Sonntag, 26. Februar 2012

Yella

"Yella" ist ein Film von Christian Petzold (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2007. Der Film ist eine moderne Interpretation des Horror-Klassikers "Carnival of Souls" - "Tanz der toten Seelen", der im Jahr 1962 unter der Regie von Herk Harvey entstanden ist.

Jetzt wird es allerdings kompliziert, denn wer "Carnival of Souls" kennt, der weiß ab jetzt worum es geht, während alle anderen wahrscheinlich verständnislos den Kopf schütteln. Eine Inhaltsangabe ist deshalb schwierig, aber ich versuche es einfach mal. Christian Petzold bezieht sich hier sehr deutlich auf das sehr gute Original, nur die Rahmengeschichte ist natürlich auf die heutige Zeit bezogen. Der Sturz mit dem Auto von der Brücke und das Entkommen aus dem Wasser sind enthalten, ebenso der Twist zum Schluss.

Yella (Nina Hoss) ist eine junge Frau aus Wittenberge, die von ihrem Mann Ben (Hinnerk Schönemann) getrennt lebt. Bens Firma ist pleite, warum, wieso und weshalb spielt hier keine Rolle. Yella hat Ben verlassen, was von ihm einfach nicht akzeptiert wird, und sich einen neuen Job in Hannover gesucht. Ben überredet Yella, sie zum Bahnhof zu fahren. Zwischendurch wird er mal wieder gewalttätig und steuert das Auto absichtlich über ein Brückengeländer. Der Wagen versinkt im Fluss, doch Yella und schließlich auch Ben können sich an Land retten.

Yella erreicht noch ihren Zug nach Hannover, dort angekommen muss sie aber feststellen, dass ihr Job nicht mehr existiert. In ihrem Hotel lernt sie Philipp (Devid Striesow) kennen, der für eine Private-Equity-Firma arbeitet und sie spontan als Assistentin engagiert, da sie sich mit Bilanzen auskennt. Beide arbeiten erfolgreich zusammen und kommen sich auch privat näher, aber Yella fühlt sich von Ben verfolgt, der immer wieder unerwartet auftaucht.

Zunehmend leidet Yella unter Bewusstseinsstörungen, so verstummen plötzlich immer öfter sämtliche Geräusche um sie herum, während sie Raben krähen hört und das laute Rascheln der Blätter im Wind, ebenso wie das Rauschen von Wasser. Außer ihr scheint das niemand zu bemerken, was sie zusätzlich noch verstört. Yella träumt schon von einer Zukunft mit Philipp, der seine Kunden betrügt und Geld für ein eigenes Projekt zurücklegt. Um ihn dabei zu unterstützen, erpresst sie einen Kunden, der daraufhin Selbstmord begeht. Erst jetzt begreift Yella, was eigentlich mit ihr passiert ist und dass sie ihrem Schicksal nicht entgehen kann. Erneut sitzt sie neben Ben im Auto, während der Wagen in den Fluss stürzt...

Einfach großartig, wie Christian Petzold diesen Film inszeniert hat. Er bleibt der Grundidee von Herk Harveys Film treu und erfindet lediglich den Mittelteil neu. In vielen Filmkritiken wurde der Fokus für mich aber zu sehr auf den Ost-West-Blickpunkt, bzw. die Kapitalismuskritik gelegt. Diese Sicht der Dinge mag zwar nachvollziehbar sein, aber eigentlich spielt das hier nur eine untergeordnete Rolle. Das ist jedenfalls meine Meinung und kann selbstverständlich von jedem Zuschauer anders interpretiert werden.

Die Besetzung ist fantastisch, allein schon wegen Nina Hoss und Devid Striesow lohnt sich der Film. Beide spielen ganz wunderbar und auch die Nebenrollen sind mit Burghart Klaußner, Barbara Auer, Christian Redl und vielen anderen exzellent besetzt.

Insgesamt gesehen ein sehr gelungenes Projekt, das wohl nur leider viel zu unbekannt ist. Schade, denn gute deutsche Filme wie diesen sieht man nicht sehr oft. Unterlegt ist der Film übrigens mit einer schönen Beethoven-Sonate, die hervorragend zu den Bildern und Gefühlen passt. Ganz große Empfehlung für diesen Film und auch für das Original aus dem Jahr 1962. Es lohnt sich.

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