"Vito" ist ein Dokumentarfilm von Jeffrey Schwarz aus dem Jahr 2011 und beschäftigt sich mit dem Leben des Schwulen- und Aids-Aktivisten Vito Russo.
Vito Russo wurde am 11. Juli 1946 in New York geboren und starb am 7. November 1990 an den Folgen von Aids. Schon früh war er sich seiner Homosexualität bewusst, was weder für ihn, noch für seine Familie ein Problem darstellte. Doch die Zeiten waren damals für Schwule und Lesben noch schwierig, ein öffentliches Leben gab es für sie kaum. Homosexualität war immer noch geächtet. Schwule waren der Willkür der Polizei ausgesetzt, die in den einschlägigen Clubs nach Belieben Razzien durchführten und Schwule verhafteten. Ein erstes Aufbegehren gegen diese Schikane fand am 28. Juni 1969 in New York statt, der sogenannte Stonewall-Aufstand, den Vito Russo aus einiger Entfernung beobachtete.
Vito war klar, dass er sich für die Rechte der Schwulen einsetzten musste, denn schon lange empörte er sich über deren Behandlung in der Öffentlichkeit. Er wurde aktives und sehr geachtetes Mitglied der Schwulenbewegung, engagierte sich bei Demonstrationen und Kundgebungen. Seine Familie stand immer hinter ihm und unterstützte ihn. Er war ein brillanter Redner, eine charismatische Persönlichkeit und bald auch als Autor für schwule Themen und Filmkritiker beschäftigt.
Filme waren Vitos große Leidenschaft und besonders die Darstellung schwuler und lesbischer Charaktere im Film wurde sein Steckenpferd. Fast zehn Jahre arbeitete er an dem Buch "The Celluloid Closet", in dem er akribisch genau die Szenen heraussuchte, die Schwule und Lesben in hundert Jahren Filmgeschichte spielten, oft nur sehr verdeckt zu erkennen. Im Laufe der Jahre hielt er unzählige Vorträge zu diesem Thema, unterlegt mit den entsprechenden Filmausschnitten. Das fertige Buch wurde zunächst von vielen Verlagen abgelehnt, bis es schließlich im Jahr 1981 veröffentlicht wurde und auf Anhieb zu einem Bestseller wurde. Noch heute ist das Buch einzigartig und sehr zu empfehlen.
In San Francisco lernte Vito den eher schüchternen Jeffrey kennen, der die Liebe seines Lebens wurde. Beide waren sehr verliebt, konnten sich jedoch nie auf einen gemeinsamen Wohnsitz einigen, da Jeffrey New York nicht mochte. So pendelten sie über mehrere Jahre zwischen New York und San Francisco hin und her.
Und dann fing das große Sterben an, Aids kam auf und die zunächst noch unbekannte Krankheit forderte zahlreiche Opfer, wie allgemein bekannt ist. Da die Reagan-Administration das Thema lange Zeit totschwieg und kaum Mittel für die Erforschung der Krankheit zur Verfügung stellte, engagierte sich Vito auch hier wieder sehr stark, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bekommen. Im März 1987 entstand daraus die Act Up-Bewegung, zu der neben Vito Russo auch der Schriftsteller Larry Kramer gehörte.
Doch Aids betraf Vito auch privat, denn Jeffrey erkrankte daran und starb schließlich und auch Vito selbst war erkrankt. Nach Jeffreys Tod gab Vito aber nicht auf, sondern setzte seinen Kampf mit aller Kraft fort. Bis zu seinem Tod war er in der Sache aktiv, so weit es seine Kräfte zuließen.
Vito Russo war eine beeindruckende Persönlichkeit und dieser wunderbare Dokumentarfilm setzt ihm ein verdientes Denkmal. Ohne Menschen wie ihn wäre die Welt sehr viel ärmer. Bitte nicht verpassen.
Neben Mitgliedern von Vitos Familie kommen auch noch Freunde und Weggefährten zu Wort, wie z. B. Larry Kramer, Armistead Maupin und Lily Tomlin, sowie auch Rob Epstein und Jeffrey Friedman, die Vitos Buch "The Celluloid Closet" 1995 als Film herausgebracht haben, siehe auch "The Celluloid Closet". Ebenfalls sehr empfehlenswert.
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