"Vendredi soir" ist ein Film von Claire Denis aus dem Jahr 2002. Das Drehbuch schrieb Denis zusammen mit Emmanuèle Bernheim. Kamerafrau war hier erneut Agnès Godard.
Ein Freitagabend in Paris. Laure (Valérie Lemercier) löst ihre Wohnung auf und packt alle ihre Sachen in Umzugskartons. Am nächsten Tag wird sie zu ihrem Freund und in dessen Wohnung ziehen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und man fühlt, dass Laure etwas unsicher ist. Der Abschied von ihrer Wohnung und dem Mietshaus fällt ihr schwer. Ist die Entscheidung für ein neues Leben wirklich richtig, gibt es eventuell einen Weg zurück?
Nachdem die Kartons gepackt sind, macht sich Laure auf zu einem Abendessen bei Freunden. Doch an diesem Abend herrscht in Paris ein Verkehrschaos, weil der öffentliche Personen-Nahverkehr streikt. Die Straßen sind überfüllt mit Autos und es geht höchstens schrittweise voran. Die Nachrichten im Radio wiederholen sich immer wieder und es wird empfohlen Anhalter mitzunehmen, die sonst in der Kälte nur zu Fuß unterwegs wären.
Da klopft Jean (Vincent Lindon) an die Seitenscheibe von Laures Auto und bittet darum, einsteigen zu dürfen. Sie lässt ihn herein und das ist der Beginn einer außergewöhnlichen Nacht, mit der keiner von ihnen gerechnet hat. Lange Zeit noch werden sie im Stau stehen, bevor sich endlich wieder etwas bewegt. Laure ruft von einer Telefonzelle aus ihre Freundin an und teilt ihr mit, nicht zum Abendessen erscheinen zu können. Nun hat sie kein festes Ziel mehr für diese Nacht, aber mit Jean einen Mann an ihrer Seite, der sie immer mehr elektrisiert.
Laure und Jean lassen sich fast wortlos durch die Nacht treiben und nehmen sich schließlich ein Hotelzimmer. Es wird kaum geredet, aber die Anziehung zwischen ihnen ist spürbar. Noch einmal werden sie das Zimmer verlassen, um etwas zu essen, aber dann verbringen sie eine leidenschaftliche Nacht zusammen. Am nächsten Morgen verlässt Laure das Hotel und den schlafenden Jean und läuft durch die Straßen von Paris. Wohin ihr Weg sie führen mag? Wer weiß das schon...
Mal wieder ein wunderbarer Film von Claire Denis, den es hierzulande nicht gibt und den ich mir deswegen im französischen Original mit englischen Untertiteln besorgt habe. Immerhin besser als nichts. Ist das deutsche Publikum aber wirklich nicht bereit für die Filme dieser herausragenden Regisseurin? Gut, in diesem Fall will ich mal nachsichtig sein, der ist wirklich nichts für jeden Geschmack, weil sich die meisten Zuschauer hier wohl tatsächlich langweilen dürften. Muss aber gar nicht sein, denn Claire Denis und Agnès Godard liefern hier wunderbare Bilder einer verzauberten Nacht, in der eigentlich sehr viel passiert, wenn man seine Augen und Sinne offen hat und auch Kleinigkeiten erkennen kann.
Auf jeden Fall sind Valérie Lemercier und Vincent Lindon toll besetzt und fesseln den Zuschauer von Beginn an mit ihrer Darstellung. Man ist ihnen ganz nahe und das in wirklich jeder Szene. Hervorragend gespielt. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich ein größeres Publikum für die Filme von Claire Denis begeistern könnte.
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