"Der Junge mit dem Fahrrad" - "Le gamin au vélo" ist ein Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.
Der zwölfjährige Cyril (Thomas Doret) ist auf der Suche nach seinem Vater Guy (Jérémie Renier), der ihn in einem Kinderheim abgeliefert hat. Nur vorübergehend, hat der Vater gesagt, aber nun ist sein Telefonanschluss tot, die Wohnung geräumt und es gibt keine Spur von Guy. Cyril kann und will sich damit nicht abfinden und läuft immer wieder aus dem Heim weg, um seinen Vater doch noch aufzuspüren.
Zufällig lernt Cyril dabei die Friseurin Samantha (Cécile De France) kennen, die Mitleid mit dem Jungen hat und ihm sein geliebtes Fahrrad besorgen kann, welches Guy anscheinend verkauft hat. Samantha ist damit einverstanden, dass Cyril die Wochenenden bei ihr verbringen kann. Sie schafft es sogar, den Vater ausfindig zu machen und ein gemeinsames Treffen zu arrangieren. Das verläuft jedoch anders, als Cyril es sich gewünscht hat, denn Guy ist damit beschäftigt, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und will keinen weiteren Kontakt mehr zu seinem Sohn haben.
Cyrils Verzweiflung wird durch Samanthas Zuneigung ein wenig gemildert, die sich seinetwegen sogar von ihrem Freund trennt. Trotzdem sucht der aufbrausende und verzweifelte Junge nach einem Vaterersatz, was der kleine Gauner Wes (Egon Di Mateo) eiskalt ausnutzt und sich Cyrils Zuneigung erschleicht. Er soll für ihn einen Händler überfallen und ihm sein Geld abnehmen. Als das erledigt ist, wendet sich auch Wes von Cyril ab und gibt ihm einen Teil der Beute.
Cyril bringt das Geld seinem Vater, der ihn aber erneut verstößt und nichts damit zu tun haben will. Inzwischen sucht die Polizei nach Cyril, der wieder zu Samantha läuft, die sich um ihn kümmert. Sie steht ihm bei, als er seine Tat zugibt und sich bei seinem Opfer entschuldigt und sie verpflichtet sich auch, die entstandenen Kosten zu übernehmen. Von jetzt an könnte also alles ganz harmonisch sein, aber diese Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende.
Die Filme der Dardenne-Brüder sind nie ganz einfach und oft auch ziemlich tragisch. Hier wird kein geschöntes Leben gezeigt und trotzdem sind sie nie hoffnungslos. In diesem Fall gibt es aber eine Fee, in der Gestalt von Samantha, die sich des Jungen annimmt und ihm neue Hoffnung gibt. Warum sie das tut, das wird nicht erklärt. Muss es aber auch nicht. Man sollte sich auf diesen schönen kleinen Film einlassen und ihn auf sich wirken lassen. Glauben wir einfach mal daran, dass so etwas wirklich passieren kann. Ist doch ein schöner Gedanke.
Darstellerisch gibt es hier gar nichts auszusetzen, denn alle Schauspieler sind perfekt besetzt. Der junge Thomas Doret ist ein unglaubliches Talent und auch Cécile De France überzeugt als liebevolle Samantha. Ihr Spiel ist sehr zurückgenommen, was wunderbar zu ihrer Rolle passt. Jérémie Renier ist großartig wie immer, auch wenn er hier nur einen kleinen Part hat. Seine Zusammenarbeit mit Jean-Pierre und Luc Dardenne ist immer sehenswert.
Insgesamt gesehen ein sehr schöner kleiner Film, der sich wie üblich wohltuend vom großen Effektkino absetzt und unbedingt sehenswert ist. Ganz große Empfehlung.
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