"Das Narrenschiff" - "Ship of Fools" ist ein Film von Stanley Kramer aus dem Jahr 1965. Das Drehbuch stammt von Abby Mann und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Katherine Anne Porter. Kameramann war hier Ernest Laszlo.
Anfang des Jahres 1933 fährt ein Schiff von Veracruz in Mexiko nach Bremerhaven. Die Reise dauert knapp einen Monat und bietet genug Stoff für viele kleine Geschichten, die sich in dieser Zeit an Bord abspielen.
Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen befindet sich auf diesem Schiff und niemand ahnt, was sie in Deutschland erwarten wird, wo die Nationalsozialisten kurz vor der Machtübernahme stehen. Besonders der deutsche Verleger Rieber (José Ferrer) nervt alle mit seiner Polemik, doch selbst der Kapitän (Charles Korvin) hält ihn für einen Spinner, den man nicht ernst nehmen kann. Rieber muss sich zu seinem Ärger die Kabine mit dem jüdischen Kaufmann Löwenthal (Heinz Rühmann) teilen, der auch noch schnarcht und sich von Riebers Gequatsche nicht einschüchtern lässt.
Löwenthal teilt sich im Speisesaal einen Tisch mit dem kleinwüchsigen Glocken (Michael Dunn). Beide erhalten keine Einladung an den Tisch des Kapitäns und lachen nur darüber.
Jenny (Elizabeth Ashley) und David (George Segal) sind ein junges Paar mit Beziehungsproblemen. Beide sind Künstler, auf der Suche nach sich selbst und mit der Frage beschäftigt, wie weit man auf den anderen zugehen kann oder muss, ohne sich selbst zu verleugnen.
Die ältere Amerikanerin Mary Treadwell (Vivien Leigh) teilt sich den Tisch mit dem ehemaligen Sportler Tenny (Lee Marvin), einem Typ mit fragwürdigen Manieren, was für einigen Sprengstoff zwischen ihnen sorgt.
Der herzkranke und depressive Schiffsarzt Dr. Schumann (Oskar Werner) verliebt sich in die tablettensüchtige La Condesa (Simone Signoret), die in Spanien das Schiff verlassen muss.
Rieber vergnügt sich während der Reise mit einem jungen deutschen Mädel, bis diese herausfindet, dass er verheiratet ist und ihn fallen lässt. Tenny will unbedingt eine Frau erobern und versucht sein Glück bei einer spanischen Tanztruppe, wird aber immer nur vertröstet. Zum Schluss landet er durch eine Verwechslung in der Kabine von Mary Treadwell, die ihn mit ihrem Schuh ordentlich vermöbelt. Das ist eine herrliche Szene.
Der Film ist mit rund 140 Minuten zwar lang, aber niemals langweilig, denn dafür passiert hier zuviel. Es ist ein seltener Genuss, sich dieses Werk anzuschauen und ich kann gar nicht genug davon schwärmen. Diesen Film muss man einfach gesehen haben. Die wunderbaren Schwarz-Weiß-Bilder, die fabelhaften Darsteller, die verschiedenen Charaktere, es ist eine wahre Freude, das erleben zu können.
Die Schauspieler sind großartig, besonders Simone Signoret und Oskar Werner als verhindertes Liebespaar, das einem die Tränen in die Augen treibt und ganz besonders die wirklich hinreißende Vivien Leigh als alternde und alleinstehende Frau, die sich nach Liebe sehnt und erkennen muss, dass ihre Zeit vorüber ist. Ihr gehören die besten Szenen im Film, der leider ihr letzter war, vor ihrem Tod am 7. Juli 1967. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie schon sehr angeschlagen, wovon man im Film aber nichts sehen kann. Ihr Auftritt ist tadellos und absolut umwerfend.
Die gerade erschienene DVD bietet noch wirklich schöne Extras und rundet das gelungene Filmerlebnis ab. Den kann man sich wahrscheinlich öfter anschauen und immer wieder genießen. Ganz große Empfehlung.
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