Sonntag, 12. August 2012

La Lisière

"La Lisière" - "Am Waldrand" ist das Spielfilmdebüt von Géraldine Bajard (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Der junge Arzt Francois (Melvil Poupaud) kommt aus Paris in die Provinz, wo er in der Neubausiedlung "Die Hügel von Beauval" eine Stelle antreten soll. Der Investor Sam (Hippolyte Girardot) begrüßt ihn freudig und lädt ihn zu sich nach Hause ein, wo Francois dessen Gattin Julie (Susanne Wuest) kennenlernt. Julie war früher Model und beschäftigt sich nun mit der Fotografie. Hauptsächlich fotografiert sie die Jugendlichen der Siedlung.

Ja, da wären wir auch schon beim Thema, denn die Jugendlichen sind hier der Dreh- und Angelpunkt. Wovon aber eigentlich? Egal. Weiter geht's mit Francois, der sich nur zögernd hier einlebt, aber von den jungen Mädchen sehr angehimmelt wird. Eine nach der anderen täuscht Krankheiten vor, um den jungen und gutaussehenden Arzt an ihr Bettchen zu locken. Selbstverständlich nur unter den Augen der jeweiligen Eltern, die stets auf ihre Kinderchen achten.

Dass die süßen Kleinen sich des Nachts aber im Wald herumtreiben, das scheint keinen weiter zu kümmern, was schon sehr merkwürdig ist. Der Anführer der Jugendlichen ist der großmäulige Cédric (Phénix Brossard), ein pickeliges Jüngelchen mit einem ausgewachsenen Frisurenproblem auf dem Kopf und einer Halbstarken-Attitüde, die sich gewaschen hat. Unter seiner Leitung werden die Mädchen nacheinander gezwungen, sich zu prostituieren, um ihm zu gefallen. Als kleine Lolitas herausgeputzt, sollen sie nachts Autofahrer anhalten und ihnen gefällig sein.

Als die blutjunge Agnes (Marie Fritel-Sina) an der Reihe ist, wird sie von einem vorbeirasenden Auto überfahren. Die Jungs halten Francois für den Täter und wollen sich rächen, weil er ihnen sowieso im Weg ist und sich die Mädchen viel zu sehr für ihn interessieren. So nimmt das Unheil seinen Lauf und niemand kann oder will etwas dagegen unternehmen.

Selbst wenn sich das noch einigermaßen interessant anhören mag, es funktioniert leider gar nicht, kein bisschen. Das ist alles viel zu gekünstelt und zu gewollt spektakulär, ohne dabei wirklich spektakulär zu sein, alles eine Nummer zu groß gedacht und überhaupt nicht glaubhaft. Leider ist auch vieles zu albern und peinlich geraten, sei es nun die Darstellung der Jugendlichen, die schlimme Tanzdarbietung der jungen Mädchen in den zu knappen roten Kleidchen und noch so einiges mehr. Die Musik ist übrigens auch fürchterlich.

Géraldine Bajard hat bisher mit so bekannten Frauen wie Angela Schanelec, Claire Denis oder auch Jessica Hausner gearbeitet. Ihren Film aber mit den Werken dieser Künstlerinnen zu vergleichen, verbietet sich schon von selbst, denn sie erreicht deren Klasse nicht mal ansatzweise. Kann ja aber alles in kommenden Filmen nur noch besser werden. Vergleiche mit Lynch oder Haneke, wie teilweise zu lesen war, können einfach nicht ernst gemeint sein.

Zu den Darstellern: Ich liebe Melvil Poupaud, seit ich ihn bei Francois Ozon habe spielen sehen. Er meistert seinen Part noch am besten, auch wenn er hier weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, weil  seine Rolle einfach nicht genug hergibt. Der Rest der Erwachsenen spielt im Leerlauf und wirkt wie betäubt. In einer kleinen, aber leider total unwichtigen Rolle ist noch der wunderbare Georg Friedrich zu sehen, der hier aber wirklich unter Wert verkauft wird. Die Jugendlichen nerven mal mehr, mal weniger, aber meistens doch mehr.

Schade, ich hätte gerne etwas anderes geschrieben, aber auch beim zweiten Anschauen ist mein Urteil nicht angenehmer ausgefallen. Leider nur sehr eingeschränkt empfehlenswert.

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