"Das Messer im Wasser" ist ein Film von Roman Polanski aus dem Jahr 1962. Das Drehbuch schrieb Polanski zusammen mit Jakub Goldberg und Jerzy Skolimowski. Der in Polen entstandene Film war gleichzeitig das Spielfilmdebüt Polanskis.
Ein Ehepaar ist mit dem Auto auf dem Weg zu einem Ausflug auf ihrem Segelboot. Der erfolgreiche Sportjournalist Andrzej (Leon Niemczyk) und seine jüngere Frau Krystyna (Jolanta Umecka) nehmen unterwegs einen jungen Anhalter (Zygmunt Malanowicz) mit, den sie auch spontan auf ihr Boot einladen. Innerhalb der nun folgenden vierundzwanzig Stunden wird einiges passieren, was die Beziehungen untereinander in Frage stellen wird und neue Einblicke in die jeweiligen Persönlichkeiten offenbart.
Zwischen Andrzej und dem Jungen kommt es immer wieder zu Streitereien und Machtspielchen. Jeder verurteilt den Lebensstil des anderen, jedoch nicht ohne Neid. Andrzej protzt mit seinen Besitztümern, beneidet den Jungen aber insgeheim um dessen Jugend und Freiheit, während der Junge zwar scheinbar alle Freiheiten hat, aber damit gar nichts anzufangen weiß. Sein einziger und wohl auch wertvollster Besitz ist ein Messer, mit dem er ständig spielt. Krystyna sieht den Reibereien derweil regungslos zu. Sie erkennt in dem Jungen schließlich nur eine jüngere Ausgabe Andrzejs.
Bei einer Auseinandersetzung zwischen den Männern fällt des Messer ins Wasser und der Junge springt hinterher, obwohl er angeblich nicht schwimmen kann. Als er nicht wieder auftaucht, suchen Andrzej und Krystyna im Wasser nach ihm, können ihn aber nicht finden. Andrzej will an Land schwimmen, um die Polizei zu informieren. Als er weg ist, taucht der Junge überraschend wieder auf und hat Sex mit Krystyna. Die lässt ihn anschließend an Land, bevor sie zum Anleger zurückkehrt. Andrzej ist jedoch aus Angst vor den Folgen nicht bei der Polizei gewesen. Als Krystyna ihm auf der Rückfahrt im Auto allerdings von dem Vorfall an Bord berichtet, glaubt er ihr nicht. Am Ende der Landstraße angekommen, müssen sich beide für eine Richtung entscheiden, der Wagen bleibt stehen...
Ein psychologisches Kammerspiel auf einem Segelboot, sehr intim und spannend. Es ist ein großes Vergnügen, diesen ersten Spielfilm von Roman Polanski sehen zu können, der seinerzeit in Polen völlig verrissen wurde, aber im Ausland große Erfolge feiern konnte. Unter anderem war er 1964 als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert, den aber schließlich Fellini für seinen Film "8 1/2" bekommen hat.
Als Extra befindet sich auf der aktuellen DVD noch die überaus sehenswerte Dokumentation "A Ticket to the West" aus dem Jahr 2003, die über die schwierigen Dreharbeiten und die komplizierte Entstehungsgeschichte des Films berichtet. Neben Roman Polanski selbst kommen noch viele der damals Beteiligten zu Wort. Da die Zensur für viele Schwierigkeiten gesorgt hat und der Film in Polen nicht angenommen wurde, verließ Polanski daraufhin das Land und drehte fortan in anderen Ländern, in denen sein Talent auch wahrgenommen wurde.
Insgesamt gesehen eine kleine, wohl vielfach unbekannte Perle, die es zu entdecken gilt. Sehr empfehlenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen