Sonntag, 18. Mai 2014

Hurensohn

"Hurensohn" ist ein Film von Michael Sturminger (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2004 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Gabriel Loidolt. Michael Glawogger hat am Drehbuch mitgearbeitet und Jürgen Jürges war der Kameramann.

Die junge Silvija (Chulpan Khamatova) ist aus Jugoslawien nach Wien gekommen, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben dort. Doch nun, es ist das Jahr 1980, sitzt sie allein mit ihrem kleinen Sohn Ozren da, nachdem sie sich vom Vater des Kindes im Streit getrennt hat. Aber Silvija lässt sich nicht unterkriegen, sie ist fest entschlossen, allein für sich und ihren Sohn zu sorgen. Sie arbeitet als Prostituierte, was für sie nie ein Problem darstellt, und sie verdient damit genug, um auf eigenen Beinen zu stehen.

Die Jahre vergehen, Ozren wächst heran und wird von seiner Mutter vergöttert. Wenn sie zur Arbeit geht, kümmern sich ihre verwitwete Schwester Ljiljana (Ina Gogálová) oder ihr Onkel Ante (Miki Manojlovic) um den Jungen. Die Kleinfamilie funktioniert perfekt und alle lieben den kleinen Ozren, der behütet aufwächst. Irgendwann nennt ihn jemand Hurensohn und Ozren kann mit diesem Wort nichts anfangen. Die verlegenen Erklärungsversuche von Onkel Ante helfen ihm auch nicht weiter, aber bald schon werden ihm andere Mitmenschen erklären, dass seine Mutter eben doch keine Kellnerin ist, wie sie ihm immer gesagt hat. Der kleine Ozren begreift immer noch nichts, bis ihm Peppi (Georg Friedrich), der im Nachtclub um die Ecke als "Mädchen für alles" arbeitet, auf die Sprünge hilft und ihn einen Blick in den Puff werfen lässt.

Als Ozren (Stanislav Lisnic) sechzehn Jahre alt ist, zieht Silvija aus der gemeinsamen Wohnung aus. Sie hat sich zu einer Edel-Prostituierten hochgearbeitet und empfängt ihre wohlhabenden Kunden nun in einer eigenen Wohnung. Tante Ljiljana und Onkel Ante sind wie immer für Ozren da, während sich Silvija nur selten sehen lässt, dann aber immer mit teuren Geschenken erscheint. Ozren arbeitet nun an Peppis Seite im Nachtclub als Hausmeister, was zu einem Streit mit seiner Mutter führt. Er soll sich nicht mit den gewöhnlichen Huren abgeben, doch gleichzeitig schließt sie ihn aus ihrem Leben aus.

Ozren will seine Mutter mit einem Geburtstagsgeschenk überraschen und sie besuchen, doch ihre Adresse hat sie vor ihm geheim gehalten. Er findet sie trotzdem nach einigen Anläufen heraus, zieht seine besten Sachen an und fährt mit dem Geschenk zu Silvija, die gerade einen Kunden erwartet und sorglos die Tür öffnet. Das Treffen endet in einer Tragödie.

Das ist mal wieder so eine kleine Filmperle aus Österreich, die man nicht verpassen sollte, die aber wohl leider viel zu unbekannt ist. Schade, denn diese ungewöhnliche Story um eine Liebe zwischen Mutter und Sohn, die unter widrigen Umständen spielt, ist absolut sehenswert. Die Atmosphäre ist glänzend eingefangen und erinnert durchaus an Fassbinder-Filme.

Die Schauspieler sind hervorragend besetzt, auch in den kleinen Rollen. Die schöne Chulpan Khamatova, der junge Stanislav Lisnic und auch der wunderbare Miki Manojlovic gehen in ihren Rollen auf und begeistern das Publikum. Georg Friedrich ist wie immer die einzig denkbare Besetzung als Peppi und einfach grandios. In einer Nebenrolle als Hure ist auch noch die wunderbare Maria Hofstätter zu erleben.

Hier passt alles zusammen, die Darsteller, die Geschichte, die Ausstattung und die Musik. Große Empfehlung von mir für diesen kleinen, zu Herzen gehenden, schönen und auch traurigen Film.

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