"Cairo Time" ist ein Film von Ruba Nadda (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.
Die Amerikanerin Juliette (Patricia Clarkson), eine Frau um die Fünfzig, kommt nach Kairo, um dort Urlaub zu machen und ihren Mann Mark (Tom McCamus) zu treffen, der für die UN tätig ist. Mark wird jedoch aufgehalten und schickt seinen früheren Kollegen Tareq (Alexander Siddig) zum Flughafen, um Juliette abzuholen.
Tareq, ein äußerst attraktiver Ägypter, ist bereits im Ruhestand und betreibt ein Café in Kairo. Juliette fühlt sich gleich wohl in seiner Nähe und wird ihn auch bald schon wiedersehen, da Mark in Gaza aufgehalten wird und sich seine Ankunft dadurch verzögert. Zunächst versucht Juliette die Stadt allein zu erkunden, was nicht ohne Probleme verläuft, da die zwar nicht mehr junge, aber schöne blonde Frau überall auffällt und die Männer anlockt. Ihr offenes Haar und ihre Kleidung stehen in krassem Widerspruch zu den ägyptischen Frauen und ihrem öffentlichen Auftreten.
Schließlich wendet sich Juliette an Tareq und er wird ihr Begleiter. Beide sind sich sehr sympathisch und verbringen gerne ihre Zeit zusammen. Es entwickelt sich beinahe eine zarte Liebesgeschichte, ohne dass je etwas zwischen ihnen geschieht. Gemeinsam fahren sie zu einer Hochzeitsfeier nach Alexandria und als sie wieder nach Kairo kommen, ist Mark endlich angekommen. Tareq zieht sich zurück und Juliette und Mark feiern ihr Wiedersehen.
Was sich hier noch so ganz nett anhört, ist in Wirklichkeit eine platte Aneinanderreihung von Kitsch und Klischees. Es wird nichts ausgelassen, Postkartenansichten von Ägypten in jeder Form, Pyramiden, Sonnenuntergänge, Nilfahrten, Kaffeehäuser, alles ganz wundervoll in Szene gesetzt. Das wahre Leben findet hier keinen Platz, dafür ist alles viel zu nett und schön. Das ist zwar insgesamt schon etwas befremdlich, weil hier ein ganz falsches Bild vermittelt wird, aber damit könnte man noch leben.
Richtig ärgerlich ist allerdings die Darstellung der Juliette, die sich hier als Dummchen zeigen muss und anscheinend keine Ahnung zu haben scheint, wie man sich in einem fremden Land verhält. Als reife Frau, die Chefredakteurin einer Zeitschrift ist und deren Mann bei der UN tätig ist, sollte man ihr schon eine gewisse Intelligenz unterstellen. Aber allein schon ihr Versuch, allein mit dem Bus nach Gaza zu fahren, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Von ihren Auftritten in kurzen Sommerkleidchen in der Stadt will ich hier gar nicht erst reden.
Ihre Begegnungen mit einheimischen Frauen und Kindern, die sie alle "so beautiful" findet, haben mir den Rest gegeben. Den ganzen Film über fiel ich nur von einer Ohnmacht in die nächste. Wie weltfremd kann man überhaupt sein? Für wen ist dieser Schrott eigentlich gedacht? Wahrscheinlich für Frauen der Generation 50+, denen man wohl alles verkaufen kann, solange eine sülzige Liebesgeschichte dabei ist. Mir ist jedenfalls nur übel geworden, obwohl auch ich langsam aber sicher auf diese Zielgruppe zugehe. Gottseidank ist mein Geschmack ein anderer und Filme wie diesen vergesse ich ganz schnell wieder.
An den Darstellern gibt es indes nichts auszusetzen, Patricia Clarkson ist wunderbar anzuschauen und übersteht diesen Schrott mit Würde und Alexander Siddig ist ebenfalls ein Gewinn. Beiden wäre aber ein besserer Film zu wünschen, für diesen hier sind sie um Klassen zu gut. Insgesamt gesehen natürlich keine Empfehlung von mir, sondern der gutgemeinte Rat, einen weiten Bogen um dieses "Kunstwerk" zu machen.
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