Montag, 10. Februar 2014

The Passenger

"The Passenger" ist ein Film von Tor Iben (Regie, Drehbuch und Produktion) aus dem Jahr 2013. Der Film erscheint aktuell in Frankreich, USA, UK und in den Benelux-Staaten. In Deutschland fand sich leider kein Vertrieb, was sehr schade ist, aber man kann den Film eben z. B. über Amazon UK ordern, was kein Problem sein sollte.

Der junge Nick (Niklas Peters) kommt nach Berlin, um für seinen Vater eine Wohnung zu kaufen. Nick ist bildschön und sehr verführerisch, aber von ihm geht auch eine gewisse Bedrohung aus. Bereits in den ersten Filmminuten sieht man ihn mit blutverschmierten Händen und das wird noch mehrfach passieren. Nick zieht bei dem Fotografen Phillip (Urs Stämpfli) ein, der einen Mitbewohner sucht. Beide verstehen sich sofort und sind sich sympathisch. Phillips beste Freundin Lilli (Lynn Femme) komplettiert das Trio und fühlt sich ebenfalls gleich zu Nick hingezogen.

Lilli ist Schauspielschülerin und probt aktuell ein Theaterstück mit ihrem Kollegen Stefan (Sinan Hancili), aber es gibt immer wieder Differenzen mit dem Regisseur des Stückes (Peter Beck). Diese Szenen und ganz besonders die mit Peter Beck gehören zu den humorvollsten Stellen des Films, der ansonsten auf ein eher tragisches Ende hinausläuft.

Doch noch sind Phillip, Lilli und Nick eine eingeschworene Gemeinschaft, die ihr Leben und ihre Freundschaft genießen. Phillip und Lilli haben keine Ahnung, was wirklich mit Nick los ist und geraten immer stärker in Gefahr, je näher sie ihm kommen. In der Zwischenzeit hat Nick immer wieder Begegnungen mit anderen Personen und lebt seinen Drang aus, sie zu töten. Ein unschuldiger Tourist oder auch eine Ladendiebin, für Nick macht das keinen Unterschied.

"Each man kills the thing he loves", so lautet das Zitat aus Oscar Wildes "The Ballad of Reading Gaol" aus dem Jahr 1898, das hier in Lillis Theaterstück erwähnt wird. Wer mit Fassbinder vertraut ist, kennt das natürlich aus "Querelle". Nick tötet die Menschen die er liebt, weil sie ihm zu nahe kommen. Er badet in ihrem Blut und wäscht es wieder ab. Er kann nicht aus seiner Haut, weil er keine Nähe zulassen kann.

Ja, der Film endet tragisch, Nick zieht weiter, einem ungewissen Schicksal entgegen, aber Phillip und Lilli mussten ihr Leben lassen.

Der neue Film von Tor Iben ist absolut sehenswert. Warum bekommt so ein Film hier in Deutschland keinen Vertrieb? Die Geschichte ist gut, die Darsteller sind sehr sehenswert und es gibt keinen Grund, diesen Film nur im Ausland erscheinen zu lassen.

Schade, denn Tor Iben erzählt hier eine großartige Geschichte, die das Queer-Cinema durchaus bereichert, weil er sich hier eben nicht auf konventionelle Rollenverteilungen einlässt, sondern diese mit Freude durchbricht. Wer hier wirklich homo- oder heterosexuell ist, wen interessiert das überhaupt?

Die Darsteller sind jedenfalls perfekt ausgewählt, Lynn Femme, Niklas Peters und Urs Stämpfli verkörpern ihre Rollen jederzeit glaubwürdig. Insgesamt gesehen ein toller Film, den man nicht verpassen sollte.


  

Keine Kommentare: