Montag, 28. März 2016

L'Autre Vie de Richard Kemp

"L'Autre Vie de Richard Kemp" - "Back in Crime" ist ein Film von Germinal Alvarez aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Alvarez zusammen mit Nathalie Saugeon und Vanessa Lepinard.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der französische Inspektor Richard Kemp (Jean-Hugues Anglade), der vor über zwanzig Jahren hinter einem Serienkiller her war, diesen aber nie fassen konnte. Die Psychologin Hélène Batistelli (Mélanie Thierry) entdeckt beim Joggen eine Leiche neben einem Fluss. Kemp übernimmt den Fall und stellt schon bald einige Gemeinsamkeiten mit den Opfern des damaligen Täters fest. Zugleich verliebt er sich in Hélène und diese sich auch in ihn.

Nach einem Schlag auf den Kopf und dem Sturz von einer Brücke ins Wasser, kommt Kemp benommen zu sich. Irgendetwas scheint sich verändert zu haben. Ohne zu wissen wie, ist Kemp wieder im Jahr 1989 gelandet, zum Zeitpunkt der ersten Mordfälle des Killers. Es scheint sich ihm die Chance zu bieten, den Täter dieses Mal fassen zu können bzw. weitere Morde zu verhindern. Nur wird ihm wohl niemand die Geschichte abkaufen und auf dem Polizeirevier läuft sein zwanzig Jahre jüngeres Ich herum.

Kemp sucht Kontakt zu der jungen Hélène und bittet sie um Hilfe. Hélène weiß nicht so recht, was sie von diesem Mann und seiner merkwürdigen Geschichte halten soll. Ist er vielleicht am Ende selbst der gesuchte Mörder? Als sie zur Polizei gehen will, begegnet sie dem jungen Kemp und plötzlich bekommt alles einen Sinn. Sie beschließt, dem älteren Kemp zu helfen. Dieser ist dem Mörder auf der Spur, doch die Veränderung der Vergangenheit bleibt nicht ohne Folgen für die Zukunft.

Mehr verrate ich hier nicht, denn dieser kleine, wohl eher unbekannte Film hat noch einiges zu bieten. Es wird noch ziemlich spannend, auch wenn der Film an sich angenehm ruhig erzählt wird. Natürlich darf man in so einem Fall die Handlung auch nicht groß hinterfragen, aber das sollte wohl klar sein. Interessant ist die Story aber trotzdem, wenn man sich darauf einlassen kann.

Gespielt ist das alles wunderbar von Jean-Hugues Anglade in seiner Doppelrolle, einem großartigen Schauspieler, dem ich immer gerne zusehe. An seiner Seite glänzt die schöne Mélanie Thierry, da gibt es überhaupt nichts zu beanstanden. Insgesamt gesehen ein sehr toller französischer Krimi, den ich absolut empfehlen kann.

Dienstag, 22. März 2016

Familienfest

"Familienfest" ist ein Film von Lars Kraume aus dem Jahr 2015. Das Drehbuch stammt von Andrea Stoll und Martin Rauhaus.

Worum geht es? Der 70. Geburtstag des erfolgreichen Pianisten Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) soll groß gefeiert werden und so hat seine zweite Ehefrau Anne (Michaela May) die Familie in die herrschaftliche Villa eingeladen. Nur, so richtig gerne kommt hier niemand her, denn der alte Herr ist nicht nur ein Genie, sondern in erster Linie ein ausgesprochenes Arschloch, der für jeden in seiner Umgebung stets ein paar Beschimpfungen bereithält.

Die Söhne Max (Lars Eidinger), Gregor (Marc Hosemann) und Frederik (Barnaby Metschurat), sowie deren Mutter Renate (Hannelore Elsner), die erste Ehefrau von Hannes, reisen am Vortag des Geburtstages an und wissen schon, was ihnen blüht. Ein schlecht gelaunter Hannes und eine aufopfernde Anne, die alles still über sich ergehen lässt und mit ihrer unbedingten Harmoniesucht zum Spielball der Gemeinheiten wird.

Bereits am ersten Abend eskaliert die Situation und das eigentliche Fest am nächsten Tag wird nicht viel besser. Doch dann gibt es eine unerwartete Wendung und die Familie rückt wieder näher zusammen. Bis dahin sind allerdings viele verletzende Worte gefallen, wertvolle Partituren in Flammen aufgegangen, was aber irgendwie kaum interessiert und auch sonst bleiben einem die meisten Charaktere merkwürdig egal, weil man nichts über sie erfährt und eigentlich auch gar nichts erfahren will.

Die Dialoge mögen auf dem Papier funktioniert haben, im Film selbst wirken sie hölzern, gestelzt und flach, man hört praktisch das Rascheln der Drehbuchseiten. Es wird auch kein Klischee ausgelassen in dieser Ansammlung von "Dramen" innerhalb der Familie. Die Ex-Frau ist stets betrunken, der jüngste Sohn Frederik ist schwul und will mit seinem Partner Vincent (Daniel Krauss) ein Kind adoptieren und Gregor hat Schulden bei den falschen Leuten, bereits einen gebrochenen Finger und will den Vater mal wieder um Geld anbetteln.

Der Patriarch selbst hat für alle nur Verachtung übrig, die er auch dauernd zum Ausdruck bringt. Warum hier überhaupt jemand zur Feier erscheint, erschließt sich nicht wirklich. Sorge ums Erbe?

Einziger Lichtblick in diesem Trauerspiel sind Lars Eidinger als ältester Sohn Max und Jördis Triebel als Krankenschwester Jenny, die von Max spontan zum Familienfest mitgebracht wird und sich als seine Freundin ausgeben soll. Diese Szenen machen den Film sehenswert, denn beide spielen und ergänzen sich sehr gut. Hier hat der Film auch noch den gewünschten Tiefgang, denn Max hat seiner Familie bisher verheimlicht, dass er todkrank ist. Sein Sterben beherrscht den letzten Teil des Films und bedeutet absoluten Taschentuchalarm.

Der Film an sich ist eigentlich ein typischer Fernsehfilm, was man ihm leider auch anmerkt. Alles schön nach Schema F abliefern und bloß den Zuschauer nicht überfordern. Nur leider funktioniert das hier nicht wirklich. Der herrische Vater als Ekelpaket, den man nicht im Traum besuchen würde, nur um sich dann doch wieder von ihm beschimpfen zu lassen, die verzweifelt harmoniesüchtige Ehefrau, die sich alles gefallen lässt ist eine reine Witzfigur und die alkoholsüchtige Ex-Frau, die schon zum Frühstück ihr Pensum erfüllt hat, haben wir nun auch schon oft genug erlebt. Mit anderen Worten: Es nervt. Und schlimmer: Es interessiert niemanden.

Ich muss ganz klar sagen, ohne die Mitwirkung von Lars Eidinger hätte ich mir diesen Film nicht bis zum Schluss angesehen. Seine Darstellung ist wie üblich brillant und sehr sehenswert. Der Film an sich aber leider nicht. Schade.