"Der Mann meines Lebens" - "L'homme de sa vie" ist ein Film von Zabou Breitman aus dem Jahr 2006. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Agnès de Sacy.
Frédéric (Bernard Campan) genießt zusammen mit seiner Frau Frédérique (Léa Drucker) und dem kleinen Sohn den gemeinsamen Sommerurlaub in ihrem Ferienhaus in Südfrankreich. Zu einem Fest mit Familie und Freunden lädt er auch den neuen Nachbarn Hugo (Charles Berling) ein, der im Laufe des Abends erwähnt, schwul zu sein und alleine zu leben. Der Abend verläuft überaus harmonisch, irgendwann sind die Gäste gegangen, die Familie schläft, nur Frédéric und Hugo reden noch bis zum Morgengrauen über das Leben und die Liebe an sich. Frédéric bezeichnet sein Leben als perfekt, doch Hugo macht ihm daraus einen Vorwurf. "Perfektion heißt Stillstand, genauso gut könntest Du tot sein." Worte, die noch lange in Frédéric nachhallen und ihn zum Nachdenken bringen.
Frédéric ist zunehmend fasziniert von Hugo und seiner Einstellung zum Leben. Immer öfter sucht er von nun an den Kontakt zu ihm. Sie gehen gemeinsam Joggen, verbringen viel Zeit zusammen und allmählich bemerkt Frédérics Frau eine Veränderung am Verhalten ihres Mannes. Die Gespräche dieser Nacht tauchen immer wieder in Rückblenden auf. Frédéric ist zunehmend verwirrt von seinen Gefühlen. Mit Hugo tritt etwas völlig Neues in sein Leben, etwas dass vielleicht schon immer da gewesen ist und sich erst jetzt seinen Platz sucht. Eine andere Sicht auf das Leben und die Liebe. Für Frédéric ist es Zeit, das eigene festgefahrene Leben zu überdenken, aber auch Hugo ist nicht so frei, wie er immer vorgibt. Sein Drang nach Freiheit ist auch begründet in einer Angst vor Zurückweisung.
Hugos Vater hatte seinen Sohn vor über zwanzig Jahren aus dem Haus geworfen, nachdem dieser sich vor seinen Eltern geoutet hatte. Nun liegt der Vater im Sterben und es ist Hugos letzte Chance, sich mit seinem Vater zu versöhnen. Doch noch ist der alte Schmerz zu stark in ihm verwurzelt, noch kann er seinem Vater nicht vergeben. Wird er seine Meinung noch ändern?
Und was ist mit Frédéric und seiner Familie? Seine Frau ahnt, dass etwas vor sich geht, das alles ändern könnte. Wird Frédéric aus seinem bisherigen Leben ausbrechen?
Das alles zeigt Zabou Breitman in wundervollen Bildern voller Poesie und Magie, auch wenn sie es bisweilen mit der Symbolik ein wenig übertreibt. Hier gibt es sehr viel Raum für Interpretationen. Beiläufige Berührungen, Stille, gefühlvolle Bilder und Gedanken. Zugegeben, ich gerate hier etwas ins Schwärmen, weil dieser Film mit einer Bilderkraft aufwartet, die buchstäblich unter die Haut geht. Unterlegt ist das alles mit wunderschöner und sehr zurückhaltender Musik. Wer sich diesen Film ansieht, muss die Stille ertragen können, aber insgesamt möchte ich eine große Empfehlung aussprechen für ein kleines und feines Filmhighlight.
Man muss sich schon darauf einlassen können, dann kann der Film seine volle Wirkung entfalten, auch wenn er mit knapp zwei Stunden Laufzeit schon recht lang geworden ist und keine abschließenden Antworten liefert. Muss er aber auch nicht, denn die Geschichte funktioniert auch so sehr gut.
Die Schauspieler sind durchweg grandios, besonders Bernard Campan und Charles Berling, die ihre Rollen wirklich mit Leben erfüllen und überaus sehenswert sind, wie der ganze Film. Sehr empfehlenswert.
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