"Unser Paradies" - "Notre Paradis" ist ein Film von Gaël Morel (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.
Vassili (Stéphane Rideau) ist ein Stricher, der vor über fünfzehn Jahren aus der Provinz nach Paris gekommen ist. Damals war er jung und schön und damit der King auf der Straße. Inzwischen ist er Mitte Dreißig, der Lack ist ab und auch die Figur ist etwas aus der Form geraten. Im Internet und in seinen Inseraten macht er sich jünger, um überhaupt noch an Kunden zu geraten. Doch seine Freier, die meist noch erheblich älter sind, lassen ihn spüren, dass seine beste Zeit hinter ihm liegt.
Im Laufe der Jahre hat Vassili seine Kunden zu hassen gelernt. Ihre Demütigungen müssen sie allerdings mit dem Leben bezahlen. Ohne mit der Wimper zu zucken, tötet Vassili die Männer, die sich über ihn lustig machen. Auf der Straße wird er von den jüngeren Strichern verjagt, weil er ihnen das Geschäft verderben könnte.
Eines Nachts findet Vassili im Bois de Boulogne einen bewusstlosen Jungen (Dimitri Durdaine), den er mit nach Hause nimmt. Der wunderschöne Junge hat keinen Namen und keine Erinnerungen und erhält von Vassili den Namen Angelo. Die beiden Männer verlieben sich augenblicklich und gehören von nun an zusammen. Sie arbeiten auch zusammen und der schöne junge Angelo zieht viele Kunden an. Nach dem Sex rauben sie ihre Freier aus und Vassili tötet weiter.
Als die Lage in Paris für die beiden zu heiß wird, flüchten sie nach Lyon zu Anna (Béatrice Dalle), einer Jugendfreundin von Vassili. Anna arbeitet als Kellnerin in einer Bar und lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Sohn (Mathis Morisset), der ebenfalls Vassili heißt. Vassili und Angelo wollen weiter in die Berge, zu einem reichen Freund und ehemaligen Freier von Vassili. Zusammen mit dem kleinen Vassili machen sie sich auf zu Victor (Didier Flamand), der in einem abgelegenen Haus mit großem Pool lebt. Victors junger Freund Kamel (Malik Issolah) ist über den Besuch aber gar nicht begeistert und möchte die Eindringlinge so schnell wie möglich wieder los werden.
Es kommt zu Spannungen zwischen den Männern und der gutmütige Victor gibt schließlich dem Drängen Kamels nach und bittet Vassili und Angelo darum, wieder abzureisen. Doch Vassili lässt sich von niemandem mehr abweisen und so nimmt das Drama seinen Lauf...
Gaël Morels neuer Film ist ein böses und blutiges Märchen und eine einzige Liebeserklärung an seinen Hauptdarsteller, den wunderbaren Stéphane Rideau. Morel erzählt hier eine Liebesgeschichte, wie sie schöner nicht sein könnte, zeigt zwei einsame Seelen, die sich finden und nicht mehr voneinander lassen können. Dieser Liebe kann niemand etwas anhaben, selbst die Morde finden nur am Rande statt und trüben die Geschichte nicht. Als Zuschauer fiebert man mit und wünscht diesen beiden Liebenden ein Happy-End, das es so natürlich nicht geben wird. Sie werden ihr Paradies nicht finden.
Über Stéphane Rideau muss man nicht mehr viel sagen, er verleiht seinen Rollen immer etwas ganz Besonderes. Auch hier gibt und zeigt er wieder alles, ohne jede Scheu und wie immer ist er dabei wunderschön anzuschauen. Allein seinetwegen muss man diesen Film sehen und lieben. Der junge Dimitri Durdaine ist allerdings ein würdiger Partner an seiner Seite. Er ist der Engel, der vom Himmel gefallen zu sein scheint. Auch die älteren Freier sind durchgehend gut besetzt und sehr glaubhaft, auch wenn ihre Auftritte oft nur sehr kurz sind.
Gar nichts anfangen konnte ich mal wieder mit Béatrice Dalle, deren Darstellung ich einfach nur entsetzlich finde. Leider wird dieser Teil der Geschichte ein bisschen zu lang erzählt, hier hätte gerne gekürzt werden können. Macht aber nichts, denn der Gesamteindruck zählt und der ist schlicht und einfach überwältigend.
Eine großartige Geschichte, gleichzeitig rührend, traurig und dramatisch. Diese erneute Zusammenarbeit von Gaël Morel und Stéphane Rideau ist ein wahres Fest für die Sinne und ein absolutes Muss für Fans dieser beiden Künstler und des French Queer Cinema. Bitte nicht verpassen.
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