Dienstag, 19. März 2013

Der Aufsteiger

"Der Aufsteiger" - "L'exercice de l'État" ist ein Film von Pierre Schoeller (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011. Produziert wurde der Film unter anderem auch von den Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne.

Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) ist Verkehrsminister in Frankreich und noch ziemlich neu in seinem Amt. Politisch hat er noch keine größeren Spuren hinterlassen, er ist noch der Aufsteiger, der aber aus kleinen Verhältnissen kommt und dem die Karriere nicht in die Wiege gelegt wurde. Das unterscheidet ihn von vielen seiner Kollegen.

Eines Nachts, nach einem mit diversen Symbolen aufgeladenen Traum von Macht und Sex, erhält er einen Anruf. In den Ardennen ist ein Reisebus mit Jugendlichen in eine Schlucht gestürzt und es gibt zahlreiche Opfer zu beklagen. Saint-Jean fährt mit seiner PR-Frau Pauline (Zabou Breitman) an die Unglücksstelle, um sein Mitgefühl auszudrücken. Die Kameras laufen und er soll Vertrauen und Engagement ausstrahlen.

Kurze Zeit später wird man Saint-Jean mit der Privatisierung der Bahnhöfe beauftragen, ein Projekt, das er bisher immer abgelehnt hat und für das er sich nun stark machen soll. Saint-Jean erhält Unterstützung von seinem treuen Stabchef Gilles (Michel Blanc), der im Hintergrund die Fäden zieht und über jeden nur möglichen Kontakt verfügt. Er ist ein alter Hase, der weiß wie das Spiel läuft.

Saint-Jeans Fahrer geht in die Elternzeit, also muss ein neuer Fahrer her. Seine Mitarbeiter engagieren den Langzeitarbeitslosen Martin Kuypers (Sylvain Deblé) als Ersatz. Auch das soll Saint-Jean Sympathien einbringen. Für seine Frau Séverine (Arly Jover) hat Saint-Jean kaum Zeit, sein Alltag besteht aus Meetings, Telefonaten und langen Autofahrten. Ständig hängt er am Telefon, berät sich mit Gilles oder Pauline, während  höhere Kreise schon wieder über seine eigentlichen Aufgaben Entscheidungen treffen.

Dann passiert das nächste Unglück und dieses Mal trifft es Saint-Jean selbst. Auf einer neuen, jedoch noch nicht freigegebenen Autobahn verunglückt das Auto des Ministers. Während er und ein Mitarbeiter verletzt werden, stirbt Martin Kuypers, der Fahrer. Durch den Unfall und das Interesse der Medien gewinnt Saint-Jean Sympathien, die auch von höherer Stelle wahrgenommen werden. Man bietet ihm einen neuen Posten an, die ungeliebte Privatisierung der Bahnhöfe ist er damit los, dafür muss ein neues Bauernopfer gefunden werden.

Saint-Jean hat das Spiel der Mächtigen, die Intrigen und vor allen Dingen den Kampf um den eigenen Machterhalt inzwischen begriffen. Dumm nur, dass dafür auch ein guter Freund auf der Strecke bleiben muss, aber so ist eben das Geschäft...

Ja, eigentlich ein trockenes Thema, aber dieser Film ist über seine Laufzeit von ca. 115 Minuten wirklich durchgehend sehenswert und interessant. Dass Politiker gute und engagierte Menschen sind, die sich für das gemeine Volk einsetzten, glaubt ja wohl niemand mehr und dass dieser Film nur die französische Politik aufs Korn nimmt, glaube ich schon gar nicht. Die Beschreibung der Verhältnisse ist wohl schon sehr universell.

Die Schauspieler sind hervorragend ausgewählt, allen voran der wunderbare Olivier Gourmet, den ich gar nicht genug loben kann. Er ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. An seiner Seite glänzt Michel Blanc in seiner Rolle als Vertrauter und Stabchef, der immer den Überblick behält. Großartig gespielt.

Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter Film, der vermutlich nicht viele Zuschauer haben wird, was ausgesprochen schade ist. Verdient hätte er es in jedem Fall.

Keine Kommentare: