Sonntag, 2. Februar 2014

Im Auge des Sturms

"Im Auge des Sturms" - "The Eye of the Storm" ist ein Film von Fred Schepisi aus dem Jahr 2011. Das Drehbuch stammt von Judy Morris und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Patrick White.

Die Handlung spielt im Jahr 1972 in Sydney. Die reiche Elizabeth Hunter (Charlotte Rampling) ist Mitte Siebzig, schwer krank und will selbst über den Zeitpunkt ihres Todes entscheiden. Ihre Krankheit fesselt sie ans Bett, sie bekommt starke Medikamente und ihre einzigen Kontaktpersonen sind die Hausangestellten, die Krankenschwestern und ihr Anwalt. Ihr Zustand schwankt zwischen wachen Momenten und Erinnerungen an einen Tag vor zwanzig Jahren, als ein großer Sturm hereinbrach.

Etwas unwillig kommen ihre beiden erwachsenen Kinder zu Besuch, die sonst kaum Kontakt zu ihrer Mutter haben. Jetzt geht es aber darum, das Erbe zu sichern, denn beide leiden ständig unter Geldnot. Basil (Geoffrey Rush) lebt in London und ist ein angesehener Schauspieler, der aber mit ständigen Selbstzweifeln kämpft. Dorothy (Judy Davis) lebt in Paris und war mit einem europäischen Adligen verheiratet. Geblieben ist ihr nach der Scheidung nur der Titel "Prinzessin", weiter nichts.

Elizabeth hat ihre Kinder immer spüren lassen, dass sie nichts von ihnen hält. Sie selbst stammte aus einfachen Verhältnissen, wurde durch die Heirat mit ihrem vermögenden Mann zu einer geachteten Persönlichkeit und tat so, als hätte sie schon immer zur oberen Klasse gehört. Gleichzeitig nahm sie sich alle Freiheiten, hatte zahlreiche Affären, unter anderem auch mit dem jungen Mann ihrer Tochter, an diesem Tag vor zwanzig Jahren.

Basil und Dorothy fühlen sich unwohl in der Gesellschaft ihrer Mutter. Sie schüchtert sie immer noch ein, auch wenn beide nun schon um die Fünfzig sind. Sie hassen es, von ihr abhängig zu sein und müssen sich doch damit abfinden. Aufgewachsen in einer Familie, in der es keine Liebe gab, müssen sie sich jetzt der Vergangenheit stellen, um ihr zukünftiges Leben in den Griff zu bekommen.

Was wird nach dem Tod der ungeliebten Mutter passieren? Wie wird ihr letzter Wille aussehen?

Das ist ein sehr merkwürdiger Film, der mich lange beschäftigt hat. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist er zwar lang, aber nie langweilig. Obwohl, viel passiert hier nicht, es ist recht still und verlangt vom Zuschauer schon einige Konzentration. Wer Action erwartet, der wird sich wahrscheinlich zu Tode langweilen. Andererseits erlebt man hier allerfeinstes Schauspieler-Kino, denn Charlotte Rampling, Geoffrey Rush und Judy Davis sind so brillant, dass einem die Worte fehlen. Allein schon wegen dieser grandiosen Darstellungen muss man diesen Film sehen.

Charlotte Rampling gelingt es mühelos zwischen der Fünfundfünfzig- und der Fünfundsiebzig-jährigen Elizabeth zu wechseln und beide glaubhaft zu verkörpern. Kein Wunder, dass nur sie als Besetzung dieser Rolle in Frage kam. In den Extras der DVD gibt es dazu sehr interessante Interviews mit den Darstellern, dem Regisseur und der Drehbuchautorin. Die kann ich auch nur sehr empfehlen.

Wie schon gesagt, ein merkwürdiger Film, aber auch ein ganz wundervoller, wenn auch bitterer und verstörender Film, den man nicht verpassen sollte. Keine leichte Kost, aber extrem sehenswert.


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