Dienstag, 12. Februar 2013

Jesus, Du weißt

"Jesus, Du weißt" ist ein Dokumentarfilm von Ulrich Seidl aus dem Jahr 2003.

Ulrich Seidl zeigt in diesem Film Menschen bei ihrem Gespräch mit Gott bzw. Jesus in der Kirche. Ohne Scheu reden sich die Gläubigen ihre Probleme von der Seele und blicken dabei direkt in die Kamera, als wären sie ganz allein. Sie reden über ihre Schwierigkeiten im Leben, ihre Probleme im Zusammenleben mit anderen und über alles, was ihnen auf der Seele liegt. Gott wird für sie zu einem Beichtvater, einem Psychiater, einem Lebensberater, auch wenn er keine Antwort geben kann.

Die Menschen ziehen Gott ins Vertrauen, machen ihn zu ihrem Komplizen, wenn ihr Handeln mal nicht so wirklich in Ordnung ist und besprechen sich mit ihm, wie mit einem guten Freund. Es herrscht eine große Intimität bei diesen Gesprächen, die wie selbstverständlich vorausgesetzt wird.

Es werden Dinge erzählt, die man vielleicht nur seinem besten Freund unter der Hand anvertrauen würde, aber da diese Menschen offensichtlich niemanden sonst haben, dem sie sich offenbaren können, wird Gott hier zum Vertrauten, der sich wortlos alles anhört, ohne zu urteilen.

Die einzelnen Schicksale werden hier nicht vorgeführt, sondern bleiben einfach so für sich stehen. Ulrich Seidl vermeidet jede Wertung, er zeigt die Dinge einfach so, wie sie sind. Der Zuschauer kann für sich entscheiden, was er davon hält, aber verurteilt werden muss hier niemand. Die Menschen leben ihren Glauben und erhoffen sich Verständnis für ihr Leben und ihre Entscheidungen, ganz egal wie diese auch ausfallen.

Ein ehrlicher Film, der zwar absurde Züge hat, aber den Menschen ihren Stolz lässt. Man muss sie nicht mögen, aber man spürt ihre Einsamkeit und Verzweiflung. Wenn sie im Gespräch mit Gott eine Linderung ihrer Qualen spüren, dann muss man das akzeptieren. So einen Film kann jedenfalls nur Ulrich Seidl schaffen. Das Filmland Österreich ist für seine begnadeten Filmemacher zu beneiden.

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