Montag, 18. November 2013

Only God Forgives

"Only God Forgives" ist ein Film von Nicolas Winding Refn (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013. Für die musikalische Untermalung war erneut Cliff Martinez zuständig.

Der Amerikaner Julian (Ryan Gosling) betreibt zusammen mit seinem Bruder Billy (Tom Burke) in Bangkok einen Boxclub. Genau genommen dient der Boxclub aber nur als Fassade für den erfolgreichen Drogenhandel, der hier stattfindet. Billy hat ein krankes Verhältnis zu Frauen und eines Tages vergewaltigt und tötet er im Drogenrausch eine minderjährige Prostituierte. Der ermittelnde Polizist Lt. Chan (Vithaya Pansringarm) bringt den Vater des toten Mädchens dazu, Billy zu töten. Das setzt eine Gewaltspirale in Bewegung, die noch viele Opfer fordern wird.

Crystal (Kristin Scott Thomas), die Mutter von Billy und Julian, die sich daheim um den Drogenhandel kümmert, kommt nach Bangkok, um von Julian Rache für ihren toten Sohn zu fordern. Der zeigt sich nicht sonderlich begeistert von Mutters Plänen, also sucht Crystal sich andere Männer, die für sie töten sollen. Alles läuft aus dem Ruder, denn Chan ist ihnen immer überlegen und schneller als seine Verfolger. Julian fordert Chan zu einem Kampf heraus, bei dem er klein beigeben muss, weil Chan zu stark für ihn ist. Er verliert den Kampf, das hübsche Gesicht ist zu Brei geschlagen und Julian muss erkennen, nichts weiter ausrichten zu können. Doch Chan ist mit seiner Arbeit noch nicht fertig...

Mein lieber Schwan, was für ein Film. Nach seinem großen Erfolg mit "Drive" unterläuft Regisseur Nicolas Winding Refn hier sämtliche Erwartungen, die das Publikum wohl an einen Nachfolgefilm hatte und lässt die Zuschauer verstört zurück. Wirklich ein genialer Schachzug. Die Handlung ist hier eigentlich nur Nebensache, im Mittelpunkt stehen die Bilder, die wie aus einem schlimmen Fiebertraum wirken und direkt in die Magengrube hauen. Knallige rote Farben dominieren das Geschehen, ein Spiel mit Licht und Schatten, dazu der hypnotische Soundtrack und immer wieder Blut. Was ist hier Traum und was ist Wirklichkeit?

Es wird insgesamt nur wenig gesprochen, wer damit Probleme hat, der ist im falschen Film. Auf dieses Werk muss man sich einlassen können, dann funktioniert es fabelhaft. Die Brutalität könnte ebenfalls viele Zuschauer verschrecken, denn dieser Alptraum aus Sex, Gewalt und Tod ist nichts für schwache Nerven. Im Vergleich zu anderen Filmen finde ich hier die FSK16 teilweise doch sehr großzügig.

Die erneute Zusammenarbeit mit Ryan Gosling war so ursprünglich gar nicht geplant, Gosling sprang kurzfristig für einen anderen Schauspieler ein. Viel Text hatte er jedenfalls nicht zu lernen, denn seine Rolle ist eher still gehalten. Ich mag ja Ryan Gosling und halte ihn auch für sehr talentiert, aber er sollte künftig darauf achten, nicht immer wieder in das gleiche Schema gepresst zu werden. Er spielt diese wortlosen und nachdenklichen Typen wirklich gut, aber jetzt reicht es damit auch erst mal.

Ganz anders dagegen die wundervolle Kristin Scott Thomas, hier als Mutter aus der Hölle, mit viel Mut zur Hässlichkeit. So hat man sie noch nie gesehen und sie ist definitiv atemberaubend und beängstigend zugleich. Die heimlich Hauptrolle hat hier aber der gnadenlose Lt. Chan, der von Vithaya Pansringarm perfekt verkörpert wird. Er wirkt so sanft, sein Kragen ist immer blütenweiß und er liebt Karaoke, aber niemand im ganzen Film ist so gefährlich wie er.

Also wer sich auf diesen irren Trip einlassen kann, dem könnte der Film gefallen. Wer aber auf Mainstream steht, der sollte lieber die Finger davon lassen. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung.

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