Mittwoch, 30. Juli 2014

Eine fatale Entscheidung

"Eine fatale Entscheidung" - "Le petit lieutenant" ist ein Film von Xavier Beauvois aus dem Jahr 2005. Das Drehbuch schrieb Beauvois zusammen mit Guillaume Bréaud, Jean-Eric Troubat und Cédric Anger. Kamerafrau war hier Caroline Champetier.

Der junge Leutnant Antoine Derouère (Jalil Lespert) kommt gerade frisch von der Polizeischule und hat sich ohne Wissen seiner jungen Ehefrau Julie, die als Lehrerin in Le Havre arbeitet, bei der Mordkommission in Paris beworben und auch eine Stelle erhalten. In Le Havre wolle er nicht versauern, ein Mordfall im Jahr wäre ihm zu wenig.

In Paris kommt Antoine in die Abteilung von Caroline Vaudieu (Nathalie Baye), die nach zwei Jahren Pause und der Arbeit in anderen Abteilungen nun wieder ihren Dienst in der Mordkommission antritt. Caroline hatte ein Alkoholproblem, geht immer noch zu den Anonymen Alkoholikern, fühlt sich aber bereit, ihren alten Job wieder aufzunehmen. Den jungen Antoine schließt sie gleich in ihr Herz, denn er erinnert sie an ihren Sohn, der zwar schon als Kind gestorben ist, aber jetzt ungefähr im gleichen Alter wäre.

Ein erster Fall steht an, ein polnischer Obdachloser wird aus der Seine gefischt. Antoine erkennt den Mann wieder, er verbrachte die Nacht zuvor in der Ausnüchterungszelle der Polizei. Die Kommissare der Abteilung ermitteln nun unter den polnischen Obdachlosen und erhalten Hinweise auf zwei Russen, die mit dem Verstorbenen Kontakt hatten. Die Ermittlungen laufen unspektakulär ab, es werden mögliche Zeugen befragt und verschiedene Wohnheime nach den Russen abgesucht.

Antoine lässt sich von der eintönigen Arbeit nicht abschrecken, für ihn ist das alles spannend, eben wie in den Filmen die er gesehen hat. Deswegen ist er zur Mordkommission gekommen, doch genau das wird ihn das Leben kosten. Sein Kollege, der längst ermüdet und desillusioniert ist, geht lieber in ein Café, als noch ein Wohnheim zu durchsuchen. So trifft Antoine mehr durch Zufall allein auf einen der Verdächtigen, der allerdings kurzen Prozess macht. Antoines Kollege kommt viel zu spät, um noch irgendetwas bewirken zu können.

Der schwerverletzte Antoine kommt auf die Intensivstation eines Krankenhauses und ringt mit dem Tod. Caroline fühlt sich für ihn verantwortlich und betrinkt sich an diesem Abend. Sie landet schließlich betrunken bei einem alten Freund, dem Richter Serge Clermont (Jacques Perrin). Kurze Zeit später verstirbt Antoine an seinen schweren Verletzungen, doch der Mordfall kann noch gelöst werden. Caroline verzweifelt darüber und blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.

Wer hier auf platte Action aus ist, von dem möchten wir uns an dieser Stelle gleich verabschieden. Nein, dieser französische Polizeifilm ist etwas ganz anderes, als man es von amerikanischen Filmen gewohnt ist. Hier geht es um die Polizeiarbeit an sich, die eben auch ganz unspektakulär ist, wo einfach mal nichts passiert, wo einfach Menschen gezeigt werden, die ihren Job machen und dabei eigene Probleme haben, die sie mit sich herumtragen. Das ist dem Regisseur Xavier Beauvois besonders gut gelungen.

Was wären aber alle diese guten Drehbücher und Regieanweisungen ohne die entsprechenden Darsteller und da hat der Film ja einiges vorzuweisen. Hier muss man besonders Nathalie Baye, Jalil Lespert und Roschdy Zem erwähnen, die nur die prominenteren Namen sind. Der Rest des Casts macht seine Sache aber ebenso gut.

Der Film an sich ist wohl leider ziemlich unbekannt, was wirklich sehr schade ist. Mich hat er jedenfalls sehr fasziniert, auch beim wiederholten Anschauen. Wer also auf Action verzichten kann und sich auf eine ruhig erzählte Geschichte mit exzellenten Schauspielern einlassen möchte, dem kann ich diesen Film hier nur sehr empfehlen.

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