Samstag, 26. Juli 2014

Tiefe Wasser

"Tiefe Wasser" - "Plynace wiezowce" ist ein Film von Tomasz Wasilewski (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013.

Der junge Leistungsschwimmer Kuba (Mateusz Banasiuk) lebt zusammen mit seiner Freundin Sylwia (Marta Nieradkiewicz) in der Wohnung seiner Mutter Ewa (Katarzyna Herman), die gerne die Kontrolle über ihren Sohn hat und dessen Freundin nicht wirklich mag, sondern nur duldet. Ewa hat hier das Sagen und wenn sie nach Kuba ruft, dann hat er auf der Stelle für sie da zu sein. Kuba liebt Sylwia, aber er hat auch Sex mit Männern, anonym in den Waschräumen des Schwimmbads, in dem er trainiert.

Man wird aus Kuba nicht schlau, er wirkt bedrückt, nicht wirklich glücklich. Zu sehr fühlt er sich von allen unter Druck gesetzt. Von seiner dominanten Mutter, von seiner Freundin und von seinem Trainer. Er könnte als Schwimmer großen Erfolg haben, aber auch hier entzieht er sich, weil auch das ihm kein Glücksgefühl vermittelt. Es ist fast so, als würde er auf etwas größeres warten, eine Sache die ihn begeistern könnte, um aus seinem tristen Leben auszubrechen.

Auf einer Vernissage lernt Kuba den jungen und hübschen Studenten Michal (Bartosz Gelner) kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Mit Michal an seiner Seite erlebt Kuba erstmals Augenblicke des Glücks und der Freiheit. Doch diese kurzen Episoden sind trügerisch, denn die Wirklichkeit holt die beiden jungen Männer immer wieder ein. Ihr Umfeld kann eine Liebe zwischen Männern nicht akzeptieren. Als Michal sich vor seinem Vater als schwul outet, übergeht dieser das einfach, während die homophoben Jungs aus der Nachbarschaft nur auf ihren Einsatz warten.

Ewa verbündet sich schließlich schweren Herzens mit der ungeliebten Sylwia, um ihren Sohn zur Ordnung zu rufen. Sylwia ist schwanger und nun müssen Pläne gemacht werden, wie das Kind versorgt werden kann und wer für dessen Unterhalt sorgen wird. Kuba muss sich wortlos seinem Schicksal fügen, aber Michal trifft es noch wesentlich schlimmer.

Müsste ich diesen Film mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre es dieses: Traurig. Ganz ehrlich, dieser Film kann Depressionen auslösen. Als Zuschauer ist man wie Kuba gefangen in einem Teufelskreis aus Druck und Lieblosigkeit, die von den anderen wahrscheinlich als Liebe interpretiert wird. Es gibt kein Entkommen, für keinen von ihnen. Man arrangiert sich, mehr nicht. Übrig bleibt nur Traurigkeit.

Das ist keine leichte Kost, was wohl auch nicht anders zu erwarten ist. Es wird nicht viel gesprochen, die Musikuntermalung ist sparsam, aber dann auf den Punkt genau eingesetzt. Die Darsteller sind allesamt perfekt besetzt, hier gibt es gar nichts zu meckern. Erwähnen muss ich hier aber noch den Kameramann Jakub Kijowski, der wunderbare und gleichzeitig sehr triste Bilder von Warschau einfängt, die unter die Haut gehen. Sehr gelungen.

Man muss sich auf die Stille und die Langsamkeit dieses Films einlassen können, um ihn zu erfassen. Wie gesagt, er ist traurig, aber nicht nur deswegen sehr sehenswert. Große Empfehlung.


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