"Oben ist es still" - "Boven is het stil" ist ein Film von Nanouk Leopold (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013. Die Geschichte beruht auf dem gleichnamigen Roman von Gerbrand Bakker.
Helmer (Jeroen Willems), ein wortkarger Mann Mitte Fünfzig, bewirtschaftet allein einen Bauernhof in Zeeland. Nur sein alter und kranker Vater (Henri Garcin) lebt dort mit ihm. Eigentlich wollte Helmer den Hof nie übernehmen, sein Zwillingsbruder Henk, der Liebling des Vaters, war dafür vorgesehen. Doch Henk starb vor vielen Jahren und Helmer musste an seine Stelle rücken. Er übernahm Henks Arbeit und den Hof, die Zuneigung seines Vaters hingegen bekam er nicht.
Eines Tages erkennt Helmer, dass sich in seinem Leben etwas ändern muss. Er verfrachtet den bettlägerigen Vater in den ersten Stock des Hauses und richtet sich unten neu ein. Die Arbeit auf dem Hof und die Pflege des ungeliebten Vaters setzen Helmer immer mehr zu. Er möchte endlich auch mal seine Träume von einem eigenen Leben verwirklichen, aber eigentlich weiß er gar nicht genau, wie das aussehen soll.
Helmer hat kaum Kontakt zu seinen Mitmenschen. Ab und zu kommt seine Nachbarin Ada (Lies Visschedijk) auf einen Kaffee vorbei oder ihre beiden kleinen Söhne, die nach Helmers Eseln sehen wollen. Einzig der Milchfahrer (Wim Opbrouck) erscheint regelmäßig und zeigt zaghaftes Interesse an Helmer, doch der kann mit seinen Gefühlen noch nichts anfangen.
Für kurze Zeit kommt der achtzehnjährige Henk (Martijn Lakemeier) als Knecht auf den Hof, der uneheliche Sohn von Helmers verstorbenem Zwillingsbruder. Der Junge ist ähnlich schweigsam wie Helmer und beide wissen nicht, wie sie ihre Gefühle zeigen können. Henk verlässt den Hof aber bald wieder und auch der Milchfahrer verabschiedet sich von Helmer, er will zukünftig bei seiner Schwester leben.
Helmers Leben verläuft weiterhin so monoton wie bisher, bis sein Vater schließlich stirbt und bei dessen Beerdigung auch der Milchfahrer wieder auftaucht. Können sich die beiden einsamen Männer jetzt auf etwas Nähe einlassen?
Das ist ein ganz wunderbarer Film, der in ruhigen und kargen Bildern seine Geschichte erzählt, die vom Kameramann Frank van der Eeden fabelhaft eingefangen sind. Es passiert nicht viel und es wird auch kaum gesprochen, aber es fasziniert durchgehend, wenn man sich auf die Stille einlassen kann. Nanouk Leopold hat den Roman von Gerbrand Bakker zwar ziemlich gut adaptiert, aber sie hat auch viel weggelassen. Das ist überhaupt nicht schlimm, ich bin aber der Meinung, dass man den Film besser versteht, wenn man das Buch kennt, weil sonst einige Zusammenhänge nicht klar werden. Auf jeden Fall kann ich aber sowohl den Film, als auch den Roman nur sehr empfehlen.
Die Ausstattung und die ganze Atmosphäre sind sehr gelungen und die Schauspieler sind allesamt sehr sehenswert und perfekt besetzt. Ganz furchtbar traurig ist allerdings die Tatsache, dass der Hauptdarsteller Jeroen Willems kurz nach Ende der Dreharbeiten plötzlich an einem Schlaganfall verstorben ist, mit nur fünfzig Jahren. Seine Darstellung des Helmer ist mehr als großartig, wie gerne hätte man noch mehr von diesem Schauspieler gesehen. Mit diesem Wissen durchzieht den Film eine starke Traurigkeit, macht ihn dadurch aber noch wertvoller.
Von mir gibt es jedenfalls eine ganz besondere Empfehlung für diesen kleinen, aber starken Film und ein stilles Gedenken an Jeroen Willems. Bitte nicht verpassen.
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