Freitag, 31. Dezember 2010

Wäre die Welt mein

"Wäre die Welt mein" - "Were the World Mine" ist ein Film von Tom Gustafson aus dem Jahr 2008.

Timothy ist ein hübscher Junge und er ist offen schwul, was ihm das Leben an seiner Schule schwer macht. Zudem ist er verliebt in die Sportskanone Jonathon, der aber anscheinend unerreichbar für ihn ist. Seine Lehrerin Mrs. Tebbit plant eine Schulaufführung von Shakespeares Sommernachtstraum und Timothy soll die Hauptrolle, den Puck darstellen.

Von da an vermischen sich Traum und Wirklichkeit. Ein geheimnisvoller Zauber sorgt dafür, dass sich die Menschen spontan ineinander verlieben, Frauen in Frauen und Männer in Männer. Das sorgt für einige Verwirrungen in der spießigen kleinen Stadt, aber letztendlich findet jeder den Partner, den er wirklich liebt und auch Timothy kann endlich mit seinem Schwarm zusammen sein.

Das ganze ist als Musical arrangiert und auch wenn ich Musicals sonst nicht besonders mag, hier passt es sehr gut. Die Darsteller sind sehr sympathisch und süß, da kann man nicht meckern. Insgesamt gesehen ein niedlicher kleiner Film, mit hübschen Einfällen und schön ausgestattet, den man sich gerne anschauen kann. Sehr empfehlenswert.

Jedem seine Nacht

"Jedem seine Nacht" - "Chacun sa nuit" ist ein Film von Pascal Arnold und Jean-Marc Barr aus dem Jahr 2006 und beruht, wie zu lesen ist, auf einer wahren Begebenheit.

Wenn man sich die Beschreibung auf der DVD-Hülle durchliest, dann erwartet man einen spannenden Thriller, der zudem auch noch sexy sein soll. Klingt interessant, ist aber letztendlich leider nur ein sterbenslangweiliger Film geworden, der weder fesselnd noch ansprechend ist.

Die Geschwister Lucie und Pierre spielen hier die Hauptrollen, ihre Freunde Nicolas, Sebastien und Baptiste sind schmückendes Beiwerk. Ach ja, wir sind hier in Frankreich, alles ist sehr gelöst, jeder schläft mit jedem und es gibt viel nackte Haut zu sehen. Trotz allem ist das alles weder besonders sexy, noch irgendwie besonders aufregend, sondern einfach nur langweilig und nervtötend.

Kurz zur Handlung: Pierre wird eines Tages ermordet aufgefunden und Lucie setzt alles daran, den Mörder zu finden. Dafür schläft sie dann auch noch mit einem der ermittelnden Polizisten, der ihr aber auch nicht weiterhelfen kann. Am Ende werden die Täter gefunden, eine Erklärung für die Tat gibt es aber nicht. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden in das Leben der Freunde, die aber mehr verwirren, als erklären.

Insgesamt gesehen ein äußerst überflüssiger Film, den man sich eigentlich nicht antun muss, denn er ist weder spannend noch sehenswert. Ich habe mich auch nur widerwillig durchgequält. Den kann man gerne verpassen und Jean-Marc Barr sehe ich doch eindeutig lieber vor, als hinter der Kamera.

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Davids Geburtstag

"Davids Geburtstag" - "Il Compleanno" ist ein Film von Marco Filiberti (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Es beginnt mit "Tristan und Isolde" in der Oper und das Drama aus Liebe und Leidenschaft wird sich auch im Film fortsetzen. Zwei befreundete Paare, Diego (Alessandro Gassman) und Shary (Michaela Cescon), sowie Matteo (Massimo Poggio) und Francesca (Maria de Medeiros) verbringen den Sommer zusammen in Italien am Meer. Alles scheint harmonisch zu sein, aber schnell brechen Konflikte hervor. Noch ist nichts wirklich greifbar, man spürt nur die unterschwellige Brisanz und Gereiztheit, der schöne Schein trügt, die Paare haben Probleme in ihren Beziehungen. Als der junge David (Thyago Alves), der Sohn von Shary und Diego, anreist um mit seiner Familie seinen Geburtstag zu feiern, nimmt das Unheil seinen Lauf. David ist hinreißend schön, er verdreht allen den Kopf, bleibt aber den Mädchen gegenüber, die ihn anbeten, eher verschlossen.

Sharys Bruder Leonard (Christo Jivkov) kommt ebenfalls für ein paar Tage vorbei. Er trauert noch immer seiner großen Liebe nach, die sich zwei Jahre zuvor das Leben genommen hat. Jedenfalls ist das die offizielle Version der Geschichte, die Wahrheit könnte eine andere sein.

Matteo erkennt beim ersten Blick auf David, den er viele Jahre nicht gesehen hat, sofort seine Bestimmung in ihm. Er führt zwar ein glückliches Familienleben mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter, die er vergöttert, aber es scheint ihm etwas zu fehlen, bzw. nicht richtig zu laufen in seinem Leben. Zuerst gibt es nur begehrliche Blicke und dann eine sehr sinnliche Fahrt auf dem Moped mit David.

Die Bilder sind atemberaubend schön, man spürt die Sonne auf der Haut, aber auch die eisige Kälte, die zwischen den handelnden Personen herrscht, weil niemand seine Gefühle wirklich offenbart. Jeder funktioniert nur so, wie es die anderen von ihm erwarten.

Während Matteo sein Leben überdenkt und sich seiner unterdrückten Gefühle bewusst wird, steuert die Geschichte einem tragischen Ende entgegen, die mit einem Knall endet. "Manchmal gibt es kein Zurück", so die Aussage von Leonard und das soll sich auch bewahrheiten.

Insgesamt gesehen ein sehr bewegender Film, der schön anzuschauen und gleichzeitig auch sehr traurig ist. Wie in den meisten Opern gibt es auch hier kein Happy-End, sondern nur gebrochene Herzen und unglückliche Menschen, die an ihrem Leben verzweifeln. Die Darsteller sind durchgehend gut und überzeugend, besonders Thyago Alves als David ist eine Augenweide, aber auch Massimo Poggio als Matteo ist perfekt besetzt. Seine innere Zerissenheit ist wirklich spürbar. Mitunter ist die Geschichte ein bisschen überzogen, aber der Gesamteindruck ist durchaus positiv. Sehr empfehlenswert.

Sonntag, 26. Dezember 2010

XXY

"XXY" ist ein Film von Lucia Puenzo (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2007 und ist das Regiedebüt der argentinischen Filmemacherin. Das Thema des Films ist Intersexualität und der Umgang damit.

Die fünfzehnjährige Alex (Inés Efron) - ich bleibe jetzt mal bei der weiblichen Form, um nicht ständig Er/Sie schreiben zu müssen - ist als intersexuelles Wesen zur Welt gekommen, also sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Ihre Eltern haben sich nach ihrer Geburt bewußt gegen eine geschlechtsangleichende Operation entschieden, um Alex diese Entscheidung später einmal selbst zu überlassen.

Die Familie lebt zurückgezogen an der Küste Uruguays, der Vater arbeitet dort als Meeresbiologe, und die Eltern haben sich stets bemüht, Alex vor Klatsch um ihre Person zu bewahren. Nun ist Alex aber in dem Alter, in dem sie ihre eigene Sexualität erforschen will, was in ihrem Fall zu mehreren Problemen führt. Eigenmächtig hat sie ihre Hormontabletten abgesetzt. Ihre Mutter lädt ein befreundetes Paar zu Besuch ein, der Mann ist "zufällig" Chirurg und könnte eine Operation in Betracht ziehen. Der Vater von Alex weiß nichts von den Plänen seiner Frau. Das Paar bringt den gemeinsamen Sohn Álvaro (Martin Piroyansky) mit, der ebenfalls im Teenageralter ist.

Alex will endlich erste sexuelle Erfahrungen sammeln und da kommt ihr Álvaro wie gerufen. Bevor er weiß, wie ihm überhaupt geschieht, ist er auch schon in die Sache einbezogen, wenn auch ganz anders als gedacht. Für beide ist es eine ganz besondere Erfahrung, die sie erst einmal verarbeiten müssen. Die Dorfjugend hat in der Zwischenzeit Wind um das Geheimnis von Alex bekommen und will selbst einen Blick darauf werfen. Der Vater von Alex muss einschreiten und erklärt erstmals, dass niemand seinen Sohn anrühren dürfe. Die Familie entscheidet sich letztendlich dafür, dass Alex selbst über ihr Leben bestimmen soll.

Der Film ist ruhig und bedächtig erzählt, mitunter zwar etwas zu schnarchig, aber trotzdem immer interessant und ganz nah am persönlichen Schicksal von Alex dran. Insgesamt gesehen ein starker Film mit einer ganz tollen Hauptdarstellerin, die vor allen Dingen durch ihre Natürlichkeit bezaubert. Sehr empfehlenswert.

Samstag, 25. Dezember 2010

Between Love and Goodbye

"Between Love and Goodbye" ist ein Film von Casper Andreas (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.

Der Musiker Kyle (Simon Miller) und der Franzose Marcel (Justin Tensen) leben in New York und sind sehr verliebt und glücklich. Als Marcels Visum abläuft, geht er eine Scheinehe mit der lesbischen Sarah (Jane Elliott) ein, einer gemeinsamen Freundin. Kyle und Marcel ziehen in eine gemeinsame Wohnung und alles ist wunderbar, die beiden lieben sich sehr und sind wunschlos glücklich.

Da taucht plötzlich April (Rob Harmon) auf, die Schwester von Kyle, naja eigentlich eher sein Bruder Cole, der aber als Frau lebt. Kyle und April hatten nach einem Streit lange Zeit keinen Kontakt miteinander und April hat zwischendurch als Prostituierte gearbeitet, was Kyle verurteilt hat. April gibt vor, sich geändert zu haben und sich mit ihrem Bruder versöhnen zu wollen. Kyle lässt sie in die Wohnung einziehen, weil er April helfen will, doch schon bald gibt es Ärger mit Marcel, der schnell merkt, dass April ihren Bruder nur ausnutzt. April wiederum lässt keine Gelegenheit aus, Marcel vor Kyle schlecht zu machen.

April und Kyle gründen eine Band und sind damit beschäftigt, Songs zu schreiben und in kleinen Clubs aufzutreten. Marcel fühlt sich vernachlässigt, es gibt immer öfter Streit. Langsam aber sicher eskaliert die Situation.

Was für ein Film, es fängt alles so optimistisch und voller Hoffnung an und endet so wahnsinnig traurig, dass mir fast das Herz gebrochen ist. Die große Liebe zwischen den beiden jungen Männern, die nebenbei bemerkt ausgesprochen hübsch sind, schlägt um in einen Rosenkrieg, der einem schon Angst machen kann, das ist wirklich unglaublich traurig.

Insgesamt gesehen ein empfehlenswerter Film, auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte. Unterlegt ist das alles mit einem genialen Soundtrack und es gibt zwischendurch immer wieder Auftritte der Band von Kyle zu sehen und zu hören, mit sehr persönlichen Songs, die die Geschichte unterstreichen. Sehr gelungen, aber besser vorsichtshalber ein paar Taschentücher bereitlegen.

Freitag, 24. Dezember 2010

Eine Überraschung zum Fest

"Eine Überraschung zum Fest" - "Make the Yuletide Gay" ist ein Film von Rob Williams (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Olaf (Keith Jordan) und Nathan (Adamo Ruggiero) sind an der Uni ein Paar, aber Weihnachten werden sie getrennt verbringen. Nachdem Nathans Eltern aber überraschend eine Kreuzfahrt gewonnen haben und ihren Sohn sich selbst überlassen, beschließt dieser seinen Freund zu Weihnachten zu besuchen. Olaf hat eigentlich ganz liebenswerte und etwas durchgeknallte Eltern (Kelly Keaton und Derek Long), aber bislang einfach noch nicht den Mut, sich vor ihnen zu outen. Seine Mutter versucht ihn außerdem mit der hübschen Nachbarstochter Abby (Halle Hirsh) zu verkuppeln. Da steht plötzlich Nathan in der Tür und Olaf kommt in Erklärungsnot.

Als guter Freund von der Uni wird Nathan in Olafs Zimmer einquartiert und ist etwas verwundert, dass sein Freund sich zu Hause als Hetero ausgibt. Es stehen turbulente Tage an und ein spätes Coming-Out, das ganz anders aufgenommen wird, als gedacht.

Ich erkläre diesen Film ganz spontan zu meinem absoluten Lieblings-Weihnachtsfilm, denn er ist lustig und süß, ohne zu kitschig zu sein. Die Darsteller sind allesamt wunderbar und liebenswert, ich habe mich köstlich amüsiert und kann den Film nur sehr empfehlen. Hier passt einfach alles, ein echtes Vergnügen. Fröhliche Weihnachten!

The Wolfman

"The Wolfman" ist ein Film von Joe Johnston aus dem Jahr 2010 und ist laut DVD-Hülle "Die mitreißende Wiederbelebung des weltbekannten Horrorklassikers". Klingt gut, ist exzellent besetzt, also ran an den Film.

Tja, die Erwartungen sollten an dieser Stelle mal heruntergeschraubt werden und zwar ganz weit nach unten. So interessant sich das alles auch noch anhört, die Umsetzung ist ein ziemlicher Flop geworden. Aber der Reihe nach.

Die Handlung spielt in England Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Lawrence Talbot (Benicio del Toro), ein erfolgreicher Theaterschauspieler, kommt nach vielen Jahren in das Haus seines Vaters (Sir Anthony Hopkins) zurück, nachdem ihn die Verlobte (Emily Blunt) seines vermissten Bruders darum gebeten hat. Der Bruder ist inzwischen tot aufgefunden worden, grausam verstümmelt. Die Dorfbewohner sprechen von einer Bestie, die umhergeht, andere halten die Zigeuner und ihren Tanzbären für schuldig und selbst Scotland Yard schaltet sich ein und schickt einen Inspektor (Hugo Weaving), die Sache zu untersuchen. Auch Lawrence will den Tod seines Bruders aufklären und muss bald feststellen, dass ihm die Bestie näher ist, als ihm lieb wäre. Alte Familiengeschichten kommen ans Tageslicht und einige neue Wahrheiten.

Hier gibt es ziemlich viel faulen Zauber und außerdem scheint ständig Vollmond zu sein, wie merkwürdig. Die Filmmusik von Danny Elfman erinnerte mich sehr an den Soundtrack zu Coppolas "Bram Stokers Dracula", wie mich auch sonst vieles hier an diesen großartigen Film erinnert hat. "Wolfman" ist aber leider in keiner Weise mit Coppolas Werk zu vergleichen. Die sonst wunderbaren Schauspieler sind hier allesamt verschenkt und bleiben weit unter ihren Möglichkeiten, so schade das auch ist. Ich glaube, selbst Fans dieses Genres werden hier nicht glücklich werden. Insgesamt gesehen ein tolles Projekt, grandios gegen die Wand gefahren.

Buddenbrooks

"Buddenbrooks" ist ein Film von Heinrich Breloer aus dem Jahr 2008 und beruht auf dem berühmten Roman von Thomas Mann.

Die Geschichte um die Lübecker Kaufmannsfamilie, die sich über mehrere Generationen erstreckt, hat Breloer etwas zusammengestutzt, hier und da etwas weggelassen und auch ein paar Dinge dazuerfunden. Zugegeben, einen Roman von diesem Umfang kann man nicht einfach so verfilmen, das ist klar, aber das Ergebnis ist in diesem Fall eher ernüchternd.

Eines vorweg, die Ausstattung und die Kostüme sind sehr gelungen, alles ist sehr schön anzuschauen. Darin liegt aber auch schon das erste Problem dieser Verfilmung. Die Schauspieler werden in die Kulissen gesetzt bzw. gestellt, sagen meistens einen schwer bedeutsamen Satz und schon folgt die nächste Szene, in der sich genau das wiederholt, ohne jeden Zusammenhang. Sinn macht das alles nicht und einer Handlung kann man auch nicht folgen. Der Film rast durch das Buch und durch die Jahre, es wird geheiratet und ganz viel gestorben, die Schauspieler verschwinden hinter Bergen von Altersschminke und geben weiter sehr bedeutungsschwangere Sätze von sich, die manchmal nur peinlich und meistens eher lächerlich sind. Wer das Buch und die Handlung gar nicht kennt, der ist hier schon mal verloren.

Das zweite und große Problem liegt für mich in der Besetzung. Armin Müller-Stahl war perfekt als Thomas Mann in Breloers "Die Manns", ihm hier die Rolle des Jean Buddenbrook zu geben, war keine kluge Entscheidung, zumal er nichts herausragendes abliefert. Iris Berben ist vielleicht ein bisschen zu verkniffen als Frau Buddenbrook, aber sonst in Ordnung. Die drei Kinder des Konsuls sind alle mehr oder wenig fehlbesetzt, wobei August Diehl noch die beste Darstellung abliefert, über ihn mag ich auch nichts böses sagen. Mark Waschke war mir bis jetzt relativ unbekannt, daran sollte sich auch zukünftig nichts ändern. Jessica Schwarz ist allerdings nicht so einfach unter den Teppich zu kehren, immerhin spielt sie hier eine der Hauptrollen. Wirklich schade, dass man dafür keine talentiertere Darstellerin gefunden hat, das ist meiner Meinung nach die größte Fehlbesetzung des ganzen Films. Sie als Tony Buddenbrook zu erleben empfand ich nur als Qual.

Ich habe die dreistündige TV-Fassung über mich ergehen lassen und bin sehr enttäuscht davon. Das alles ist zu blutleer und öde, die Figuren bleiben blass, uninteressant und unsympathisch. Kein Vergleich zu Heinrich Breloers großartiger Verfilmung "Die Manns", die man immer wieder sehen kann, weil es so etwas Außergewöhnliches viel zu selten im Fernsehen gibt. Schade um diese Verfilmung, das hätte wesentlich besser werden müssen, so ist es eher missraten.

Sonntag, 19. Dezember 2010

A Love to Hide

"A Love to Hide" ist ein französischer TV-Film von Christian Faure aus dem Jahr 2005.

Die Handlung beginnt in Paris im Jahr 1942. Jean (Jérémie Renier) und Philippe (Bruno Todeschini) sind ein Liebespaar, aber nur im Geheimen, da die Umstände es nicht zulassen, wenn zwei Männer sich lieben. Als Jeans Jugendliebe Sarah (Louise Monot), deren jüdische Familie getötet wurde, zu den beiden kommt bieten sie ihr Asyl an und besorgen ihr eine neue Identität.

Jeans Eltern besitzen eine Wäscherei und Sarah, die nun Yvonne heißt, findet dort Arbeit. Jeans Bruder Jaques (Nicolas Gob), das schwarze Schaf der Familie, sitzt wegen Schieberei im Gefängnis und weiß nicht, dass sein Bruder homosexuell ist. Als er entlassen wird, kollaboriert er mit den Nazis und kommt so zu Geld. Nachdem er die Wahrheit über seinen Bruder herausgefunden hat, will er ihm eine Lektion verpassen und lässt ihn verhaften. Am nächsten Morgen soll Jean wieder freigelassen werden, aber die Sache läuft aus dem Ruder und Jean wird wegen seiner homosexuellen Kontakte ins Arbeitslager geschafft.

Jaques kann seinen Fehler nicht wieder gutmachen, Philippe wird erschossen und Sarah verachtet Jaques, wird aber trotzdem seine Frau und bekommt sein Kind. Jaques wird später wegen anderer Taten angeklagt und nimmt sich das Leben. Jean ist weiterhin im KZ und wird dort einigen Umerziehungsmaßnahmen unterzogen, inklusive operativer Eingriffe, eine Rettung scheint unmöglich zu sein.

Der Film befasst sich mit der Situation schwuler Männer im Dritten Reich und ist so traurig, dass es einem fast das Herz zerreißt. Es ist nicht angenehm, sich das anzuschauen, aber es ist nun einmal Teil der Geschichte, die wir nicht einfach ausblenden können.

Insgesamt gesehen kein leichter Film, wie könnte es bei dieser Thematik auch anders sein, aber trotzdem sehenswert, auch wenn es schmerzlich ist. Sehr empfehlenswert.

That Man: Peter Berlin

"That Man: Peter Berlin" ist ein Film von Jim Tushinski aus dem Jahr 2005 und beschäftigt sich mit dem Leben und Werk des genialen Selbstdarstellers Peter Berlin.

Peter Berlin wurde 1942 als Armin Hagen Baron von Hoyningen-Huene in eine verarmte Adelsfamilie geboren. Schon früh war er sich seiner Homosexualität bewusst und bald auch in der Berliner Szene unterwegs. Durch gute Freunde kam er auch in der Welt herum, er war in Rom, in Paris und schließlich in New York und später dann in San Francisco, wo er heute noch lebt. In Amerika wurde er dann zu Peter Berlin, da war er bereits dreißig Jahre alt und das ist auch der Name, mit dem er berühmt wurde.

In dieser absolut sehenswerten Dokumentation von Jim Tushinski erfährt man mehr aus dem Leben des Peter Berlin, von dem die meisten auch heute noch ständig ein Bild vor Augen haben, wenn man seinen Namen hört. Ein blonder Engel, ein Narziss, ein Selbstdarsteller, der sich selbst zur totalen Kunstfigur inszeniert hat und das ganz selbstverständlich auch gelebt hat und auch heute noch lebt. Er ist Model und Fotograf in einer Person, die meisten seiner Fotos, und das müssen Tausende sein, hat er selbst aufgenommen. Teilweise hat er Doppelbelichtung benutzt und erscheint auf den Bildern gleich zweifach in verschiedenen Positionen. Diese Bilder sind unglaublich, man kann nicht aufhören, sie anzuschauen, was für eine Erscheinung.

Peter Berlin ist eine selbstgeschaffene Ikone, sein Auftreten in sehr engen Hosen ist legendär, seine Kleidung hat er sich zum größten Teil selbst geschneidert. Alles ist extrem körperbetont. Nicht umsonst lautet ein Motto von ihm: Gutes Aussehen zu verstecken, ist ein Verbrechen.

Interessant ist auch der Blick hinter die Kulissen, so erfährt man beispielsweise, dass Peter Berlin immer sehr bescheiden gelebt hat und das auch heute noch tut. An Geld war er nie besonders interessiert, er hat sich auch nie wirklich darum gekümmert, auch wenn es Angebote genug gegeben hat, er war ihm zuwider, sich zu bemühen. Das brachte ihm die Bezeichnung "Greta Garbo der Pornografie" ein.

Im Laufe seines Lebens hat Peter Berlin viele seiner Freunde verloren, die an Aids gestorben sind. Er selbst ist bis heute negativ, auch wenn er ein Pornostar der siebziger Jahre ist, er hat immer Safer Sex vorgezogen und sehr zurückgezogen gelebt. Allein mit seinem Freund James war er zwanzig Jahre lang zusammen, bevor auch dieser gestorben ist.

Zahlreiche Berühmtheiten sind ihm begegnet, wie z. B. Andy Warhol, Robert Mapplethorpe, Tom of Finland und viele andere. In dieser Dokumentation kommen neben Peter Berlin selbst auch viele Zeitzeugen zu Wort, darunter John Waters, Armistead Maupin, Rick Castro und Jack Wrangler. Unterlegt ist das alles mit toller und sehr passender Musik.

Insgesamt gesehen ein echtes Highlight, das man nicht verpassen sollte. Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht, einen Blick in das Leben der Legende Peter Berlin zu werfen. Der Film ist großartig geworden und absolut sehenswert. Bereits auf der DVD-Hülle stehen die Worte: Model, Künstler, Sexsymbol, Legende. Dem ist nichts hinzuzufügen. Unter den Extras auf der DVD befinden sich übrigens noch weitere Interviews, die den Film vervollständigen. Unbedingt anschauen.

Samstag, 18. Dezember 2010

From Beginning to End

"From Beginning to End" ist ein Film des brasilianischen Regisseurs Aluizio Abranches (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Die beiden Halbbrüder Francisco (Joao Gabriel Vasconcellos) und Thomas (Rafael Cardoso) wachsen zusammen bei ihrer Mutter auf. Diese ist von ihrem ersten Ehemann, Franciscos Vater, geschieden, hat aber nach wie vor ein gutes Verhältnis zu ihm und lebt mit ihrem zweiten Ehemann, dem Vater von Thomas zusammen. Das Familienleben ist überaus harmonisch und entspannt. Die beiden Brüder hänger sehr aneinander, keiner mag ohne den anderen sein, sie sind unzertrennlich.

Nach dem Tod der geliebten Mutter wird aus dem brüderlichen Verhältnis auch ein sexuelles. Ihre gegenseitige Liebe ist für sie das einzig Wahre und sie lieben sich bedingungslos. Dann steht für beide eine harte Prüfung an, denn Thomas soll für die Olympischen Spiele trainieren und zwar in Russland. Zum ersten Mal in ihrem Leben werden die beiden getrennt sein, aber ihre Liebe ist beständig.

Auch wenn der Film an manchen Stellen ein bisschen kitschig ist, ich finde ihn durchaus gelungen, denn er ist durchgängig schön anzuschauen. Die Kamera liebt die beiden Hauptdarsteller, so viel ist klar, und man kann nur staunen, wie großartig sie in Szene gesetzt werden. Schöne Menschen in ebenso schöner Umgebung, es gibt wahrlich Schlimmeres. Das Thema des Films ist dabei eher ungewöhnlich, aber sehr sensibel umgesetzt, schön gefilmt und mit passender Musik unterlegt. Das ist Ästhetik pur und funktioniert meiner Meinung nach sehr gut.

Insgesamt gesehen ein hübscher Film, der sehr berührt. Ob damit nun irgendeine Botschaft verrmittelt werden soll, kann ich nicht beantworten, muss aber auch nicht sein. Die Kraft der Liebe ist hier stark genug, mehr braucht es nicht. Ich kann den Film nur sehr empfehlen und die beiden jungen Männer sind wirklich atemberaubend schön.
 

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Nothing Personal

"Nothing Personal" ist ein Film von Urszula Antoniak (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und gleichzeitig das Spielfilmdebüt der Regisseurin.

Eine junge Frau (Lotte Verbeek) aus Holland, ihr Name ist Anne, auch wenn er im Film nicht genannt wird, löst ihren Hausrat auf und verschenkt all ihre Sachen. Nur mit einem Rucksack und einem Zelt ausgestattet, macht sie sich auf den Weg nach Irland, um dort ganz allein die Landschaft zu erkunden. Den Kontakt zu anderen Menschen meidet sie. Abends baut sie ihr Zelt auf, schläft dort und zieht morgens weiter ohne Ziel, bei Wind und Wetter.

Eines Tages entdeckt sie ein kleines abgelegenes Haus, in dem ein älterer Einsiedler lebt. Martin (Stephen Rea) bietet der jungen Frau an, für ihn im Garten und im Haus zu arbeiten, als Gegenleistung würde er sie mit Essen versorgen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten lassen sich beide auf den Handel ein.

Obwohl abgemacht ist, dass nichts Persönliches zwischen ihnen besprochen wird, nimmt die Neugier auf den anderen immer mehr zu und ganz langsam nähern die beiden sich einander an.

Das ist ein ganz wunderbarer kleiner Film über zwei Menschen, von denen man kaum etwas erfährt. Was beide in der Vergangenheit erlebt haben und warum sie die Einsamkeit vorziehen, das wird nicht erklärt. Muss es aber auch nicht. Hier finden sich zwei verletzte Seelen, die einen Panzer um sich herum erbaut haben. Ihre gegenseitige Zuneigung mögen sie sich fast nicht eingestehen, zu groß muss der Schmerz sein, den beide erlitten haben.

Lotte Verbeek ist eine wahre Offenbarung, sie ist eine spröde Schönheit, genau wie die Landschaft, in der der Film spielt. Ihr Blick, gerade zum Anfang des Films spricht Bände und macht den Schmerz, den sie in sich trägt fast spürbar. Stephen Rea ist wie immer ganz wunderbar, wie sollte es auch anders sein. Die Landschaft im Westen Irlands spielt eine weitere Rolle hier, das Wetter wechselt ständig, es ist meistens nass und kalt. Das im Film gezeigte kleine Haus gehörte übrigens ursprünglich der Familie von Oscar Wilde.

Insgesamt gesehen ein bewegender und sehr ruhiger Film, perfekt besetzt und sehr empfehlenswert. Wer die Stille und die Einsamkeit aushalten kann, der wird diesen Film lieben, auch wenn das Ende viele Fragen unbeantwortet lässt.

Sonntag, 12. Dezember 2010

The Butcher Boy

"The Butcher Boy" ist ein Film von Neil Jordan aus dem Jahr 1997. Das Drehbuch schrieb Jordan zusammen mit Patrick McCabe, der auch den gleichnamigen Roman verfasst hat.

Der junge Francie (grandios: Eamonn Owens) hat keine leichte Kindheit. Er wächst in den 1960er Jahren in einer kleinen Stadt in Irland auf. Seine Mutter (Aisling O'Sullivan) ist labil und deswegen oft in der Nervenklinik. Sein Vater (Stephen Rea) ist Musiker und schwer alkoholabhängig. Francie hat aber einen guten Freund, nämlich Joe (Alan Boyle), mit ihm zusammen fühlt er sich sicher und unabhängig. Sie sind Blutsbrüder und Francie hängt sehr an Joe, der ihn aber später im Stich lassen wird.

Francie treibt gerne derbe Späße, besonders mit dem kleinen Phillip (Andrew Fullerton), wodurch er sich dessen Mutter Mrs. Nugent (Fiona Shaw) zur erklärten Feindin macht. Selbst Joe versucht, Francie davon abzuhalten, Phillip weiter zu drangsalieren, er freundet sich sogar mit Phillip an, was Francie als Verrat empfindet. Nachdem Francie es mit seinen "Späßen" zu weit getrieben hat, landet er im Heim, wo es allerdings auch nicht gut um ihn bestellt ist. Als er wieder nach Hause kommt, ist seine Mutter gestorben und auch sein Vater macht es nicht mehr lange. Francie flüchtet sich immer mehr in Fantasiewelten.

Mrs. Nugent scheint für ihn die Wurzel allen Übels zu sein, deswegen will Francie sich an ihr rächen. Sein Schicksal hat für ihn scheinbar nur den einen Ausweg.

Das ist ein Film, der eigentlich eine tieftraurige Geschichte erzählt, aber ohne dabei zu sehr zu deprimieren. Auch wenn alles noch so trist und bedrückend ist, Neil Jordan schafft die Balance zwischen Humor und Wahnsinn. Dabei hilft ihm in erster Linie der Darsteller des jungen Francie, der so wunderbar besetzt ist, dass er allein den ganzen Film trägt. In einer Umgebung, in der man entweder nur verrückt werden kann oder dem Alkohol verfallen, womöglich sogar beides, ist er wie ein strahlendes Licht, von dem man aber bald weiß, dass es keine Chance hat. Traurig, aber auch grandios.

Insgesamt gesehen ein berührender kleiner Film, der unter die Haut geht und direkt ins Herz. Schmerzlich und trotzdem schön. Sehr empfehlenswert.

Samstag, 11. Dezember 2010

Splice

"Splice" ist ein Film von Vincenzo Natali aus dem Jahr 2009.

Die beiden Gen-Forscher Clive und Elsa (Adrien Brody und Sarah Polley) arbeiten für einen Pharmakonzern und sind mit der Erschaffung von Hybriden beschäftigt, mit deren Erbgut man Krankheiten behandeln will. Heimlich erschaffen sie bei ihren Experimenten ein neues Wesen, das auch menschliche DNA in sich trägt. Nachdem ein anderes Forschungsobjekt fehlgeschlagen ist, muss das Paar seine neue Kreatur, die "Dren" genannt wird, anderweitig unterbringen.

Elsa besitzt eine heruntergekommene Farm ihrer Familie, wo Dren untergebracht wird. Das Wesen, das wie ein kleines Mädchen wirkt, entwickelt sich rasend schnell. Elsa kümmert sich wie eine Mutter um Dren, die aber nie ganz zu kontrollieren ist und auch gefährlich zu sein scheint. Elsa und Clive begreifen erst viel zu spät, was sie hier eigentlich geschaffen haben. Der Ausgang ist tödlich.

Ja, die Geister die ich rief... So ganz neu ist das alles nicht und leider auch zu vorhersehbar. Ich frage mich allerdings, wie zwei so gute Schauspieler wie Sarah Polley und Adrien Brody in so einem B-Movie landen konnten. Das Wesen "Dren" ist dann auch eher lächerlich geworden und auf die weitere Handlung möchte ich gar nicht weiter eingehen. Wenn echte Forscher sich wirklich so dämlich verhalten würden, na dann gute Nacht.

Insgesamt gesehen ein sehr überflüssiger Film, der nicht Neues erzählt und seine Darsteller verheizt. "Splice - Das Gähn-, äh, Genexperiment" hat mich nicht überzeugt. Den kann man gerne verpassen.

Montag, 6. Dezember 2010

Breakfast on Pluto

"Breakfast on Pluto" ist ein Film von Neil Jordan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2005. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Patrick McCabe.

In einer kleinen irischen Gemeinde wird im Jahr 1958 ein Baby ausgesetzt und von Father Bernard (Liam Neeson) gefunden. Der kleine Junge kommt in eine Pflegefamilie und wächst dort auf. Patrick ist aber anders als die anderen Kinder in seinem Alter. Statt für Fußball interessiert er sich eher für schöne Kleider und Make Up. Seine Pflegemutter ist mit ihm überfordert und Patrick erfährt durch Zufall, nicht das leibliche Kind der Familie zu sein.

Von da an ist Patrick, der sich selbst inzwischen "Kitten" nennt, auf der Suche nach seiner Mutter. Er verlässt Irland und geht nach London. In seiner unschuldigen und teils naiven Art gerät er oft an die falschen Menschen, verliert aber nie den Glauben an das Gute. Die Suche nach seiner Mutter wird für Kitten zu einer Suche nach Anerkennung und Liebe.

Die Geschichte um den Jungen, der so gerne ein Mädchen wäre, hat schon fast märchenhafte Züge und ist ganz bezaubernd erzählt. Cillian Murphy ist als Kitten so hinreißend, das kann man beinahe nicht in Worte fassen. Er überstrahlt alles, da können selbst die Co-Stars wie Liam Neeson oder Stephen Rea nur in der zweiten Reihe stehen. Der tolle 70er-Jahre Soundtrack ist einfach mitreißend und sehr stimmig.

Insgesamt gesehen ein wunderbarer Film, der direkt ins Herz geht, den darf man nicht verpassen. Also rein in den Glitzerfummel und her mit der Schminke, Kitten wartet schon.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zero Patience

"Zero Patience" ist ein Film von John Greyson (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1993.

Sir Richard Francis Burton, ein bekannter Forscher aus dem 19. Jahrhundert, ist durch die Begegnung mit einem Jungbrunnen noch immer in erstaunlich guter Verfassung und arbeitet als Präparator am Natural History Museum in Toronto. Hier bereitet er gerade eine neue Ausstellung vor, die sich mit verschiedenen Seuchen und Krankheiten sowie deren Ursprung befasst. Bei seinen Recherchen stößt er auf Zero, den schwulen Flugbegleiter, der Anfang der Achtziger Jahre angeblich derjenige war, der Aids nach Nordamerika brachte. Bald darauf begegnet ihm auch Zeros Geist, den allerdings nur Burton sehen kann. Zero ist über Burtons Arbeit an dem Projekt aber wenig begeistert, denn der verdreht die Dinge so, wie er sie haben will.

Im Laufe der Geschichte wird Burton Zeros Geliebter und damit sozusagen bekehrt. Aber auch die an Aids Erkrankten erheben ihre Stimme und prangern deutlich die Pharma-Konzerne und die Politik an. Zero war natürlich nicht der Erste, der das Virus in sich trug, es war nur so bequem das zu behaupten. Es ist an der Zeit, die Geschichte neu zu erzählen und einige Vorurteile zu überdenken.

John Greyson setzt das hervorragend um mit vielen schönen und schrägen Einfällen, tollen Musiknummern, viel nackter Haut und sehr hübschen Darstellern. Das ganze ist definitiv gelungen und bei aller Leichtigkeit regt es auch zum Nachdenken an. Besser geht es nicht. Sehr empfehlenswert.

Peacock

"Peacock" ist ein Film von Michael Lander (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Der Film spielt in den 1950er Jahren in der Kleinstadt Peacock. John Skillpa (Cillian Murphy) ist ein kleiner Bankangestellter und ein zurückhaltender und stiller Mensch. Seit seine Mutter gestorben ist, die ihn anscheinend als Kind misshandelt hat, lebt er allein in seinem Haus nahe den Bahngleisen.

Eines Tages entgleist ein vorüberfahrender Zug und landet in Johns Garten, in dem gerade eine junge Frau Wäsche aufhängt. Emma (ebenfalls Cillian Murphy) war den Bewohnern des kleinen Städtchens bisher unbekannt. Jeder hält sie sofort für Johns Frau, obwohl es sich hier um John selbst handelt, der an einer Persönlichkeitsstörung leidet, ausgelöst durch seine traumatischen Kindheitserlebnisse.

Nun, da Emma bekannt ist, muss John immer öfter seine Identität wechseln. Dabei weiß die männliche Seite nicht, was die weibliche tut und umgekehrt. Emma findet ihrerseits immer mehr Gefallen an ihrem neuen Status und versucht nun, John loszuwerden. Dabei schreckt sie vor nichts zurück.

Natürlich fällt einem hier gleich eine gewisse Nähe zu "Psycho" auf, das lässt sich nicht leugnen. Der Film ist aber völlig eigenständig und eher ein Drama als ein Thriller. Die Handlung entwickelt sich ruhig und bedächtig, aber immer interessant. In den Nebenrollen tauchen immerhin so große Namen auf wie Susan Sarandon, Ellen Page, Bill Pullman und Keith Carradine, die ihre Sache alle sehr gut machen. Cillian Murphy aber ist der Knaller in seiner Doppelrolle. Seine Wandlung von John zu Emma und zurück ist absolut gelungen.

Insgesamt gesehen ein spannender und toll gespielter Film mit sehr sehenswerten Darstellern und einer außergewöhnlichen Handlung. Sehr empfehlenswert.

Ynglinge

"Ynglinge" ist eine Sammlung von vier schwulen Kurzgeschichten aus Skandinavien. Die einzelnen Filme, jeder zwischen 20 und 30 Minuten Laufzeit, beschäftigen sich mit kleinen Coming-Out-Storys und gefallen vor allem wegen der Natürlichkeit und der Spielfreude der jungen Darsteller.

Es gibt zwei dänische Beiträge "Erwachen" und "Ynglinge", einen schwedischen "Mein Name ist Love" und einen aus Island "Mama weiß es am Besten". Alle laufen in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Die Geschichten erzählen von der ersten unglücklichen Liebe, dem ersten Sex, der leider gar nicht so abläuft wie es gedacht war, einer Mutter, die aus völlig eigennützigen Gründen froh ist, als sich ihr Sohn endlich outet und einem Erpressungsversuch, der ganz neue Erfahrungen bringt.

Insgesamt gesehen wirklich tolles und unverkrampftes Kino aus dem hohen Norden. Sehr empfehlenswert.

Freitag, 3. Dezember 2010

La Nana

"La Nana" ist ein chilenischer Film von Sebastián Silva (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Raquel (Catalina Saavedra) arbeitet bereits seit 23 Jahren als Haushälterin in der gleichen Familie. Sie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, gehört sozusagen mit zur Familie, und ist trotzdem als Hausangestellte eben vom Familienleben ausgegrenzt. Zu ihrem Geburtstag bekommt sie zwar Geschenke überreicht, aber die Arbeit geht gleich danach weiter.

Das Haus ist groß, die Familie besteht aus sechs Personen, da fällt viel Arbeit an, zudem gibt es Reibereien mit der ältesten Tochter. Raquel hat immer öfter Kopfschmerzen, sie nimmt unzählige Tabletten deswegen. Ein zweites Mädchen soll eingestellt werden, um Raquel zu entlasten, was diese aber nicht duldet und die Mädchen vertreibt. Als sie einen Zusammenbruch erleidet, wird Lucy eingestellt, die ganz anders ist, als die Mädchen vor ihr und die sich nicht unterkriegen lässt. Sie freundet sich nach kurzer Zeit schon mit Raquel an, die in Lucys Nähe aufblüht. Raquel, die selber keinen Kontakt zu ihrer Familie hat, außer gelegentlichen kurzen Telefonaten mit ihrer Mutter, wird von Lucy eingeladen, Weihnachten zusammen mit ihr bei ihrer Familie zu feiern.

Raquel und Lucy verstehen sich immer besser und die Stimmung im Haus ist so gut wie nie. Zu Lucys Geburtstag bereitet Raquel eine Überraschungsfeier vor, aber bald stellt sich heraus, dass Lucy nicht mehr lange im Haushalt bleiben wird. Raquel ist enttäuscht, die neugewonnene Freundin schon so bald wieder zu verlieren, aber sie entschließt sich, endlich auch mal an sich zu denken und ihr Leben ein wenig zu verändern.

Das ist ein ganz wunderbarer kleiner Film, der völlig zu Recht zahlreiche Preise gewonnen hat. Die Handlung spielt fast ausschließlich im Haus, der Tagesablauf des Hausmädchens wird in allen Einzelheiten gezeigt, es ist ruhig und authentisch in seinem Ablauf. Der Regisseur schafft es hier ganz behutsam, den Film zwischen Drama und Komödie anzusiedeln, er nimmt seine Figuren ernst, aber er lässt ihnen auch genügend Freiraum. Die größte Offenbarung ist natürlich Catalina Saavedra als Raquel, der gute und manchmal auch der böse Geist des Hauses, die endlich anfängt, ein eigenes Leben zu führen.

Insgesamt gesehen ein überaus sehenswerter Film aus Chile, für Freunde kleiner und feiner Filmperlen. Ich kann ihn nur sehr empfehlen. Die Begegnung mit Raquel sollte man sich nicht entgehen lassen, es lohnt sich.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Beautiful Thing

"Beautiful Thing" ist ein Film von Hettie MacDonald aus dem Jahr 1996. Der Film beruht auf dem gleichnamigen Theaterstück von Jonathan Harvey, der auch das Drehbuch schrieb.

Die Handlung spielt in Thamesmead, einer Hochhaussiedlung im Südosten Londons. Der sechzehnjährige Jamie (Glen Berry) ist anders als seine Klassenkameraden und wird ständig gehänselt. Den Sportunterricht lässt er lieber gleich sein, dabei schwärmt er für seinen gleichaltrigen Nachbarsjungen Ste (Scott Neal), der mit seinem gewalttätigen Vater und seinem drogendealenden Bruder zusammen lebt. Jamie lebt zusammen mit seiner Mutter Sandra (Linda Henry), die im Pub arbeitet, wechselnde Liebhaber hat und davon träumt, eine eigene Kneipe zu führen. Sandra ist eine starke und eigenwillige Persönlichkeit, mit ihr möchte man es sich nicht verscherzen. Sie liebt ihren Sohn über alles, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht.

Als Ste mal wieder von seinem Vater verprügelt wird, nimmt Sandra ihn über Nacht mit zu sich in die Wohnung und verfrachtet ihn mangels Alternativen in Jamies Bett. Für Jamie geht ein Traum in Erfüllung, aber noch ist alles ganz harmlos. Erst nach und nach nähern die beiden sich an und während sich Jamie seiner Gefühle schon ganz sicher ist, muss Ste sie erst noch langsam akzeptieren. Das alles wird in wunderbar berührenden Bildern gezeigt, die einen einfach gefangen nehmen und außerdem sind die beiden Jungs ausgesprochen süß.

Auch Sandra merkt schließlich, was mit den beiden los ist und reagiert zunächst schroff, doch die Liebe zu ihrem Sohn und der Wille, ihn zu beschützen, lassen schnell alle Bedenken verfliegen. Am Ende des Films tanzen Jamie und Ste auf dem Vorplatz der Siedlung engumschlungen zusammen und Sandra gesellt sich dazu. Sie tanzt zusammen mit ihrer Nachbarin und ihr Blick in die Runde spricht Bände. Sollte einer der versammelten Nachbarn es wagen, etwas gegen ihren Sohn zu sagen, der müsste sich sehr warm anziehen.

Eine tolle und wunderschöne Coming Out-Geschichte, in einer tristen sozialen Umgebung, wie sie so nur die Engländer überzeugend schaffen können. Die Schauspieler sind alle sehr gut besetzt und authentisch, auch in den Nebenrollen, z. B. die Nachbarin Leah (Tameka Empson) und Sandras Freund Tony (Ben Daniels). Hier passt einfach alles, samt der Musik. "Dream a little Dream of me."

Der Film kann übrigens wahlweise im Original oder mit deutscher Synchronisation gesehen werden, Untertitel sind leider nicht vorhanden. Die Originalstimmen sind natürlich zu empfehlen, aber teilweise schwer zu verstehen. Die deutsche Synchronisation ist hier aber sehr gelungen, die Stimmen passen gut zu den Charakteren. Da gibt es mal nichts zu meckern. Insgesamt gesehen ein ganz großartiger Film, absolut sehenswert und immer noch aktuell.