Samstag, 24. November 2012

Twixt

"Twixt" ist ein Film von Francis Ford Coppola (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011 und wurde  von Coppolas eigener Filmproduktionsfirma "American Zoetrope" produziert.

Hoppla, was ist denn hier los? Da erscheint ein neuer Film von Francis Ford Coppola so ganz heimlich, still und leise auf DVD und keiner sagt etwas? Das geht doch nicht. Val Kilmer spielt die Hauptrolle, ach herrje. Mein erster Instinkt war Flucht und der Wunsch, den Film zu ignorieren, aber meine Neugier war doch wieder mal stärker. Zum Glück, denn diesen Film hätte ich tatsächlich nur sehr ungern verpasst.

Worum geht es? Hall Baltimore (Val Kilmer) ist ein drittklassiger Autor von Hexenromanen, der unter einer Schreibblockade leidet, zu viel trinkt und eine unglückliche Ehe führt. Er tourt mit seinem jüngsten Roman erfolglos durch die Kleinstädte und wird von seiner Ehefrau Denise (Joanne Whalley) ständig beschimpft, endlich Geld aufzutreiben. In dem beschaulichen Städtchen Swan Valley begegnet ihm der örtliche Sheriff Bobby LaGrange (Bruce Dern), der selbst Geistergeschichten schreibt und Hall dazu bringen will, mit ihm zusammen ein Buch zu schreiben. Er hätte da auch schon eine Idee und in der Leichenhalle einen interessanten Neuzugang. Hall ist zunächst nicht sehr begeistert, doch die Geschichte arbeitet bereits in seinem Kopf und nach einer alkoholgeschwängerten Nacht voller bildhafter Träume ändert er seine Meinung und macht sich an die Arbeit.

In seinen Träumen wandert Hall im Mondschein durch die kleine Stadt, dessen Mittelpunkt ein großer Glockenturm ist, der sieben Ziffernblätter hat, die alle eine andere Zeit anzeigen. So kann man sich nie sicher sein, welche Zeit gerade die richtige ist. Hall trifft auf die junge Virginia (Elle Fanning), ein zwölfjähriges Mädchen mit sonderbarer Geschichte. Gemeinsam passieren sie das verfallene "Chickering-Hotel", vor dem Virginia zurückschreckt und in dem sich das Grab von zwölf Kindern befindet, die alle ermordet wurden. In diesem Hotel hat im Jahre 1843 sogar Edgar Allen Poe (Ben Chaplin) einmal übernachtet und auch diesen trifft Hall in seinen Träumen.

Begeistert über die Begegnung mit seinem großen Vorbild Poe verbringt Hall ganze Nächte damit, mit ihm über die Entstehung einer guten Geschichte zu fabulieren. Doch je weiter er an seiner Story arbeitet und in die Geschichte von Virginia und den toten Kindern hineingezogen wird, muss er sich seinen eigenen Dämonen stellen. Der Tod seiner eigenen Tochter Vicky (Fiona Medaris) belastet ihn mit Schuldgefühlen, die er nicht ertragen kann und die er endlich verarbeiten muss, bevor er endgültig daran zerbricht. Kann Hall sich retten und durch den neuen Roman sein Leben wieder in den Griff bekommen?

Was für ein Film und was für eine tolle Arbeit von Francis Ford Coppola. Hier stimmt einfach alles, wenn man sich auf die Bilder und die Story einlassen kann und das sollte man auf jeden Fall. Die Musik und die Optik sind sehr gelungen und die Traumbilder sind einfach großartig. Viel ist hier in schwarz-weiß mit wenigen, dafür aber blutroten Effekten. Die Stimme von Tom Waits führt in die Geschichte ein und schon ab da gibt es kein Entkommen mehr. Die Schauspieler sind fantastisch, ja sogar Val Kilmer ist überraschend gut, auch wenn man es kaum glauben mag. Nun ja, er spielt in erster Linie einen versoffenen Versager, hat aber auch viele komische Momente. Mit Sicherheit eine seiner besten Leistungen seit vielen Jahren.

Bruce Dern als schräger Sheriff ist eine Offenbarung, eine tolle Figur, die nicht wirklich zu entschlüsseln ist. Elle Fanning ist bezaubernd und verletzlich zugleich und steckt voller Geheimnisse. Ein Highlight des Films ist aber auch noch Ben Chaplin als Edgar Allen Poe, der den schmerzgeplagten Autor wirklich hervorragend darstellt. Seine Szenen zählen mit zu den besten des ganzen Films.

Eine nette kleine Gemeinheit ist die Besetzung von Halls Ehefrau Denise mit Joanne Whalley, der Ex-Frau von Val Kilmer, die hier als böses und keifendes Weib dargestellt wird und von Hall so kommentiert wird: "Woher ich so viel über Hexen weiß? Ich habe eine geheiratet." Hm, hatte da jemand noch eine Rechnung offen?

Die Geschichte bietet noch so viel mehr, als ich hier erzählen kann und will. Beispielsweise die Gothic-Kids am See mit ihrem Anführer Flamingo (Aiden Ehrenreich), die auch sehr sehenswert eingefangen sind und in ihrer Darstellung schon ziemlich an Coppolas Film "Rumble Fish" erinnern. Besonders schön sind die Szenen, in denen Flamingo mit seinem Motorrad unterwegs ist.

Wer immer unbedingt eine Erklärung für alles haben will, der ist hier im falschen Film und wer sich nicht auf die wunderbaren Bilder einlassen kann ebenso. Allen anderen möchte ich dieses kleine, aber wunderschöne Werk sehr ans Herz legen, es lohnt sich auf jeden Fall. Meiner Meinung nach wird das aber leider nur ein Geheimtipp bleiben, denn der Film ist schon ein bisschen speziell. Von mir gibt es aber eine ganz große Empfehlung. Ein paar Extras wären noch schön gewesen, aber da bietet die DVD leider gar nichts, schade.

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