Sonntag, 21. Juli 2013

Trishna

"Trishna" ist ein Film von Michael Winterbottom (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011. Die Geschichte beruht auf dem 1891 erschienenen Roman "Tess of the d'Urbervilles" von Thomas Hardy, für den Film wurde die Handlung allerdings ins heutige Indien verlegt.

Die hübsche junge Trishna (Freida Pinto) ist die älteste Tochter einer armen Familie und lebt in Rajasthan. Bei einer flüchtigen Begegnung lernt sie den jungen Jay (Riz Ahmed) kennen, der aus einer wohlhabenden indischen Familie stammt und in England erzogen wurde. Jay hat sofort ein Auge auf die schöne Trishna geworfen und besorgt ihr eine Stelle in einem Luxushotel in Jaipur, das seinem Vater gehört.

Trishna gefällt ihre neue Arbeit, sie verdient gutes Geld, mit dem sie ihre Familie unterstützen kann. Jay begehrt Trishna und verführt sie, aber am nächsten Tag ist Trishna verschwunden. Aus Scham verlässt sie das Hotel und fährt zurück nach Hause. Ihr Vater macht ihr schwere Vorwürfe, ihre Arbeit so einfach aufgegeben zu haben, weil nun das Geld fehlen würde. Kurze Zeit später wird klar, dass Trishna schwanger ist und ihr Vater besteht auf einer Abtreibung.

Trishna wird in die Fabrik eines Onkels geschickt, um dort zu arbeiten und Geld zu verdienen. Jay kann sie hier ausfindig machen und bittet Trishna, mit ihm nach Mumbai zu gehen, um dort gemeinsam zu leben. Er hat sowieso keine Lust, in den Hotels seines Vaters zu arbeiten und möchte sein eigenes Leben führen. Die beiden ziehen nach Mumbai und leben dort ganz öffentlich als Paar zusammen, womit in der Großstadt niemand Probleme hat. Trishna liebt Jay und sorgt für ihn, während er sich treiben lässt.

Eines Tages muss Jay nach London fliegen, weil sein Vater schwer erkrankt ist. Er bleibt längere Zeit weg und meldet sich nicht bei Trishna, die währenddessen die Wohnung räumen muss, weil der Mietvertrag ausgelaufen ist. Als Jay schließlich wieder nach Mumbai kommt, hat er keine guten Neuigkeiten im Gepäck. Sein Vater ist zum Pflegefall geworden und Jay muss wieder zurück in das Hotel in Jaipur. Trishna soll ihn begleiten, aber sie muss wieder als Angestellte dort arbeiten und sie können öffentlich nicht als Paar auftreten. Trishna willigt ein, weil sie Jay liebt.

Das Leben in Jaipur wird für Trishna zunehmend zur Qual. Jay langweilt sich mit der Leitung des Hotels und liegt die meiste Zeit nur faul in seinem Zimmer, während er sich von Trishna bedienen lässt und diese mehr und mehr schikaniert. Er studiert das Kamasutra und macht Trishna zu seiner Mätresse, die ihm ständig sexuell zur Verfügung stehen muss. Er quält und erniedrigt sie, bis Trishna keinen Ausweg mehr weiß, als sich von ihrem Peiniger zu befreien.

Michael Winterbottom hat die Handlung also von England nach Indien verlegt, wo es auch heute noch gewaltige Klassenunterschiede gibt, jedenfalls außerhalb der Großstädte. Weiterhin hat er aus den Romanfiguren Angel und Alec in seinem Film die Figur Jay gemacht, die beide Charaktere in sich vereint. Die handelnden Personen sind alle in ihren jeweiligen Konventionen gefangen und nicht fähig, sich daraus zu befreien, darin besteht das eigentliche Übel für sie.

Freida Pinto und Riz Ahmed machen ihre Sache insgesamt nicht schlecht, aber der Film ist mit knapp zwei Stunden Laufzeit erheblich zu lang geraten. Mich persönlich hat die Geschichte nicht sehr berührt und eher ermüdet. Da empfehle ich doch die Verfilmung "Tess" von Roman Polanski aus dem Jahr 1979, die wesentlich interessanter ist und auch sehr viel sehenswerter.

Die Musik stammt hier unter anderem von Shigeru Umebayashi, der auch schon bei "In the Mood for Love" von Wong Kar-Wai mitgearbeitet hat, was nicht zu überhören ist. Dadurch wähnt man sich teilweise im falschen Film, wenn ein bestimmtes Musikthema erscheint. Keine allzu gute Idee.

Insgesamt gesehen nur eine eingeschränkte Empfehlung von mir. Den kann man sehen, muss man aber nicht.

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