Mittwoch, 4. Juli 2012

We were here

"We were here" - "We were here: Voices from the Aids-Years in San Francisco" ist ein Film von David Weissman (Regisseur und Produzent) und Bill Weber (Co-Regisseur) aus dem Jahr 2011 und beschäftigt sich mit dem Leben der Gay-Community in San Francisco in den Jahren zwischen 1976 und 1997.

Im Jahr 1976 ist die Welt in San Francisco noch in Ordnung, die Gay-Community wächst, hier geht es wesentlich liberaler zu, als an anderen Orten. Und doch, so langsam fallen erste Schatten auf dieses scheinbare Paradies. Eine merkwürdige Krankheit taucht auf und lässt sich bald schon nicht mehr ignorieren. Der "offizielle" Ausbruch von Aids ist dann erst 1981, vorher hat die Krankheit keinen Namen und da sie anscheinend hauptsächlich Homosexuelle trifft, wird sie von den Politikern und dem größten Teil der Bevölkerung sträflich vernachlässigt. Wohin das geführt hat, das ist allgemein bekannt bzw. sollte es sein. Schlimm genug.

David Weissman lässt in seinem Film vier Männer und eine Frau zu Wort kommen, die diese Zeit miterlebt haben und ausführlich darüber berichten können. Über ihr eigenes Leben, das ihrer Freunde und die Zeit an sich. Jeder von ihnen hatte mit Aids zu tun, ob nun als Freund, als Erkrankter oder als Krankenschwester. Sie wissen, wovon sie reden und das geht sehr zu Herzen. Innerhalb der Community gab es einen enormen Rückhalt für die Kranken, der so wohl nur in San Francisco sein konnte. Hier hat man sich gekümmert und sich nicht abgewendet. Lesbische Frauen haben zu Blutspenden aufgerufen, um ihren "Brüdern" zu helfen.

Die unglaubliche Ignoranz seitens der Regierung kann nicht oft genug angeprangert werden, hier ist alles schiefgelaufen. Religiöse Eiferer verdammten das schwule Leben, wünschten allen Homosexuellen den Tod an den Hals und fühlten sich durch Aids auch noch bestätigt. Das gemeine Volk war nicht weniger drastisch in seinen Bekundungen und verlangte oft genug die Kennzeichnung von Schwulen und Aids-Patienten. Wem sich hier nicht der Magen umdreht, der hat keinen.

Man sollte den Erzählungen der fünf Menschen genau zuhören und alles auf sich wirken lassen. Sie sind durch die Hölle gegangen und haben trotz allem ihren Lebensmut nicht verloren. Sie haben eine Zeit erlebt, die man kaum in Worte fassen kann und unzählige Freunde an diese Krankheit verloren. Eine ganze Generation ist hier gestorben und es wurde einfach zur Kenntnis genommen und kaum gehandelt. Wo bleibt hier die Menschlichkeit? Wie konnte das geschehen, wie konnten so viele ihren Blick abwenden?

Diesen wunderbaren und schmerzlichen Dokumentarfilm kann ich nur sehr empfehlen, gar keine Frage. Bleibt zu hoffen, dass er etwas bewirken kann, verdient hat er es. Tolles Projekt, unbedingt anschauen.

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