden sie sich wieder begegnen, auch wenn das noch keiner von ihnen weiß. Bobby legt das neue Gewehr in seinen Kofferraum, der ein wahres Waffenarsenal aufweist. Als Zuschauer hält man hier bereits den Atem an, denn die Vorzeichen deuten schon auf eine Tragödie hin.

Am nächsten Tag, es ist bereits gegen zwölf Uhr, erschießt Bobby erst seine Frau, dann seine Mutter und schließlich noch den jungen Lebensmittellieferanten, der leider zur falschen Zeit am falschen Ort war. Danach fährt er zur Autobahn, legt sich mit seinen Waffen und der zusätzlichen Munition, die er ebenfalls noch gekauft hat, auf einem hohen Gastank auf die Lauer. Nachdem er einen Snack zu sich genommen hat, fängt er an wahllos auf die Insassen der vorbeifahrenden Autos zu schießen. Erst als die Polizei sich nähert, flüchtet er und versucht, im normalen Verkehr unterzutauchen. Dabei landet er in dem neuen Autokino, in dem schon kurz darauf der Film mit Byron Orlok gezeigt werden soll.

Doch Bobbys Amoklauf ist noch nicht vorbei, er verschanzt sich mit Waffen und Munition hinter der Leinwand und feuert weiter auf ahnungslose Opfer, während das Publikum sich den Film anschaut und erst langsam begreift, was hier vor sich geht. Zum Schluss kommt es zur finalen Begegnung zwischen Bobby und Byron Orlok, die sehr bizarr enden wird.

Orlok hatte die Zeichen der Zeit richtig erkannt, sein altmodischer Horror war vorüber, der moderne Horror war längst Realität geworden und konnte einen jederzeit treffen. Mit seinem Film hat Peter Bogdanovich somit bereits 1968 einen Nerv getroffen, der auch heute noch erschreckend aktuell ist. Inspiriert wurde Bogdanovich durch den tatsächlichen Amoklauf des jungen Charles Whitman, der 1966 in Texas stattfand. "Targets" erhielt sehr gute Kritiken, aber niemand wollte ihn zeigen oder auch nur sehen. Nach den Morden an Martin Luther King und Robert F. Kennedy hatte der Film es schwer, ein Publikum zu finden, aber aus heutiger Sicht ist er eindeutig ein Meisterwerk und hat die Karriere von Peter Bogdanovich begründet.

Was soll ich noch sagen? Dieser Film muss unbedingt angeschaut werden, weil er ganz tief unter die Haut geht und in seiner unaufgeregten Art einfach sprachlos macht. So muss ein wirklich guter Film sein, aufrüttelnd und bewegend. Besser geht es nicht. Ganz große Empfehlung.

(Boris Karloff und Peter Bogdanovich)

Sonntag, 13. Oktober 2013

Alice Doesn't Live Here Anymore

"Alice Doesn't Live Here Anymore" ist ein Film von Martin Scorsese aus dem Jahr 1974. Das Drehbuch stammt von Robert Getchell.

Als Kind träumte Alice (Ellen Burstyn) davon, eine erfolgreiche Sängerin zu sein und ihr Leben selbst gestalten zu können. Niemand sollte über sie bestimmen dürfen. Nun ist Alice fünfunddreißig Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Donald (Billy Green Bush) und ihrem Sohn Tommy (Alfred Lutter) in einem Kaff in New Mexico. Donald ist ein Ekel, doch Alice ist stets bemüht, ihm alles recht zu machen. Ihre Träume hat sie längst aufgegeben, der Alltag lässt ihr dafür keine Gelegenheit. Tommy ist mit seinen elf Jahren ein aufgewecktes und vorlautes Kind, aber Mutter und Sohn stehen sich sehr nahe und verstehen sich blind.

Dann passiert ein Unglück und Donald stirbt bei einem Unfall mit seinem LKW. Alice bleibt ohne Geld zurück und muss nun ihr Leben in die eigene Hand nehmen, um für sich und Tommy zu sorgen. Da sie nichts gelernt hat, will sie als Sängerin auftreten und dafür zurück in ihre Heimat nach Monterey ziehen, denn dort will sie an ihr glückliches Leben von früher anknüpfen. Dieser Traum beflügelt sie, doch die Wirklichkeit wird sie bald einholen.

Auf ihrer Reise ergattert Alice in einer Kleinstadt tatsächlich einen Job als Sängerin in einer Bar und bezieht zusammen mit Tommy ein Zimmer in einem Motel. Das Geld ist knapp, Tommy langweilt sich im Motel und Alice hat deswegen ein schlechtes Gewissen. Sie lernt den acht Jahre jüngeren Ben (Harvey Keitel) kennen, der sich um sie bemüht. Doch der anfangs noch so nette junge Mann entpuppt sich als gewalttätiger Psychopath, also treten Alice und Tommy schnell die Flucht an.

In Tucson nimmt Alice die Arbeit als Bedienung in einem Schnellimbiss an, auch wenn ihr das erst nicht liegt. Erst langsam freundet sie sich mit ihrer ruppigen Kollegin Flo (Diane Ladd) an und versucht, das alltägliche Chaos im Diner zu überstehen. Einer ihrer Kunden ist der Farmer David (Kris Kristofferson), der Gefühle für Alice entwickelt und sie auch für ihn. Tommy freundet sich derweil mit der jungen Audrey (Jodie Foster) an.

Zwischen Alice und David entspinnt sich eine Liebesbeziehung, die aber schon bald auf die Probe gestellt wird. Beide haben Angst davor verletzt zu werden und vor ihren eigenen Gefühlen. David hat bereits eine Scheidung hinter sich und Alice will immer noch nach Monterey, wo sie endlich ihr Glück finden will. Wird es eine gemeinsame Zukunft für sie geben?

Das ist ein wirklich schöner und sehenswerter Film aus einer Zeit, als es für Frauen eben noch nicht so einfach war, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ellen Burstyn ist hier die perfekte Besetzung als Alice, denn ihr nimmt man die Wandlung in ihrem Leben durchaus ab. Sie weiß was sie will, aber sie hat auch Angst davor, es nicht allein zu schaffen. Gleichzeitig will sie sich nicht mehr so einfach einem Mann ausliefern und von ihm abhängig sein. Ein Teufelskreis, der aber langsam durchbrochen wird.

Ellen Burstyn war auf der Suche nach einer guten Rolle, als sie dieses Drehbuch erhielt. Sie rief Francis Ford Coppola an, um ihn nach einem geeigneten und möglichst jungen Regisseur zu fragen. Coppola empfahl ihr Martin Scorsese, der noch am Anfang seiner Karriere stand und kurz zuvor "Mean Streets" gedreht hatte. So kam diese sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zustande.

Die Besetzung ist ein Traum, denn neben der absolut wunderbaren Ellen Burstyn kann man sich noch an den zahlreichen Nebendarstellern erfreuen, die alle eine tolle Leistung zeigen. Der Film ist sehr gut gelungen, wenn auch aus heutiger Sicht natürlich ein bisschen sperrig. Macht aber nichts, denn es lohnt sich trotzdem Alice und Tommy auf ihrem Weg zu begleiten.

Samstag, 12. Oktober 2013

Shampoo

"Shampoo" ist ein Film von Hal Ashby aus dem Jahr 1975. Das Drehbuch stammt von Warren Beatty und Robert Towne. Warren Beatty war hier übrigens auch der Produzent dieses Films. Kameramann war László Kovacs.

Die Geschichte spielt an einem Tag im Jahr 1968 in Beverly Hills, genauer gesagt an dem Tag, als Richard Nixon zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Im Hintergrund laufen ständig irgendwo Fernseher, die davon berichten, doch das ist eigentlich gar nicht das Thema des Films. Nein, denn das Thema dieses Films ist... äh, das weiß ich auch nicht so richtig. Ich fasse mal meine Eindrücke kurz zusammen:

George (Warren Beatty) ist ein gefragter Friseur, der sich unbedingt selbständig machen will, dem aber die Bank kein Geld gibt, woraufhin George seinen Banker als Arschloch betitelt, weil der ihn offensichtlich für einen Hippie hält. Tja, dumm gelaufen. Also muss eine andere Geldquelle her und da kommen die Damen in seinem Umfeld ins Spiel, die mit reichen Männern gesegnet sind.

Neben seiner Freundin Jill (Goldie Hawn) hat George diverse andere Liebschaften laufen, unter anderem seine Ex-Freundin Jackie (Julie Christie), die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hat, die aber inzwischen ein Verhältnis mit dem reichen Lester (Jack Warden) hat, der aber noch mit Felicia (Lee Grant) verheiratet ist. Lester spielt mit dem Gedanken, George das Geld zu geben, aber er hat keine Ahnung, dass George abwechselnd mit Jackie, Felicia und seiner Tochter Lorna (Carrie Fisher) ins Bett hüpft.

Am Ende einer langen Nacht auf diversen Partys bleibt George allein zurück. Er will Jackie zurückgewinnen, aber die hat sich für Lester entschieden.

Ja, das war es dann auch schon, viel mehr passiert hier nicht. Und was soll das alles eigentlich sein? Eine Komödie? Dazu ist es nicht lustig genug. Ein Drama? Nee, auch nicht. Hier haben wir einen Film mit wirklich guten Darstellern, die allesamt verschleudert werden, weil nichts wirklich funktionieren will. Schade, aber mehr als Langeweile kommt hier nicht auf.

Ich muss gestehen, dass mich Warren Beatty nie so besonders überzeugt hat und ich auch seinem Charme nie verfallen bin, den er ja nun mal haben soll. Da überzeugen hier aber Julie Christie und Lee Grant umso mehr, die beide fabelhaft aussehen, mal abgesehen von ihren fast identischen und furchtbaren Frisuren. Goldie Hawn ist wie üblich goldig und uninteressant, zu mehr reicht es bei ihr ja sowieso meist nie.

Gut, genug gemeckert, der Film ist relativ belanglos und muss nicht unbedingt angeschaut werden. Also von mir nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung.