Sonntag, 26. August 2012

Schwarzer Ozean

"Schwarzer Ozean" - "Noir Océan" ist ein Film von Marion Hänsel (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und basiert auf zwei autobiografischen Kurzgeschichten von Hubert Mingarelli.

Die Handlung spielt im Jahr 1972 auf einem Schiff der französischen Marine im Südpazifik, in der Nähe des Mururoa-Atolls. Gezeigt wird in erster Linie der Alltag der jungen Rekruten an Bord, die hier ihren Militärdienst leisten und gar nicht wissen, worum es eigentlich geht. Drei junge Männer rücken in den Mittelpunkt des Films. Moriaty (Adrien Jolivet), Massina (Nicolas Robin) und Da Maggio (Romain David).

Ihr Alltag besteht aus militärischen Übungen, körperlichen Ertüchtigungen, Nachtwachen und Langeweile. Es gibt Späße und Gemeinheiten untereinander, um die Zeit totzuschlagen und eine unterschwellige Gewaltbereitschaft. Der nachdenkliche Moriaty und der unerfahrene Massina freunden sich an und meiden den Kontakt zu den übrigen Rekruten. Nur der unbeholfene Da Maggio schließt sich ihnen an, sowie der Schiffshund Giovanni.

Eines Tages werden sie Zeugen einer Atombombenexplosion ganz in ihrer Nähe. Der Bombenpilz steigt in den Himmel und löst unterschiedliche Gefühle bei den Matrosen aus. Moriaty begreift noch am ehesten, was genau hier geschehen ist und verliert auf der Stelle jegliche Illusion über sein zukünftiges Leben. Bei einem Landgang entlädt sich sein Frust und er bricht schließlich in Tränen aus. Massina will ihn trösten, aber er weiß nicht wie er das anstellen soll.

Die jungen Männer haben ihre Unschuld verloren, müssen über Nacht erwachsen werden und ihr weiteres Leben in einer Welt planen, die unbarmherzig und grausam sein kann. Sämtliche Hoffnungen und Ideale haben sich in Luft aufgelöst.

Eine Warnung vorweg: Wer hier Action erwartet, der ist definitiv im falschen Film. Marion Hänsel und ihr Kameramann Jan Vancaillie setzen auf Ruhe und besinnliche Bilder. Das Grauen entsteht im Kopf des Zuschauers und entwickelt sich ganz leise. Ebenso wie die jungen Rekruten wird man seiner Illusionen beraubt und muss sich den Tatsachen stellen, die damals noch niemand kannte.

Hier geht es nur um einen von unzähligen Atombombentests, die Frankreich zwischen 1966 und 1995 durchgeführt hat. Ursprünglich wurde Marion Hänsel auch Unterstützung von Staatsseite zugesagt, aber letztlich wurde diese wieder zurückgezogen. Aus eigener Kraft und mit Hilfe von anderer Seite konnte sie dieses Projekt doch zum Leben erwecken und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen.

Wer sich auf die ruhigen Bilder einlassen kann und dem täglichen Trott an Bord des Kriegsschiffes folgen mag, der wird mit einem sehr speziellen Filmerlebnis belohnt. Auf jeden Fall sehr sehenswert und ganz nebenbei sind Adrien Jolivet und Nicolas Robin fast zu schön, um wahr zu sein. Ist ja schließlich auch nicht ganz unwichtig.

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