Sonntag, 14. September 2014

Eastern Boys

"Eastern Boys" ist ein Film von Robin Campillo (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013. Kamerafrau war hier Jeanne Lapoirie.

Am Pariser Bahnhof Gare du Nord hängt eine Gruppe osteuropäischer junger Männer herum. In dem ganzen Trubel fallen sie nicht weiter auf, denn hier ist viel los. Reisende sind unterwegs, ebenso Berufstätige, Sicherheitspersonal und viele andere. Einer der jungen Männer ist Marek (Kirill Emelyanov), ein Junge mit einem hübschen Gesicht, der beinahe verletzlich und unschuldig wirkt. Der Geschäftsmann Daniel (Olivier Rabourdin), ein Mann Mitte Fünfzig, verfolgt Marek eine ganze Weile mit seinen Blicken, bis er es endlich wagt, den jungen Mann anzusprechen.

Marek spricht kaum französisch, man verhandelt auf Englisch. Für 50 Euro macht er alles, sagt Marek. Daniel ist ein bisschen verlegen, weiß nicht so ganz, worauf er sich hier einlässt. Doch schließlich gibt er Marek seine Adresse und man verabredet sich für den nächsten Abend. Als Daniel am Tag darauf die Tür seiner schicken Wohnung öffnet, steht dort nicht wie erwartet Marek, sondern die gesamte Gang. Deren Anführer "Boss" (Daniil Vorobyov) lässt keinen Zweifel aufkommen, wer hier jetzt die Oberhand hat. Es wird eine Party gefeiert und so ganz nebenbei die Wohnung ausgeraubt. Daniel muss wortlos mit ansehen, wie sämtliches Mobiliar und persönliche Gegenstände auseinander genommen werden. Auch Marek taucht auf und beide Männer werfen sich nur Blicke zu.

Am nächsten Tag erwacht Daniel wie aus einem Alptraum in seiner demolierten Wohnung. Was nicht geklaut wurde, das wurde zerstört, übrig blieb nur ein Trümmerfeld, um das sich Daniels Putzfrau nun kümmern muss. Am Abend steht dann überraschend Marek vor der Tür, bereit die Verabredung zum Sex nachzuholen. Daniel lässt ihn hinein und das ist der Beginn einer merkwürdigen Beziehung zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern, die immer intensiver wird. Ist es erst nur der Sex, entwickelt sich bald schon echte Zuneigung und Daniel sorgt sich immer mehr um Marek, dessen richtiger Name Rouslan ist, und will ihn von der Straße holen und weg von der Gang. Er richtet ihm ein eigenes Zimmer ein, aber Rouslan hat als Illegaler in Paris noch ein weiteres Problem, denn "Boss" hat seine Papiere unter Verschluss und die liegen in einem Schließfach in einem Hotel außerhalb der Stadt.

Es wird noch ganz schön spannend, soviel kann ich schon verraten, mehr aber auch nicht. Der Film ist ein echtes Erlebnis, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Trotz einer Lauflänge von gut zwei Stunden stellt sich keine Langeweile ein. Mag der Anfang auch ein bisschen zäh wirken, wird man doch recht schnell in die Geschichte reingezogen und dann kommt man da sowieso nicht mehr raus. Absolut großartig.

Neben dem jungen Kirill Emelyanov als Rouslan/Marek und Daniil Vorobyov als fiesem "Boss", ist es vor allen Dingen Olivier Rabourdin als Daniel, der den Zuschauer hier wirklich von den Sitzen reißt. So eine fantastische Darstellung habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Was dieser Mann allein mit seinen Blicken ausdrücken kann, ist nahezu unbeschreiblich. Besser geht es eigentlich nicht.

Was soll ich noch sagen? Ran an den Film. Von mir gibt es auf jeden Fall eine ganz große Empfehlung, man muss sich aber schon auf den Film und die Handlung einlassen können.


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