Sonntag, 26. August 2012

Miss Kicki

"Miss Kicki" ist ein Film von Håkon Liu aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Alex Haridi.

Kicki (Pernilla August) geht auf die Fünfzig zu. Ihren jetzt siebzehnjährigen Sohn Viktor (Ludwig Palmell) kennt sie kaum. Viktor ist bei seiner Großmutter aufgewachsen, weil Kicki nach Amerika gezogen ist, als er vier Jahre alt war. Seit einiger Zeit ist Kicki wieder zurück in Schweden, eine Annäherung zwischen Mutter und Sohn hat es aber bisher nicht gegeben.

Der Zuschauer begreift recht schnell, dass Kicki mit ihrem Leben nicht zurechtkommt. Sie hat keine Freunde, wahrscheinlich auch einige Enttäuschungen hinter sich, keine mütterlichen Gefühle und verhält sich selbst wie ein Kind, das nicht erwachsen werden will. Ihr einziger "Freund" ist Mr. Chang (Eric Tsang), ihr taiwanesischer Chatpartner, der sie überschwenglich einlädt, ihn doch mal zu besuchen, wenn sie in Taiwan ist.

Zu Kickis Geburtstag kommen ihre Mutter und Viktor zu Besuch, aber Stimmung kommt auch hier nicht auf. Überraschend bittet Kicki ihren Sohn, mit ihr für eine Woche zu verreisen, nach Taiwan. Man könne sich doch dabei auch besser kennenlernen. Den wahren Grund für diese Reise verrät sie Viktor jedoch nicht.

In Taipeh angekommen, mieten sich die beiden in einem billigen Hotel ein. Kicki möchte den nächsten Tag allein verbringen, natürlich um sich auf die Suche nach Mr. Chang zu machen. Viktor erkundet die Stadt zu Fuß und verläuft sich prompt. Der junge Didi (Huang He River) hilft ihm und wird zu seinem ständigen Begleiter. Zwischen den beiden Jungs herrscht sofort eine starke Verbindung.

Kicki schafft es inzwischen nicht, Mr. Chang gegenüberzutreten, sie beobachtet ihn nur aus der Ferne. Am nächsten Tag kommt es aber durch ein Missverständnis doch zu einer Begegnung mit Mr. Chang, in dessen Haus und vor seiner Familie. Eine unangenehme Situation, die allen Beteiligten die Augen öffnet. Viktor begreift nun, warum seine Mutter nach Taipeh gekommen ist und dass es ihr überhaupt nicht darum ging, eine Beziehung zu ihm aufzubauen.

Viktor und Kicki trennen sich im Streit und es bedarf noch einiger Umstände, bis Kicki endlich erwachsen wird und sich um ihren Sohn kümmert.

Mehr verrate ich hier nicht, denn diesen Film sollte man sich schon selbst anschauen. Nur so viel: "Miss Kicki" ist ein kleines Wunder. Ganz ehrlich, wer den verpasst, dem entgeht ein ganz besonderer Film. Einziger, aber wirklich klitzekleiner Kritikpunkt von mir ist die Entwicklung der Handlung im letzten Drittel. Da schießen Regie und Drehbuch ein wenig übers Ziel hinaus, das wäre gar nicht nötig gewesen.

Ansonsten kann man am Langfilmdebüt von Håkon Liu absolut nichts aussetzen, hier stimmt wirklich alles. Die Story ist überzeugend und bewegend und die Darsteller sind hervorragend besetzt. Ludwig Palmell und Huang He River spielen ihre Rollen ganz echt und natürlich und sie sind auch sehr bezaubernd.

Und dann ist da ja noch Pernilla August und jetzt müsste erstmal ein Tusch kommen! Was für eine Frau und was für eine großartige Schauspielerin! Vollkommen uneitel wirft sie sich in ihre Rolle und erweckt damit Miss Kicki zum Leben und dieser Part hat es wirklich in sich. Trotz all ihrer Fehler ist Kicki nämlich ein herzensguter Mensch, auch wenn sie hin und wieder schlampig wirkt, zu viel trinkt und raucht und völlig verpeilt zu sein scheint. Diese Darstellung sollten sich alle Plastikgesichter mal ansehen und dann erkennen, was ein Gesicht alles ausdrücken kann.

Muss ich noch mehr sagen? Ich glaube nicht. Bitte nicht verpassen, denn so ein Juwel findet man nur sehr selten. Ganz große Empfehlung.

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