Montag, 21. September 2015

Die Verlobung des Monsieur Hire

"Die Verlobung des Monsieur Hire" - "Monsieur Hire" ist ein Film von Patrice Leconte aus dem Jahr 1989. Das Drehbuch stammt von Patrice Leconte und Patrick Dewolf und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Georges Simenon, der 1933 erschienen ist. Die Musik stammt von Michael Nyman.

Monsieur Hire (Michel Blanc) ist ein Eigenbrötler und hat nur wenige soziale Kontakte. Der Schneider arbeitet allein in seinem kleinen Atelier, wo er sich ein paar weiße Mäuse hält, um die er sich liebevoll kümmert. Die Menschen in seiner Umgebung meiden den Außenseiter weitestgehend und die Kinder spielen ihm Streiche. Gelegentlich besucht Monsieur Hire ein Bordell, aber daran hat er nun auch kein Vergnügen mehr.

Seit einiger Zeit lebt die junge Alice (Sandrine Bonnaire) im Haus gegenüber und Monsieur Hire kann von seiner Wohnung aus das Leben der hübschen Frau, die ihn immer mehr fasziniert, beobachten. Da er nie das Licht einschaltet, dauert es lange, bis Alice ihn am Fenster bemerkt. Während eines Gewitters sieht sie das bleiche Gesicht des Mannes und erschrickt. Mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen versucht Alice nun, die Bekanntschaft von Monsieur Hire zu machen. Will sie ihn nur kennenlernen oder will sie wissen, was er in ihrer Wohnung gesehen hat?

Eine junge Frau aus der Nachbarschaft wurde ermordet aufgefunden, im gleichen Alter wie Alice. Es war ein Raubmord und das Opfer hat sich gewehrt, so dass der Täter sie im Affekt getötet hat. Der ermittelnde Inspektor (André Wilms) verdächtigt Monsieur Hire, genau wie die Nachbarn, denen der Sonderling schon immer suspekt war, mit dem musste ja etwas nicht stimmen. Wer so zurückgezogen und ohne Freunde lebt, dem ist schließlich alles zuzutrauen, so die Meinung der Leute. Monsieur Hire jedoch weiß, wer für den Mord verantwortlich ist. Emile (Luc Thullier), Alices Freund, ein junger Mann mit zweifelhaftem Charakter, hat die Handtasche der ermordeten jungen Frau in der Wohnung seiner Freundin versteckt.

Monsieur Hire bietet Alice an, mit ihm zusammen in die Schweiz zu ziehen. Dort hat er ein kleines Haus und sie wären in Sicherheit. Er schenkt ihr eine Fahrkarte und wartet am Bahnhof auf sie, leider vergeblich. Alice hat sich anders entschieden und setzt damit eine Kette von Reaktionen in Gang, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Die einzige Liebe im Leben von Monsieur Hire stürzt ihn ins Verderben.

Was für ein wunderbarer kleiner und stiller Film, gerade mal gut 80 Minuten lang. Für mich wirkte das alles ein bisschen aus der Zeit gefallen, der Film hätte auch gut in den sechziger Jahren spielen können. Im Mittelpunkt stehen die sensationellen Darstellerleistungen von Michel Blanc und Sandrine Bonnaire, die absolut authentisch und berührend sind. Besonders Michel Blanc muss hier erwähnt werden, der seinen Part unglaublich gut spielt, fast immer undurchsichtig bleibt und seinen Monsieur Hire mit einer Strenge und Zärtlichkeit ausstattet, dass einem die Worte fehlen. Die wenigen Begegnungen mit Alice sind voll von unterdrückten Gefühlen, die in seinem Inneren brodeln und dabei fast greifbar werden. Fast meint man, auch Alice würde sich zu ihm hingezogen fühlen und vielleicht tut sie das insgeheim auch. Aber leider will die Geschichte ihren handelnden Personen einfach kein Glück gönnen.

Was bleibt, ist eine tragische Lebens- und Liebesgeschichte, die unter die Haut geht, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Ich kann nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, es lohnt sich definitiv, diesem Film eine Chance zu geben.


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