Freitag, 31. August 2012

Begierde

"Begierde" - "The Hunger" ist ein Film von Tony Scott aus dem Jahr 1983 und ist sein Spielfilmdebüt. Das Drehbuch stammt von James Costigan, Ivan Davis und Michael Thomas und beruht auf einem Roman von Whitley Strieber.

Die schöne Vampirin Miriam (Catherine Deneuve) lebt zusammen mit ihrem Gefährten John (David Bowie) in einem vornehmen Stadthaus in New York. Sie sind umgeben von Kunstgegenständen aller Art und leben schon ein paar Jahrhunderte als Paar. Doch im Gegensatz zu Miriam, die über ewiges Leben verfügt, altern ihre jeweiligen Gefährten irgendwann, können zwar nicht sterben, aber landen in einem Sarg auf dem Dachboden des Hauses.

Nun ist es bei John soweit. Sein Alterungsprozess geht rasant voran und lässt sich nicht aufhalten. Innerhalb weniger Tage wird aus dem jungen Mann ein Greis, dessen Körper verfällt. Sämtliche verzweifelten Versuche Johns, dagegen etwas zu unternehmen, wie z. B. das Blut eines jungen Mädchens zu trinken, scheitern. Miriam muss auch ihn auf den Dachboden bringen und in einen Sarg betten.

Um nicht allein zu sein, macht sich Miriam auf die Suche nach einer neuen Gefährtin und wählt dafür die Ärztin Sarah (Susan Sarandon) aus, die sie kurz zuvor kennengelernt hat. Sarah ist fasziniert von Miriam und kann sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Die beiden Frauen werden ein Liebespaar, auch wenn Sarah noch nicht begriffen hat, was das für sie bedeutet. Ihr Körper rebelliert gegen das fremde Blut in ihren Venen und Miriam muss Sarah erst erklären, was mit ihr eigentlich geschehen ist.

Sarah will das alles nicht wahrhaben und geht aufs Äußerste, um den Fluch zu brechen, aber es ist bereits zu spät. Im Laufe dieser Aktion wird Miriam von ihren ehemaligen Gefährten überwältigt und auch ihr Körper verfällt plötzlich rasend schnell. Am Ende hat Sarah Miriams Platz übernommen und sich neue und junge Gefährten gesucht, während Miriam im Sarg liegt und nach Sarah ruft.

Also ich mag diesen Film, auch wenn ich mit dieser Meinung ziemlich allein dastehe. Ich habe ihn inzwischen auch schon mehrfach angeschaut und er gefällt mir jedes Mal ein bisschen besser. Nachdem Tony Scott kürzlich verstorben ist und ich immer wieder schlechte Kritiken über diesen Film lesen muss, möchte ich doch mal erwähnen, dass der nicht so schlecht ist, wie immer allgemein behauptet wird.

Gut, es gibt auch tatsächlich einiges zu kritisieren, z. B. die Tatsache, dass Tony Scott an der Geschichte an sich scheinbar gar nicht interessiert war. Hier bleibt vieles offen, es gibt viel Leerlauf, das hätte besser sein können. Ihm ging es wohl in erster Linie um die Optik und die Bilder und die sind in der Tat großartig. Die Ausstattung ist ein Traum, die Musik ist passend gewählt, das sollte auch gewürdigt werden.

Und dann erst die Schauspieler. Wer sonst könnte alterslose Schönheit und Eleganz besser und glaubhafter verkörpern als Catherine Deneuve? Sie ist einfach ein Traum. David Bowie und Susan Sarandon sind ebenfalls toll in ihren Rollen und perfekt besetzt. Ja, es sind die frühen Achtziger, man sieht es und fühlt es. Allein schon die Anfangssequenz in der Disco ist hervorragend. Man beachte die stylishen Sonnenbrillen. Herrlich.

Es wird immer gemeckert, der Film sei zu stylish geraten. Vielleicht ist er das tatsächlich, aber er ist trotz allem sehenswert und irgendwie auch unvergesslich. Er erinnert auch ein bisschen an den Film "Blut an den Lippen" von Harry Kümel aus dem Jahr 1971. Der hatte eine ganz ähnliche Thematik und ist wohl eher dem Kunstfilm zuzurechnen. Vielleicht sollte man auch "Begierde" da einordnen. Ich finde ihn durchaus sehenswert, aber nicht für jeden Geschmack.

Dienstag, 28. August 2012

Pedro

"Pedro" ist ein Film von Nick Oceano aus dem Jahr 2008. Das Drehbuch stammt von Dustin Lance Black und basiert auf der wahren Geschichte von Pedro Zamora.

Am 29. Februar 1972 wurde Pedro Zamora als jüngstes Kind der Familie in Kuba geboren. Im Jahr 1980 gelang einem Teil der Familie die Ausreise nach Miami, darunter der achtjährige Pedro, seine Schwester Mily und seine Eltern. Die übrigen älteren Geschwister mussten in Kuba bleiben.

Die Familie richtete sich in Miami ein, aber als Pedro dreizehn Jahre alt war, starb seine Mutter an Krebs. Pedro verdrängte seine Trauer, lebte seine Jugendzeit aus und hatte diverse sexuelle Kontakte mit Männern. Mit siebzehn Jahren erfuhr er von seiner HIV-Infektion und änderte daraufhin sein Leben. Er wurde Aids-Aktivist und klärte andere Menschen, besonders junge Leute, über die Gefahr von Aids auf und wie man sich davor schützen kann. Bei einer Veranstaltung in Washington lernte er 1993 Sean Sasser kennen, seinen späteren Partner.

1994 wurde Pedro (Alex Loynaz) ausgewählt, bei der MTV Reality-Show "The Real World" in San Francisco mitzumachen. Als einer von sieben Beteiligten zog er in das Haus ein und wurde damit über Nacht bekannt. Noch nie zuvor hatte das US-Publikum einen jungen und bekennenden Homosexuellen gesehen, der gleichzeitig auch noch HIV-Positiv war. Er gab dieser Krankheit ein Gesicht und änderte das Bild, das viele Menschen von Aids-Kranken hatten.

Mit Judd (Hale Appleman) und Pam (Jenn Liu) freundete sich Pedro schnell an, ebenso mit den anderen Bewohnern des Hauses, bis auf Puck (Matt Barr), der ihn offen anfeindete und schließlich das Haus verlassen musste. In dieser Zeit verliebte sich Pedro in Sean Sasser (DaJuan Johnson), der ebenfalls in San Francisco lebte. Die beiden machten ihre Liebe auch öffentlich und tauschten sogar Ringe vor den Kameras.

Kurz darauf wurde Pedro schwer krank und seine Schwester Mily (Justina Machado) kümmerte sich um ihn. Es wurde klar, dass Pedro nur noch wenig Zeit blieb und Sean wollte unbedingt an seiner Seite sein, aber Pedros Vater wollte den Kontakt unterbinden. Pedro musste in seinem äußerst geschwächten Zustand auch noch mit der Homophobie innerhalb der eigenen Familie leben. Das änderte sich erst, als der damalige Präsident Bill Clinton durch einen persönlichen Anruf Pedros Arbeit würdigte und lobte. Pedro konnte den Anruf allerdings nicht mehr selbst entgegennehmen.

Am 11. November 1994, dem Tag der Ausstrahlung der letzten Folge von "The Real World", starb Pedro Zamora im Alter von nur zweiundzwanzig Jahren.

Viel mehr muss ich hier nicht sagen, denn der Film spricht für sich. Bitte unbedingt anschauen und an Pedro denken, das hat er auf jeden Fall verdient. Taschentücher sollten griffbereit sein, denn die braucht man hier schon. Ein schöner Film, großartig gespielt und absolut sehenswert. Ein mutiger junger Mensch ist viel zu früh gestorben, dabei wollte er andere nur wachrütteln und aufmerksam machen. Seine Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein.

Sonntag, 26. August 2012

Schwarzer Ozean

"Schwarzer Ozean" - "Noir Océan" ist ein Film von Marion Hänsel (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und basiert auf zwei autobiografischen Kurzgeschichten von Hubert Mingarelli.

Die Handlung spielt im Jahr 1972 auf einem Schiff der französischen Marine im Südpazifik, in der Nähe des Mururoa-Atolls. Gezeigt wird in erster Linie der Alltag der jungen Rekruten an Bord, die hier ihren Militärdienst leisten und gar nicht wissen, worum es eigentlich geht. Drei junge Männer rücken in den Mittelpunkt des Films. Moriaty (Adrien Jolivet), Massina (Nicolas Robin) und Da Maggio (Romain David).

Ihr Alltag besteht aus militärischen Übungen, körperlichen Ertüchtigungen, Nachtwachen und Langeweile. Es gibt Späße und Gemeinheiten untereinander, um die Zeit totzuschlagen und eine unterschwellige Gewaltbereitschaft. Der nachdenkliche Moriaty und der unerfahrene Massina freunden sich an und meiden den Kontakt zu den übrigen Rekruten. Nur der unbeholfene Da Maggio schließt sich ihnen an, sowie der Schiffshund Giovanni.

Eines Tages werden sie Zeugen einer Atombombenexplosion ganz in ihrer Nähe. Der Bombenpilz steigt in den Himmel und löst unterschiedliche Gefühle bei den Matrosen aus. Moriaty begreift noch am ehesten, was genau hier geschehen ist und verliert auf der Stelle jegliche Illusion über sein zukünftiges Leben. Bei einem Landgang entlädt sich sein Frust und er bricht schließlich in Tränen aus. Massina will ihn trösten, aber er weiß nicht wie er das anstellen soll.

Die jungen Männer haben ihre Unschuld verloren, müssen über Nacht erwachsen werden und ihr weiteres Leben in einer Welt planen, die unbarmherzig und grausam sein kann. Sämtliche Hoffnungen und Ideale haben sich in Luft aufgelöst.

Eine Warnung vorweg: Wer hier Action erwartet, der ist definitiv im falschen Film. Marion Hänsel und ihr Kameramann Jan Vancaillie setzen auf Ruhe und besinnliche Bilder. Das Grauen entsteht im Kopf des Zuschauers und entwickelt sich ganz leise. Ebenso wie die jungen Rekruten wird man seiner Illusionen beraubt und muss sich den Tatsachen stellen, die damals noch niemand kannte.

Hier geht es nur um einen von unzähligen Atombombentests, die Frankreich zwischen 1966 und 1995 durchgeführt hat. Ursprünglich wurde Marion Hänsel auch Unterstützung von Staatsseite zugesagt, aber letztlich wurde diese wieder zurückgezogen. Aus eigener Kraft und mit Hilfe von anderer Seite konnte sie dieses Projekt doch zum Leben erwecken und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen.

Wer sich auf die ruhigen Bilder einlassen kann und dem täglichen Trott an Bord des Kriegsschiffes folgen mag, der wird mit einem sehr speziellen Filmerlebnis belohnt. Auf jeden Fall sehr sehenswert und ganz nebenbei sind Adrien Jolivet und Nicolas Robin fast zu schön, um wahr zu sein. Ist ja schließlich auch nicht ganz unwichtig.

Miss Kicki

"Miss Kicki" ist ein Film von Håkon Liu aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Alex Haridi.

Kicki (Pernilla August) geht auf die Fünfzig zu. Ihren jetzt siebzehnjährigen Sohn Viktor (Ludwig Palmell) kennt sie kaum. Viktor ist bei seiner Großmutter aufgewachsen, weil Kicki nach Amerika gezogen ist, als er vier Jahre alt war. Seit einiger Zeit ist Kicki wieder zurück in Schweden, eine Annäherung zwischen Mutter und Sohn hat es aber bisher nicht gegeben.

Der Zuschauer begreift recht schnell, dass Kicki mit ihrem Leben nicht zurechtkommt. Sie hat keine Freunde, wahrscheinlich auch einige Enttäuschungen hinter sich, keine mütterlichen Gefühle und verhält sich selbst wie ein Kind, das nicht erwachsen werden will. Ihr einziger "Freund" ist Mr. Chang (Eric Tsang), ihr taiwanesischer Chatpartner, der sie überschwenglich einlädt, ihn doch mal zu besuchen, wenn sie in Taiwan ist.

Zu Kickis Geburtstag kommen ihre Mutter und Viktor zu Besuch, aber Stimmung kommt auch hier nicht auf. Überraschend bittet Kicki ihren Sohn, mit ihr für eine Woche zu verreisen, nach Taiwan. Man könne sich doch dabei auch besser kennenlernen. Den wahren Grund für diese Reise verrät sie Viktor jedoch nicht.

In Taipeh angekommen, mieten sich die beiden in einem billigen Hotel ein. Kicki möchte den nächsten Tag allein verbringen, natürlich um sich auf die Suche nach Mr. Chang zu machen. Viktor erkundet die Stadt zu Fuß und verläuft sich prompt. Der junge Didi (Huang He River) hilft ihm und wird zu seinem ständigen Begleiter. Zwischen den beiden Jungs herrscht sofort eine starke Verbindung.

Kicki schafft es inzwischen nicht, Mr. Chang gegenüberzutreten, sie beobachtet ihn nur aus der Ferne. Am nächsten Tag kommt es aber durch ein Missverständnis doch zu einer Begegnung mit Mr. Chang, in dessen Haus und vor seiner Familie. Eine unangenehme Situation, die allen Beteiligten die Augen öffnet. Viktor begreift nun, warum seine Mutter nach Taipeh gekommen ist und dass es ihr überhaupt nicht darum ging, eine Beziehung zu ihm aufzubauen.

Viktor und Kicki trennen sich im Streit und es bedarf noch einiger Umstände, bis Kicki endlich erwachsen wird und sich um ihren Sohn kümmert.

Mehr verrate ich hier nicht, denn diesen Film sollte man sich schon selbst anschauen. Nur so viel: "Miss Kicki" ist ein kleines Wunder. Ganz ehrlich, wer den verpasst, dem entgeht ein ganz besonderer Film. Einziger, aber wirklich klitzekleiner Kritikpunkt von mir ist die Entwicklung der Handlung im letzten Drittel. Da schießen Regie und Drehbuch ein wenig übers Ziel hinaus, das wäre gar nicht nötig gewesen.

Ansonsten kann man am Langfilmdebüt von Håkon Liu absolut nichts aussetzen, hier stimmt wirklich alles. Die Story ist überzeugend und bewegend und die Darsteller sind hervorragend besetzt. Ludwig Palmell und Huang He River spielen ihre Rollen ganz echt und natürlich und sie sind auch sehr bezaubernd.

Und dann ist da ja noch Pernilla August und jetzt müsste erstmal ein Tusch kommen! Was für eine Frau und was für eine großartige Schauspielerin! Vollkommen uneitel wirft sie sich in ihre Rolle und erweckt damit Miss Kicki zum Leben und dieser Part hat es wirklich in sich. Trotz all ihrer Fehler ist Kicki nämlich ein herzensguter Mensch, auch wenn sie hin und wieder schlampig wirkt, zu viel trinkt und raucht und völlig verpeilt zu sein scheint. Diese Darstellung sollten sich alle Plastikgesichter mal ansehen und dann erkennen, was ein Gesicht alles ausdrücken kann.

Muss ich noch mehr sagen? Ich glaube nicht. Bitte nicht verpassen, denn so ein Juwel findet man nur sehr selten. Ganz große Empfehlung.

Samstag, 18. August 2012

Die Frau in Schwarz

"Die Frau in Schwarz" - "The Woman in Black" ist ein Film von James Watkins aus dem Jahr 2012 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Susan Hill. Das Drehbuch stammt von Jane Goldman.

Die Handlung spielt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Der junge Anwalt Arthur Kipps (Daniel Radcliffe) ist Witwer und Vater eines vierjährigen Sohnes. Seine Frau Stella (Sophie Stuckey) ist bei der Geburt des Kindes verstorben.

Arthur wird von seiner Kanzlei damit beauftragt, den Nachlass von Alice Drablow zu regeln. Dazu muss er das "Eel Marsh House" aufsuchen, das abgelegen im Wattenmeer liegt und nur bei Ebbe zu erreichen ist. Als er in Crythin Gifford ankommt, begegnet ihm die Dorfgemeinschaft feindselig und drängt ihn zu einer schnellen Abreise. Der Verwalter Samuel Daily (Ciarán Hinds) kümmert sich um Arthur und bringt ihn zu dem Herrenhaus im Watt.

Als Arthur dort allein die Papiere durchsieht und das Haus erkundet, hat er das Gefühl, eine schwarzgekleidete Frau zu sehen, die im nächsten Moment schon wieder verschwunden ist. Nach und nach kommt er dem Geheimnis der Familie und der Frau in Schwarz näher. Jennet Humfrye (Liz White) war die Schwester von Alice Drablow und hatte einen kleinen Sohn, Nathaniel. Alice hatte Nathaniel gegen den Willen ihrer Schwester adoptiert. Als Nathaniel bei einem Unfall mit der Kutsche im Watt ums Leben kam und seine Leiche nicht geborgen wurde, nahm sich Jennet das Leben und schwor Rache.

Seit jener Zeit geistert Jennet als Frau in Schwarz in der Gegend und wann immer jemand sie erblickt, begehen Kinder Selbstmord. Aus diesem Grund bauen die Eltern in dem Dorf keine Beziehung zu ihren Kindern auf. Auch der Sohn von Samuel Daily nahm sich das Leben, was seine Mutter nie verwunden hat.

Arthur will die Geschichte beenden und mit Hilfe von Samuel findet er die Leiche von Nathaniel im Watt. Er begräbt den Jungen im Grab seiner Mutter, um damit Frieden zu stiften und den Geist zu bändigen. Kurz darauf kommt sein kleiner Sohn Joseph mit dem Kindermädchen am Bahnhof an, um Arthur für ein paar Tage zu besuchen. Doch die Frau in Schwarz hat ihre Rache nicht vergessen...

Das ist ein großartiger Gruselfilm der alten Schule. Hier ist alles perfekt, die Ausstattung, die Atmosphäre, das wunderbare Herrenhaus im Watt, jedes Detail sitzt. Toll anzuschauen und hübsch gruselig, ohne je zu sehr zu schockieren. Hammer Film Productions ist hierfür nicht umsonst zuständig, die wissen schließlich was sie tun.

Mir hat der Film extrem gut gefallen, Gänsehaut inklusive. Wunderbare Bilder, eine gute Story und sehenswerte Schauspieler. Daniel Radcliffe ist zwar ein bisschen zu jung für seine Rolle, aber er macht das trotzdem großartig. Exzellenter Film, ein sehr ambivalentes Ende, überaus empfehlenswert.

Die Insel des Dr. Moreau

"Die Insel des Dr. Moreau" - "The Island of Dr. Moreau" ist ein Film von Don Taylor aus dem Jahr 1977 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von H. G. Wells. Das Drehbuch stammt von Al Ramrus und John Herman Shaner.

Im Jahr 1911 strandet der junge Andrew Braddock (Michael York) nach einem Schiffsunglück auf einer Insel im Pazifik. Dort empfängt ihn der Wissenschaftler Dr. Paul Moreau (Burt Lancaster). Dieser lebt dort mit seinem Mündel Maria (Barbara Carrera), dem Aufseher Montgomery (Nigel Davenport) und einigen Bediensteten.

Schnell wird Andrew klar, dass hier einiges merkwürdig ist. Außerhalb des Lagers, in dem das Wohnhaus und diverse Hütten stehen, treiben sich verschiedene Tierarten herum und immer wieder erklingt schauriges Geschrei, das Andrew verstört. Dr. Moreau weiht Andrew schließlich in seine Forschungen ein. Mit Hilfe eines von ihm selbst entwickelten Serums, verändert er die Gene von wilden Tieren und macht sie so zu menschenähnlichen Wesen.

Aber die Natur lässt sich nicht so gerne ins Handwerk pfuschen und einige der Wesen planen den Aufstand, auch wenn ein Aufseher versucht, ihnen Regeln und Gesetze beizubringen. Als die Situation eskaliert, will Andrew mit Maria von der Insel fliehen, doch Dr. Moreau hat seine eigenen Pläne mit Andrew. Er soll auch als Versuchsobjekt benutzt werden, aber im umgekehrten Verhältnis. Aus Andrew soll ein Tier gemacht werden.

Hm, ein merkwürdiges kleines Filmchen, das schwer zu beurteilen ist. Als Kind habe ich solche Filme geliebt, heute allerdings sehe ich das etwas anders. Die Besetzung ist durchaus gelungen, Burt Lancaster ist tadellos in seiner Rolle, ebenso wie Nigel Davenport. Michael York und Barbara Carrera, die hier wie immer für einen exotischen Touch sorgt, lassen schon die Nähe zum B-Movie vermuten. Das ist nicht böse gemeint, ich sehe beide immer wieder gerne, aber ihnen wurden halt nie die ganz großen Rollen zuteil, was schon sehr schade ist, denn beide haben durchaus das Potenzial dafür gehabt.

Wie auch immer, der Film ist schon ganz unterhaltsam, auch wenn ich die Tier-/Menschenmasken etwas albern finde. Insgesamt gesehen schon eine Empfehlung von mir, weil der Film mich an die Filme meiner Kindheit erinnert hat. Kann man sich gerne ansehen.

Lake Placid

"Lake Placid" ist ein Film von Steve Miner aus dem Jahr 1999. Das Drehbuch stammt von David E. Kelley.

Im beschaulichen Maine liegt ein ebenso beschaulicher See, in dem sich urplötzlich etwas Böses tummelt. Ein Taucher wird in Stücke gerissen und Sheriff Hank Keough (Brendan Gleeson) kann nur noch den Oberkörper des armen Opfers an Bord retten. Um Licht in das Dunkel zu bringen eilen der Wildaufseher Jack Wells (Bill Pullmann), sowie die staubtrockene Paläontologin Kelly Scott (Bridget Fonda) an den Tatort.

Unterstützt werden sie dabei eher unfreiwillig von dem exzentrischen Forscher Hector Cyr (Oliver Platt), der so eine Ahnung hat, worum es sich hier handeln könnte. Ein Krokodil und zwar ein sehr großes. Auch wenn ihm erst keiner glaubt, weil Krokodile hier einfach nicht heimisch sein können, hat Hector doch recht und will das Tier unbedingt lebend fangen.

Die bunt zusammengewürfelte Truppe hat allerdings auch ohne das Krokodil schon genug Probleme miteinander, da müssen erstmal die diversen Egos und Lebensgeschichten geklärt werden und das zieht sich hin. Das Krokodil schwimmt aber in der Zwischenzeit nicht weg, denn es wird von der reizenden Mrs. Bickerman (Betty White) gefüttert und zwar mit lebenden Kühen.

Letztendlich hält die Truppe aber doch zusammen und die Jagd auf das Krokodil ist eröffnet und es gibt noch einige Überraschungen.

Gut, schon wieder Tierhorror, aber hier mal von der lustigen Seite. Das liegt aber nicht an dem gewaltigen Krokodil, sondern an den beteiligten Personen, den guten Dialogen und den hervorragenden Schauspielern, denen man die Freude an diesem Dreh anmerkt. Bill Pullmann, Bridget Fonda, Brendan Gleeson, Oliver Platt und Betty White machen diesen Film zu einem besonderen Vergnügen, mehr muss ich hier nicht sagen.

Insgesamt gesehen ein toller Spaß, den ich nur empfehlen kann. Schnapp!

Sonntag, 12. August 2012

La Lisière

"La Lisière" - "Am Waldrand" ist das Spielfilmdebüt von Géraldine Bajard (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Der junge Arzt Francois (Melvil Poupaud) kommt aus Paris in die Provinz, wo er in der Neubausiedlung "Die Hügel von Beauval" eine Stelle antreten soll. Der Investor Sam (Hippolyte Girardot) begrüßt ihn freudig und lädt ihn zu sich nach Hause ein, wo Francois dessen Gattin Julie (Susanne Wuest) kennenlernt. Julie war früher Model und beschäftigt sich nun mit der Fotografie. Hauptsächlich fotografiert sie die Jugendlichen der Siedlung.

Ja, da wären wir auch schon beim Thema, denn die Jugendlichen sind hier der Dreh- und Angelpunkt. Wovon aber eigentlich? Egal. Weiter geht's mit Francois, der sich nur zögernd hier einlebt, aber von den jungen Mädchen sehr angehimmelt wird. Eine nach der anderen täuscht Krankheiten vor, um den jungen und gutaussehenden Arzt an ihr Bettchen zu locken. Selbstverständlich nur unter den Augen der jeweiligen Eltern, die stets auf ihre Kinderchen achten.

Dass die süßen Kleinen sich des Nachts aber im Wald herumtreiben, das scheint keinen weiter zu kümmern, was schon sehr merkwürdig ist. Der Anführer der Jugendlichen ist der großmäulige Cédric (Phénix Brossard), ein pickeliges Jüngelchen mit einem ausgewachsenen Frisurenproblem auf dem Kopf und einer Halbstarken-Attitüde, die sich gewaschen hat. Unter seiner Leitung werden die Mädchen nacheinander gezwungen, sich zu prostituieren, um ihm zu gefallen. Als kleine Lolitas herausgeputzt, sollen sie nachts Autofahrer anhalten und ihnen gefällig sein.

Als die blutjunge Agnes (Marie Fritel-Sina) an der Reihe ist, wird sie von einem vorbeirasenden Auto überfahren. Die Jungs halten Francois für den Täter und wollen sich rächen, weil er ihnen sowieso im Weg ist und sich die Mädchen viel zu sehr für ihn interessieren. So nimmt das Unheil seinen Lauf und niemand kann oder will etwas dagegen unternehmen.

Selbst wenn sich das noch einigermaßen interessant anhören mag, es funktioniert leider gar nicht, kein bisschen. Das ist alles viel zu gekünstelt und zu gewollt spektakulär, ohne dabei wirklich spektakulär zu sein, alles eine Nummer zu groß gedacht und überhaupt nicht glaubhaft. Leider ist auch vieles zu albern und peinlich geraten, sei es nun die Darstellung der Jugendlichen, die schlimme Tanzdarbietung der jungen Mädchen in den zu knappen roten Kleidchen und noch so einiges mehr. Die Musik ist übrigens auch fürchterlich.

Géraldine Bajard hat bisher mit so bekannten Frauen wie Angela Schanelec, Claire Denis oder auch Jessica Hausner gearbeitet. Ihren Film aber mit den Werken dieser Künstlerinnen zu vergleichen, verbietet sich schon von selbst, denn sie erreicht deren Klasse nicht mal ansatzweise. Kann ja aber alles in kommenden Filmen nur noch besser werden. Vergleiche mit Lynch oder Haneke, wie teilweise zu lesen war, können einfach nicht ernst gemeint sein.

Zu den Darstellern: Ich liebe Melvil Poupaud, seit ich ihn bei Francois Ozon habe spielen sehen. Er meistert seinen Part noch am besten, auch wenn er hier weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, weil  seine Rolle einfach nicht genug hergibt. Der Rest der Erwachsenen spielt im Leerlauf und wirkt wie betäubt. In einer kleinen, aber leider total unwichtigen Rolle ist noch der wunderbare Georg Friedrich zu sehen, der hier aber wirklich unter Wert verkauft wird. Die Jugendlichen nerven mal mehr, mal weniger, aber meistens doch mehr.

Schade, ich hätte gerne etwas anderes geschrieben, aber auch beim zweiten Anschauen ist mein Urteil nicht angenehmer ausgefallen. Leider nur sehr eingeschränkt empfehlenswert.

Samstag, 11. August 2012

Der Junge mit dem Fahrrad

"Der Junge mit dem Fahrrad" - "Le gamin au vélo" ist ein Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.

Der zwölfjährige Cyril (Thomas Doret) ist auf der Suche nach seinem Vater Guy (Jérémie Renier), der ihn in einem Kinderheim abgeliefert hat. Nur vorübergehend, hat der Vater gesagt, aber nun ist sein Telefonanschluss tot, die Wohnung geräumt und es gibt keine Spur von Guy. Cyril kann und will sich damit nicht abfinden und läuft immer wieder aus dem Heim weg, um seinen Vater doch noch aufzuspüren.

Zufällig lernt Cyril dabei die Friseurin Samantha (Cécile De France) kennen, die Mitleid mit dem Jungen hat und ihm sein geliebtes Fahrrad besorgen kann, welches Guy anscheinend verkauft hat. Samantha ist damit einverstanden, dass Cyril die Wochenenden bei ihr verbringen kann. Sie schafft es sogar, den Vater ausfindig zu machen und ein gemeinsames Treffen zu arrangieren. Das verläuft jedoch anders, als Cyril es sich gewünscht hat, denn Guy ist damit beschäftigt, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und will keinen weiteren Kontakt mehr zu seinem Sohn haben.

Cyrils Verzweiflung wird durch Samanthas Zuneigung ein wenig gemildert, die sich seinetwegen sogar von ihrem Freund trennt. Trotzdem sucht der aufbrausende und verzweifelte Junge nach einem Vaterersatz, was der kleine Gauner Wes (Egon Di Mateo) eiskalt ausnutzt und sich Cyrils Zuneigung erschleicht. Er soll für ihn einen Händler überfallen und ihm sein Geld abnehmen. Als das erledigt ist, wendet sich auch Wes von Cyril ab und gibt ihm einen Teil der Beute.

Cyril bringt das Geld seinem Vater, der ihn aber erneut verstößt und nichts damit zu tun haben will. Inzwischen sucht die Polizei nach Cyril, der wieder zu Samantha läuft, die sich um ihn kümmert. Sie steht ihm bei, als er seine Tat zugibt und sich bei seinem Opfer entschuldigt und sie verpflichtet sich auch, die entstandenen Kosten zu übernehmen. Von jetzt an könnte also alles ganz harmonisch sein, aber diese Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende.

Die Filme der Dardenne-Brüder sind nie ganz einfach und oft auch ziemlich tragisch. Hier wird kein geschöntes Leben gezeigt und trotzdem sind sie nie hoffnungslos. In diesem Fall gibt es aber eine Fee, in der Gestalt von Samantha, die sich des Jungen annimmt und ihm neue Hoffnung gibt. Warum sie das tut, das wird nicht erklärt. Muss es aber auch nicht. Man sollte sich auf diesen schönen kleinen Film einlassen und ihn auf sich wirken lassen. Glauben wir einfach mal daran, dass so etwas wirklich passieren kann. Ist doch ein schöner Gedanke.

Darstellerisch gibt es hier gar nichts auszusetzen, denn alle Schauspieler sind perfekt besetzt. Der junge Thomas Doret ist ein unglaubliches Talent und auch Cécile De France überzeugt als liebevolle Samantha. Ihr Spiel ist sehr zurückgenommen, was wunderbar zu ihrer Rolle passt. Jérémie Renier ist großartig wie immer, auch wenn er hier nur einen kleinen Part hat. Seine Zusammenarbeit mit Jean-Pierre und Luc Dardenne ist immer sehenswert.

Insgesamt gesehen ein sehr schöner kleiner Film, der sich wie üblich wohltuend vom großen Effektkino absetzt und unbedingt sehenswert ist. Ganz große Empfehlung.

Montag, 6. August 2012

Der Schwimmer

"Der Schwimmer" - "The Swimmer" ist ein Film von Frank Perry aus dem Jahr 1968 und beruht auf einer Kurzgeschichte von John Cheever. Das Drehbuch stammt von Eleanor Perry. Angeblich soll Regisseur Frank Perry während des Drehs durch Sydney Pollack ersetzt worden sein, im Abspann taucht Pollack aber nicht auf. Es sei denn, ich hätte es übersehen.

Ned Merrill (Burt Lancaster) überrascht an einem Sommermorgen ein befreundetes Ehepaar, um in deren Pool zu schwimmen. Nur mit einer Badehose bekleidet wird er den Tag damit verbringen, von einem Pool zum anderen zu schwimmen, dabei seine Nachbarn zu begrüßen, um letztendlich nach Hause zu gelangen. Das alles spielt in einem wohlhabenden Vorort in Connecticut, wo jeder den anderen kennt.

Ned ist Mitte Fünfzig, ein Strahlemann und super in Form. Er wird freundlich aufgenommen, auch wenn sich nach und nach herausstellt, dass er wohl längere Zeit weg gewesen ist. Seine überschwänglichen Erzählungen über seine Frau und die beiden Töchter führen bei den Nachbarn zu teilweise befremdlichen Reaktionen. Eigentlich ist jeder froh, wenn Ned wieder verschwindet und der lässt sich auf seinem Weg auch nicht aufhalten.

Er trifft auf die junge Julie (Janet Landgard), die früher als Babysitterin auf seine Töchter aufgepasst hat und heimlich in ihn verliebt war. Julie begleitet ihn ein Stück, bis ihr die unerwartete Anhänglichkeit von Ned zu viel wird und sie die Flucht ergreift. Je weiter Ned kommt, umso unerfreulicher werden seine Begegnungen. Nicht jeder sieht ihn gern und es wird klar, dass er Schulden hat.

Das Wiedersehen mit seiner früheren Geliebten endet auch nicht wie gehofft und der Weg nach Hause ist ebenfalls noch beschwerlich.

Was für ein Film, ich bin total überwältigt. Gut, den kennt vermutlich kein Mensch, aber das sollte schnellstens geändert werden. Burt Lancaster ist hier der Star, der den ganzen Film über nur in der Badehose zu sehen ist. Er sieht dabei großartig aus, auch wenn er im Laufe der Handlung immer mehr abbaut. Vom Kraftprotz am Anfang bis zum gebrochenen Mann, der nur noch humpelnd sein leeres Haus erreicht und vor den Trümmern seines Lebens steht, verkörpert er seinen Part wirklich fantastisch.

Es wird nicht erklärt, was mit ihm und seiner Familie wirklich passiert ist, es gibt nur Andeutungen, den Rest muss man sich denken. Das funktioniert aber sehr gut. Auf jeden Fall ist das alles in wunderbaren Bildern eingefangen, denn der anfangs so strahlende Sommertag wechselt immer mehr in einen trüben Herbsttag mit Regen und Kälte, ebenso wie die Emotionen.

Die Musik übertreibt gelegentlich etwas, aber das ist durchaus zu verschmerzen, weil der Film an sich so gut ist, dass ihm das auch nicht weiter schaden kann. Von mir gibt es jedenfalls eine ganz große Empfehlung für diesen wohl eher unbekannten Film, der unbedingt sehenswert ist.