"Familienfest" ist ein Film von Lars Kraume aus dem Jahr 2015. Das Drehbuch stammt von Andrea Stoll und Martin Rauhaus.
Worum geht es? Der 70. Geburtstag des erfolgreichen Pianisten Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) soll groß gefeiert werden und so hat seine zweite Ehefrau Anne (Michaela May) die Familie in die herrschaftliche Villa eingeladen. Nur, so richtig gerne kommt hier niemand her, denn der alte Herr ist nicht nur ein Genie, sondern in erster Linie ein ausgesprochenes Arschloch, der für jeden in seiner Umgebung stets ein paar Beschimpfungen bereithält.
Die Söhne Max (Lars Eidinger), Gregor (Marc Hosemann) und Frederik (Barnaby Metschurat), sowie deren Mutter Renate (Hannelore Elsner), die erste Ehefrau von Hannes, reisen am Vortag des Geburtstages an und wissen schon, was ihnen blüht. Ein schlecht gelaunter Hannes und eine aufopfernde Anne, die alles still über sich ergehen lässt und mit ihrer unbedingten Harmoniesucht zum Spielball der Gemeinheiten wird.
Bereits am ersten Abend eskaliert die Situation und das eigentliche Fest am nächsten Tag wird nicht viel besser. Doch dann gibt es eine unerwartete Wendung und die Familie rückt wieder näher zusammen. Bis dahin sind allerdings viele verletzende Worte gefallen, wertvolle Partituren in Flammen aufgegangen, was aber irgendwie kaum interessiert und auch sonst bleiben einem die meisten Charaktere merkwürdig egal, weil man nichts über sie erfährt und eigentlich auch gar nichts erfahren will.
Die Dialoge mögen auf dem Papier funktioniert haben, im Film selbst wirken sie hölzern, gestelzt und flach, man hört praktisch das Rascheln der Drehbuchseiten. Es wird auch kein Klischee ausgelassen in dieser Ansammlung von "Dramen" innerhalb der Familie. Die Ex-Frau ist stets betrunken, der jüngste Sohn Frederik ist schwul und will mit seinem Partner Vincent (Daniel Krauss) ein Kind adoptieren und Gregor hat Schulden bei den falschen Leuten, bereits einen gebrochenen Finger und will den Vater mal wieder um Geld anbetteln.
Der Patriarch selbst hat für alle nur Verachtung übrig, die er auch dauernd zum Ausdruck bringt. Warum hier überhaupt jemand zur Feier erscheint, erschließt sich nicht wirklich. Sorge ums Erbe?
Einziger Lichtblick in diesem Trauerspiel sind Lars Eidinger als ältester Sohn Max und Jördis Triebel als Krankenschwester Jenny, die von Max spontan zum Familienfest mitgebracht wird und sich als seine Freundin ausgeben soll. Diese Szenen machen den Film sehenswert, denn beide spielen und ergänzen sich sehr gut. Hier hat der Film auch noch den gewünschten Tiefgang, denn Max hat seiner Familie bisher verheimlicht, dass er todkrank ist. Sein Sterben beherrscht den letzten Teil des Films und bedeutet absoluten Taschentuchalarm.
Der Film an sich ist eigentlich ein typischer Fernsehfilm, was man ihm leider auch anmerkt. Alles schön nach Schema F abliefern und bloß den Zuschauer nicht überfordern. Nur leider funktioniert das hier nicht wirklich. Der herrische Vater als Ekelpaket, den man nicht im Traum besuchen würde, nur um sich dann doch wieder von ihm beschimpfen zu lassen, die verzweifelt harmoniesüchtige Ehefrau, die sich alles gefallen lässt ist eine reine Witzfigur und die alkoholsüchtige Ex-Frau, die schon zum Frühstück ihr Pensum erfüllt hat, haben wir nun auch schon oft genug erlebt. Mit anderen Worten: Es nervt. Und schlimmer: Es interessiert niemanden.
Ich muss ganz klar sagen, ohne die Mitwirkung von Lars Eidinger hätte ich mir diesen Film nicht bis zum Schluss angesehen. Seine Darstellung ist wie üblich brillant und sehr sehenswert. Der Film an sich aber leider nicht. Schade.
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