Sonntag, 13. Dezember 2015

Unter der Haut

"Unter der Haut" ist ein Film von Claudia Lorenz (Regie) aus dem Jahr 2015 und gleichzeitig ihr Spielfilmdebüt. Das Drehbuch schrieb Claudia Lorenz zusammen mit Rolando Colla.

Erzählt wird die Geschichte einer Familie in der Schweiz, die gerade in eine neue Wohnung auf dem Land gezogen ist. Vater, Mutter, ein Sohn und eine Tochter im Teenager-Alter und noch eine kleine Tochter. Alles ist harmonisch, eine kleine Idylle. Aber Alice (Ursina Lardi) bemerkt an ihrem Ehemann Frank (Dominique Jann) bald ein paar Merkwürdigkeiten. Er ist verschlossen, wirkt unzufrieden, redet aber nicht darüber.

Als Alice auf dem Familien-Computer auf schwule Webseiten stößt, denkt sie zuerst an ihren Sohn, der ihre Bedenken aber gleich entkräftet. Langsam aber sicher stellt sich heraus, dass Frank auf diesen Seiten verkehrt, der bald auch nicht mehr leugnet, sich zu Männern hingezogen zu fühlen. Für Alice bricht eine Welt zusammen, aber noch will sie das alles nicht wahrhaben. Zunächst versucht sie noch, ihren Mann zum Reden zu bringen und ihn davon zu überzeugen, nur einer Laune zu folgen. Doch je mehr sie bettelt und fleht, ihn mit Körperlichkeiten an die gemeinsame Vergangenheit zu erinnern versucht, umso mehr entgleitet ihr Frank, der inzwischen schon in einen anderen Mann verliebt ist.

Bald schon ist klar, dass ein weiteres Zusammenleben nicht mehr möglich ist. Frank ist zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Liebe zu seinem Freund Pablo (Antonio Buil) und zieht aus der Familienwohnung aus.

Der Film bleibt nun ganz bei Alice und ihrem Umgang mit den Geschehnissen. Liebe, Wut und Verzweiflung reichen sich hier die Hand, bis zum totalen Zusammenbruch, aus dem die Kinder ihre Mutter herausholen müssen. Bis es einen Neuanfang gibt, ist ein Jahr vergangen. So etwas wie Normalität tritt langsam wieder ein und auch Frank taucht wieder in der Geschichte auf, über den wir in der Zwischenzeit nichts weiter erfahren haben.

Die Stärke dieses Films liegt auch darin, eben nicht alles bis zum Erbrechen zu erzählen, sondern durchaus auch Dinge auszulassen. Was genau Frank antreibt, wie sein Verhältnis zu Pablo ist, warum alles passiert ist, das wird nicht weiter thematisiert und das macht auch nichts. Dieser Film überzeugt in erster Linie durch perfektes Schauspiel und wunderbar starke Darsteller, die einfach in jeder Sekunde überzeugen können und den ganzen Film zu einem sehr sinnlichen Erlebnis machen. Das muss man auch erstmal schaffen.

Hier sind es vor allem Ursina Lardi und Dominique Jann, die ausgezeichnete Arbeit leisten und den Film durch ihre ausgesprochen sensible Darstellung extrem sehenswert machen. Ich kann nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, es lohnt sich auf jeden Fall.

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