Samstag, 11. Januar 2014

Sorcerer

"Sorcerer" - "Atemlos vor Angst" ist ein Film von William Friedkin aus dem Jahr 1977. Das Drehbuch stammt von Walon Green und basiert auf dem Roman "Le salaire de la peur" von Georges Arnaud. William Friedkin hat diesen Film Henri-Georges Clouzot gewidmet, der den gleichen Stoff bereits 1953 verfilmt hat. Die Rechte für den Roman hatte immer noch Georges Arnaud, trotz der ersten Verfilmung durch Clouzot, doch Friedkin besuchte auch den schon schwer erkrankten Clouzot, um sein Einverständnis einzuholen.

Die Handlung ist zum großen Teil identisch mit der in Clouzots "Lohn der Angst", allerdings gelingt es Friedkin hier doch, einen völlig eigenständigen Film zu entwerfen. Er zeigt am Anfang die Vorgeschichte seiner vier Protagonisten, die in Vera Cruz, Jerusalem, Paris und New Jersey spielt. Alle vier haben Dreck am Stecken und müssen untertauchen. Sie alle landen in einem kleinen Ort irgendwo in Südamerika, haben kein Geld und keine Zukunft. Es muss schon ein Wunder geschehen, um von hier wieder verschwinden zu können.

Nach der Explosion auf einem Ölfeld, das nur mit einer gezielten Sprengung zu löschen ist, werden zuverlässige Männer gesucht, die eine Ladung Nitroglyzerin dorthin transportieren können. Es ist eine heikle Aufgabe, denn der Sprengstoff wurde falsch gelagert und kann bei der kleinsten Erschütterung hochgehen. Die Fahrer müssen gut zweihundert Meilen mit der gefährlichen Fracht überstehen. Es wird eine Höllentour, denn Straßen gibt es hier nicht wirklich und der Dschungel steckt zudem voller Überraschungen.

Die vier Männer, die sich mit zwei Lastkraftwagen auf den Weg machen, sind Dominguez (Roy Scheider), Nilo (Francisco Rabal), Serrano (Bruno Crémer) und Martinez (Amidou). Als Lohn winken ihnen viel Geld und neue Pässe, also ein neues Leben, falls sie den Auftrag erfolgreich ausführen können.

Der Alptraum beginnt. Mit selbst zusammengebauten Lastkraftwagen, die aussehen als hätte ein Monster sie gefressen und wieder ausgespuckt, machen sich die vier Männer auf den Weg durch den Dschungel. Die Wege sind brüchig und voller Gefahren und die Straßenkarte erweist sich als nutzlos. Die Nerven liegen blank und die Angst ist spürbar. Den Höhepunkt bildet die Überquerung einer schwankenden und brüchigen Hängebrücke während eines Unwetters. Das ist nervenzerfetzend bis zum Umfallen und mit Abstand das gruseligste, das ich bisher gesehen habe.

Doch damit hören die Schwierigkeiten nicht auf, denn plötzlich liegen auch noch etliche Bäume im Weg, die nicht einfach nur so weggeschafft werden können. Blanke Verzweiflung, trotziger Mut und unbedingte Entschlossenheit treiben die Männer voran, die auf gar keinen Fall aufgeben wollen. Doch auch hier überlebt nur einer der Männer (Roy Scheider) und kann den Sprengstoff übergeben. Wieder zurück im Dorf wartet auf ihn aber eine ganz andere Überraschung...

Was für ein genialer Film, den leider kaum jemand kennt, weil er seinerzeit ein Flop war. Zur falschen Zeit erschienen, als niemand dieses düstere Meisterwerk sehen wollte. Die DVD ist bisher nur als Import zu bekommen, aber es soll irgendwann eine Neuveröffentlichung geben, habe ich jedenfalls gelesen. Das Original geht rund 120 Minuten, die deutsche Fassung jedoch nur etwa 88 Minuten. Die Import-DVD hat die originale Fassung mit der gesamten Länge.

Wünschenswert wäre eine Fassung mit deutschen Untertiteln, obwohl gar nicht so viel gesprochen wird, es ist auch so gut verständlich, und ein paar Extras zum Film. Friedkins Kommentar dazu wäre natürlich sehr zu begrüßen.

Wie auch immer, der Film ist toll und absolut sehenswert. Es gibt viele sensationelle Szenen, wie z. B. am Ende, wenn Roy Scheider wie in einem Fiebertraum in der Gegend umherirrt "Where am I goin'". Besonders erwähnenswert ist auch die hypnotische Musik von Tangerine Dream, die den Film perfekt untermalt.

Es ist wirklich schade, dass dieser fabelhafte Film so unbekannt ist. William Friedkin ist einer der besten Regisseure aller Zeiten und auch dieses Werk sollte endlich entsprechend gewürdigt werden. Zudem hat er hier mit Roy Scheider und Bruno Crémer zwei überragende Darsteller gefunden, die das Publikum in ihren Bann ziehen. Sehr gelungen.

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