Sonntag, 13. Januar 2013

Rosetta

"Rosetta" ist ein Film von Jean-Pierre und Luc Dardenne (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999.

Die junge Rosetta (Émilie Dequenne) lebt zusammen mit ihrer alkoholabhängigen Mutter (Anne Yernaux) in einer schäbigen Wohnwagensiedlung. Schon früh muss sie sich um alles selbst kümmern, weil die Mutter meistens zu nichts zu gebrauchen ist. Verzweifelt versucht Rosetta eine Arbeit zu bekommen, um Geld zu verdienen und dem tristen Umfeld zu entkommen.

Als Rosetta den Job in der Fabrik nach Ende der Probezeit verliert, greift sie ihren Vorgesetzten an, bis der den Wachdienst ruft und sie vor die Tür setzt. An einem Imbiss kauft sie sich wie üblich eine Waffel, der einzige Luxus, den sie sich gönnt. Dort arbeitet der junge Riquet (Fabrizio Rongione), der spürt, wie verloren Rosetta ist. Er verschafft ihr einen neuen Job, weil sein Chef (Olivier Gourmet) eine Hilfe in der Backstube braucht.

Rosetta freundet sich mit Riquet an, endlich versteht sie jemand und akzeptiert sie so, wie sie ist. Sie schläft glücklich ein, denn sie hat Arbeit, einen Freund und sie wird nicht abstürzen. Am nächsten Tag setzt ihr Chef sie vor die Tür, er hat eine andere Kraft gefunden. Völlig fassungslos und enttäuscht über diesen Fehlschlag, wird Rosetta zur Verräterin und schreckt in ihrer Verzweiflung nicht davor zurück, ihren einzigen Freund Riquet bei seinem Chef anzuschwärzen, um an seinen Job zu kommen. Das gelingt ihr zwar, aber glücklich wird sie damit nicht. Auch wenn das Leben es nicht gut mit ihr meint, so grausam kann sie einfach nicht sein.

Dieser Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne ist ebenfalls wieder ein Schlag in den Magen der Zuschauer, das sollte man wissen, denn das ist ihre Spezialität. Auch die Art der Kameraführung ist hier sehr speziell, denn man folgt Rosetta auf Schritt und Tritt und das ist manchmal ganz schön wackelig. Sie rennt ständig, sie kämpft unablässig gegen alles, nur um nie in Stillstand zu verfallen, um nicht aufzugeben. Rosetta arbeitet nach Plan, sie will Ordnung halten, den Überblick behalten, sonst wird sie nur wie ihre eigene Mutter enden.

Sie will eine Arbeit haben, um akzeptiert zu werden, um ein Mensch zu sein, der etwas wert ist. Wenn man ihr das nimmt, dann nimmt man ihr alles. Nur so lässt sich erklären, wie sie so eiskalt handeln konnte.

Schön ist das alles nicht, aber trotzdem sehr sehenswert, wie üblich bei den Dardennes. Ihr genauer Blick auf das menschliche Elend ist zwar schmerzhaft, aber eben auch ehrlich. Nach neunzig Minuten ist man dann auch ziemlich erledigt, aber Rosetta geht einem nicht so schnell aus dem Kopf. Die junge Émilie Dequenne ist fabelhaft in ihrer Rolle und der Film ist sehr empfehlenswert. Leider ist auch "Rosetta" nur als Import zu haben, eine deutsche Veröffentlichung gibt es nicht.

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