Sonntag, 22. September 2013

Heaven's Gate

"Heaven's Gate" ist ein Film von Michael Cimino (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1980. Über diesen Film ist viel geschrieben und geredet worden, denn bekanntlich ist das einer der größten Flops aller Zeiten, doch dazu später mehr.

Die Handlung spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Wyoming und beruht auf einer wahren Begebenheit. Seit einigen Jahren kommen vermehrt arme Einwanderer aus Osteuropa nach Johnson County, die sich ein kleines Stück Land kaufen und dieses bestellen, aber nicht davon leben können. Um ihre Familien ernähren zu können, wird gewildert, was den reichen Rinderbaronen gewaltig gegen den Strich geht. Sie setzen Kopfgeldjäger auf die Wilderer an, doch das ist nur der Anfang.

Der Viehzüchterverband hat eine Todesliste mit insgesamt 125 Namen erstellt, die es auszulöschen gilt. Auf dieser Liste befinden sich fast alle Einwanderer der Gegend. Sheriff James Averill (Kris Kristofferson) erfährt von dieser geheimen Liste und versucht verzweifelt, aber leider vergeblich, ein Unglück zu verhindern. Averill liebt Ella Watson (Isabelle Huppert), die ein Bordell betreibt. Auch Ellas Name steht auf der Todesliste.

Nate Champion (Christopher Walken) ist ebenfalls in Ella verliebt und somit ein Rivale von Averill, aber er steht auf der anderen Seite, denn er ist einer der bezahlten Schützen, die Jagd auf die Einwanderer machen. Erst als er erkennt, was die reichen Viehzüchter unter der Leitung des skrupellosen Frank Canton (Sam Waterston) vorhaben, schlägt er sich auf die Gegenseite. Nate will Ella heiraten und sie beschützen, wird aber nun selbst zum Gejagten.

Ella ist zwischen Nate und Averill hin- und hergerissen, weil sie beide Männer liebt und sich nicht für einen entscheiden kann. Averill bittet sie, die Gegend zu verlassen, aber da ist es bereits zu spät, denn das Bordell wird überfallen, die Huren getötet und Ella vergewaltigt. Averill kann sie zwar retten, aber der Viehzüchterverband ist bereits mit einer großen Armee auf dem Weg nach Johnson County, ohne dass die Nationalgarde eingreift. Es kommt zu einer langen und blutigen Schlacht mit vielen Toten auf beiden Seiten.

Puh, Schwerstarbeit am Sonntag. Ich habe mich durch dreieinhalb Stunden "Heaven's Gate" gekämpft, was nicht immer ganz leicht war. Was bleibt am Ende? Auf jeden Fall ein unvergleichliches Epos, dem man sich schon ganz ausliefern muss, um es zu überstehen. Man kann dem Film auch seine Schönheit nicht absprechen, denn Kameramann Vilmos Zsigmond hat großartige Bilder eingefangen, die für vieles entschädigen. Optisch ist dieser Film ein echtes Highlight.

Neben Kris Kristofferson, Isabelle Huppert und Christopher Walken in den Hauptrollen, die alle fabelhaft spielen, sind die Nebenrollen ebenso stark besetzt. Hier überzeugen unter anderem Jeff Bridges, John Hurt, Sam Waterston, Mickey Rourke, Joseph Cotton und Richard Masur, um nur einige zu nennen.

Wie also kam es zu diesem Flop? Michael Cimino hatte einen Riesenerfolg mit seinem Film "The Deer Hunter" gelandet, der fünf "Oscars" erhalten hat. Also ließ ihm das Filmstudio bei seinem nächsten Projekt völlig freie Hand und das Drama nahm seinen Lauf. Kurz zusammengefasst, die Produktionskosten gingen durch die Decke und der fertige Film hatte eine Laufzeit von über fünf Stunden. Das Studio tobte und kürzte, aber auch die reduzierte und immer noch lange Fassung fiel im Kino und bei den Kritikern komplett durch. Sämtliche Kritiker überboten sich mit Häme und Verrissen, das Einspielergebnis war mehr als bescheiden. Einzig in Europa erkannte man die Qualität des Films, hier wurde er auch gewürdigt.

"Heaven's Gate" wurde zum letzten Sargnagel für das "New Hollywood", denn nun nahmen die Studios wieder mehr Einfluss auf ihre Regisseure und sämtliche Freiheiten der letzten Jahre waren dahin. Erfolge mussten produziert werden, ohne Wenn und Aber. Der Autorenfilm war Geschichte.

Kann ich "Heaven's Gate" trotzdem empfehlen? Auf jeden Fall, man muss nur Zeit und Geduld mitbringen, denn viele Einstellungen sind tatsächlich quälend lang und der Begriff "Langsamkeit" wird hier ganz neu definiert. Es gibt auch diverse Szenen, die eigentlich völlig unnötig sind und den Film nicht weiterbringen, was bei einer Laufzeit von 209 Minuten aber auch kein Wunder ist. Michael Cimino und Vilmos Zsigmond verlieren sich in traumhaft schönen Bildern und üppigen Darstellungen mit unzähligen Statisten. Das wird schon am Anfang deutlich, wenn man einer Harvard-Abschlussfeier beiwohnt, die zwanzig Jahre vor den eigentlichen Ereignissen stattfindet und scheinbar kein Ende findet, obwohl sie im Grunde keine Bedeutung für die Handlung hat, außer dass hier Kris Kristofferson und John Hurt als Personen vorgestellt werden. Danach gibt es einen Zeitsprung ins Jahr 1890 und die eigentliche Geschichte beginnt.

Insgesamt gesehen ist "Heaven's Gate" ein Film, den man schon mal ausprobieren sollte, um sich eine eigene Meinung darüber bilden zu können. Leicht ist es nicht, das gebe ich zu, aber es lohnt sich irgendwie doch. Ich bin jedenfalls ganz froh, ihn mir angeschaut zu haben. Es gibt viel Schönes zu entdecken und hervorragende Schauspieler zu bewundern.

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