Sonntag, 27. April 2014

Hedwig and the Angry Inch

"Hedwig and the Angry Inch" ist ein Film von John Cameron Mitchell (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2001. Die Musik stammt von Stephen Trask. Mitchell war bereits seit 1994 mit den Arbeiten an "Hedwig" beschäftigt, ehe es im Jahr 1998 als Off-Broadway-Stück Premiere hatte und schon nach kurzer Zeit zum Erfolg wurde. Daraufhin entstand der Plan, den Stoff zu verfilmen, mit John Cameron Mitchell als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller. Ein gewagtes Experiment, das hundertprozentig funktioniert hat.

Die Geschichte von Hedwig wird durch die zahlreichen und wirklich großartigen Rock-Songs erzählt, schließlich sind wir hier in einem Musical, wenn auch in einem sehr besonderen. Keine Angst vor dem Wort Musical, das hier ist etwas völlig anderes.

Die Titelfigur Hedwig (John Cameron Mitchell) ist als Hansel in Ost-Berlin aufgewachsen, wo er mit seiner Mutter (Alberta Watson) gelebt hat, nachdem diese sich von Hansels Vater getrennt hatte. Der erwachsene Hansel verliebt sich 1988 in den amerikanischen Sgt. Luther Robinson (Maurice Dean Wint), der ihn heiraten und mit in die Staaten nehmen will. Zuvor muss sich Hansel jedoch einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, bei der allerdings einiges schief geht. Robinson heiratet Hansel, der sich jetzt Hedwig nennt, und nimmt ihn mit nach Amerika, trennt sich aber bald von ihm, vor allem wegen der missratenen Operation.

Hedwig sitzt allein und verlassen in einem Trailer-Park fest und sucht nach einer Aufgabe. Schließlich gründet sie eine Band, wird deren Sängerin und tourt durch das Land. Sie verliebt sich in den jungen Tommy (Michael Pitt), der ihr ihre Songs klaut und damit als Tommy Gnosis Karriere macht. Hedwig wird verbittert, muss von ihrer Managerin Phyllis Stein (Andrea Martin) davon abgehalten werden, Tommy auf Schritt und Tritt zu folgen und auch ihre neue Beziehung zu Yitzhak (Miriam Shor) steht unter keinem guten Stern. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte...

"Hedwig and the Angry Inch" ist ein überaus erfolgreiches Musical, das immer wieder durch die Presse geht. In Deutschland hat z. B. Sven Ratzke damit großen Erfolg als Hedwig feiern können und aktuell steht Neil Patrick Harris als Hedwig in New York auf der Bühne. Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, die DVD bereits seit zwei Jahren zu besitzen und irgendwie vergessen zu haben. Nun endlich habe ich den Film gesehen und bin total begeistert davon. Wie konnte ich dieses Juwel nur so lange ignorieren? Ein echtes Versäumnis.

Die DVD ist immer noch nur als Import zu bekommen, verfügt aber über englische Untertitel, das sollte also kein Problem darstellen. Als Bonus gibt es unter anderem eine ausführliche Dokumentation über die Entstehung von "Hedwig" als Bühnenstück und als Film, sowie die einzelnen Songs. Das alles ist sehr gut gelungen.

Ich gerate hier ins Schwärmen und möchte wirklich jedem diesen Film empfehlen, dabei habe ich noch gar nicht die herausragende Leistung von John Cameron Mitchell erwähnt, der hier unglaublich brillant vor und hinter der Kamera agiert und die Songs auch noch selbst singt. Er ist dabei nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern trägt das ganze Stück allein. Jede Gefühlsregung kann man in seinem Gesicht ablesen, von glücklich bis traurig, alles ist perfekt eingefangen. Er ist hier der Star, aber der Rest der Besetzung ist ebenso sehenswert.

Also, ran an den Film und viel Spaß mit "Hedwig and the Angry Inch". Es lohnt sich. Und wer sich hier fragt, wer ist eigentlich Mann oder Frau? Wen interessiert das überhaupt? Genießt den Film und die Musik.

Montag, 21. April 2014

Gold

"Gold" ist ein Film von Thomas Arslan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013.

Ich muss hier mal gleich zu Beginn ein bisschen meckern, nicht über den Film, aber über die vorwiegend schlechten Kritiken, die ich darüber gelesen habe. Scheinbar nimmt sich niemand mehr die Zeit, einen Film zu verfolgen, in dem nicht ständig etwas in die Luft fliegt oder große Monster auftauchen. Verdammt nochmal, können wir vielleicht mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und einfach Geschichten folgen, die wirklich etwas zu erzählen haben, auch wenn es nicht andauernd kracht und scheppert?

"Gold" erzählt die Geschichte von sieben Menschen, die sich im Sommer 1898 in Kanada auf den Weg machen, die Goldfelder am Klondike zu erreichen. Jeder von ihnen hat die Illusion von einem besseren Leben und Reichtum vor sich, aber genauso ist allen Teilnehmern klar, dass sie ihr Ziel vermutlich nie erreichen werden. Soweit die Ausgangssituation.

Der zwielichtige Gruppenführer Wilhelm Laser (Peter Kurth) verspricht eine angenehme Reise, die in sechs Wochen zu bewerkstelligen wäre. Insgesamt 1500 Km gilt es dabei zu überwinden, doch noch ist die Gruppe der Reisenden voller Hoffnung. Maria und Otto Dietz (Rosa Enskat und Wolfgang Packhäuser) sind für die Verpflegung zuständig, Joseph Rossmann (Lars Rudolph) will seine Frau und seine vier Kinder in New York unterstützen, Gustav Müller (Uwe Bohm) ist ein Journalist, der die Reise als Protokoll festhalten will und Emily Meyer (Nina Hoss) ist geschieden und auf der Suche nach einer Zukunft. Um die Pferde kümmert sich der schweigsame Packer Carl Boehmer (Marko Mandic).

Es wird für alle eine beschwerliche Reise, zuerst bleibt der zerbrochene Küchenwagen auf der Strecke, dann verendete Pferde, die Gruppe wird langsam dezimiert. Laser entpuppt sich als Gauner und kann entkommen, aber Hoffnung gibt es weder für ihn, noch für den Rest der Gruppe. Verzweiflung und Mutlosigkeit machen sich breit. Und dann sind auch noch zwei Rächer hinter Carl Boehmer her.

Den weiteren Verlauf will ich hier gar nicht verraten, auch wenn noch einiges passiert. Die Musik erinnert doch sehr an "Dead Man", was hier aber auch gut passt. Der Film nimmt seine Protagonisten ernst, lässt sie nie im Stich und begleitet besonders Nina Hoss und Marko Mandic auf ihrem Weg, die hier beide völlig unaufgeregt spielen und ihren Rollen dadurch noch mehr Tiefe verleihen.

Man muss als Zuschauer schon etwas Geduld aufbringen, um diesen Film wirklich fassen zu können. Offensichtlich können das die wenigsten. Schade, denn dieser Film ist weitaus besser, als die meisten Kritiker meinen. Ich habe ihn jetzt schon mehrfach gesehen und finde ihn einfach sehr gelungen und vor allen Dingen fantastisch besetzt. Wer das nicht versteht, der kann sich gerne was anderes anschauen.

Wut im Bauch

"Wut im Bauch" - "Over the Edge" ist ein Film von Jonathan Kaplan aus dem Jahr 1979. Das Drehbuch stammt von Tim Hunter und Charly Haas.

"New Granada" ist eine neu erbaute künstliche Vorstadt in der Wüste, eine Neubausiedlung im Nirgendwo. Die Erwachsenen wollen hier vor allem Ruhe und Frieden haben, nur an die Jugendlichen hat hier niemand gedacht. Eine etwas abseits gelegene Wellblechhütte mit karger Ausstattung dient als "Jugendzentrum". Dort gibt es zwar auch eine weibliche Aufsicht, die sich um die Teenager kümmert, aber insgesamt auch nichts weiter ausrichten kann. Die Jugendlichen sind frustriert und genervt von der Einöde um sie herum.

Die Eltern machen sich weiter keine Gedanken um ihre Kinder, sie leben ihren Traum von einem perfekten Dasein, in dem alles wunderbar funktioniert. Die Teenies sehen das allerdings ganz anders und lassen ihrem Frust freien Lauf. Sie schlagen ihre Zeit tot mit Diebstählen, Alkohol und Drogen. Gerne wird auch der örtliche Sergeant Doberman (Harry Northup) geärgert, der seinerseits die Jugendlichen auf dem Kieker hat und sie nach Strich und Faden schikaniert.

Um den Wohlstand in "New Granada" anzukurbeln, sollen reiche Investoren in die Stadt gelockt werden. Aus diesem Grund wird geplant, das Jugendzentrum für einen Tag zu schließen, um die verhaltensauffälligen Teenager unter den Teppich zu kehren. Der Plan geht aber gründlich schief, weil Doberman die Kids erneut provoziert, was diese sich nicht gefallen lassen. Die Investoren verlassen daraufhin genervt die Stadt.

Doch das ist erst der Anfang einer Katastrophe, die sich nun nicht mehr aufhalten lässt. Einer der Jugendlichen wird von Doberman erschossen, das ändert alles. Gemeinsam ziehen die Teenager zur Schule, in der die Eltern gerade eine Krisensitzung abhalten. Dort lassen die Kids ihrer Wut freien Lauf...

Wer sich diesen sehr sehenswerten Film, der hierzulande gerade erst auf DVD veröffentlicht wurde, angesehen hat, der möge sich bitte auch noch den ausgesprochen informativen Audio-Kommentar anhören, der von Jonathan Kaplan, Tim Hunter, Charly Haas und dem Produzenten George Litto gesprochen wird und der zudem noch untertitelt ist. Hier erfährt man eine Menge über die Entstehung des Films, die Besetzung der Jugendlichen und jede Menge Anekdoten aus dieser Zeit. Bitte nicht verpassen.

Matt Dillon hat hier im Alter von fünfzehn Jahren sein Filmdebüt gegeben, mehr dazu gibt es ebenfalls im Kommentar zu erfahren. Neben ihm gibt es tolle Darstellungen von Vincent Spano, Michael Eric Kramer, Tom Fergus, Pamela Ludwig und vielen anderen zu sehen. Der Soundtrack überzeugt mit Songs von Cheap Trick, The Cars, The Ramones und Van Halen, um nur einige zu nennen.

Insgesamt gesehen ein äußerst empfehlenswerter Film, den man wirklich nicht verpassen sollte.


Sonntag, 20. April 2014

Cutter's Way

"Cutter's Way" ist ein Film von Ivan Passer aus dem Jahr 1981. Das Drehbuch stammt von Jeffrey Alan Fiskin und beruht auf dem Roman "Cutter and Bone" von Newton Thornburg.

Ein paar Worte vorweg: "Cutter's Way" ist ein ganz besonderer Film, den ich vor einigen Monaten das erste Mal gesehen habe und der mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Wenn man sich ein wenig in die Geschichte hinter dem Film einliest, dann kann man erfahren, dass ihm leider kein Erfolg beschieden war. Der Film hat seine Zeit und sein Publikum verfehlt, ist weitgehend unbekannt, wird aber unter Film-Fans als Geheimtipp gehandelt und das völlig zu Recht.

Die Handlung spielt in Santa Barbara. Hier lebt der attraktive, aber mittellose Richard Bone (Jeff Bridges), ein junger Mann um die Dreißig, in den Tag hinein. Tagsüber arbeitet er im Yachthafen, soll potenzielle Kunden für Segelboote interessieren, während er nachts als Gigolo reiche und gelangweilte Frauen trifft. Sein bester Freund ist Alex Cutter (John Heard), ein verbitterter und zynischer Vietnam-Veteran, der im Krieg ein Auge, einen Arm und ein Bein verloren hat. Cutter trinkt zuviel, ebenso wie seine Frau Maureen (Lisa Eichhorn), für die das Leben an der Seite ihres Mannes längst zur Qual geworden ist, der sie nichts mehr entgegenzusetzen hat. Richard, Alex und Maureen wohnen zusammen in einem Haus und Maureen ist beiden Männern in Liebe verbunden, was ihre Situation nicht einfacher macht. Nie würde sie ihren Mann verlassen und auch Richard könnte sich niemals aufraffen, seinem Freund die Frau auszuspannen. Sie alle sind einander ausgeliefert, bilden aber eine verschworene Gemeinschaft, die trotzdem irgendwie funktioniert.

Eines Nachts bleibt Richard mit seinem klapprigen Wagen in einer Seitenstraße liegen. Er bemerkt hinter sich ein anderes Fahrzeug und einen Mann mit Sonnenbrille, der etwas in einem Müllcontainer ablädt. Am nächsten Morgen wird dort die Leiche einer jungen Frau gefunden und Richard wird verhaftet, weil sein Auto immer noch dort steht. Er wird stundenlang verhört und schließlich freigelassen, gilt aber als wichtiger Zeuge.

In Santa Barbara wird gefeiert und es finden Paraden statt, die Richard zusammen mit Alex und Maureen besucht. Als der reiche Öl-Unternehmer J.J. Cord (Stephen Elliott) an Richard vorbeireitet, glaubt dieser, in ihm den verdächtigen Mann aus der letzten Nacht wiederzuerkennen. Das ruft seinen Freund Alex auf den Plan, der von nun an alles daran setzt, dem vermeintlich Schuldigen den Mord nachzuweisen. Wie besessen macht sich Alex an die Arbeit, Cord als Mörder der jungen Frau zu überführen. Der verbitterte Alex sucht ein Ventil, endlich jemanden büßen zu lassen, einen der reichen und erfolgreichen Männer, die sich selbst nie die Hände schmutzig machen und immer davon kommen, weil sie mit ihrem Vermögen unantastbar sind. Er will sich rächen, für all das was man ihm angetan hat. Zusammen mit Valerie Duran (Ann Dusenberry), der Schwester der ermordeten Frau, geht er auf einen Rachefeldzug, der alle ins Verderben stürzen wird.

An dieser Stelle eine kleine Warnung, wer auf leichte Unterhaltung steht, der sollte von diesem Film Abstand nehmen. Hier wird es einem nicht leicht gemacht, die Handlung ist sperrig und die Charaktere sind es auch. Wer sich aber darauf einlassen kann, der wird mit einem wunderbaren Film belohnt, der sich zwar nie so richtig greifen lässt, aber definitiv unter die Haut geht. Das liegt natürlich in erster Linie an der fantastischen Besetzung mit Jeff Bridges, der hier übrigens umwerfend gut aussieht, dem damals noch nahezu unbekannten John Heard, der seine Rolle großartig spielt und der fabelhaften Lisa Eichhorn. Dieses Trio trägt den ganzen Film und begeistert einfach und allein durch glaubhaftes Schauspiel. So müssen gute Filme sein und nicht anders.

Es ist eine Schande, dass dieses Juwel so unbekannt ist. Anfang der Achtziger Jahre war das Bombast-Kino angesagt (ist das heute anders?) und dieser Film hatte keine Chance. Die Zeit des "New Hollywood" war vorbei, genau da möchte ich ihn aber einordnen. Ein toller Film, der jeden Zuschauer verdient hat, eben ein Meisterwerk, wenn auch ein verkanntes.


Samstag, 19. April 2014

Cloudburst

"Cloudburst" ist ein Film von Thom Fitzgerald (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011 und basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück, das ebenfalls von Fitzgerald stammt.

Stella (Olympia Dukakis) und Dot (Brenda Fricker) sind seit nunmehr 31 Jahren ein Paar und leben zusammen in Dots Haus in Maine. Die inzwischen achtzigjährige Stella und ihre fünfundsiebzigjährige Partnerin Dot können sich ein Leben ohne einander nicht vorstellen. Dot ist bereits vor langer Zeit erblindet, aber Stella weicht ihr nicht von der Seite und kümmert sich liebevoll um sie.

Als Dot wegen einer Verletzung ins Krankenhaus muss, schaltet sich ihre nichtsahnende Enkelin Molly (Kristin Booth) ein, die Dot in ein Pflegeheim abschieben und das Haus verkaufen will. Doch damit ist Stella nun überhaupt nicht einverstanden und will um ihre Liebe und ihr bisheriges Leben kämpfen. Gegen Stellas Willen bringt Molly ihre Großmutter ins Heim, wobei ihr Mann Tommy (Michael McPhee), der örtliche Polizist, nur ungern behilflich ist. Molly scheint nämlich die einzige zu sein, die nichts von der Liebesbeziehung der beiden alten Frauen weiß.

Stella schleicht sich in der Nacht in das Pflegeheim um mit Dot zu fliehen, die dort bereits auf ihre Liebste gewartet hat. Zusammen machen sie sich in ihrem alten Wagen auf den Weg nach Kanada. Dort wollen sie rechtmäßig heiraten, damit sie niemand mehr trennen kann. Da sie vermutlich von der Polizei gesucht werden, nehmen sie einen Anhalter mit, um nicht weiter aufzufallen. Die Wahl fällt auf den jungen Prentice (Ryan Doucette), einen Stripper bzw. Tänzer. Der ist ganz begeistert von den beiden alten Frauen und wird sie von da an als treuer Freund begleiten, weil seine eigene familiäre Situation auch nicht gerade rosig ist.

Prentice bietet sich als Trauzeuge an, aber bevor geheiratet werden kann, beginnt Dot noch eine humorvolle Diskussion mit Stella, ob sie sich wirklich auf Dauer binden wollen. Die nie um einen zynischen Spruch verlegene Stella gerät ihrerseits ins Grübeln und dann taucht auch noch Molly auf, um ihre Großmutter zur Besinnung zu bringen. Doch dieses Mal hat sie die Rechnung ohne ihren Mann Tommy gemacht, der sie zum Schweigen bringt.

Das Ende verrate ich hier nicht, diesen Film muss man wirklich selbst gesehen haben. Es wird noch sehr traurig, aber gleichzeitig auch sehr lustig. Prentice hat noch einen sehr gelungenen Auftritt, bei dem garantiert kein Auge trocken bleibt, versprochen.

Dieser Film ist ganz wunderbar und er ist wahrlich hochkarätig besetzt. Die herrlich kratzbürstige Olympia Dukakis und die sanfte Brenda Fricker sind als altes Liebespaar ein Traum und gewinnen im Handumdrehen jedes Herz. An ihrer Seite glänzt der junge Ryan Doucette, den Regisseur Thom Fitzgerald ausgesprochen sexy in Szene setzt. Dieses Trio hat es wirklich in sich, anders kann man das nicht sagen.

Ein Film, der von Anfang bis Ende begeistert und dessen HauptdarstellerInnen so fabelhaft sind, dass man sich nur schwer von ihnen verabschieden kann. Unbedingt anschauen.


Freitag, 18. April 2014

Die schönen Tage

"Die schönen Tage" - "Les beaux jours" ist ein Film von Marion Vernoux (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013 und beruht auf einem Roman von Fanny Chesnel, die auch am Drehbuch mitgewirkt hat.

"Les beaux jours" ist der Name des Senioren-Clubs, für den die sechzigjährige Caroline (Fanny Ardant), die ihren Job als Zahnärztin aufgegeben hat, von ihren beiden Töchtern ein Schnupper-Abo erhalten hat. Ihr Mann Philippe (Patrick Chesnais) ist noch berufstätig, während Caroline sich nun langweilt und nichts mit ihrer Zeit anzufangen weiß. Also besucht sie besagten Club und verlässt ihn auch ziemlich schnell wieder, weil ihr die angebotenen Kurse und die Teilnehmer so gar nicht zusagen. Hier hat sie noch nichts zu suchen, das ist auch dem Zuschauer schnell klar.

Wegen eines Computer-Problems kehrt sie jedoch zurück und lernt den jüngeren Julien (Laurent Lafitte) kennen, der hier Kurse gibt. Julien ist ein sympathischer Draufgänger, geht auf die Vierzig zu und hat keine feste Beziehung. Treue ist für ihn ein Fremdwort, er liebt die Frauen und hat immer mehrere Affären gleichzeitig. Auch zwischen Caroline und Julien knistert es recht schnell und beide stürzen sich in eine heftige Affäre, deren Ausgang noch nicht wirklich klar ist. Caroline genießt das Begehren von Julien, sie lebt wieder auf, was allerdings auch ihrem Mann nicht lange verborgen bleibt.

Hört sich doch alles ganz nett an, oder? Warum nur musste daraus so ein quälend langweiliger Film werden, der den Zuschauer mehrfach fast in den Tiefschlaf versetzt? Einzig wegen der wunderbaren und schönen Fanny Ardant kann man sich diesen lahmen Film anschauen, auch wenn ich sie mit blonden Haaren etwas gewöhnungsbedürftig finde. Sie ist in jeder Szene hinreißend, aber auch Laurent Lafitte und Patrick Chesnais können sehr wohl überzeugen.

Insgesamt ist mir das alles aber zu brav und vorhersehbar, während die gleiche Geschichte andersrum erzählt (älterer Mann trifft jüngere Frau) schon tausend Mal verfilmt wurde. Hier gibt es am Ende keine Überraschung, wenn Caroline natürlich zu ihrem Gatten zurückkehrt, so muss es eben sein. Der jüngere Geliebte bekommt eine noch jüngere neue Freundin, also alles wie gehabt. Wie öde.

Schade um die großartige Fanny Ardant, die einen besseren Film verdient hätte. Den hier muss man nicht unbedingt gesehen haben, es lohnt sich nicht wirklich. Und in einem Töpferkurs will ich diese tolle Frau schon gar nicht sehen.


Sonntag, 13. April 2014

Monster Pies

"Monster Pies" ist ein Film von Lee Galea (Regie, Drehbuch, Produzent) aus dem Jahr 2013. In Deutschland wird der Film unter dem Titel "Beautiful Love" vertrieben, aber der Originaltitel passt einfach besser. Wer den Film gesehen hat, der wird das verstehen.

Die Geschichte spielt in den Neunziger Jahren in Australien. An der High-School lernt der siebzehnjährige Mike (Tristan Barr) den gleichaltrigen William (Lucas Linehan) kennen, der neu in der Klasse ist und bisher noch keinen Anschluss gefunden hat. Mike, der genau wie William ein Außenseiter zu sein scheint, fühlt sich gleich hingezogen zu dem Neuen. Da kommt ihm die Aufgabe im Englisch-Unterricht gerade recht. Die Schüler sollen kleine Gruppen bilden und die Geschichte von "Romeo und Julia" neu erzählen.

Mike und William wollen daraus einen kleinen Film machen, weil William eine Kamera besitzt und bereits an seiner letzten Schule einen Kurzfilm gedreht hat. In ihrem Projekt verlieben sich das Monster aus Frankenstein und ein Wolfsmensch ineinander und ziehen dadurch den Zorn ihrer Mitmenschen auf sich, die das Paar nicht akzeptieren wollen und verfolgen.

Auch im wahren Leben verlieben sich Mike und William nach und nach, auch wenn beide noch unsicher und verschlossen sind. Die Angst vor der Reaktion ihrer Umwelt ist noch stärker, als ihre Liebe zueinander. Mikes Eltern sind geschieden und er lebt bei seiner Mutter, seinen Vater sieht er nicht sehr oft. Seinen kleinen Bruder hat Mike bei einem tragischen Unfall verloren. Er spricht nicht gerne darüber, die Wunde über diesen Verlust ist noch nicht verheilt.

William lebt bei seinem gewalttätigen Vater, nachdem seine Mutter durch einen brutalen Übergriff ihres Mannes einen Hirnschaden erlitten hat und in einer Anstalt untergebracht ist. Sie ist nicht ansprechbar und auch die regelmäßigen Besuche ihres Sohnes nimmt sie kaum wahr.

Eine schwierige Situation für Mike und William, die sich nur kurze Auszeiten für ihre Liebe nehmen können, aber ansonsten noch nicht die Kraft haben, darum zu kämpfen. Doch während Mike immer mutiger wird, gelingt es William nicht, sich seinen Ängsten zu stellen, zumal die Menschen in ihrem privaten Umfeld mit Sicherheit immer genau die falsche Reaktion zeigen.

Eigentlich war ich erst etwas skeptisch, mir diesen Film anzusehen. Mal wieder eine Geschichte um zwei schwule Jungs, die mit sich selbst noch nicht klar kommen und an ihrer Umgebung scheitern. Das gab es ja schon hundertfach und es macht mich persönlich immer wieder wütend, wenn man die Reaktionen der Familien und Freunde erleben muss, die nur mit Unverständnis auf die Liebe der Protagonisten reagieren können. Können wir nicht einfach mal einen Schritt weiter gehen und zulassen, dass sich ein Mensch in einen anderen verliebt, egal ob Mann oder Frau?

"Monster Pies" beginnt jedenfalls erst ziemlich ruhig und für das Thema eher gewöhnlich, man sieht ihm das geringe Budget an, die wirklich fabelhaften Hauptdarsteller sind anfangs noch etwas hölzern und es wird kein Klischee ausgelassen. Doch man wird immer mehr in die Geschichte hineingezogen, bis es zum Knall kommt, den so niemand erwartet hat. Mir hat es am Ende fast das Herz zerrissen und mich tränenüberströmt zurückgelassen.

Was soll ich sagen? Ein wunderbarer und gleichzeitig so trauriger Film, den man unbedingt sehen muss, unterlegt mit einem sehr gelungenen Soundtrack. Gerne mehr davon, schon weil die Darsteller so realistisch sind, aber bitte nicht immer so ein trauriges Ende.


Sonntag, 6. April 2014

Carrie (2013)

"Carrie" ist ein Film von Kimberley Peirce aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch stammt von Roberto Aguirre-Sacasa und beruht auf dem Drehbuch von Lawrence D. Cohen, der den Roman von Stephen King für die Verfilmung durch Brian De Palma im Jahr 1976 adaptierte.

Ich muss hier gar nicht viele Worte verlieren, der Film ist Schrott. Wieder eines dieser total überflüssigen Remakes, die einem die Haare zu Berge stehen lassen und das ist noch ganz milde ausgedrückt. Auf die Handlung gehe ich hier auch nicht näher ein, denn die kann man hier ("Carrie") nachlesen, beim Originalfilm von De Palma aus dem Jahr 1976. Ein echter Klassiker, der die Jahre gut überdauert hat und immer noch bestens funktioniert.

Zunächst die gute Nachricht: Carries Mutter Margaret bekommt hier etwas mehr Aufmerksamkeit und wird von Julianne Moore sehr überzeugend gespielt. Gute Leistungen ist man von Julianne Moore gewohnt, sie ist schließlich eine der besten Darstellerinnen ihrer Zeit. Damit wäre die Aufzählung der positiven Aspekte dieser Neuverfilmung aber auch schon erledigt. Der Rest ist... grauenvoll.

Kommen wir zur Darstellerin der Carrie: Chloe Grace Moretz hat mich bereits nach rund zehn Minuten Laufzeit dermaßen genervt, dass ich gerne abgeschaltet hätte. Fast den ganzen Film über bekommt sie den Mund nicht zu, was dazu führt, dass sie einfach extrem bescheuert aussieht. Sorry, ist halt meine Meinung. Außer bebenden Nasenflügeln hat das kleine Schätzchen auch nichts weiter zu bieten, was bei so einer tragenden Rolle dann doch zu wenig sein dürfte. Hat das niemand bemerkt? Vielleicht sollten Rollen nicht einfach nur nach Optik besetzt werden, ein bisschen Talent wäre doch auch hübsch, oder? Nun ja, hier wurde scheinbar darauf verzichtet. Gut, das anvisierte Zielpublikum ist selbst im Teenie-Alter und kennt das Original sowieso nicht. Für die sind Filme aus den Siebziger Jahren in etwa so, als wenn alte Leute aus ihrer Jugend erzählen. Man hört nicht hin und lässt die Alten brabbeln.

Auf die Nebendarsteller muss ich auch nicht weiter eingehen, alles austauschbare Gesichter, die nicht wirklich erwähnenswert sind. An Amy Irving, Nancy Allen oder auch John Travolta reichen sie jedenfalls nicht heran. Auch die große und finale Schulball-Szene bleibt hier eher blass, wenn man bis dahin nicht schon eingenickt ist. Carrie macht dann ein paar lustige Verrenkungen, die aber eher zum Schmunzeln sind.

Also was soll das alles? Sissy Spacek und Piper Laurie sind das Herz der Verfilmung von De Palma und können einfach nicht ersetzt werden. Beide sind absolut großartig in ihrer Darstellung und beherrschen ihr Handwerk. Diese Neuverfilmung kann kein eigenes Profil zeigen, weil einfach keines vorhanden ist und leider der Charme und die Atmosphäre des Originals fehlen. Ach ja, die Kids haben jetzt Smartphones, toll. Und sonst? Nichts.

Wer "Carrie" sehen will, der möge sich bitte das Original anschauen und wirklich nur das Original. Diesen Quatsch hier sollte man unbedingt meiden.