Samstag, 31. Dezember 2011

El mal ajeno

"El mal ajeno" ist ein Film von Oskar Santos aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Daniel Sánchez Arévalo.

Diego (Eduardo Noriega) arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus. Auf seiner Station liegen die zumeist hoffnungslosen Fälle. Er hat gelernt, deren Schicksale nicht mehr an sich heranzulassen, was ihn aber auch gleichzeitig seiner Familie gegenüber entfremdet hat, weil er auch dort kaum noch Emotionen zulassen kann. Von seiner Frau Pilar (Cristina Plazas) lebt er inzwischen getrennt und die gemeinsame Tochter Ainhoa (Clara Lago) macht sowieso was sie will und hat eine Affäre mit dem jungen Assistenzarzt Juanjo (Marcel Borràs).

Die schwangere Sara (Angie Cepeda) wird nach einem Selbstmordversuch von ihrem Lebensgefährten Armand (Carlos Leal) ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand ist mehr als kritisch und sie wird künstlich am Leben gehalten, um wenigstens das ungeborene Kind retten zu können. Die Chancen stehen aber eher schlecht für sie.

Als Diego am Abend die Klinik verlassen will, wird er von Armand in der Tiefgarage festgehalten. Dieser fordert von ihm, sich täglich um Sara zu kümmern, bevor er ihn unvorbereitet erschießt. Danach richtet Armand die Waffe gegen sich selbst und stirbt. Diego wird blutüberströmt am Boden liegend entdeckt und umgehend behandelt, doch kann bei ihm keine Schusswunde gefunden werden. Im Gegenteil, es geht ihm gut und er kann wieder sofort seiner Arbeit nachgehen.

In der nächsten Zeit stellt Diego jedoch fest, dass es einigen seiner schwerkranken Patienten plötzlich viel besser geht, wofür er keine logische oder gar medizinische Erklärung hat. Es scheint fast, als ob er heilende Hände hätte, ein absurder Gedanke, den er gleich wieder verwirft. Und doch, die Anzeichen dafür mehren sich, aber die Sache hat auch einen Haken, denn als sowohl sein Vater, als auch seine Tochter schwer erkranken, kann Diego ihnen nicht helfen.

In der Zwischenzeit hat Diego Isabel (Belèn Rueda) kennengelernt, die Ehefrau des toten Armand und ihre Geschichte erfahren. Viele Jahre lang hat Isabel versucht ein Kind zu bekommen, aber es hat nicht geklappt. Armand wollte aber keine Adoption, sondern ein eigenes Kind. Eines Tages hatte er im Auto einen Streit mit Isabel und hat dabei ein junges Mädchen überfahren, die Schwester von Sara. Er hat sich später sehr um Sara gekümmert, die schließlich sogar von ihm schwanger wurde, während Isabel Trost im Alkohol fand.

Diego erkennt bald, dass seine Gabe auch ein Fluch ist und er versucht, mehr darüber herauszufinden, wobei ihm die überraschend genesene Sara helfen kann. Doch um seine Tochter zu retten, ist ein weiteres Opfer nötig...

Die Geschichte gleitet zunehmend ins Fantastische ab, was man entweder so hinnehmen oder auch ablehnen kann. Egal, denn der Film funktioniert einfach so, wie er ist. Es wird auch noch ein bisschen rührselig, aber alles in Grenzen, ich habe es jedenfalls ausgehalten. Die Darsteller sind sehr gut, allen voran der wie immer bildschöne Eduardo Noriega, der hier ganz ungewohnt mit einem Vollbart auftritt und mit sehr dilettantisch grau gefärbten Haaren. (Wer hat das denn verbrochen?) Einen schönen Mann kann aber nichts entstellen und die Kamera liebt sein Gesicht, die ausgiebigen Großaufnahmen sprechen für sich.

Produziert wurde das Ganze unter anderem von Alejandro Amenábar und ist sehr sehenswert, auch wenn mir hier keine deutsche Veröffentlichung vorliegt oder bekannt ist. Ich habe die spanische DVD mit englischen Untertiteln gesichtet und das reicht voll und ganz. Ein schöner Film, den ich sehr empfehlen kann. Wer ihn sehen will, der wird schon Wege finden, ihn zu bekommen.

Ma Mère

"Ma Mère" ist ein Film von Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2004 und beruht auf einem Roman des Philosophen Georges Bataille.

Der junge Pierre (Louis Garrel) ist bei seiner Großmutter in Frankreich aufgewachsen und nun zu Besuch bei seinen Eltern auf den Kanarischen Inseln. Das Verhältnis zu seinem Vater ist gespannt, aber seine Mutter Hélène (Isabelle Huppert) liebt Pierre abgöttisch. Als der Vater kurz darauf bei einem Unfall stirbt, hält sich die Traurigkeit beider sehr in Grenzen, denn auch Hélène hatte nur Verachtung für ihren Mann übrig.

Hélène beschließt, ihren Sohn in ihr Nacht- und Sexleben mit einzubeziehen, offenbart sich ihm als Hure und macht ihn mit ihrer Freundin und Kollegin Réa (Joana Preiss) bekannt, die dann den lieben Pierre erst einmal vernascht, während Mutti zuschaut. Doch das ist erst der Anfang der sexuellen Ausschweifungen, in die Hélène ihren Sohn zieht. Pierre lässt alles widerspruchslos über sich ergehen, ist ein aufmerksamer Schüler und seiner Mutter immer mehr zugetan.

Als Hélène die Insel verlässt, um mit Réa auswärtig zu arbeiten, hinterlässt sie Pierre die junge Hansi (Emma de Caunes), die sich um ihn kümmern soll, in jeder Beziehung. Die beiden verlieben sich, doch Pierres neu erwachter Drang nach immer neuen sexuellen Herausforderungen, wird bald zum Problem. Eines Tages taucht Hélène wieder auf und das Mutter-Sohn-Verhältnis wird intensiv wie nie zuvor, endet aber in einer Tragödie.

Sex, Begierde, Leidenschaft, Inzest, Tabubruch, Christophe Honoré fährt hier so einiges auf, aber packend oder prickelnd ist das leider gar nicht, daran ändert auch ein nackter Louis Garrel nichts. Der Film ist definitiv zu lang, hat keine durchgehende Handlung, die einen fesseln könnte und zwischendurch wird es manchmal sehr langatmig, um nicht gar zu sagen langweilig. Aufgeklärte Zuschauer bekommen hier auch nichts zu sehen, was einen irgendwie vom Hocker hauen könnte. Das war allerdings auch nicht geplant, wie es scheint. Was Christophe Honoré nun aber eigentlich mit seinem Film sagen will, ich weiß es nicht.

Lohnt sich der Film trotzdem? Meiner Meinung nach schon, wenn man seine Erwartungen etwas herunterschraubt und sich ganz auf die Darsteller konzentriert, denn die sind hervorragend. Zu Isabelle Huppert muss ich nichts mehr sagen, sie ist einfach ein Traum, auch in dieser Rolle. Louis Garrel ist wie üblich anbetungswürdig, die schöne Joana Preiss und die junge und hübsche Emma de Caunes runden das Bild ab. Allein wegen dieser vier Personen sollte man sich den Film anschauen.

Natürlich aber nur in der Originalfassung mit Untertiteln und bitte auf gar keinen Fall mit der deutschen Synchronisation, die wie üblich die ganze Atmosphäre des Films ruiniert. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber die falschen Stimmen können wirklich das Filmvergnügen trüben, wenn nicht gar vernichten, das muss doch nicht sein.

Von mir gibt es eine Empfehlung, wenn auch etwas eingeschränkt, denn vielen wird der Film zu sperrig und zu wenig zugänglich sein. Hat man sich aber erst einmal darauf eingelassen, dann kann man ihn durchaus anschauen, auch wenn er deutliche Längen hat. Einfach mal ausprobieren.

Freitag, 30. Dezember 2011

Tesis

"Tesis" ist ein Film von Alejandro Amenábar aus dem Jahr 1996 und gleichzeitig sein erster Langfilm. Das Drehbuch schrieb Amenábar zusammen mit Mateo Gil.

Ángela (Ana Torrent) studiert in Madrid an der Filmhochschule. Als Thema für ihre Diplomarbeit hat sie sich für die Darstellung von Gewalt in den Medien entschieden. Professor Figueroa (Miguel Picazo) betreut ihre Arbeit. Ihr Kommilitone Chema (Fele Martinez) ist ein großer Fan von Gewaltfilmen aller Art und besitzt eine umfangreiche Sammlung. Ángela bittet Chema, ihr einige von diesen Filmen zu zeigen, der ist jedoch zuerst nicht sehr kooperativ. Später willigt er ein, Ángela bei ihm zu Hause Filme zu präsentieren, doch Ángela ist geschockt über die gezeigte Gewalt und mag gar nicht richtig hinschauen.

Am nächsten Tag findet Ángela in einem Vorführraum den toten Professor Figueroa, der beim Anschauen eines Films scheinbar an einem Asthmaanfall gestorben ist. Ohne groß darüber nachzudenken nimmt sie die Videokassette aus dem Player und verschwindet damit. Zusammen mit Chema sieht sie sich später das Band an, das den Mord an einer jungen Frau zeigt. Chema erkennt in der Frau die ehemalige Studentin Vanessa, die zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Offensichtlich handelt es sich hierbei um einen echten Snuff-Film.

Chema fällt auf, dass der Film mehrfach geschnitten wurde und er kann anhand der Filmtechnik auch auf die wahrscheinlich verwendete Kamera schließen. Zusammen mit Ángela will er mehr über diesen Film und seine Entstehung herausfinden. Nach Figueroas Tod wird Professor Castro (Xabier Elorriaga) sein Nachfolger. Ángela trifft in der Universität auf den Studenten Bosco (Eduardo Noriega), der mit einer Kamera seine Freundin Yolanda (Rosa Campillo) filmt. Sie versucht ihm unauffällig zu folgen, wird aber von ihm entdeckt und nun von ihm verfolgt. Der schöne junge Mann verwirrt sie, soll das etwa ein Mörder sein?

Währenddessen entdeckt Chema in einem Geheimraum des Filmarchivs ein ganzes Lager mit weiteren Snuff-Filmen. Offensichtlich sind mehrere Personen aus dem Universitätsbetrieb darin verwickelt und für Ángela und Chema geht es bald um Leben und Tod. Wem können sie noch trauen und überhaupt, ist Chema wirklich ganz ahnungslos, so wie er es vorgibt oder weiß er mehr als er zugeben will? Ángela hat sich in der Zwischenzeit in Bosco verliebt, was die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht...

Der Film ist auf jeden Fall sehr spannend, so viel kann ich schon mal sagen. Die gewalttätigen Szenen in den Videos werden übrigens nicht gezeigt, sondern spielen sich viel mehr im Kopf des Zuschauers ab. Man hört lediglich die Schreie des Opfers und das genügt auch schon, um den Horror entstehen zu lassen. Die Handlung selbst hat einige Lücken was die Logik der handelnden Personen betrifft. Warum Ángela und Chema nicht die Polizei einschalten und warum Ángela sich nachts allein auf den Weg zu Boscos Haus macht, obwohl sie sich verfolgt fühlt und ängstlich ist, das muss man nicht unbedingt verstehen. Andererseits erhöht das natürlich die Spannung und wenn man sich gleichzeitig das Alter des Regisseurs vor Augen führt und die Tatsache berücksichtigt, dass dieses sein erster Spielfilm ist, dann kann man nur sagen, dafür ist er grandios gelungen. Da kann man auch über so kleine Schwächen hinwegsehen. Dass Alejandro Amenábar sein Handwerk versteht, das hat er in späteren Filmen zur Genüge bewiesen.

Meine Leih-DVD hatte leider nur die deutsche Synchronfassung zu bieten, die mal wieder unterirdisch geraten ist. Die Stimmen schwanken zwischen gelangweilt und überdreht, also kein besonders prickelndes Erlebnis. Ich empfehle, wie so oft, unbedingt die Originalfassung anzuschauen. Die gibt es zwar nur mit englischen Untertiteln, aber das ist besser als nichts. Ich mag mich vielleicht irren, aber auf der spanischen DVD schien mir auch das Bild besser zu sein.

Die Besetzung ist sehr gelungen, alle Darsteller sind wirklich großartig und die Charaktere sind sehr ambivalent. Bis zum Schluss bleibt die Frage, wer denn nun sein wahres Gesicht zeigt und wer lügt. Ich kann den Film nur sehr empfehlen, es lohnt sich wirklich.

Montag, 26. Dezember 2011

On the run

"On the run" - "La proie" ist ein Film von Eric Valette aus dem Jahr 2011. Das Drehbuch stammt von Laurent Turner und Luc Bossi.

Der Bankräuber Franck Adrien (Albert Dupontel) sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Entlassung. Die Beute des letzten Überfalls, immerhin zwei  Millionen, hat er in Sicherheit gebracht, aber diverse Mitwissende wollen sie ihm zu gerne abjagen. Franck jedoch ist sehr verschlossen, will mit niemandem Ärger haben und seine Zeit im Gefängnis in Ruhe absitzen. Er will so schnell wie möglich wieder nach Hause zu seiner Frau Anna (Caterina Murino) und seiner kleinen Tochter Amelie.

Seine Zelle teilt Franck mit Jean-Louis Maurel (Stéphane Debac), einem angeblichen Kinderschänder, der immer wieder seine Unschuld beteuert. Als die anderen Gefangenen auf ihn losgehen, greift Franck ein und verteidigt Jean-Louis. Wenig später wird Franck selbst Opfer der Gewalt der anderen und landet in der Krankenstation. Jean-Louis kommt frei, weil sein angebliches Opfer die Aussage widerruft. Franck bittet ihn derweil, seiner Frau Anna eine Nachricht zukommen zu lassen.

Nach der Entlassung von Jean-Louis bekommt Franck Besuch von Manuel Carrega (Sergi López), einem ehemaligen Polizisten, der ihn über die wahren Taten des anscheinend so unschuldigen Jean-Louis aufklärt. Dieser ist ein Serienkiller, der bereits seit Jahren junge Frauen umbringt, ohne bisher dafür zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Als Franck begreift, dass seine Familie in höchster Gefahr ist, bricht er aus dem Gefängnis aus.

Was nun folgt, ist eine actiongeladene Handlung, die ich hier nicht im Einzelnen wiedergeben will, das sollte sich jeder selbst anschauen. Franck gelingt eine halsbrecherische Flucht aus dem Gefängnis und vor der Polizei, während ihm die Häscher immer auf der Spur sind. Währenddessen kommt die wirkliche und grausame Identität von Jean-Louis heraus, der inzwischen weiter mordet. Zusammen mit seiner Frau Christine (Natacha Régnier), die ihm blind gehorcht, hat er Francks kleine Tochter in seiner Gewalt.

Die Polizistin Claire (Alice Taglioni) zweifelt indessen an der Schuld Francks und will ihm helfen, aber die Zeit wird immer knapper und die Beweise sprechen alle gegen ihn. Es kommt zu einem gewalttätigen Showdown, der scheinbar alles beendet.

Warum scheinbar? Na ganz einfach, Storys dieser Art haben einfach kein glückliches Ende, oder etwa doch?

Dieser Film ist ganz großartig, gar keine Frage. Mag auch einiges eher fragwürdig erscheinen, egal, spannend ist er auf jeden Fall. Aufgeteilt ist er eigentlich in drei Teile, zuerst der harte Knastalltag, dann die Flucht und der Kontakt zu dem ehemaligen Polizisten und schließlich die Verfolgung des Mörders, der das Kind von Franck bei sich hat.

Die Darsteller sind durchgehend überzeugend und glaubwürdig, ob nun Albert Dupontel, Stéphane Debac oder der wie immer wunderbare Sergi López, hier ist jeder bestens besetzt. Große Empfehlung für einen sehr sehenswerten Film.

Sonntag, 25. Dezember 2011

Mein Bruder Léo

"Mein Bruder Léo" - "Tout contre Léo" ist ein Film von Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2002 und beruht auf seinem eigenen Roman, der 1995 erschienen ist.

In einem kleinen Ort in der Bretagne lebt eine glückliche Familie mit vier Söhnen, im Alter von zwölf bis zwanzig Jahren. Alle gehen sehr liebevoll miteinander um, Harmonie ist hier tatsächlich an der Tagesordnung und wird nicht gespielt. Doch plötzlich ist diese Idylle gefährdet, denn Léo (Pierre Mignard), der älteste Sohn, dessen Homosexualität ein offenes Geheimnis war, ist HIV-Positiv. Geschockt beschließt die Familie daraufhin, den jüngsten Sohn Marcel (Yaniss Lespert) nicht mit dieser Tatsache zu konfrontieren.

Marcel hat jedoch schon mehr mitbekommen, als den anderen lieb wäre und fühlt sich nun ausgegrenzt, weil niemand mit ihm über diese Sache redet. Er reagiert trotzig und wütend, was von seiner Familie aber nicht verstanden wird, weil sich nun erst einmal alles um Léo dreht. Seine Mutter (Marie Bunel) schiebt ihn vorerst zu seinem Freund Yvan (Louis Gonzales) und dessen Mutter (Joana Preiss) ab, während sein Vater (Dominic Gould) Léo in eine Spezialklinik fährt. Als Léo nach den Untersuchungen wieder nach Hause kommt, ist er mit Medikamenten beladen und beschließt spontan, für einige Tage nach Paris zu fahren.

Marcel begleitet Léo auf seiner Reise und die beiden Brüder kommen sich sehr nahe und sprechen offen über Léos ZustandIrgendwie ahnen beide, dass diese Reise ihre letzte gemeinsame sein wird und so steigt Marcel am Ende allein in den Zug zurück nach Hause.

In der ersten Einstellung sieht man Léo allein am Strand sitzen und aufs Meer blicken. Er trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Paradise", der allerdings kaum noch lesbar ist. Damit ist die Figur des Léo schon beschrieben, denn das Paradies wird er nicht mehr finden und das weiß er auch. Das Ende der Geschichte ist mir persönlich eine Spur zu heftig ausgefallen und auch wenn ich das durchaus nachvollziehen kann, hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht.

Die Story wird leise und ruhig erzählt, ist berührend inszeniert und wunderbar gespielt. Man muss sich auf die Ruhe und Langsamkeit einlassen können, das fällt aber nicht schwer. Wer auf Action steht, der schaut sich diesen Film sowieso nicht an. Alle anderen können eintauchen in eine heile Welt, die plötzlich auf den Kopf gestellt wird und sich erst neu zurechtschütteln muss.

Christophe Honoré hat hier einen schönen kleinen Film hingelegt, der zu Herzen geht und sehr gefühlvoll ist. Er kritisiert die Entscheidung der Familie, den jüngsten Sohn nicht über die Krankheit seines Bruders zu informieren und da stimme ich ihm absolut zu. Mit der lapidaren Erklärung "Dafür bist Du noch zu jung, das verstehst Du noch nicht." machen es sich viele Eltern zu einfach, denn Kinder verstehen oft viel mehr, als man ihnen zutraut und vor allen Dingen bekommen sie mehr mit, als man gemeinhin glaubt.

Insgesamt gesehen also ein sehr empfehlenswerter Film, der in wunderbaren Bildern eingefangen wurde und den man nicht verpassen sollte.

Samstag, 24. Dezember 2011

Bruderschaft des Todes

"Bruderschaft des Todes" - "Nadie conoce a nadie" ist ein Film von Mateo Gil (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999 und beruht auf einem Roman von Juan Bonilla. Die Musik stammt von Alejandro Amenábar.

Der junge Simón (Eduardo Noriega) lebt in Sevilla und wäre gerne Schriftsteller, aber er leidet unter einer Schreibblockade, deshalb hält er sich mit dem Verfassen von Kreuzworträtseln über Wasser. Eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, von einer unbekannten und verzerrten Stimme gesprochen, fordert ihn dazu auf, ein bestimmtes Wort in sein nächstes Rätsel einzusetzen. Von da an wird Simón in ein geheimnisvolles und gefährliches Spiel hineingezogen, von dem er aber zunächst noch nichts ahnt.

In Sevilla ist gerade die Semana Santa, die Karwoche, in der verschiedene Prozessionen durch die Stadt ziehen und von vielen Schaulustigen begleitet werden. Es kommt jedoch zu diversen Attentaten, die anscheinend mit den Feierlichkeiten im Zusammenhang stehen. Die Polizei ist ratlos, Täter sind nicht zu finden, aber Simón entdeckt im Computer seines Mitbewohners Sapo (Jordi Mollà) einige irritierende Hinweise, die ihn beunruhigen. Zusammen mit der Journalistin Maria (Natalia Verbeke) will er mehr herausfinden, aber schon bald gerät er in größte Gefahr, als er dem mysteriösen Spiel immer näher kommt. Nichts ist mehr wie es scheint und er kann auch niemandem mehr trauen.

Simón ist in dem teuflischen Spiel gefangen, wird von der Polizei selbst als möglicher Attentäter gesucht, während eine letzte, fast unlösbare Aufgabe auf ihn wartet. Wird er dieses Spiel gewinnen können und sein Leben damit retten oder wird er am Ende scheitern? Es bleibt auf jeden Fall sehr spannend.

Zugegeben, ganz logisch ist das alles nicht, eher ein bisschen verrückt, aber das macht gar nichts, weil es trotzdem sehr unterhaltsam und fesselnd ist. Hat man sich erst einmal auf die Geschichte eingelassen, dann fasziniert sie in der Tat ungemein. Man muss ja auch nicht alles hinterfragen.

Mateo Gil hat hier in seinem Langfilmdebüt eine Menge riskiert, aber auch ganz viel richtig gemacht. So liefert er einen sehr sehenswerten kleinen Thriller ab, der sich nicht verstecken muss. Mit dem wunderbaren Eduardo Noriega in der Hauptrolle hat er zudem genau die perfekte Besetzung gefunden, denn der überzeugt mal wieder auf ganzer Linie und bezaubert zu gleichen Teilen durch sein unschuldiges Wesen und sein fabelhaftes Aussehen.

Insgesamt gesehen ein sehr interessanter Film, der wohl leider viel zu unbekannt ist, was ich sehr schade finde. Die deutschen Untertitel sind zum Teil ein wenig nachlässig verfasst, aber gehen gerade noch so durch. Von mir gibt es jedenfalls eine große Empfehlung für diesen Film, den man eigentlich nicht verpassen sollte, weil er einfach mal eine ganz andere Geschichte erzählt und wirklich sehenswert ist.
  

Midnight in Paris

"Midnight in Paris" ist ein Film von Woody Allen (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.

Der amerikanische Drehbuch-Autor Gil (Owen Wilson) ist zusammen mit seiner Verlobten Inez (Rachel McAdams) und deren Eltern (Kurt Fuller und Mimi Kennedy) in Paris, der Stadt, die er heimlich liebt und in der er gerne wohnen würde. Doch Inez würde nie außerhalb Amerikas wohnen wollen.

Gil arbeitet an seinem ersten Roman, er will nicht länger Drehbücher schreiben, sondern fühlt sich zu Höherem berufen, obwohl ihn tiefe Zweifel an seinem Talent plagen. Gil und Inez treffen zufällig auf Paul (Michael Sheen), einen früheren Freund von Inez, der mit seiner Frau Carol (Nina Arianda) ebenfalls in Paris weilt.

Von Pauls permanenter Besserwisserei genervt, zieht sich Gil zurück und erkundet auf eigene Faust Paris bei Nacht. Schlag Mitternacht hält vor ihm ein altes Auto an und die Insassen bitten ihn, sie zu begleiten. Von da an taucht Gil in das Paris der Zwanziger Jahre ein, genau die Zeit, die er sich erträumt hat. Er kann es kaum glauben, als er plötzlich auf so bekannte Menschen wie F. Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda oder auch Ernest Hemingway, Gertrude Stein, Salvador Dali, Luis Bunuel, Man Ray, Pablo Picasso und andere trifft.

Er gibt Gertrude Stein seinen Roman, um ihre Meinung zu hören und lernt gleichzeitig die schöne Adriana (Marion Cotillard) kennen, in die er sich verliebt. Gil ist nun jede Nacht unterwegs, verbringt seine Zeit in den Zwanzigern und mit Adriana. Diese wünscht sich jedoch in die Zeit der Belle Époque zurück und auch da landen sie eines Nachts.

Gil beschließt schließlich, sich von Inez zu trennen und in Paris zu bleiben, in der Gegenwart. Dabei trifft er in der nächsten Nacht auf die Antiquitätenhändlerin Gabrielle (Léa Seydoux), die seine Interessen teilt und die er nach Hause begleitet.

Hört sich doch alles ganz nett an, oder? Ist es nur leider nicht. Positiv hervorheben möchte ich die Paris-Bilder, die sehr schön sind. Auch die Musik kann überzeugen, da gibt es kaum etwas auszusetzen. Der Rest allerdings, ja da muss ich mich schon wieder sehr zusammenreißen, um das in Worte zu fassen. Fangen wir bei Owen Wilson an, einem "Darsteller", der weder Charme noch Ausstrahlung hat, sondern eher wie ein kompletter Idiot wirkt. Den Schriftsteller nehme ich ihm ebenso wenig ab, wie alles andere. Er wird hier als eine Art Woody Allen-Double benutzt, was aber insgesamt nur ärgerlich und infantil ist.

Dazu gibt es dann noch so schlaue Sprüche wie: "Das ist die Zeit, in der wir leben. Alles geht so schnell, und das Leben ist so laut und kompliziert." Danke, Mr. Allen, für so viel Weisheit, jeder Küchenkalender wäre hier neidisch. Oder auch: "Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen." Sagenhaft, mir fehlen die Worte.

Muss ich noch mehr sagen? Ich glaube nicht. Sehenswert ist einzig die bezaubernde Marion Cotillard, den Rest kann man getrost vergessen. Von mir also garantiert keine Empfehlung für diesen Schrott.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Auf Wiedersehen, Kinder

"Auf Wiedersehen, Kinder" - "Au revoir, les enfants" ist ein Film von Louis Malle (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1987.

Nach den Weihnachtsferien im Dezember 1943 kehrt der zwölfjährige Julien (Gaspard Manesse) zusammen mit seinem älteren Bruder Francois (Stanislas Carré de Malberg) zurück in das katholische Internat, weit außerhalb von Paris. Er mag sich kaum von seiner Mutter (Francine Racette) trennen, doch sie verspricht ihm, ihn bald schon zu besuchen.

Ein neuer Schüler ist angekommen, der junge Jean (Raphael Fejtö), der sofort Opfer von Hänseleien wird. Auch Julien beteiligt sich daran, bis er langsam dahinterkommt, dass Jean ein Geheimnis umgibt. Zuerst kann er den Jungen nicht leiden, dann ist er eifersüchtig auf ihn, der in Mathe so gut ist und auch noch perfekt Klavier spielt. Doch beide lesen gerne und tauschen ihre Bücher aus, eine zarte Freundschaft entsteht und Julien wird Jeans wahre Herkunft, die er durch einige Hinweise erraten hat, für sich bewahren.

Julien hat Lebensmittel von Zuhause mitgebracht, die er dem Küchenjungen Joseph (Francois Négret), einem kleinen Schwarzhändler, verkauft. Als Joseph wegen Diebstahls gefeuert wird, rächt er sich, in dem er die Miliz informiert, dass das Internat Juden beherbergt. An einem kalten Januarmorgen des Jahres 1944 erscheinen daraufhin deutsche Soldaten und nehmen drei Schüler, darunter auch Jean, sowie Pater Jean (Philippe Morier-Genoud) mit sich. Die Kamera fängt dabei das Gesicht von Julien ein, der seinem Freund nachblickt.

Die Stimme von Louis Malle erklärt im Off, dass die drei Jungen in Auschwitz getötet wurden, während Pater Jean in Mauthausen starb. Und auch wenn seitdem über vierzig Jahre vergangen seien, diesen Tag würde er nie mehr vergessen.

Louis Malle kehrte für diesen Film nach zehn Jahren in den USA wieder nach Frankreich zurück, weil er diese Geschichte, die autobiografische Züge hat, unbedingt verfilmen wollte. Es war für ihn ein Herzenswunsch und das spürt man auch ganz deutlich. Die große Stärke dieses Films liegt in seiner Schlichtheit, denn er wird nie rührselig oder sentimental, geschweige denn sensationsheischend, sondern zeigt das Leben der Kinder dort eben durch ihre Augen.

Es ist Krieg, die Lebensmittel sind knapp, die Heizung fällt aus und es gibt Bombenalarm. Die Jungen arrangieren sich damit, nehmen das alles nicht so ernst und spielen trotzdem ausgelassen im Hof. Warum man die Juden so sehr hasst, das wissen sie nicht und verstehen kann man das sowieso nicht. Und doch wird ihnen durch diese Ereignisse ein Teil ihrer Kindheit genommen, etwas das nie wieder gutzumachen ist. Louis Malle hat nach der Premiere seines Films geweint, wir sollten mit ihm weinen und ihm danken für dieses ganz wunderbare Werk, das einen Teil einer Geschichte aufzeigt, die niemals vergessen werden sollte.

Ganz große Empfehlung für diesen sehr packenden Film, der zudem noch außergewöhnlich gut gespielt ist.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Dream Boy

"Dream Boy" ist ein Film von James Bolton (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Jim Grimsley.

Der fünfzehnjährige Nathan (Stephan Bender) ist gerade erst mit seinen Eltern in eine kleine, ländlich gelegene Stadt gezogen. Er ist ein stiller und zurückhaltender Junge, der kaum Kontakt zu anderen hat. Der Fahrer des örtlichen Schulbusses ist der zwei Jahre ältere Roy (Maximillian Roeg), der gleichzeitig auch der Nachbar von Nathan ist. Es gibt erste schüchterne und verstohlene Blicke zwischen Nathan und Roy, bis Roy die Initiative ergreift und Nathan bittet, ihm bei den Hausaufgaben zu helfen.

Die beiden Jungs kommen sich schon bald näher und Roy, der sonst auch mit einem Mädchen rumknutscht, lässt sich nur zu gern auf eine Affäre mit Nathan ein. Gemeinsam erkunden sie ihre Körper und ihr Verlangen ist grenzenlos. Doch bald hat Roy den Verdacht, dass Nathan eventuell schon mehr Erfahrungen hat, als er zugeben will und zieht sich gekränkt zurück.

Nathan muss sich zuhause vor seinem Vater fürchten, der ihn anscheinend schon früh missbraucht hat. Er flüchtet aus dem Haus und kommt vorerst in der Scheune von Roys Familie unter. Gemeinsam mit zwei anderen Jungs machen Roy und Nathan ein paar Tage später einen Camping-Ausflug, der alles ändern wird.

Nachdem sie sich gegenseitig Geistergeschichten erzählt haben, brechen die Jungs in ein Haus ein, das seit Jahren unbewohnt ist und in dem es angeblich spuken soll. Nathan hat aber plötzlich die böse Vorahnung, dass er diesen Ort nicht mehr verlassen wird und damit soll er auch recht behalten...

Hm, der Film fing eigentlich ganz gut und vielversprechend an, aber dann ist er doch zu weit übers Ziel hinausgeschossen und hat sich total verzettelt, was wirklich schade ist. Die erste Hälfte funktioniert noch ganz gut, aber der Rest ist leider eher missraten. James Bolton erzählt hier im Grunde weder eine Coming of Age-, noch eine Coming Out-Geschichte, obwohl die Ansätze dafür natürlich da sind, sondern verheddert sich letztlich in einer banalen Spukgeschichte, die niemanden interessiert und die völlig fehl am Platz ist.

Alles ist auch noch extrem schnarchig erzählt und mit furchtbar aufdringlicher Musik unterlegt. Nathans Eltern scheinen dazu direkt aus dem Gruselkabinett zu stammen und können einem wirklich Angst einjagen, aber solange sie regelmäßig in die Kirche gehen und beten kann ja alles nicht so schlimm sein, oder? Da packt mich allerdings schon wieder die Wut.

Insgesamt gesehen ein eher zweifelhaftes Vergnügen, dass zu viele gute Möglichkeiten verschenkt. Schauspielerisches Talent ist hier fast nicht zu finden, das hätte aber auch nichts mehr gerettet. Wie gesagt, das hätte gut werden können, aber leider ist hier zu viel daneben gegangen.

Dans Paris

"Dans Paris" ist ein Film von Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2006.

Jonathan (Louis Garrel) führt den Zuschauer als Erzähler in die Geschichte ein. Sein älterer Bruder Paul (Romain Duris) hat sich gerade von seiner Freundin getrennt, ist wieder zu seinem Vater (Guy Marchand) gezogen und lebt nun in Jonathans Zimmer. Er ist deprimiert und verlässt kaum das Bett. Jonathan und sein Vater versuchen alles nur Mögliche, um Paul aufzuheitern, aber vergebens.

Paul und Anna (Joana Preiss) sind aufs Land gezogen, zusammen mit Annas kleinem Sohn. Doch Paul konnte dem Leben dort nichts abgewinnen, er fühlte sich eingesperrt und von der Welt abgeschnitten. Das war der Anfang vom Ende ihrer Beziehung. Paul wusste plötzlich nicht mehr, ob er Anna wirklich liebt oder ob er sich alles nur eingeredet hat.

Nun, wieder in Paris, hat Paul jede Energie verloren. Er denkt oft an seine Schwester, die auch manchmal schwermütig war und sich mit siebzehn Jahren umgebracht hat. Pauls Mutter (Marie-France Pisier) kommt zu Besuch, aber auch sie kommt nicht an ihn heran.

Jonathan hat den Tag in der Stadt verbracht, sein Leben genossen und einige junge Frauen getroffen. Er liebt das Leben und berichtet Paul von seinen Erlebnissen. Gemeinsam erinnern sie sich an ihre Kindheit und ganz langsam kommt Paul wieder zu sich, der Bann ist scheinbar gebrochen.

Christophe Honoré erzählt hier eine kleine Familiengeschichte, die sich fast kammerspielartig hauptsächlich in der Wohnung des Vaters abspielt. Unterbrochen wird das durch die Bilder von Jonathans Streifzügen durch Paris, die wunderbar eingefangen sind. Trotz des eigentlich traurigen Themas ist der Film aber nie deprimierend, sondern zauberhaft leicht und fast schon unbekümmert, aber das im besten Sinne.

Die Schauspieler sind ein Traum, besonders natürlich der hinreißende Louis Garrel, der bei Christophe Honoré ja schon fast zum Inventar zählt, gottseidank. Aber auch Romain Duris, den ich sonst nicht so gern mag, kann hier überzeugen und leidet göttlich vor sich hin.

Insgesamt gesehen ein sehr gefühlvoller und manchmal auch lustiger Film, der durchaus berührt. Toll geschrieben, toll gespielt und mal wieder nicht mit deutschen Untertiteln zu haben, sondern nur in französisch mit englischen Untertiteln. Da ich aber die Filme von Christophe Honoré sehr schätze, kann ich mich damit arrangieren. Empfehlenswert ist der Film auf jeden Fall.

Als Extra gibt es noch ein Interview mit Christophe Honoré, sowie ein weiteres mit Louis Garrel und Joana Preiss. Beide sind ca. 28 Minuten lang und sehr interessant. Das Interview mit Garrel und Preiss ist übrigens auf Englisch und das ist mitunter sehr amüsant wegen der Sprachprobleme.

Samstag, 17. Dezember 2011

Transsiberian

"Transsiberian" ist ein Film von Brad Anderson aus dem Jahr 2008. Das Drehbuch schrieb Anderson zusammen mit Will Conroy.

Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) hat im Auftrag ihrer Kirche zwei Wochen lang mit Kindern in China gearbeitet. Nun wollen sie wieder zurück in die Heimat, doch Eisenbahn-Fan Roy konnte seine Frau dazu überreden, die Strecke von Peking nach Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn zurückzulegen.

Die romantische Verklärung dieser legendären Route weicht jedoch bald schon den tatsächlichen Beschaffenheiten. Egal, Roy und Jessie arrangieren sich mit den Gegebenheiten, ebenso wie mit den alltäglichen Krisen in ihrer Ehe. So teilen sie ihr Abteil bald mit zwei Rucksack-Touristen. Der Spanier Carlos (Eduardo Noriega) und seine amerikanische Freundin Abby (Kate Mara) sind mit solchen Reisen schon vertraut und man freundet sich schnell an.

Bei einem Halt geht Roy verloren und Jessie bleibt nichts anderes übrig, als bei der nächsten Station auf ihn zu warten. Um die Zeit zu überbrücken, überredet Carlos, der zusammen mit Abby ebenfalls den Zug verlassen hat, Jessie zu einem Ausflug. Gemeinsam machen sich beide zu einer verfallenen Kirche auf, wo Jessie in Ruhe fotografieren kann. Als Carlos zudringlich wird, erschlägt Jessie ihn und kehrt verstört zurück ins Dorf.

Roy trifft mit dem nächsten Zug ein und beide setzen ihre Reise fort. Der neue Mitreisende in ihrem Abteil ist Grinko (Ben Kingsley), ein russischer Drogenfahnder, der Jessie schon bald mit unangenehmen Fragen belästigt. Da erst bemerkt Jessie, dass Carlos ihr unbemerkt seine Matrjoschka-Figuren untergeschoben hat, die vermutlich Drogen enthalten. Jeder Versuch, die Figuren loszuwerden scheitert und so bleibt Jessie nichts anderes übrig, als sie an Grinko zu übergeben. Doch damit fangen die Schwierigkeiten erst richtig an, denn Grinko und sein Kollege Kolzak (Thomas Kretschmann) lassen nicht mit sich reden und verfolgen andere Ziele als gedacht. Roy und Jessie sitzen plötzlich ziemlich in der Patsche und es kommt zu einem sehr unangenehmen Showdown.

Das klingt alles recht interessant, ist es aber leider nicht, weil hier nur ohne Ende Klischees abgesondert werden. Die bösen Russen, die braven Amerikaner, der Wodka fließt in Strömen usw. Der Film ist auch definitiv zu lang. Mag er in der ersten Stunde noch unterhalten, so zieht sich die zweite Stunde endlos hin, mal ganz abgesehen von den ganzen kruden Verwicklungen.

Als Extra gibt es ein sehr liebevolles Making-Of, das ich sehr empfehlen kann, weil man da deutlich spürt, wie viel Arbeit in diesem Projekt steckt. Das ist eine europäische Koproduktion, der man nichts vorwerfen kann, aber die ein besseres Ergebnis verdient hätte.

Bei den Darstellern scheiden sich die Geister. Ich finde Emily Mortimer sehr gut in ihrer Rolle, kann aber mit Woody Harrelson wie immer so gar nichts anfangen. Kate Mara bleibt als Abby sehr undurchsichtig und Eduardo Noriega ist schön und gefährlich, wie ein Raubtier. Was ihn umtreibt, bleibt unklar. Ist er vielleicht sogar nur ein unschuldiges Opfer?

Wie auch immer, der Film hat gute Ansätze, kann aber nicht durchgehend überzeugen. Ich konnte auch beim zweiten Anschauen nichts finden, was meine Meinung geändert hätte. Kann man sehen, muss man aber nicht.

Burnt Money

"Burnt Money" - "Plata Quemada" ist ein Film von Marcelo Pineyro aus dem Jahr 2000. Das Drehbuch schrieb Pineyro zusammen mit Marcelo Figueras und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Ricardo Piglia.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Männer Nene (Leonardo Sbaraglia) und Ángel (Eduardo Noriega), genannt "Die Zwillinge", ein schwules Gaunerpaar, das für einen Überfall auf einen Geldtransport engagiert wird. Als Fahrer fungiert Cuervo (Pablo Echarri), während der ältere Fontana (Ricardo Bartis) im Hintergrund die Strippen zieht.

Der Überfall gelingt, aber es gibt Tote unter den Polizisten und Ángel wurde angeschossen. Die Männer müssen verschwinden und flüchten deshalb von Buenos Aires nach Montevideo, wo sie für einige Zeit untertauchen sollen. Schnell wird klar, dass der Überfall anders hätte verlaufen sollen und es anonyme Mitwisser gibt, die ihren Teil des Geldes haben wollen und nun ebenfalls Jagd auf die Männer machen. Also sind sie auch in ihrem Versteck in Uruguay nicht sicher und können jederzeit entdeckt werden.

Aus ein paar Tagen werden Wochen und die Männer sind noch immer in der Wohnung zum Nichtstun verdammt. Als Fontana mit seinem Anteil verschwindet, bleiben Nene, Ángel und Cuervo allein zurück. Zwischen Nene und Ángel kriselt es. Ángel, dessen Schussverletzung in der Schulter inzwischen verheilt ist, hört Stimmen und lässt Nene nicht mehr an sich heran.

Nene und Cuervo verlassen zwischendurch die Wohnung, um sich außerhalb zu vergnügen. Dabei lernt Nene die Prostituierte Giselle (Leticia Brédice) kennen, mit der er Sex hat, während er nur an Ángel denkt. Giselle biete Nene an, ihm bei seiner Flucht behilflich zu sein, doch dann steht Nene zusammen mit Ángel und Cuervo vor ihrer Tür, um bei ihr unterzutauchen. Als Giselle nicht mitspielt, setzt Nene sie vor die Tür und Giselle verrät die Männer an die Polizei.

Ehe die Drei sich umsehen können, stehen Hundertschaften von Polizisten vor dem Wohnblock, bewaffnet bis an die Zähne. Ein Entkommen scheint unmöglich, aber kampflos wollen die Männer sich nicht ergeben. In dieser aussichtslosen Lage finden Nene und Ángel endlich wieder zueinander und gemeinsam gehen sie in diese entscheidende Schlacht, die ihrer Liebe nichts anhaben kann.

Wow, was für ein Film. An dieser Stelle sollte ich kurz erwähnen, dass die Handlung auf einer wahren Begebenheit beruht, die sich 1965 in Argentinien abgespielt hat. Gut, nachdem das abgehakt ist, kommen wir zum Wesentlichen und zwar den wunderbaren und hoch erotischen Bildern, die mit gefühlvollem Soundtrack unterlegt sind und eine Liebesgeschichte der besonderen Art präsentieren. Die Optik ist teilweise etwas düster, aber die verschwitzten, halbnackten Männerkörper der überaus attraktiven Protagonisten kommen sehr gut zur Geltung. Besonders der schöne Eduardo Noriega fesselt schon von Beginn an, ein Wegsehen ist da nicht mehr möglich.

Abgesehen von der Schönheit der Darsteller überzeugt der Film aber auch durch seine ruhige Erzählweise, die sich immer mal wieder mit aufwendigen Actionszenen abwechselt. So ist der Film mit zwei Stunden Laufzeit zwar lang, aber nie langweilig.

Insgesamt gesehen eine große Empfehlung von mir für einen sehr speziellen Film, der ausgesprochen sexy und sehenswert ist. Sollte man nicht verpassen. Das DVD-Cover zeigt übrigens schon mal einen kleinen Appetithappen. Leider ist das Zusatzmaterial nicht untertitelt, aber darüber sehe ich hier mal großzügig hinweg, weil alles andere so schön geworden ist.
 

Open Your Eyes

"Open Your Eyes" - "Abre los ojos" ist ein Film von Alejandro Amenábar aus dem Jahr 1997. Das Drehbuch schrieb Amenábar zusammen mit Mateo Gil.

Der junge César (Eduardo Noriega) ist ein Glückskind, denn er ist reich, gut aussehend und hat ständig eine neue Geliebte. Sein bester Freund Pelayo (Fele Martínez) kann da nicht mithalten, sein Erfolg bei Frauen hält sich in Grenzen. Zu Césars Geburtstagsfeier erscheint Pelayo dann aber in Begleitung der schönen Sofia (Penélope Cruz), auf die auch César sogleich ein Auge wirft. Der Abend verläuft dann für Pelayo auch nicht so wie gewünscht, denn César bringt Sofia nach Hause und bleibt über Nacht in ihrer Wohnung. Beide reden nur miteinander und schlafen auf der Couch ein.

Am nächsten Morgen trifft César auf der Straße vor Sofias Wohnung auf Nuria (Najwa Nimri), seine letzte Geliebte, die extrem eifersüchtig ist. Widerwillig steigt er zu ihr ins Auto und lässt sich mitnehmen, doch Nuria dreht durch und lenkt den Wagen mit hoher Geschwindigkeit von der Straße und über eine Böschung. Während Nuria bei dem Unfall stirbt, überlebt César das Unglück, aber sein Gesicht ist von nun an grauenvoll entstellt und die Ärzte können ihm keine Hoffnung auf Wiederherstellung seines Aussehens machen.

César traut sich kaum noch unter Menschen und auch Sofia zieht sich zurück. Nach einem gemeinsamen Abend mit Pelayo und Sofia in einer Bar, schläft César betrunken auf der Straße vor Sofias Wohnung ein. Am Morgen wird er von Sofia geweckt, die ihm gesteht, ihn immer noch zu lieben. Kurz darauf teilen ihm seine Ärzte mit, dass sein Gesicht doch gerettet werden kann. Alles wendet sich scheinbar wieder zum Guten, doch dann wird César plötzlich immer öfter von furchtbaren Alpträumen geplagt und auch Nuria taucht wieder auf.

César befindet sich in einer geschlossenen Anstalt und wird von dem Psychiater Antonio (Chete Lera) verhört. Er trägt eine Maske auf dem Gesicht, um seine Verunstaltung zu verbergen und wird des Mordes an Sofia angeklagt. Was ist passiert? Ist das alles ein Traum oder die Realität? Nur langsam setzen sich für César die Puzzleteile seines bisherigen Lebens zusammen und noch immer bleiben viele Fragen ungeklärt. Die Antwort auf diese Fragen ist ebenso fantastisch, wie unglaublich.

Mehr will ich hier gar nicht verraten, es ist sowieso irgendwie sinnlos, die Handlung wiedergeben zu wollen, denn dafür hat Amenábar die Geschichte doch zu geschickt konstruiert. Ob man damit am Ende klar kommt, das liegt allein am Betrachter, nachdenklich macht es auf jeden Fall.

Die Schauspieler sind allesamt hervorragend, allein schon Eduardo Noriega überzeugt auf ganzer Linie als César, dem plötzlich sein Leben entgleitet und der nicht weiß, was mit ihm geschieht. Seine Wandlung vom Strahlemann zum gebrochenen Opfer ist perfekt. In der Rolle der Sofia bezaubert die junge Penélope Cruz, in die man sich ebenso wie César gleich auf den ersten Blick verliebt.

Insgesamt eine große Empfehlung für diesen ungewöhnlichen und vertrackten Film, der es Wert ist, angeschaut zu werden. Aber bitte unbedingt das spanische Original ansehen und Finger weg vom überflüssigen US-Remake, auf das ich hier nicht weiter eingehe, weil es eben einfach nur überflüssig und auch noch peinlich ist.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Gigola

"Gigola" ist ein Film von Laure Charpentier (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf ihrem eigenen Roman, der 1972 erschienen ist und damals gleich verboten wurde.

Die junge Georges (Lou Doillon) ist zum ersten Mal verliebt und zwar in ihre Lehrerin Sybil (Ana Padrao). Jahre später, Sybil hat sich wegen einer anderen Frau umgebracht, lebt Georges in Paris, nennt sich Gigola und verbringt ihre Nächte rund um den Place Pigalle. Es sind die frühen sechziger Jahre, Gigola kleidet sich wie ein Dandy und verkehrt in lesbischen Nachtklubs. Sie ist ein Star dort, an einem Ort, wo Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen und sich nicht von der Gesellschaft einreden lassen wollen, wie ihr Leben auszusehen hat.

Gigola kümmert sich auch um ein paar Huren und lässt diese für sich arbeiten, wie z. B. die alte Dolly (Virginie Pradal) oder auch die junge Cora (Marie Kremer), die sie zu ihrer Geliebten macht und ihrem Zuhälter Tony (Eduardo Noriega) abkauft. Mit Tony trifft sie häufiger zusammen, er ist ein stadtbekannter Gangster, aber beide respektieren sich.

Gigola lässt sich von älteren und reichen Frauen aushalten, denen sie ihren Körper zur Verfügung stellt, aber niemals ihre Seele. Odette (Marisa Paredes) ist eine von ihnen, die sich in Gigola verliebt, aber von ihr nur gedemütigt wird. Gigola kann ihre große Liebe Sybil nicht vergessen und nach einem Selbstmordversuch landet sie bei der Ärztin Alice, die Sybil zum Verwechseln ähnlich sieht.

Zu ihren Eltern hat Gigola keinen besonders guten Kontakt. Ihr Vater Henry (Thierry Lhermitte) hat die Familie vor über zwanzig Jahren verlassen, ist ein verkappter Schriftsteller und drogen- und spielsüchtig. Ihre Mutter Solange (Marisa Berenson) kann mit Gigolas Verhalten nichts anfangen, aber unterstützt noch immer ihren Mann, wenn er sie um Geld anbettelt. Gigola reagiert wütend auf ihren Vater und auf die Nachgiebigkeit ihrer Mutter.

Nachdem sie Alice kennengelernt hat, möchte sie ihr Leben ändern und hofft auf eine gemeinsame Zukunft. Dafür will sie sogar ein Kind bekommen, weshalb sie sich auf eine Liebschaft mit Tony einlässt. Als dieser mal wieder im Gefängnis sitzt, teilt Gigola ihm mit, ein Kind von ihm zu erwarten, aber ihn nicht als Vater zu wollen.

Nach der Geburt ihres Sohnes weiß Gigola aber nicht so genau, wie ihr Leben nun weitergehen soll. Das Pariser Nachtleben, die Clubs und die Frauen oder doch ihr Sohn, wie wird sie sich entscheiden?

Ganz kurz gesagt, der Film an sich ist ganz nett, aber kein großer Wurf. So spannend die Vorlage und natürlich auch das Thema sein mögen, die Umsetzung ist es leider nicht. Das krankt vor allen Dingen an einer fehlenden durchgehenden Erzählweise, denn hier gibt es meistens nur eine Aneinanderreihung von Bildern, die manchmal auch spontan in die Vergangenheit springen und insgesamt nicht immer überzeugen können. Zudem ist die Musikuntermalung mitunter etwas zu seicht geraten und die deutschen Untertitel sind teilweise sehr fragwürdig.

Zugegeben, Lou Doillon sieht wirklich ganz entzückend aus als Gigola, aber sie ist keine besonders begnadete Schauspielerin. Sie hat fast keine Ausstrahlung und kommt nicht über zwei verschiedene Gesichtsausdrücke hinaus. Tatsächlich wirkt sie nur wie für ein Foto posierend in die Kulissen gestellt, statt wirklich zu agieren. Alles wirkt ziemlich künstlich und aufgesetzt, aber es berührt nicht.

Ganz anders dagegen die beiden bewährten Almodovar-Musen Marisa Paredes und Rossy de Palma, die sich lustvoll in ihre Rollen werfen und wie immer herausragend sind. Marisa Berenson und Thierry Lhermitte, als Gigolas Eltern, können da leider nicht mithalten und fallen höchstens durch ihr sehr sparsames Spiel auf. Besonders hervorheben möchte ich aber noch Eduardo Noriega, den einzigen erwähnenswerten Mann in dieser Frauenwelt, der über eine enorme erotische Ausstrahlung verfügt und hier nicht vergessen werden sollte.

Insgesamt hat mich das alles nicht besonders überzeugt, obwohl ich gerne etwas anderes sagen würde. Ich mochte hier vieles, aber einiges eben auch nicht. Ist aber wie immer nur meine Meinung, jeder Interessierte sollte sich das selbst anschauen.

Montag, 12. Dezember 2011

Die Mission

"Die Mission" - "La Mission" ist ein Film von Peter Bratt (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Im Mission District in San Francisco, dem Viertel in dem viele mexikanische Einwanderer ein Zuhause gefunden haben, lebt der stolze Che Rivera (Benjamin Bratt) mit seinem Sohn Jes (Jeremy Ray Valdez). Che ist alleinerziehend, ehemaliger Gangster, trockener Alkoholiker und arbeitet als Busfahrer. In seiner Freizeit möbelt er alte Autos auf. Er wird im Viertel geachtet, hat viele Freunde und er liebt seinen Sohn.

Doch dann findet Che durch Zufall heraus, dass sein Sohn schwul ist und für den Obermacho bricht eine Welt zusammen. Wie kann das ausgerechnet ihm passieren? Er verprügelt seinen Sohn und wirft ihn aus dem Haus. Ches hübsche junge Nachbarin Lena (Erika Alexander), die erst kürzlich eingezogen ist, versucht zwischen den beiden Männern zu vermitteln.

Jes zieht wieder zu seinem Vater, doch das "gewisse Thema" darf nicht angesprochen werden, ein Zustand, der nicht lange anhält. Eines Abends ist Jes mit seinem Freund Jordan (Max Rosenak) unterwegs, als sie auf der Straße von Schwulenhassern belästigt werden. Im Laufe der Auseinandersetzung wird auf Jes geschossen und er kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Doch als Che dort auch auf Jordan trifft, rastet er erneut aus.

Als Jes entlassen wird, zieht er erst zu seinem Freund und anschließend nach Los Angeles an die Universität. Che ist am Boden zerstört, fängt wieder an zu Trinken und kommt erst langsam zur Besinnung.

Die Story an sich ist gut und glaubhaft, allein die Umsetzung ist es leider nicht, weil der Film an seinem eigentlichen Thema nicht sehr interessiert ist. Der Vater-Sohn-Konflikt wird zu sehr in den Hintergrund gedrängt und das Ganze wird eher zu einer sehr eitel geratenen One-Man-Show von Benjamin Bratt, der hier immer hübsch in Szene gesetzt wird. Er ist zweifellos ein sehr gutaussehender Mann, man sieht ihn beim Boxen, beim Bügeln, wenn er an den Autos schraubt, mit seinen Kumpels unterwegs ist, stets sehr sexy den coolen harten Kerl gebend, der aber natürlich auch ein weiches Herz hat, nur nicht seinem Sohn und dessen Sexualität gegenüber. Dafür kauft er für den alten Nachbarn ein, repariert Lenas Fahrrad usw. Ach ja, natürlich gibt es auch noch eine Liebesszene zwischen Che und Lena, was für eine Frage. Die emanzipierte junge Frau muss selbstverständlich dem Charme des Obermachos erliegen.

Der Film ist auch definitiv zu lang, wenn man bedenkt, dass er letztlich nichts weiter zu sagen hat. Über Jes erfährt man kaum etwas, das wäre aber wichtig gewesen. Das Ende ist mir dann auch zu schwammig und der Gesamteindruck leider eher negativ.

Insgesamt gesehen ist das eine reine Familienproduktion der Bratts, denn sowohl Peter als auch Benjamin Bratt sind hier gleichzeitig Produzenten und auch Benjamin Bratts Ehefrau Talisa Soto hat eine kleine Rolle erhalten und darf Ches Schwägerin spielen. Schade, hier hätte man wirklich viel mehr rausholen können. So bleibt nur ein schaler Nachgeschmack und ein mittelmäßiger, fast schon ärgerlicher Film, der komplett an seinem Thema vorbeirauscht, aber das mit Volldampf.

Sonntag, 11. Dezember 2011

August

"August" ist ein Film von Eldar Rapaport (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011 und gleichzeitig sein Langfilmdebüt.

Troy (Murray Bartlett) hat ein paar Jahre in Spanien gelebt und kehrt nun zurück nach Los Angeles. Er hatte damals eine heftige Affäre mit dem jüngeren Jonathan (Daniel Dugan), dem er mit seiner plötzlichen Abreise das Herz gebrochen hat. Wieder zurück in der Stadt ruft Troy bei Jonathan an, erwischt aber nur dessen Freund Raul (Adrian Gonzalez). Der wittert Gefahr, weil Jonathan eigentlich gerade bei ihm einziehen will, aber nun werden die Karten wohl neu gemischt.

Es ist ein heißer August in Los Angeles, die Hitze lähmt die Menschen, aber die Gefühle kochen hoch. Troy trifft sich mit Jonathan und beide merken, dass sie noch immer einiges verbindet. Jonathan reagiert auf Troys Anwesenheit und beginnt ihn unbewusst zu kopieren. Er fängt wieder an zu rauchen und rasiert sich den Kopf, genau wie Troy. Raul überblickt schnell die Situation und will seinen Freund nicht kampflos aufgeben.

Jonathans dreißigster Geburtstag steht kurz bevor und Raul organisiert eine Party, zu der auch Troy eingeladen ist. Die Nacht der Entscheidung steht an...

Hm, klingt ja eigentlich gar nicht schlecht, nur leider ist das alles so lahmarschig erzählt, dass sich die rund 100 Minuten Film wie eine Ewigkeit anfühlen. Sorry, das hätte ein schöner Kurzfilm werden können, für die Langversion hat Eldar Rapaport aber leider keine wirklich guten Ideen mehr gehabt. So bleiben nur ein paar schöne Männer, von ganz hübsch (Troy), über ganz niedlich (Jonathan) bis sehr lecker (Raul), ein paar Eifersüchteleien, wenig Text, eine langsame Erzählweise und eine oftmals nervige Musikuntermalung, die sich viel zu oft in den Vordergrund spielt.

Ich mag ja kleine Low-Budget-Produktionen wie diese immer sehr, aber wenn ich nur auf lähmende Langeweile stoße, dann kann auch ich der ganzen Sache nichts mehr abgewinnen. Zudem finde ich, dass es zwischen Troy und Jonathan überhaupt nicht knistert, das nimmt dem Film viel von seiner Glaubwürdigkeit.

Schade, das hätte besser sein können bzw. müssen, denn so funktioniert es für mich nicht. Ist aber nur meine Meinung, alle Interessierten sollten sich selbst ein Bild davon machen.

Samstag, 10. Dezember 2011

M. Butterfly

"M. Butterfly" ist ein Film von David Cronenberg aus dem Jahr 1993. Das Drehbuch schrieb David Henry Hwang und basiert auf seinem eigenen Theaterstück.

Im Jahr 1964 arbeitet René Gallimard (Jeremy Irons) als Buchhalter in der französischen Botschaft in Peking. Er und seine Frau Jeanne (Barbara Sukowa) sind erst seit kurzem im Land und René macht sich mit seiner gründlichen Arbeit nicht nur Freunde, sondern eckt bei anderen Botschaftsangestellten ziemlich an.

Bei einer Abendveranstaltung lernt er die Opernsängerin Song Liling (John Lone) kennen, die einen Ausschnitt aus Puccinis "Madame Butterfly" vorträgt und ihn sofort verzaubert. Sie lädt ihn ein, sie in der Peking-Oper zu besuchen und so entwickelt sich recht schnell eine Liebesbeziehung zwischen den beiden. Gallimard wird überraschend zum Vizekonsul befördert und trifft sich nun immer öfter mit Song Liling, die sich ihm aber nie nackt zeigt, sondern ihr gemeinsames Liebesspiel fantasievoll ausschmückt und das mit traditionellen Bräuchen rechtfertigt. René akzeptiert das alles ohne jeden Einwand.

Schließlich gibt Song Liling sogar vor, von Gallimard schwanger zu sein und verlässt die Stadt, um das Kind in ihrem Heimatdorf zur Welt zu bringen. Während ihrer Abwesenheit kommt es in Peking zur Revolution und alle Künstler werden in Arbeitslager gesteckt. Song Liling kehrt noch einmal zu René zurück, tatsächlich mit einem Kind im Arm, nur um ihm ihre Liebe zu gestehen und dann wieder zu verschwinden.

René wird wegen falscher Entscheidungen als Vizekonsul abberufen und kehrt nach Paris zurück. Er lebt von seiner Frau getrennt und trauert der Zeit in China und seiner Liebe zu Song Liling nach, als diese im Jahr 1968 dann unerwartet vor seiner Tür steht und beide ihre Liebesbeziehung wieder aufnehmen. Doch ihr "Glück" ist nicht von Dauer, denn René wird wegen Spionage angeklagt und erfährt erst während der Gerichtsverhandlung, dass er jahrelang einen Mann geliebt hat. Im Gefängnis wird er dann selbst zu einer Madame Butterfly und hat einen letzten großen Auftritt, der tragisch endet.

Was für ein Film und was für eine Leidenschaft, ich bin absolut hingerissen. Angeblich ist dieser Cronenberg-Film nicht sehr beliebt und geschätzt, er war sogar ein Flop an der Kinokasse und ich muss mich doch fragen: Warum eigentlich? Mein Herz hat er sofort erreicht, weil er einfach traumhaft schön ist. Wie kann man das nicht sehen?

Der Film, der sogar auf einer wahren Begebenheit beruht, lebt vor allen Dingen von der Präsenz der beiden Schauspieler Jeremy Irons und John Lone, die beide umwerfend in ihren Rollen sind. Jeremy Irons ist perfekt als Mann, der von seinen Emotionen mitgerissen wird, egal welche Konsequenzen das für ihn auch hat. Er ist so vernarrt in seine Illusion einer perfekten Frau, die sich aber letztendlich als perfekte Lüge entpuppt, dass er darüber fast seinen Verstand verliert. Sie ist seine Butterfly und er erkennt nicht die grausame Wirklichkeit von Intrigen, Erpressung und Spionage, die dahinter steckt. Er ist ein armes, aber dummes Opfer seiner Leidenschaft.

John Lone ist ebenso perfekt besetzt, er ist androgyn, geheimnisvoll, undurchschaubar und wirklich wunderschön. Er gehört einer fremden Kultur an, die Gallimard nicht versteht, aber die ihn in seinen Bann zieht. Verurteilen kann man weder den einen noch den anderen, sie können einfach nicht anders handeln. Dass es sich bei Song Liling tatsächlich um einen Mann handelt, wird übrigens ziemlich schnell klar und besonders die erste Liebesszene in ihrem Schlafzimmer ist umwerfend gestaltet.

So, genug der Worte, der Film ist absolut großartig und sollte unbedingt angeschaut werden. Ganz große Empfehlung von mir, egal was bisher darüber geschrieben wurde.

Freitag, 9. Dezember 2011

Wer ist Hanna?

"Wer ist Hanna?" - "Hanna" (Original-Titel) ist ein Film von Joe Wright aus dem Jahr 2011. Das Drehbuch stammt von Seth Lochhead und David Farr.

Eines gleich vorweg, der Film gehört einem Genre an, das hier in meinem Blog eher nicht bedient wird und eigentlich wollte ich mich auch gar nicht weiter über diesen Unsinn auslassen, aber irgendwie habe ich mich doch zu sehr über diesen Film und seine überwiegend positiven Kritiken geärgert. Da kann ich dann doch nicht meinen Schnabel halten, sorry.

Die sechzehnjährige Hanna (Saoirse Ronan) lebt mit ihrem Vater Erik (Eric Bana) abgeschieden in den finnischen Wäldern. Sie hatte noch nie Kontakt zu anderen Menschen, kennt keine Elektrizität, keine Musik und vieles andere auch nicht. Von ihrem Vater wurde sie zu einer Art Killersoldat getrimmt, sie kann kämpfen, spricht mehrere Sprachen, tötet (vorerst nur Tiere) ohne mit der Wimper zu zucken und zeigt keine Gefühlsregung. Ihr ganzes Wissen hat sie aus einem Lexikon und aus Grimms Märchen, doch ihr eigentliches Ziel ist die CIA-Agentin Marissa Wiegler (Cate Blanchett), die für den Tod ihrer Mutter Johanna (Vicky Krieps) verantwortlich ist.

Erik hat einen Peilsender bei sich, den Hanna aktivieren kann, wenn sie sich für ihre Aufgabe bereit fühlt. Als sie das tut und damit den Geheimdienst auf ihre Spur bringt, wird der Film komplett lächerlich. Von da an entwickelt sich ein Action-Märchen (ein neues Film-Genre?), das man zu keiner Zeit mehr ernst nehmen kann.

Papa Erik verabschiedet sich zu Fuß und schwimmt dann irgendwo hin, nur um sich später mit seiner Tochter am verabredeten Platz in Berlin wieder zu treffen. Hanna wird von CIA-Mitarbeitern nach Marokko (?) gebracht, wo die kleine Killerin dann aus dem Hochsicherheitstrakt ausbrechen kann, in der Wüste landet und bei einer Hippie-Familie mit schrecklichen Kindern unterkommt. Zudem lernt sie, was elektrischer Strom alles anrichten kann (Lampen gehen an und aus - Wahnsinn), während sie kurze Zeit später schon an einem PC sitzt und im Internet surft, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Sie reist dabei quer durch Europa, ohne Geld und Papiere, ohne Ahnung und fast ohne Kleidung, die sie anscheinend aber immer irgendwo klaut. Dabei sind ihr allerdings die Häscher von Marissa Wiegler auf den Fersen, ganz fiese Jungs vom Hamburger Kiez, die allerdings so blöd sind, dass ich sie hier nicht weiter erwähne.

In Berlin angelangt, trifft sich Hanna im Märchenpark mit einem Freund ihres Vaters. Hier hat Martin Wuttke einen schönen und schrägen Auftritt, den ich persönlich für das Highlight des Films halte. Doch noch ist die Geschichte nicht zu Ende, denn Hanna muss erst noch einen furchtbaren Streit mit ihrem Vater hinter sich bringen, bevor sie dann schließlich Marissa Wiegler gegenübersteht.

Wie soll man diesen Film einordnen? Als Action-Thriller mag er ganz passabel sein, der Großteil des Publikums liebt ihn wohl deswegen. Als Märchen lasse ich ihn auch noch durchgehen, Ansätze dafür gibt es genug. Wenn man das aber mal außer acht lässt, dann ist die ganze Geschichte nur haarsträubend und kompletter Unsinn.

Die junge Saoirse Ronan macht ihre Sache gut, das kann man nicht abstreiten. Eric Bana hat eigentlich wenig zu tun und fällt nicht weiter auf. Cate Blanchett bereitet mir allerdings echte Probleme, weil sie eigentlich zu gut für diesen Blödsinn ist. Als böse Hexe (wieder das Märchenmotiv) mit schlimmer Betonfrisur, gibt sie hier nur eine Karikatur einer fiesen und eiskalten Geheimdienstagentin ab. Ich kann es mir nicht verkneifen, auch hier wieder zu erwähnen, wenn eine gute Schauspielerin alle Rollen spielen kann, dann heißt das noch lange nicht, dass sie auch alle Rollen spielen muss.

Insgesamt gesehen also ein eher zweifelhaftes Vergnügen, unterlegt mit einem Soundtrack, der mir ziemlich auf den Keks ging. Aber wie gesagt, ist nicht mein Genre, gottseidank, und wer den Film mag, der soll damit glücklich werden.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Sarahs Schlüssel

"Sarahs Schlüssel" - "Elle s'appelait Sarah" ist ein Film von Gilles Paquet-Brenner aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb Paquet-Brenner zusammen mit Serge Joncour und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Tatiana de Rosnay.

Die zehnjährige Sarah (Mélusine Mayance) lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder in Paris. Im Juli 1942 wird die Familie von der Polizei abgeholt und zusammen mit 13.000 anderen Juden im "Vel'd'Hiv" untergebracht, wo die Menschen tagelang ohne Wasser und Nahrung auskommen müssen, bevor sie in Konzentrationslager gebracht werden. Ihren kleinen Bruder konnte Sarah noch im Wandschrank ihres Kinderzimmers verstecken, um ihn dann später wieder befreien zu können, so hat sie es ihm jedenfalls versprochen. Den Schlüssel zum Wandschrank hat sie immer bei sich.

Im Jahr 2009 arbeitet die mit einem Franzosen verheiratete amerikanische Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) an einem Artikel über die Deportation der Juden im Juli 1942 in Paris. Sie und ihr Mann Bertrand (Frédéric Pierrot) sind gerade dabei die Wohnung ihrer Schwiegereltern umzubauen, in der diese seit August 1942 gewohnt haben. Bei ihren Recherchen stößt Julia auf die Geschichte von Sarah und sie beginnt Fragen zu stellen. Der Blick in die Vergangenheit wird für Julia und ihre Umgebung sehr schmerzlich und stellt auch die Weichen für ihre Zukunft neu.

Ich will hier mal ausnahmsweise gar nichts weiter zur Handlung erzählen, denn es gibt noch so einige Wendungen und interessante Geschichten zu berichten und es bleibt auch durchgehend spannend. Diesen Film muss man einfach gesehen haben, mehr kann ich dazu nicht sagen. Es braucht am Ende ein bisschen Muße, um die ganzen handelnden Personen und ihre Geschichten gedanklich miteinander zu verbinden, aber die Mühe ist es wert.

Die Schauspieler sind erstklassig und machen den Film wirklich zu einem Erlebnis. Neben der wie immer wunderbaren Kristin Scott Thomas können besonders noch Niels Arestrup und Aidan Quinn in kleinen, aber wichtigen Rollen herausstechen. Der Roman erzählt zwar eine fiktive Geschichte, aber der Hintergrund ist sehr real. Mir persönlich waren die Vorkommnisse im Juli 1942 in Paris bisher auch nicht bekannt und selbst in Frankreich wurde das lange Zeit totgeschwiegen.

Regisseur Gilles Paquet-Brenner erzählt diese Geschichte sehr gefühlvoll und findet dafür wunderbare Bilder. Er macht den Zuschauer nachdenklich, ohne zu urteilen und das ist ihm sehr gut gelungen. Zu den Darstellern muss man nichts weiter sagen, denn Kristin Scott Thomas spielt sowieso in einer besonderen Liga und ist auch hier wieder die perfekte Besetzung. Aidan Quinn habe ich schon länger nicht mehr gesehen, aber er gehört zweifellos zu den Männern, die mit zunehmendem Alter immer besser aussehen, ähnlich wie z. B. auch Colin Firth. Ich war sehr angenehm überrascht und würde mir wünschen, dass er auch zukünftig weiter gute Rollen angeboten bekommt.

Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter und empfehlenswerter Film, der zu Herzen geht und dem ich viele Zuschauer wünsche. Bei dem ganzen Murks, der heutzutage so produziert wird, ist dieser Film eine Wohltat und gleichzeitig ein wichtiges Stück unserer Geschichte, die wir nicht ignorieren können. Unbedingt anschauen.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Contracorriente

"Contracorriente" ist ein Film von Javier Fuentes-León (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

In einem kleinen Dorf in Peru lebt der Fischer Miguel (Cristian Mercado) zusammen mit seiner Frau Mariela (Tatiana Astengo) und beide erwarten in Kürze ihr erstes Kind. Alles scheint also wunderbar zu sein, doch Miguel hat ein Geheimnis. Er trifft sich heimlich mit Santiago (Manolo Cardona), dem jungen Maler, der aus der Stadt hierher gezogen ist.

Santiago ist offen schwul, was im Dorf für Getratsche sorgt. Miguel hat sich in Santiago verliebt, auch wenn er sich selbst nicht als schwul bezeichnet und seine Frau ebenfalls liebt. Die Leidenschaft zwischen Miguel und Santiago ist stark und Santiago würde gern mehr Zeit mit Miguel verbringen, was diesem aber nicht möglich ist. So sind sie beide hin- und hergerissen in ihren Emotionen und ihrer Liebe zueinander.

Doch dann passiert ein Unglück. Santiago wird beim Baden im Meer von der Strömung mitgerissen und ertrinkt. Miguel erfährt das aber von ihm selbst, denn Santiago erscheint ihm von nun als Geist, den nur er sehen und hören kann. Er bittet Miguel, seine Leiche zu finden und zu bestatten, sonst könnte er keine Ruhe finden.

Miguel freundet sich erstaunlich schnell mit der Situation an, denn nun kann er sich ganz unbeschwert mit Santiago auf der Straße zeigen und sogar seine Hand halten, da außer ihm ja niemand etwas bemerkt. Für ihn könnte es ewig so weiter gehen, aber das ist natürlich nicht möglich. Als das Verschwinden von Santiago bemerkt wird, findet man in seinem Haus Aktzeichnungen, die ganz offensichtlich Miguel darstellen sollen und die Gerüchte werden lauter und lauter...

Miguel versucht weiter den Macho zu geben, aber selbst seine Frau zweifelt inzwischen an ihm. Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes will Mariela ihren Mann verlassen, die Dorfgemeinschaft meidet ihn und die Leiche von Santiago ist immer noch nicht beerdigt. Als die anderen Fischer den toten Körper in ihrem Netz vorfinden, muss Miguel handeln, so wie er es seinem Geliebten versprochen hat. Ihm steht ein schwerer Gang bevor.

Dem Regisseur Javier Fuentes-León ging es in seiner Geschichte vor allen Dingen darum, die Liebe zwischen den handelnden Personen nicht in irgendwelche Schubladen zu zwängen. Es geht um Liebe und Leidenschaft in ihrer reinsten Form und dass sich hier zwei Männer ineinander verlieben, das ist eben einfach so. Nicht nur Miguel muss das begreifen, auch die Dorfgemeinschaft muss das letztlich akzeptieren.

Eingefangen ist das alles in wunderschönen Bildern und wirklich herzzerreißend gespielt. Die beiden Hauptdarsteller sind wundervoll und besonders Manolo Cardona ist zum Anbeißen. Ich empfehle schon mal, einen kleinen Vorrat an Taschentüchern bereitzulegen, ich habe jedenfalls viele gebraucht und lange nicht mehr so bei einem Film geheult, wie bei diesem.

Insgesamt gesehen ein wirklich sehenswerter Film, der vielleicht einen Tick zu lang geworden ist, aber definitiv unter die Haut geht. Schön ist auch noch als Extra "A Look Inside" ein etwa 18 Minuten langes Interview mit dem Regisseur. Beides, Film und Interview, sollte man nicht verpassen, es lohnt sich.

Samstag, 3. Dezember 2011

Broken English

"Broken English" ist ein Film von Zoe Cassavetes (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2007.

Nora (Parker Posey) ist eine Frau in den Dreißigern, hübsch und gebildet, und arbeitet in einem Hotel in New York als Gästemanagerin. Doch schon die ersten Bilder des Films zeigen ihr Problem, denn sie ist Single. Sie macht sich zurecht, legt Make-Up auf, sucht ihre Kleidung aus, doch ihr Gesichtsausdruck ist verzweifelt. Das Rotweinglas in ihrer Hand spricht Bände.

Also mal wieder die alte Geschichte, in der von jungen Frauen erzählt wird, die immer noch auf ihren Traumprinzen warten, weil sie allein so gar nichts wert sind. Eigentlich hätte ich hier den Film schon abgebrochen, wenn ich nicht die Besetzung gekannt hätte. Also weiter in diesem Cinderella-Verschnitt.

Nora lernt in ihrem Hotel den Schauspieler Nick (Justin Theroux) kennen, der mit ihr ausgeht. Endlich hat sie ihren Eltern (Gena Rowlands und Peter Bogdanovich) etwas zu erzählen. Doch diese Affäre ist nur von kurzer Dauer. Noras beste Freundin Audrey (Drea de Matteo) und ihr Mann Mark (Tim Guinee) scheinen ein glückliches Paar zu sein und feiern gerade ihren fünften Hochzeitstag, aber Audrey ist eher unglücklich mit ihrem Eheleben.

Nora hat noch weitere Dates mit Männern, aber alle verlaufen eher unerfreulich, bis sie auf einer Party den Franzosen Julien (Melvil Poupaud) kennenlernt. Julien interessiert sich wirklich für Nora, was bei ihr sogleich eine Art von Panik hervorruft. Der plötzlichen Nähe zu einem Mann kann sie nichts entgegensetzen und so flüchtet sie sich in einen Tablettencocktail.

Als Julien ihr mitteilt, wieder nach Paris zurückzukehren, lässt sie ihn gehen, obwohl er sie bittet, ihn zu begleiten. Erst viel später macht sie sich auf, ihn zu finden, aber da hat sie seine Nummer schon verloren. Wird es ein Wiedersehen geben?

Zoe Cassavetes ist die Tochter des großen Regisseurs John Cassavetes. Nun, Talent ist eben nicht erblich, das zeigt sich hier ganz deutlich. Die ganze Geschichte ist nicht ausgereift genug, um unterhalten zu können und gleichzeitig auch noch so dünn und voller Klischees, dass es schon schmerzt. An den Darstellern liegt es nicht, die leisten gute Arbeit, aber insgesamt bleibt nur ein fader Nachgeschmack. Die Frauen sind mal wieder nur verzweifelt, egal ob sie nun einen Mann haben oder auch nicht. Geht's noch?

Insgesamt gesehen kein empfehlenswerter Film, den hier aber auch sowieso niemand sehen wird. Die gute Besetzung kann einem nur leid tun.

Homme au bain

"Homme au bain" - "Man at bath" ist ein Film von Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Worum geht es? Tja, da fangen die Schwierigkeiten schon an. Es ist im Grunde die Geschichte einer Trennung, aber man erfährt kaum etwas über die Gründe bzw. das Paar an sich. Emmanuel (Francois Sagat) und Omar (Omar Ben Sellem) leben zusammen in Gennevilliers, nahe Paris. Omar fliegt wegen einer Promotion-Tour für einen Film nach New York. Er verlangt von Emmanuel, bei seiner Rückkehr die Wohnung verlassen zu haben.

Ab jetzt laufen zwei Handlungsstränge nebeneinander. Omar und eine Schauspielerin (Chiara Mastroianni) sind in New York und absolvieren ihre Termine. Der junge Dustin verguckt sich in Omar und begleitet diesen auf seiner Reise. In Gennevilliers ist Emmanuel allerdings auch kein Kind von Traurigkeit, denn sobald er auf der Straße unterwegs ist, hat er sofort einen Verehrer an seiner Seite. Omar und Emmanuel wollen sich selbst und dem jeweils anderen beweisen, dass sie sich nicht mehr lieben, begehren, brauchen oder was auch immer. Ob sie damit glücklich werden? Wer weiß das schon?

Christophe Honoré lässt hier vieles in der Schwebe. Warum das Paar sich trennt und ob die Trennung von Dauer ist, das wird schlicht und einfach nicht beantwortet. Dafür zieht er seine Darsteller ständig aus, besonders seinen Hauptdarsteller Francois Sagat, der große Teile des Films fast oder sogar ganz unbekleidet verbringt. Das muss ja nichts Schlechtes sein und ich habe auch noch nie jemanden so sexy die Wohnung putzen sehen. Die Szene kann ich ganz besonders empfehlen. Ansonsten scheut sich Honoré auch nicht vor Sex-Szenen, die aber größtenteils geschmackvoll präsentiert werden. Für prüde Zeitgenossen ist das hier sowieso nichts.

Die Bilder sind sehr ästhetisch und eine reine Liebeserklärung an Francois Sagat und seinen fantastischen Körper. Dem gegenüber stehen die Bilder aus New York, die von Omar mit einer wackeligen Handkamera aufgenommen werden. Das ist immer ein wenig experimentell und kann auch schnell mal nerven. Die Musikuntermalung ist auf jeden Fall gelungen und sehr passend ausgewählt.

Kurz gesagt, der Film macht nicht wirklich Sinn, eine Handlung hat er eigentlich auch nicht und trotzdem - irgendwie mochte ich das, was ich gesehen habe. Vielen wird das wohl eher nicht gefallen, aber wer sich darauf einlassen kann, der erlebt knapp 70 Minuten lang ... ja, was eigentlich? Ich kann es nicht sagen, aber ich empfehle allen Interessierten, einen Blick zu riskieren und sich selbst ein Bild zu machen.

Insgesamt gesehen definitiv ein Film für Fans von Christophe Honoré und von Francois Sagat. Die schöne Chiara Mastroianni wird hier ein bisschen verschenkt, ist aber ebenfalls sehr sehenswert. Ob und wann der Film hier in Deutschland erscheint, weiß ich leider auch nicht. Ich habe mir die DVD bei Amazon.UK besorgt.

Freitag, 2. Dezember 2011

Judas Kiss

"Judas Kiss" ist ein Film von J. T. Tepnapa aus dem Jahr 2011. Das Drehbuch schrieb Tepnapa zusammen mit Carlos Pedraza.

Zachary Wells (Charlie David) hat einst als junger Student einen Preis für seinen Film "Judas Kiss" gewonnen. Die Welt stand ihm offen, doch irgendwie sind viele Dinge schief gelaufen für ihn und er hat einige falsche Entscheidungen getroffen. Nun wird er nach fünfzehn Jahren an seine alte Universität beordert. Er soll in der Jury eines Festivals sitzen und aktuelle Filme der Studenten bewerten. Es wird eine Reise in die eigene Vergangenheit, aber ganz anders als Zach es glaubt.

Schon am ersten Abend hat er einen One-Night-Stand mit einem hübschen Jungen namens Danny (Richard Harmon), dem er schon am nächsten Tag wieder begegnet. Der Junge heißt Danny Reyes und hat einen Film eingereicht, der "Judas Kiss" heißt. Was aber niemand ahnt, Zach selbst ist Danny Reyes und dessen Geschichte ist seine eigene. Zach versucht die anderen Jury-Mitglieder davon zu überzeugen, dass hier eine Lüge vorliegt, aber niemand will ihm glauben.

Nur langsam begreift Zach, dass Danny sein jüngeres Alter Ego ist und dass er nun die einmalige Chance hat, sein Leben entscheidend zu verändern. Doch bevor es soweit ist, gibt es noch einige Dinge zu klären und die richtigen Freunde von den falschen zu unterscheiden. Der Schlüssel zur Zukunft liegt jedoch in Zachs Händen.

Mehr will ich hier gar nicht verraten, der Film bietet noch so einige Wendungen mehr. Das ist eine sehr schöne Geschichte, toll umgesetzt und sehr gut gespielt. Die Bilder, die Ausstattung, die Darsteller und die Musik sind überaus gelungen, da gibt es gar nichts auszusetzen. Die Schauspieler sind sehr sehenswert, neben den bereits erwähnten möchte ich besonders noch Sean Paul Lockhart hervorheben, den viele wohl eher als Brent Corrigan kennen und der seine Sache hier sehr gut macht.

Insgesamt gesehen ein Film, der mir persönlich sehr gut gefallen hat und der viele Überraschungen bereithält. Sehr empfehlenswert.