"La vie d'Adèle" - "Blau ist eine warme Farbe" ist ein Film von Abdellatif Kechiche aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Kechiche zusammen mit Ghalia Lacroix und beruht auf dem gleichnamigen Comic von Julie Maroh. Da ich die Vorlage nicht kenne, beziehe ich mich hier nur auf den Film.
Die siebzehnjährige Adèle (Adèle Exarchopoulos) ist noch Schülerin, bereitet sich auf ihr Abitur vor und ist in Liebesdingen noch unerfahren. Mit einem etwas älteren Schüler hat sie ersten Sex und eine kurze Affäre, die sie aber recht schnell beendet. Sie fühlt sich zu einer Mitschülerin hingezogen, doch nach einem ersten Kuss ist auch das schon wieder vorbei. Auf der Straße begegnet ihr die junge Kunststudentin Emma (Léa Seydoux), die sie allerdings erst kurze Zeit später kennenlernen wird. Doch schon nach nur einem Blick auf Emma wird Adèle klar, dass diese Frau ihre erste große Liebe ist.
Ich will hier nicht weiter ins Detail gehen, drei Stunden Film erzählen sich auch nicht so leicht, erst recht nicht, wenn eigentlich gar nicht so viel passiert. Adèle und Emma lernen sich kennen und verlieben sich. Während Emma ihren überaus aufgeschlossenen Eltern völlig unbekümmert ihre neue Freundin vorstellt und diese dort sehr herzlich aufgenommen wird, bemüht sich Adèle ihrerseits, ihren Eltern Emma als Nachhilfelehrerin zu verkaufen, um sie ins elterliche Haus einladen zu können. Bei den beiden verschiedenen Abendessen und den entsprechenden Gesprächen erkennt man sofort den Unterschied der Herkunft der jungen Frauen, der auch später immer wieder in den Vordergrund geraten wird.
Nach einem unbekannten Zeitsprung leben Emma und Adèle zusammen. Emma hat nun ihr Studium abgeschlossen und versucht sich als Künstlerin zu etablieren. Adèle kocht und sorgt für den Haushalt, während sie als Erzieherin in einer Vorschule tätig ist. Sie will unterrichten und Lehrerin werden. Zu Emmas Freunden und Bekannten findet sie keinen echten Zugang, weil diese sich über Dinge unterhalten, von denen sie nichts versteht. Adèle fühlt sich unverstanden und von Emma im Stich gelassen. Aus einer Laune heraus beginnt sie eine kurze und für sie unwichtige Affäre mit einem Kollegen. Als Emma davon erfährt, schmeißt sie Adèle wütend aus der Wohnung.
Drei Jahre später treffen sich die beiden Frauen wieder. Emma lebt mit einer neuen Partnerin zusammen, die ein Kind hat. Adèle liebt Emma immer noch, aber ein erneutes Zusammenkommen wird es nicht geben. Auf einer Vernissage sehen sie sich wieder, doch hier wird endgültig klar, dass ihre gemeinsame Zeit der Vergangenheit angehört.
Ach herrje, das wird jetzt schwer und ich werde mich wohl gleich in die Nesseln setzen. Ich sage es mal so, mir hat der Film schon gefallen, aber es gibt nichts in dieser Geschichte, das man nicht auch in der Hälfte der Zeit hätte erzählen können. Gut, für Adèle war es die erste große Liebe. Die hält aber nun mal nicht für immer, was jeder Zuschauer wohl aus eigener Erfahrung weiß. Wer für diese Erkenntnis tatsächlich drei Stunden Filmlaufzeit braucht, bitte sehr. Insgesamt gesehen finde ich die zahlreichen Lobeshymnen für diesen Film etwas überzogen. Oder sind es doch nur die Sexszenen, die hier die Zuschauer anlocken? Man weiß es nicht.
Sehenswert ist der Film aber auf jeden Fall wegen der überragenden Darstellungen von Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos, die hier wirklich großartig und sehr bezaubernd sind und dafür sorgen, dass man keine Sekunde mit ihnen verpassen will. Trotz allem insgesamt empfehlenswert, wenn auch mit klitzekleinen Einschränkungen, eben kein Film für die große Masse. Aber das ist ja auch schon wieder eine Empfehlung an sich...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen