Montag, 28. Mai 2012

Sing! Inge, sing!

"Sing! Inge, sing!" ist eine Dokumentation von Marc Boettcher aus dem Jahr 2011 über das Leben von Inge Brandenburg und ihre gescheiterte Karriere in Deutschland.

Inge Brandenburg (1929 - 1999) war eine deutsche Jazzsängerin, die mit einer wunderbaren Stimme und sehr viel Talent gesegnet war. Genützt hat ihr das Rückblickend wenig, weil die Zeit damals anscheinend nicht reif für sie war. Oder sollte man vielmehr sagen, das Publikum im Nachkriegsdeutschland konnte mit so einer selbstbewussten Künstlerin einfach nichts anfangen?

Unter schwierigen Umständen groß geworden, beide Eltern starben während des Krieges, Inge und ihre Geschwister wurden in Heime für schwer erziehbare Kinder gesteckt, kam Inge durch Zufall an die Musik, entdeckte den Jazz für sich und hatte dafür die perfekte Stimme. Im Ausland hatte sie große Erfolge, gewann Preise und wurde gewürdigt. Aber in Deutschland? Fehlanzeige. Man zwingt ihr Schlager auf, weil das Publikum die hören will. Inge weigert sich, dieses falsche Spiel mitzuspielen.

Die Engagements bleiben aus, Inge lebt von der Sozialhilfe. Sie trinkt, sie schimpft, sie will sich nicht anpassen. Ein Talent geht vor die Hunde, weil niemand da ist, der das entsprechend zu würdigen weiß und sich auf ihre Launen einlassen kann und will.

Das hier nur in der Kurzfassung, das ganze Schicksal der Inge Brandenburg erfährt man in dieser ausgesprochen gründlichen und auch sehr liebevollen Dokumentation von Marc Boettcher, dem man hierfür ausgesprochen dankbar sein muss. Zwei Stunden vollgepackt mit ihren großen Songs, mit Interviews von Weggefährten und großartigem Bildmaterial. Einfach sensationell.

Insgesamt gesehen eine Dokumentation, die man nicht verpassen sollte und eine Stimme, die nicht verklingen darf. Ich persönlich habe mit Jazz eher nichts am Hut, hatte aber trotzdem Gänsehaut. Sehr empfehlenswert.

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