Dienstag, 16. Juli 2013

Das Gesetz der Begierde

"Das Gesetz der Begierde" - "La ley del deseo" ist ein Film von Pedro Almodóvar (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1987. Es ist zwar schon der sechste Spielfilm von Almodóvar, aber der erste der auch in Deutschland erschien, damals aber noch mit einer FSK 18 versehen. Seine früheren Werke wurden erst später gezeigt.

Ein Film von Pedro Almodóvar ist immer etwas Besonderes. Meistens geht es bei ihm um Liebe, Sex, Verlangen, Obsessionen, Mord und Totschlag. Hier kommt alles zusammen. Die Achtziger Jahre sind unübersehbar, grelle Farben, schrilles Make-Up und farbenfrohe Kostüme.

Die Geschichte handelt von dem schwulen Regisseur Pablo Quintero (Eusebio Poncela), der eigentlich Juan (Miquel Molina) liebt, der sich aber von Pablo eingeengt fühlt. Als Juan den Sommer über verreist, taucht der ziemlich wahnsinnige Fan Antonio (Antonio Banderas) auf, der eine Affäre mit Pablo beginnt, die von diesem aber nicht weiter ernst genommen wird. Antonio hingegen ist besessen von seiner Liebe zu Pablo und tötet Juan aus Eifersucht. Die Polizei verdächtigt Pablo der Tat und verfolgt ihn, doch Pablo hat einen Autounfall und verliert sein Gedächtnis. Seine Schwester Tina (Carmen Maura), die früher ein Mann war und Tino hieß, hatte sich einst aus Liebe zu ihrem Vater einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird sie die Geliebte von Antonio und gerät dadurch in große Gefahr.

So, das ist alles ziemlich verwirrend. Es hat auch keinen Zweck, die Geschichte hier wiederzugeben, das muss man wirklich selbst gesehen haben. Im Vergleich zu anderen Almodóvar-Filmen ist dieser auch sehr viel düsterer, der Humor ist hier eher sparsam eingesetzt. Sehenswert ist er aber auf jeden Fall, gar keine Frage.

Die wundervolle Carmen Maura spielt hier die Schwester von Pablo und sie ist absolut hinreißend, wie eigentlich die komplette Besetzung. Das ist bei Almodóvar aber in jedem Film so, der Mann hat einfach ein ganz besonderes Händchen für seine DarstellerInnen.

Auch seine Liebe zum Melodram wird hier wieder deutlich und das gleich in mehreren Szenen. Die Figur der transsexuellen Tina, die ihr Geschlecht aus Liebe zu einem Mann wechselt und trotzdem von diesem verlassen wird, findet sich bereits bei Rainer Werner Fassbinder und später auch bei François Ozon, der ein entsprechendes Theaterstück Fassbinders verfilmt hat. Alle drei Regisseure haben bzw. hatten diese Vorliebe für das Melodram und besonders für die Arbeiten von Douglas Sirk. Das haben sie alle wunderbar umgesetzt.

Besonders positiv aufgefallen ist mir noch ein schönes Lied von Jacques Brel, hier allerdings von einer Frau gesungen, "Ne me quitte pas". Das passt wirklich toll hierher.

Niemand versteht es so gut wie Pedro Almodóvar, seine Figuren derart liebenswert darzustellen, egal wie verrückt ihre Charaktere auch sein mögen. Wer sich einen Film von Almodóvar anschaut, muss allerdings auch wissen, worauf er sich einlässt, denn hier wird alles gezeigt und alles ist möglich. Einen so unverkrampften Blick auf Sexualität in jeder Hinsicht wünscht man sich sonst von so manch anderem Film.

Dieser Film war 1987 der erste Preisträger des Teddy-Awards, dem Queer-Film-Award, der seit 1992 regelmäßig im Rahmen der Berlinale am Vorabend der Bären-Verleihung verliehen wird.

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