Samstag, 3. März 2012

Half Nelson

"Half Nelson" ist ein Film von Ryan Fleck aus dem Jahr 2006. Das Drehbuch schrieb Fleck zusammen mit Anna Boden.

An einer Highschool in Brooklyn unterrichtet der junge Lehrer Dan Dunne (Ryan Gosling) seine Schüler in Geschichte. Nebenbei ist er auch noch als Basketballtrainer tätig. Dan ist ein unkonventioneller Typ, dem das Wohl seiner hauptsächlich farbigen Schüler am Herzen liegt. Sie sollen etwas aus ihrem Leben machen und nicht auf die schiefe Bahn geraten.

Sein eigenes Leben hat Dan allerdings so gar nicht im Griff, denn außerhalb der Schule bestimmen die Drogen seinen Alltag. Mit Koks und Crack übersteht er die einsamen Abende und die langen Wochenenden. Eines Nachmittags findet ihn seine dreizehnjährige Schülerin Drey (Shareeka Epps) völlig zugedröhnt in der Toilette der Sporthalle. Sie bleibt bei ihm und hilft ihm auf die Füße, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen der beinahe erwachsen wirkenden Drey und ihrem Lehrer Dan, der drauf und dran ist im Drogensumpf zu versinken.

Dan will sich um Drey kümmern, muss aber erkennen, dass sie Kontakt zu Frank (Anthony Mackie) hat, der ausgerechnet Dans Drogendealer ist. Schon bald findet sich Drey in der unangenehmen Situation wieder, zwischen Dan und Frank zu agieren.

Dan trifft seine Ex-Freundin Rachel (Tina Holmes), die er anscheinend immer noch liebt, die aber einen anderen heiraten wird. Rachel bezeichnet Dan als ein großes Baby, während er sich selbst für ein Arschloch hält. Ein Abend bei seiner Familie gibt ihm dann den Rest, da seine oberflächlichen Eltern nur mit sich selbst beschäftigt sind und ihren Sohn nur mit den üblichen Floskeln abfertigen, ohne je ein echtes Gespräch zu führen. Über das wahre Leben ihres Sohnes wissen sie nicht das Geringste.

Am Ende ist es Drey, die sich ganz selbstverständlich um Dan kümmert, ohne eine Frage zu stellen. Der Anfang ist gemacht, ob Dan sein Leben ändern wird, das ist offen...

Das ist ein sehr berührender kleiner Independent-Film, der von einem verzweifelten Menschen erzählt, der auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben ist. Seine Einsamkeit und die Trauer um seine verlorenen Ideale bekämpft er mit Drogen, die ihn aber immer mehr hinunterziehen. Seinen Traum, Schriftsteller zu werden, musste er schon begraben, weil er gar nicht erst anfangen kann zu schreiben. Sein ständiger Kampf mit seinen inneren Dämonen macht ihn kaputt und handlungsunfähig. Vielleicht ist Drey ja sein rettender Anker, zu wünschen wäre es ihm.

Ryan Gosling ist ein Schauspieler an dem man derzeit einfach nicht vorbei kommt. Möchte man aber auch gar nicht, denn er ist wirklich großartig, auch in dieser Rolle. Er zeigt hier eine äußerst beeindruckende Leistung als menschliches Wrack, als drogensüchtiger Lehrer mit Idealen, die ihn auffressen, und dabei bleibt er einem doch immer sympathisch, egal was er tut und wie zugedröhnt er auch ist. Man möchte ihn in den Arm nehmen und vor der bösen Welt beschützen, dieses Gefühl vermittelt er mit nur einem einzigen Blick. Grandios. Mich erinnert er fast ein bisschen an den jungen Gary Oldman, der seit Jahren zu meinen erklärten Lieblingsschauspielern gehört. Ryan Gosling gehört nun auch dazu, denn von ihm gibt es noch viel zu sehen.

Insgesamt gesehen ein sehr schöner Film, der fantastisch gespielt ist, gerade auch von der jungen Shareeka Epps. Ganz große Empfehlung.



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