Mittwoch, 24. Oktober 2012

Das verborgene Gesicht

"Das verborgene Gesicht" - "La Cara Oculta" ist ein Film von Andrés Baiz (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.

Der junge und erfolgreiche Dirigent Adrian (Quim Guitiérrez) soll für ein Jahr nach Bogotá ziehen, um dort das Symphonieorchester zu leiten. Seine Freundin Belen (Clara Lago) begleitet ihn und findet dort ein ausgesprochen schönes und außergewöhnliches Haus auf dem Land. Eigentümerin ist die ältere Emma (Alexandra Stewart), die aus Deutschland stammt und die nun wieder in ihre alte Heimat ziehen will. Ihr längst verstorbener Ehemann hatte das Haus einst nach seinen Plänen bauen lassen.

Belen liebt Adrian über alles, aber der hat leider einen chronischen Hang zum Fremdflirten. Allein in der neuen Umgebung und unsicher über Adrians Treue will Belen ihren Freund testen und Emma liefert ihr dazu die Möglichkeit, indem sie ihr ein Geheimnis im Haus offenbart. Es gibt einen absolut schalldichten Schutzraum, eine Art Bunker, der zwischen Schlaf- und Badezimmer liegt und über Spiegel verfügt, durch die man das Geschehen in den Räumen verfolgen kann, ohne selbst gesehen oder gehört zu werden. Emmas Ehemann, ein Altnazi, hatte diesen Raum nicht ohne Grund bauen lassen. Er wollte nicht aufgespürt werden.

Belen hinterlässt Adrian eine Videobotschaft, in der sie ihm mitteilt, sich von ihm zu trennen. Aus dem Bunker heraus will sie sehen, wie er reagiert und ob er sie vermissen wird. Großartiger Plan, der nur leider sehr schief geht, denn als Belen die unüberwindbare Tür hinter sich schließt, ist ihr der Schlüssel im Schlafzimmer heruntergefallen und in einem Loch im Boden verschwunden. Belen ist gefangen, kann sich nicht bemerkbar machen und muss hilflos mit ansehen, wie Adrian sich schon nach sehr kurzer Zeit eine neue Freundin ins Haus holt.

Die junge Kellnerin Fabiana (Martina Garcia) wird die neue Gespielin des Draufgängers, der die Erinnerung an Belen schon bald verdrängt hat. Nur zwei Polizeibeamte tauchen gelegentlich auf und stellen unangenehme Fragen, aber die können auch nichts ausrichten. Niemand weiß etwas über Belens Verbleib und Belen selber muss verzweifelt ansehen, wie Fabiana ihren Platz eingenommen hat.

Fabiana hat das merkwürdige Gefühl, in dem Haus nicht allein zu sein, sie hört Geräusche und Stimmen im Badezimmer, aber Adrian glaubt ihr nicht. Als Fabiana den Dingen auf den Grund gehen will und auch noch den verschwundenen Schlüssel entdeckt, könnte das Rätsel gelöst werden, aber ...

Wer den Trailer zu diesem Film gesehen hat, der weiß sowieso schon genau, was passiert und wie die Geschichte läuft, also verrate ich hier auch nicht zu viel. Von einer Geistergeschichte kann hier übrigens auch nicht die Rede sein, dazu ist alles zu offensichtlich und gehört definitiv in ein anderes Genre.

Ich habe viele gute Kritiken über diesen Film gelesen, die ich aber alle nicht unterschreiben möchte. Meiner Meinung nach ist der Film ziemlich überschätzt und weit weniger spannend, als gemeinhin angenommen. Die Story an sich mag ja noch einigermaßen überzeugend klingen, die Umsetzung ist es aber leider nicht. Warum spielt sich z. B. alles vor diesen zwei Spiegeln (Schlaf- und Badezimmer) ab, wo das Haus doch so groß ist? Das ist schon sehr schnell nicht mehr glaubwürdig, auch wenn es natürlich dazu dient, dass Belen immer alles mitbekommt.

Ein weiteres Problem sind die Darsteller, denn lediglich Belen kann in ihrer prekären Situation ihrer Rolle etwas Tiefe verleihen. Adrian bleibt die ganze Zeit über nur blass und emotionslos, während Fabiana jung, hübsch und naiv ist und meistens nur spärlich bekleidet auftreten muss. Für ein stimmiges Filmerlebnis ist mir das insgesamt zu wenig. Das Ende reißt dann auch nicht mehr vom Hocker und verläuft irgendwo im Nichts. Schade, aber von mir gibt es nur eine eingeschränkte Empfehlung. Kann man sehen, muss man aber nicht.

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