"Lohn der Angst" - "Le salaire de la peur" ist ein Film von Henri-Georges Clouzot aus dem Jahr 1953. Das Drehbuch schrieb Clouzot zusammen mit Jérôme Géronimi und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Georges Arnaud.
Las Piedras ist ein kleiner Ort in Südamerika, der von Armut beherrscht wird. Hier landen diverse gescheiterte Existenzen aus aller Welt, die alle nur einen Wunsch haben: Bloß weg von hier. Aber ohne Geld sitzen sie hier fest, vertreiben sich die Zeit in der örtlichen Kaschemme und leiden unter der Hitze. Die amerikanische Ölgesellschaft "Southern Oil Company" bestimmt weitgehend das Leben im Dorf, aber sonst gibt es hier nichts.
Die Männer, die hier festsitzen, sind alle auf der Flucht vor ihrem bisherigen Leben. Jeden hat etwas anderes hergeführt, man spricht nicht darüber, aber sie sind auf gewisse Art und Weise alle skrupellos. Es gibt oft Streit in der Bar, aber es gibt eben kein Entkommen. Die hübsche, aber etwas naive Linda (Véra Clouzot) ist die Bedienung in der Bar und gleichzeitig die einzig erwähnenswerte Frauenrolle in diesem Film. Sie ist in Mario (Yves Montand) verliebt, einen Franzosen, den das Schicksal ebenfalls hierher verschlagen hat.
Eines Tages gerät eine Ölquelle der SOC in Brand, die 500 km entfernt liegt. Bill O'Brien (William Tubbs), der Leiter der SOC in Las Piedras, hat einen verwegenen Plan, den Brand zu stoppen. Er verfügt vor Ort über einen großen Vorrat an Nitroglyzerin, das den Brand durch eine riesige Explosion löschen soll. Das Problem besteht nun darin, das Nitroglyzerin zu dem 500 km entfernten Brandherd zu befördern. Da die Ladung hochexplosiv und gefährlich ist, sollen vier Männer engagiert werden, die mit zwei Lastwagen auf den Weg gebracht werden sollen, in der Hoffnung, dass zumindest einer von ihnen dort auch unversehrt ankommt.
Ein Himmelfahrtskommando, im wahrsten Sinne des Wortes. O'Brien macht sich unter den Männern des Dorfes auf die Suche nach vier wagemutigen Abenteurern, denen entweder ein größerer Geldbetrag oder der nackte Tod winkt. Er entscheidet sich für Mario, den aus Deutschland stammenden Bimba (Peter van Eyck), den Italiener Luigi (Folco Lulli) und schließlich für den älteren Franzosen Jo (Charles Vanel), der als Ersatz für einen anderen Mann in letzter Sekunde einspringt. Mit dem versprochenen Geld wollen die Männer ein neues Leben beginnen, falls sie es nicht bereits vorher verloren haben.
Die Fahrt geht los, Mario und Jo sind als erste unterwegs, gefolgt von Bimba und Luigi. Sie sollen großen Abstand zueinander halten, was aber nie wirklich gelingt. Mal sind die einen zu schnell, die anderen zu langsam oder sie kommen überhaupt nicht weiter, weil ein Hindernis auf der unwegsamen Straße liegt und beseitigt werden muss. Die Nerven liegen blank, der Schweiß läuft in Strömen und bald schon sind die neuen Uniformen verschwitzt und zerrissen.
Die vier Männer gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um. War es am Anfang noch Mario, der große Angst hatte und sich von dem selbstsicheren Jo Mut zusprechen lassen musste, wird Jo nach kurzer Zeit zu einem ängstlichen Nervenbündel, während Mario immer stärker und mutiger wird. Luigi hat sowieso nichts mehr zu verlieren, seine Gesundheit ist stark angegriffen, ihn bringt nichts mehr aus der Ruhe und Bimba entkam einst einem Nazi-Arbeitslager, er lässt sich keine Angst anmerken, sondern fügt sich in sein Schicksal, wie immer es auch aussehen mag, Hauptsache er ist gut rasiert.
Die Fahrt wird zu einem Höllentrip, die Straßen sind schwer zu befahren, besonders für die Lastwagen mit ihrer empfindlichen Ladung. Jede Unebenheit könnte das Ende sein, eine morsche Holzrampe wird zur Tortur für alle Beteiligten und dann muss auch noch ein großer Felsbrocken gesprengt werden, der den Weg versperrt.
All diese Schwierigkeiten werden überwunden, doch plötzlich explodiert der LKW von Luigi und Bimba, was Mario und Jo nur aus der Ferne mit ansehen können. Das ergibt ein neues Problem, denn der Krater, den diese Explosion hinterlassen hat, füllt sich mit Öl aus einer geborstenen Pipeline. Nur mit Mühe schafft es Mario, den LKW durch das Loch zu bugsieren, wobei Jo schwer verletzt wird. Sie erreichen schließlich ihr Ziel, aber Jo erliegt seinen Verletzungen. Am nächsten Morgen macht sich Mario auf den Weg zurück, hat das Geld in seiner Tasche und wird übermütig. In einer Steilkurve kommt er von der Straße ab und stürzt in den Abgrund.
Ein wirklich packender Film, der wohl niemanden kalt lässt. Dabei lässt sich Henri-Georges Clouzot viel Zeit, seine Charaktere einzuführen. Bei einer Laufzeit von gut 150 Minuten beschäftigt er sich nämlich eine gute Stunde mit dem Leben im Dorf, was zu einigen Längen führt. Als die Fahrt aber endlich losgeht, zieht er die Spannungsschraube langsam bis zum Anschlag an und der Zuschauer hat keine ruhige Minute mehr. Man schwitzt und leidet mit, hält den Atem an und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das ist ganz großes Kino und für einen Film von 1953 überragend gelungen. Wenn man sich die ganzen Special Effects von heute so ansieht, dann muss man eben zugeben, es geht auch anders, seht her. Mit minimalen Mitteln wurde hier ein maximales Ergebnis erzeugt. Wobei es die Dreharbeiten auch in sich hatten und es einige schlimme Unfälle gegeben hat, wie zu lesen war.
Sehr amüsant fand ich übrigens die Szenen, in denen ein paar Einheimische ins Bild gerückt wurden. Seht her, wir sind in Venezuela, dabei wurde der ganze Film in Frankreich gedreht. Gut, ich will hier nicht meckern, außer vielleicht über die einzige Frauenfigur im Film, die von Véra Clouzot in ihrem Filmdebüt dargestellt wird. Sie ist für diese Rolle ein bisschen zu schön und zu mondän, ihre dabei aber immer zur Schau getragene sehr kindliche und naive Art hat mich zumindest genervt. Aber um sie geht es hier ja auch nicht.
Die Hauptdarsteller Yves Montand, Charles Vanel, Peter van Eyck und Folco Lulli sind großartig in ihren Rollen und machen diesen Film zu einem Erlebnis. Ein Klassiker, der einem die Haare zu Berge stehen lässt und für Schweißausbrüche sorgt. Ganz große Empfehlung.
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