"Any Day Now" ist ein Film von Travis Fine aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch schrieb Fine zusammen mit George Arthur Bloom und beruht auf einer wahren Begebenheit.
West Hollywood, 1979. In einem Nachtclub tritt Rudy Donatello (Alan Cumming) regelmäßig als Drag Queen auf. Eines Abends bemerkt er bei seinem Auftritt einen schüchternen Mann im Zuschauerraum, mit dem er sich später noch treffen wird. Paul Fliger (Garret Dillahunt) ist geschieden, noch nicht geoutet und ein junger Rechtsanwalt, der im Büro des Staatsanwalts arbeitet. Rudy und Paul kommen sich schnell näher und die gegenseitige Anziehung zwischen den beiden scheinbar so verschiedenen Charakteren lässt sich nicht übersehen.
Als Rudys Nachbarin Marianna (Jamie Anne Allman) wegen Drogenbesitzes und Prostitution ins Gefängnis kommt, findet Rudy ihren vierzehnjährigen Sohn Marco (Isaac Leyva) allein in der Wohnung vor. Das Jugendamt steckt den Jungen, der am Down-Syndrom leidet, in ein Kinderheim, aus dem Marco aber in der Nacht wegläuft. Nur durch Zufall findet Rudy zusammen mit Paul den Jungen und will ihn bei sich aufnehmen. Sie besorgen sich die schriftliche Zustimmung von Marianna, um von nun an für Marco zu sorgen.
Rudy und Marco ziehen bei Paul ein, der Rudy als seinen Cousin ausgibt. Marco kommt auf eine Schule, die sich auf Kinder mit Behinderungen spezialisiert hat und er blüht zusehends auf. Es vergeht ein Jahr, in dem Rudy und Paul sich liebevoll um Marco kümmern und Rudy an seinem Traum, als Sänger aufzutreten arbeiten kann. Doch plötzlich ziehen dunkle Wolken auf, denn das Paar wird von vielen Menschen einfach nicht akzeptiert. Ein schwules Liebespaar will ein Kind aufziehen? Da steckt man das behinderte Kind eher in ein Heim, als es in liebevoller Obhut zu wissen. Geht es hier um das Wohl des Kindes? Nein, natürlich nicht. Die verlogene Gesellschaft kann halt nur nicht akzeptieren, was sie nicht versteht.
Paul und Rudy müssen vor Gericht einen aussichtslosen Kampf führen, in dem ihnen von allen Seiten Steine in den Weg gelegt werden. Dabei ist besonders erschreckend, wie viel Hass und Niedertracht ihnen währenddessen begegnet. Und in all diesem Schlamassel bleibt Marco auf der Strecke...
Achtung, Taschentuchalarm. Am Ende bleibt wohl kein Auge trocken, weil die Story doch sehr bewegend ist. Vielleicht haben heute nicht mehr ganz so viele Menschen ein Brett vorm Kopf wie noch vor über dreißig Jahren, aber es sind immer noch zu viele, die ihren Hass auf alles, was nicht ihren spießigen Vorstellungen entspricht, lauthals zum Ausdruck bringen müssen. Insofern ist der Film verdammt aktuell, auch wenn er Ende der Siebziger Jahre spielt.
Gespielt ist er übrigens ganz großartig, allein schon die Darstellung von Alan Cumming ist absolut sehenswert. Neben Garret Dillahunt und Isaac Leyva, die ebenfalls toll sind, kann man in den Nebenrollen noch Frances Fisher, Gregg Henry, Alan Rachins und Michael Nouri bewundern. Ausstattung und Musik sind exzellent gewählt, hier passt alles zusammen.
Die DVD ist als UK-Import zu bekommen, eine deutsche Veröffentlichung scheint mir eher unwahrscheinlich zu sein. Schade, denn der Film ist sehr gelungen und absolut sehenswert. Klare Empfehlung.
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