Samstag, 21. Februar 2015

The Face of Love

"The Face of Love" ist ein Film von Arie Posin aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Posin zusammen mit Matthew McDuffie.

Ja, manchmal habe selbst ich ein Bedürfnis nach romantischen und kitschigen Liebesgeschichten, erst recht, wenn sie wie hier von so wunderbaren Schauspielern dargeboten werden. Also los...

Nikki (Annette Bening), eine Frau Ende Fünfzig, hat vor fünf Jahren ihren geliebten Mann Garret (Ed Harris) bei einem Badeunfall in Mexico verloren und lebt seitdem sehr zurückgezogen. Den Glauben an die Liebe hat sie aufgegeben. Ihr bleiben ihre erwachsene Tochter Summer (Jess Weixler) und ihr ebenfalls verwitweter Nachbar Roger (Robin Williams).

Früher war Nikki mit ihrem Mann oft im Museum of Modern Art zu Besuch, doch nach seinem Tod konnte sie sich nicht mehr dazu durchringen. Auf Anregung ihrer Tochter stattet Nikki dem Museum einen Besuch ab und trifft dabei auf einen Mann, der Garret zum Verwechseln ähnlich sieht. Tom (Ed Harris) gibt dort Unterricht in Kunst und Malerei. Nikki bittet Tom um Privatunterricht und beide kommen sich schnell näher. Dabei verschweigt Nikki jedoch, wie sehr Tom ihrem verstorbenen Gatten ähnelt. Sie will ihn ganz für sich haben, keine Fragen stellen und die Vergangenheit wieder aufleben lassen.

Das funktioniert natürlich nur bedingt, denn als Summer ihre Mutter besucht und den neuen Mann an ihrer Seite sieht, wird sie hysterisch und Tom verlässt das Haus. Nikki überredet ihn zu einem Trip nach Mexico und dort wird Tom endlich klar, welche Rolle er hier spielt. Doch auch Tom hat ein Geheimnis, das er nicht offenbart.

Das Ende verrate ich nicht, aber wer hier nicht heult, der hat kein Herz.

Annette Bening ist eine der schönsten Frauen überhaupt und sie hat auch immer noch ein echtes Gesicht, was in Hollywood ja sonst eher Mangelware ist. Ja, sie hat Falten und ja, die sind wunderschön. Ich kann mich an ihr nicht sattsehen, ebenso wie an Ed Harris, die beide hier durch ihr großartiges Spiel überzeugen können. In einer Nebenrolle glänzt der wunderbare Robin Williams in einer seiner letzten Rollen, was dem Film auch eine gewisse Tragik verleiht.

Genug geschwärmt, der Film und die Schauspieler sind toll und sehenswert, man muss sich halt auf die Geschichte einlassen können, das sollte aber kein Problem sein. Große Empfehlung von mir.

Annabelle

"Annabelle" ist ein Film von John R. Leonetti aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch stammt von Gary Dauberman. Hierbei handelt es sich um das Prequel zu dem Film "The Conjuring" von James Wan aus dem Jahr 2013, der bei "Annabelle" lediglich als Produzent tätig war. John R. Leonetti hingegen war bei "The Conjuring" der Kameramann.

Der Film beginnt, wie auch bereits in "The Conjuring", mit den beiden Krankenschwestern, die 1968 von ihren bösen Erfahrungen mit der Puppe erzählen, die sie Annabelle nennen. Diese Aufnahmen wurden aus "The Conjuring" übernommen, auch wenn Ed und Lorraine Warren hier nicht zu sehen sind, wie auch im Rest des Films. Hier wird aber erklärt, wie die Puppe zu ihrem Namen kam. Angeblich ist nämlich der Geist der siebenjährigen Annabelle Higgins in sie gefahren, als diese starb, so jedenfalls will das ein Medium herausgefunden haben. Das ist zwar immer noch nicht ganz die echte Geschichte, aber egal, erstmal weiter mit diesem Film, der ein Jahr zuvor spielt.

Das junge Ehepaar John (Ward Horton) und Mia (Annabelle Wallis) lebt in einem beschaulichen Vorort, hat nette Nachbarn, unter anderem die Higgins von nebenan, und geht am Sonntag natürlich brav zum Gottesdienst. Mia ist hochschwanger und John ist angehender Doktor im Prüfungsstress. Ansonsten sind sie wohl das langweiligste Ehepaar, das jemals gezeigt wurde. Im Schneckentempo schleichen sie durch ihr kleines spießiges Häuschen, erklären sich ständig ihre gegenseitige Liebe und richten ein Kinderzimmer ein, wie es wohl kitschiger kaum sein kann. Mia liebt und sammelt Puppen und bekommt von ihrem herzigen Gatten nun noch ein besonders abscheuliches schönes Exemplar geschenkt, welches gleich einen Platz zwischen den anderen Puppen findet. Hach, ist das alles lieblich.

Soweit die Ausgangssituation, die bereits zum wegdämmern einlädt. Eines Nachts werden die Nachbarn von Mia und John, nämlich das Ehepaar Higgins, von Satanisten überfallen und getötet. Auch John und Mia werden angegriffen, können aber den Überfall überleben, weil die Polizei rechtzeitig zur Stelle ist. Die Angreifer waren Annabelle Higgins, die Tochter der Nachbarn und einer ihrer Freunde, die wohl einer Sekte angehört haben. Der Mann wurde von der Polizei erschossen, aber Annabelle hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Im Arm hielt sie dabei die bereits erwähnte Puppe, die dabei mit ihrem Blut getränkt wurde. Das war dann wohl die Geburtsstunde von 'Annabelle', die von da an von einem Dämon besessen war, der nun munter Jagd auf die Seele der armen Mia machte.

Nach einem Feuer im trauten Eigenheim zieht das goldige Pärchen mit seinem inzwischen geborenen kleinen Töchterchen Leah flugs um in ein Apartmenthaus. Doch auch hier will es sich nicht zum Besseren wenden. John ist in der Klinik, während seine Frau Mia mit der kleinen Leah alleine ist und immer noch von Dämonen verfolgt wird, die immer rabiater werden. Weder Detective Clarkin (Eric Ladin), noch Pater Perez (Tony Amendola) können wirklich helfen. Lediglich die Nachbarin Evelyn (Alfre Woodard) scheint Mia zu verstehen und kann durch ein selbstloses Opfer dem Schrecken ein Ende setzen.

Ich gebe keine Empfehlung für diesen Film ab, weil der wirklich zu blöd ist. Wo "The Conjuring" noch schön ausgestattet und perfekt besetzt und gespielt war, herrscht hier nur große Leere. Die größte Pleite sind dabei die beiden Hauptdarsteller Ward Horton und Annabelle Wallis, die so lahmarschig durch den Film schlafwandeln, dass es kaum auszuhalten ist. Besonders Annabelle Wallis wirkt stets wie abwesend und kommt auch nicht über einen einzigen Gesichtsausdruck hinaus. In den Nebenrollen können Alfre Woodard und Tony Amendola zwar durchaus Akzente setzen, jedoch behindert das lausige Drehbuch auch ihr Spiel. Von den teils grottigen Dialogen will ich gar nicht erst anfangen.

Dann wäre da noch die (gewollte) Ähnlichkeit mit Roman Polanskis Film "Rosemary's Baby", bei dem "Annabelle" sich zwar reichlich bedient, aber leider auch nicht viel Glück bei der Umsetzung hat. Und sicher ist es auch nur ein großer Zufall, dass unsere beiden Schnarchnasen nun ausgerechnet John und Mia heißen. Hießen die Schauspieler in Polanskis Film nicht John Cassavetes und Mia Farrow?

Insgesamt gesehen natürlich keine Empfehlung von mir für diesen Quark, den man besser verpassen sollte.

Sonntag, 15. Februar 2015

Maps to the Stars

"Maps to the Stars" ist ein Film von David Cronenberg aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch stammt von Bruce Wagner.

Die junge Agatha Weiss (Mia Wasikowska) hat die letzten sieben Jahre in einer psychiatrischen Klinik in Florida verbracht, nachdem sie zuvor ihr Elternhaus angezündet und ihrem kleinen Bruder Schlafmittel verabreicht hatte. Ihre Familie hat sie seitdem nie wieder gesehen. Nun kehrt Agatha nach Los Angeles zurück, mietet sich eine Limousine und freundet sich mit dem Fahrer Jerome (Robert Pattinson) an. Ihr erster Weg führt sie zu dem Ort, wo früher das Haus ihrer Familie stand, doch da ist nur ein großes Nichts.

Agatha ist seit dem Feuer und trotz zahlreicher Operationen immer noch von Brandnarben entstellt, die sie unter der Kleidung und langen schwarzen Handschuhen zu verstecken versucht. Auch Teile ihres Gesichts sind davon befallen. Sie nimmt nicht sofort Kontakt zu ihrer Familie auf, sondern sucht sich erst einen Job. Über Twitter ist sie seit einiger Zeit mit der Schauspielerin Carrie Fisher bekannt, die ihr eine Anstellung als persönliche Assistentin bei Havana Segrand (Julianne Moore) besorgt.

Havana ist eine in die Jahre gekommene Schauspielerin, die mit ihrem Alter und den damit verbundenen schwindenden Rollenangeboten hadert und zudem vom Geist ihrer früh verstorbenen Mutter Clarice (Sarah Gadon) verfolgt wird, von der sie als Kind sexuell missbraucht wurde. Deswegen ist sie in Behandlung bei Dr. Stafford Weiss (John Cusack), einem in Hollywood sehr bekannten Psychotherapeuten, Guru und Autor zahlreicher Selbsthilfe-Bücher. Staffords Ehefrau Christina (Olivia Williams) kümmert sich um die Karriere des gemeinsamen Sohnes Benjie (Evan Bird), der den damaligen Brand und die Tablettenvergiftung unbehelligt überstanden hat und mit seinen dreizehn Jahren bereits ein seit Jahren gefeierter Kinderstar ist. Dass er darüber hinaus auch ein echter Kotzbrocken ist und bereits einen Drogenentzug hinter sich hat, das muss ja niemand wissen.

Benötigt hier noch jemand die Beschreibung einer dysfunktionalen Familie? Ich glaube nicht. David Cronenberg und sein Autor Bruce Wagner legen hier sehr deutlich den Finger in die Wunde, die in Hollywood wohl sehr verbreitet ist. Gut, das ist jetzt auch nichts wirklich Neues, ist hier aber sehr anschaulich demonstriert. Zusammenfassend kann man sagen, dass hier wirklich alle einen an der Waffel haben, mehr oder weniger. Meistens mehr. Aber weiter mit der Geschichte.

Havana will unbedingt die Hauptrolle in dem Remake eines Films spielen, mit dem ihre Mutter in den Sechziger Jahren zum Star wurde. Durch sehr tragische Wendungen, die mit dem Tod eines kleinen Jungen verbunden sind, bekommt sie schließlich die Rolle, für die zuvor eigentlich eine andere Schauspielerin vorgesehen war. Doch das scheinbar tödliche Karussell aus Gemeinheiten, Boshaftigkeit und Missgunst will einfach nicht stoppen und fordert immer mehr Opfer.

Es wird auch noch ein bisschen blutig, das kann man wohl von Cronenberg auch erwarten, und immer wieder sind es Feuer und Wasser, die hier im Vordergrund stehen. Langweilig ist der Film zu keinem Zeitpunkt, auch wenn andere Kritiken das behaupten. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat der Film durchaus gefallen, auch wenn sein Thema und die Umsetzung nicht für jeden Geschmack geeignet sind.

Kommen wir zu den Darstellern. An erster Stelle steht natürlich die atemberaubende Julianne Moore, die mal wieder beweist, eine der größten Schauspielerinnen ihrer Generation zu sein und die einfach alles spielen kann. Zum Glück verweigert sie sich dem in Hollywood grassierenden Schönheitswahn und bleibt einfach sie selbst. Toll und beeindruckend, immer wieder. An ihrer Seite glänzt die junge Mia Wasikowska erneut mit einer bewundernswerten Darstellung. Himmel, ist die talentiert. In den Nebenrollen muss man noch John Cusack und Olivia Williams erwähnen, ebenso wie Evan Bird als Kinderstar. Sehr gut gemacht. Mehr fallen mir hier aber nicht ein...

Also wer mit Neurosen, falschen Freundlichkeiten und hartem Konkurrenzkampf keine Probleme hat, der sollte sich diesen Film anschauen. Ich kann ihn jedenfalls sehr empfehlen.

Samstag, 14. Februar 2015

Dracula Untold

"Dracula Untold" ist ein Film von Gary Shore aus dem Jahr 2014 und gleichzeitig sein Langfilmdebüt. Das Drehbuch stammt von Matt Sazama und Burk Sharpless, die hier ebenfalls ihr Debüt abliefern.

Der Film beschäftigt sich mit der Figur des Fürsten Vlad III., den es tatsächlich gegeben hat, und der im 15. Jahrhundert in Transsilvanien ein kleines Fürstentum in der Walachei regiert hat. Auf Grund seines Umgangs mit feindlichen Truppen im Krieg erhielt er den Namen "Vlad der Pfähler". Seine Lebensgeschichte inspirierte Bram Stoker um 1890 herum zu seinem Roman "Dracula". Die Handlung des Films ist aber selbstverständlich reine Fiktion.

Fürst Vlad (Luke Evans) führt ein ruhiges und friedliches Leben mit seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) und seinem kleinen Sohn Ingeras (Art Parkinson). Seine Untergebenen lieben und achten ihn. Doch eines Tages trifft ein Abgesandter des türkischen Sultans Mehmed (Dominic Cooper) ein und fordert nicht nur den üblichen Sold, sondern zudem auch noch 1000 Jünglinge, die als Krieger für das Osmanische Reich ausgebildet werden sollen. Vlad weiß, was das für die Jungen bedeutet, hat er doch einst das gleiche Schicksal erleiden müssen. Seinem Sohn und den anderen Kindern will er das nicht zumuten und so lehnt er die Bitte des Sultans unmissverständlich ab, mit bösen Folgen.

Vlad verfügt in seinem Fürstentum nur über eine kleine Armee, die dem drohenden Angriff der übermächtigen Türken nichts entgegenzusetzen hat. Also macht er sich auf ins Reißzahngebirge, wo in einer Höhle ein Monster mit übernatürlichen Kräften haust. Der Mönch Lucian (Paul Kaye) hat ihm dessen Geschichte anvertraut, nachdem Vlad selbst in dieser Höhle war und erlebt hat, dass dort etwas Unheimliches vor sich geht. Der Vampir Caligula (Charles Dance) lebt dort seit Jahrhunderten und wartet darauf, von einem Menschen befreit zu werden, der sein Blut trinkt. Vlad lässt sich darauf ein, er erhält die Kräfte des Vampirs und ihm bleiben drei Tage, in denen er seinen Blutdurst unterdrücken muss. Sollte er das schaffen, würde aus ihm wieder ein Mensch werden, falls nicht, bliebe er auf ewig ein Vampir.

Ausgestattet mit übernatürlichen Kräften gelingt es Vlad im Alleingang, die Türken in Schach zu halten und ihre Truppen zu dezimieren. Doch Mehmed will Rache und schickt immer mehr Krieger in die Schlacht. In der Zwischenzeit hat Vlad das Problem, dass seine Untertanen seine Verwandlung bemerken und sich gegen ihn auflehnen. Eine entscheidende Schlacht steht an und die drei Tage sind fast vorbei. Vlad ist der Verzweiflung nahe, als seine Frau schließlich ein großes Opfer bringt und damit den Ausgang der Geschichte entscheidend beeinflusst.

Jetzt habe ich doch tatsächlich wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte und muss zugeben, so hört sich das alles auch ganz gut an, den Film selbst kann ich aber trotzdem nicht wirklich empfehlen. Es gibt allerdings einen guten Grund, sich dieses Werk anzuschauen, nämlich Luke Evans. Der war mir bisher unbekannt, passt hier aber sensationell gut in seine Rolle und trägt mühelos den ganzen Film. Muss er aber auch, weil an seiner Seite weit und breit niemand ist, der auch nur ansatzweise interessant ist. Mitunter tat er mir schon ein bisschen leid, wenn er so allein durch die Kulissen gejagt wurde, um mit wehenden Haaren und grimmigem Gesichtsausdruck seine Stärke und Entschiedenheit auszudrücken, während ihm das Drehbuch ständig Knüppel zwischen die Beine wirft.

Optisch gesehen ist der Film recht gut gelungen, aber inhaltlich gibt es doch diverse Dinge, die mich eher meckern lassen. Von den teils sehr schwülstigen Dialogen mal abgesehen, sollte man nicht anfangen, irgendwelche Fragen zu stellen, es bringt einfach nichts. Auch das nervige und aufgesetzt fröhliche Familienleben verursacht mir eher Übelkeit, was zum großen Teil auch an der Darstellung der holden Filmgattin liegt. Immer nur mit weit aufgerissenen Augen, offenem Mund und herausquellendem Dekolleté unterwegs, wünschte ich mir ihren Abgang schon sehr früh. Offensichtlich wird heute oftmals nur noch nach Optik gecastet. Nun ja, wem es gefällt. Den Rest der Mannschaft muss man auch nicht weiter erwähnen, mit Ruhm bekleckert sich hier niemand, außer Charles Dance, der seiner Rolle noch wirklich einen Stempel aufdrücken kann und der schön diabolisch ist.

Wie gesagt, Luke Evans ist hier die treibende Kraft und ihm habe ich gerne zugesehen, auch wenn der Rest eher mau ist. Wünschenswert wären für ihn natürlich bessere Rollen, es müssen auch keine Blockbuster sein, denn schauspielerisch hat der Mann tatsächlich was drauf und er muss nun wirklich nicht in so einem Quark verheizt werden. Insgesamt gesehen gibt es hier von mir nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung. Ach ja, den Epilog hätte man sich auch sparen können.


Dienstag, 3. Februar 2015

The Immigrant

"The Immigrant" ist ein Film von James Gray aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Gray zusammen mit Ric Menello.

Im Jahr 1921 kommen die beiden Schwestern Ewa (Marion Cotillard) und Magda (Angela Sarafyan) nach langer und beschwerlicher Schiffsreise in Amerika an, ohne Geld, aber voller Hoffnung. Sie haben ihre polnische Heimat verlassen und hoffen auf einen Neuanfang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und auf Unterkunft bei Verwandten in New York. Doch Magda ist während der Überfahrt an Tuberkulose erkrankt und darf nicht einreisen, sondern bleibt auf der Krankenstation auf Ellis Island vorerst in Quarantäne.

Da Ewa kein Geld und keine Unterkunft hat, angeblich gibt es die Adresse ihrer Verwandten gar nicht, droht ihr die sofortige Abschiebung, doch davor rettet sie der charmante Bruno (Joaquin Phoenix), der sie mit zu sich nach Manhattan nimmt. Sie könne als Näherin arbeiten, ein bisschen Geld verdienen, um ihre Schwester zu unterstützen und nach ihrer Genesung zu sich zu holen. Bruno umgibt sich mit mehreren Frauen, um die er sich kümmert und die in einem Theater als Tänzerinnen arbeiten. Sehr schnell wird Ewa aber klar, dass Bruno ein Zuhälter ist und auch sie selbst wird zur Prostitution gezwungen, um Geld zu verdienen. Ewa fügt sich in ihr Schicksal, weil sie ihre Schwester nicht im Stich lassen will und ihre Verwandten, die sie dann doch noch ausfindig machen kann, sich als äußerst selbstsüchtig erweisen, die jede Hilfe verweigern.

Durch Zufall lernt Ewa Emil (Jeremy Renner) kennen, der als Magier Orlando auftritt, ohne zu wissen, dass er der Cousin von Bruno ist. Ewa fühlt sich zu dem sanften und verständnisvollen Emil hingezogen, der sich ebenfalls in sie verliebt, aber sie hat auch durchaus Gefühle für Bruno, der zwar einerseits charmant und zuvorkommend, aber andererseits auch aufbrausend und jähzornig sein kann. Beide Männer erkennen, dass sie um dieselbe Frau wetteifern und dabei kommt es zu einem folgenreichen Unfall, der alles verändert.

Wird es für Ewa eine glückliche Zukunft in Amerika geben und wird sie ihre geliebte Schwester wiedersehen können? Nein, das beantworte ich hier nicht. Wer wissen will wie es endet, der muss schon selbst nachschauen, auch wenn ich keine direkte Empfehlung für diesen Film aussprechen kann. Warum eigentlich nicht? Das ist schwierig zu beantworten. Ehrlich gesagt, hat mich der Film einfach nicht wirklich gepackt. Die Ausstattung ist toll, die Bilder von Kameramann Darius Khondji sind es ebenfalls und die Schauspieler können meistens auch überzeugen.

Marion Cotillard ist wunderbar wie immer, auch wenn sie hier nicht viel von ihrer Klasse zeigen kann. Joaquin Phoenix ging mir tatsächlich ein bisschen auf den Keks mit seiner überzogenen Darstellung, manch einer mag das großartig finden, mich nervte es ein wenig. Überrascht hat mich hingegen Jeremy Renner, der hier sehr positiv auffällt, das hatte ich eigentlich nicht erwartet. Aber trotz allem ist der Film mit knapp zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang geraten und die Charaktere kommen dem Zuschauer niemals wirklich nahe, so schade das auch ist.

Dass Regisseur James Gray Drama wirklich beherrscht, das hat er bereits in seinem großartigen Spielfilmdebüt "Little Odessa" bewiesen, einem Film der noch heute, zwanzig Jahre später, zu meinen absoluten Lieblingen gehört. "The Immigrant" ist kein schlechter Film, er hat nur bei weitem nicht die Kraft und die Wucht, die "Little Odessa" so einzigartig gemacht hat. Das mag nicht gerade objektiv sein, ist aber meine Meinung. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht unbedingt.


Sonntag, 1. Februar 2015

Lilting

"Lilting" ist ein Film von Hong Khaou (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2014 und gleichzeitig sein Langfilmdebüt.

In einem Seniorenheim in London lebt die verwitwete Junn (Pei-pei Cheng), eine Chinesin mit kambodschanischen Wurzeln, die zwar seit fast dreißig Jahren in England lebt, aber die Sprache nie gelernt hat. Ihr Sohn Kai (Andrew Leung) hat sich immer um alles gekümmert und sie schließlich in dem Seniorenheim untergebracht, wollte sie aber zu sich holen, wenn er eine größere Wohnung gefunden hat.

Doch plötzlich ist Kai tot, gestorben bei einem Verkehrsunfall und Junn bleibt allein zurück, auch wenn sie in ihren Tagträumen immer und immer wieder die letzte Begegnung mit ihrem Sohn wiederholt. An diesem Tag wollte Kai endlich seinen ganzen Mut zusammennehmen und ihr erklären, dass sein Freund und Mitbewohner Richard (Ben Whishaw) auch sein Lebensgefährte ist und das schon seit vier Jahren.

Richard besucht Junn, die ihn nicht mag und das auch nicht versteckt. Weil er mit Kai zusammengelebt hat, konnte sie nicht bei ihrem Sohn leben, das verzeiht sie ihm nicht. Wie tief das Verhältnis der beiden jungen Männer war, das weiß sie nicht oder will es nicht wissen. Aus Liebe zu seinem verstorbenen Geliebten möchte sich Richard um Junn kümmern, doch beide können sich nicht verständigen und die alte Frau ist äußerst abweisend.

Junn hat im Seniorenheim eine kleine Liebelei mit Alan (Peter Bowles) angefangen, der ebenfalls dort lebt. Auch diese beiden sprechen nicht die gleiche Sprache, scheinen aber glücklich miteinander zu sein. Richard engagiert die junge Vann (Naomi Christie), die als Übersetzerin tätig wird und Junn und Alan zur Seite steht. Doch die gerade erst aufkeimende Liebe bekommt Risse, je mehr beide voneinander erfahren. Wortlos waren sie scheinbar glücklicher.

Auch Richard versucht durch Vann, näher zu Junn vorzudringen und ihr von seinen Gefühlen für Kai zu erzählen. Beide sind gefangen in ihrer Trauer um den geliebten Menschen und müssen erst langsam lernen, den Verlust zu akzeptieren und sich gegenseitig zu respektieren und zu verstehen, auch ohne Worte.

Nein, das ist kein Wohlfühlfilm und das will er auch gar nicht sein. Hong Khaou verzichtet bewusst auf jeden Kitsch und erzählt seinen wunderbaren Film ganz ehrlich. Tränen fließen dabei auch, nicht nur bei den Beteiligten, sondern auch beim Zuschauer. Das liegt in erster Linie an Ben Whishaw, der so in seiner Rolle aufgeht, dass es wirklich herzzerreißend ist. Mich hat er hier jedenfalls absolut gepackt, auch wenn ich ihm bisher nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Respekt für diese Darstellung.

Auch die anderen Schauspieler muss man einfach loben, dieser kleine, fast schon kammerspielartige Film ist ein wahres Highlight, das man nicht verpassen sollte. Unterlegt mit sehr zurückhaltender Musik und ausgestattet mit schönen Bildern kann ich diesen Film nur sehr empfehlen. Kamerafrau war hier übrigens Urszula Pontikos, die schon in Andrew Haighs "Weekend" mit ihrer Arbeit überzeugen konnte.

Insgesamt gesehen ein wirklich schöner und sehr berührender Film. Auf weitere Werke von Hong Khaou darf man gespannt sein. Ganz große Empfehlung.