Dienstag, 17. September 2013

Madame X

"Madame X" ist ein Film von David Lowell Rich aus dem Jahr 1966. Das Drehbuch stammt von Jean Holloway und beruht auf dem gleichnamigen Theaterstück von Alexandre Bisson.

Holly Parker (Lana Turner), eine Frau aus einfachen Verhältnissen, heiratet den jungen Diplomaten Clay Anderson (John Forsythe), der einer reichen und einflussreichen Familie entstammt und zusammen mit seiner ehrgeizigen Mutter Estelle (Constance Bennett) auf einem großen Anwesen in New England lebt. Estelle ist von Anfang an nicht besonders erfreut über ihre Schwiegertochter, hatte sie sich für ihren Sohn doch eigentlich eine passendere Frau aus ihren Kreisen gewünscht, denn Clay hat eine vielversprechende Karriere vor sich, ganz im Stil der Familientradition.

Clay und Holly führen eine glückliche Ehe, sind sehr verliebt ineinander und schon bald haben sie einen kleinen Sohn, Clay Jr. Doch Clay muss beruflich viel in der Welt herum reisen, er wird ein gefragter Diplomat, der sich einen guten Ruf erarbeitet. Holly muss viel Zeit ohne ihren geliebten Gatten verbringen, ihr Sohn ist ihr dabei ein Trost, aber die Einsamkeit macht ihr sehr zu schaffen. Ohne ihren Mann macht ihr auch das Ausgehen keinen Spaß und so verbringt sie die meiste Zeit allein. Erst das hartnäckige Werben des berüchtigten Junggesellen Phil Benton (Ricardo Montalban) reißt sie aus ihrer Lethargie. Zwischen den beiden entsteht eine enge Freundschaft, allerdings auch nie mehr (zumindest wird hier nichts weiter angedeutet). Sie gehen zusammen auf Partys, zum Tanzen und ins Theater und verstehen sich blind.

Eines Tages erscheint Clay wieder zu Hause und berichtet Holly, mit ihr nach Washington ziehen zu wollen, die Zeit des Reisens scheint vorbei zu sein. Er will sich auf die Suche nach einem geeigneten Haus machen und Holly und Clay Jr. so schnell wie möglich nachholen. Endlich kann für Holly der Traum von einem normalen Familienleben wahr werden, nur muss sie noch Phil darüber in Kenntnis setzen und ihre "Affäre" beenden.

In Phils Wohnung kommt es dann zu einer Auseinandersetzung, denn Phil hat sich in Holly verliebt und will sie nicht gehen lassen. Als Holly die Wohnung verlassen will, stürzt Phil unglücklich die steile Treppe hinab und bleibt regungslos liegen. Holly fährt in Panik nach Hause und wird dort schon von Estelle erwartet, die genau auf so einen Moment gewartet hat, um ihre verhasste Schwiegertochter loszuwerden. Um einen Skandal zu vermeiden soll Holly bei einem Schiffsausflug verschwinden, für tot erklärt werden und mit einer anderen Identität außerhalb des Landes weiterleben. Estelle garantiert ihr eine finanzielle Absicherung, die sie für den Rest ihres Lebens versorgen soll.

Schweren Herzens ergibt sich Holly dem Druck ihrer Schwiegermutter und verlässt ihre Familie, doch von nun an gibt es kein Glück mehr in ihrem Leben. Sie reist teilnahmslos durch die Welt, hat eine kurze Liebschaft mit einem dänischen Musiker (John Van Dreelen), der sich in sie verliebt, aber ihre Schuldgefühle machen ihr eine Beziehung unmöglich. Sie verlässt ihn und lässt sich weiter treiben. Die Jahre vergehen, längst ist aus Holly ein Wrack geworden, sie trinkt zu viel, das Geld wird knapp, es ist ein elendes Leben für sie.

In einer billigen Absteige in Mexiko lernt sie den windigen Dan Sullivan (Burgess Meredith) kennen, dem sie in betrunkenem Zustand ein paar Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Sullivan wittert eine Möglichkeit, Clay Anderson mit seinem Wissen erpressen zu können und reist mit Holly nach Amerika. Dort angekommen erkennt Holly, was Sullivan vorhat und erschießt ihn. Ihr Schuldeingeständnis unterzeichnet sie mit einem X, da sie ihren Namen nicht nennt und ihren Pass verbrannt hat. Im anstehenden Gerichtsverfahren bekommt sie einen jungen Strafverteidiger namens Clay Anderson Jr. (Keir Dullea) zugeteilt.

Erst viel zu spät erfährt Holly, wer da an ihrer Seite ist. Clay Jr. hat keine Ahnung, wer die arme Frau ist, für die er da kämpft und auch Clay Sr. und Estelle, die den Prozess verfolgen, merken erst spät, dass es Holly ist. Zu diesem Zeitpunkt gibt es für sie auch schon keine Rettung mehr, denn der jahrelange exzessive Alkoholkonsum hat ihren Körper zu stark angegriffen. Holly stirbt im Beisein ihres geliebten Sohnes.

Herrje, jetzt habe ich mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte, aber der Film ist irgendwie auch zu gut, um nur Andeutungen zu machen. Was haben wir also hier? Ein wunderschönes Melodram, ganz im Stil eines Douglas Sirks, das einen auf jeden Fall zu Tränen rührt, so wie es sich für ein Melodram eben gehört. Also wer hier nicht heult, der hat kein Herz.

Der Film gehört natürlich ganz der wunderbaren Lana Turner, die hier fantastisch spielt, auch wenn sie mit Mitte Vierzig eigentlich schon ein bisschen zu alt für die Rolle war. Egal, sie ist toll und wunderschön anzusehen, man bemerke allein ihre ständig wechselnden Kostüme, Handtaschen und Frisuren. Allein ihr Spiel macht diesen Film schon sehenswert, denn auch als "ältere" Frau hat sie immer noch genug Klasse, ganz gleich wie verlebt sie auch in ihrer Rolle sein muss. Mit dieser Darstellung ist sie für das Melodram wie geschaffen.

Doch auch die anderen Schauspieler muss man erwähnen, weil hier eben alles gut zusammen passt. John Forsythe und Keir Dullea bleiben zwar ein bisschen blass, überzeugen aber trotzdem. Hervorragend ist die fabelhafte Constance Bennett als biestige Schwiegermutter, leider war das ihre letzte Rolle, sie starb kurz nach Beendigung der Dreharbeiten. Ricardo Montalban ist hier mal wieder extrem sehenswert in einer Rolle, die ihm anscheinend auf den Leib geschneidert wurde und auch Burgess Meredith ist wie üblich großartig. Insgesamt eine tolle Besetzung.

Der ganze Film ist einfach schön und zu Herzen gehend, wunderbar ausgestattet und wirklich gut gemacht. Ein Melodram der Extraklasse, das ich nur sehr empfehlen kann. Sollte man nicht verpassen, wenn man ein Faible für guten Kitsch hat. Es lohnt sich.

Keine Kommentare: