Sonntag, 8. April 2012

Coming Out mit Hindernissen

"Coming Out mit Hindernissen" - "Le Ciel sur la tête" ist eine französische TV-Produktion von Régis Musset aus dem Jahr 2006. Das Drehbuch stammt von Nicolas Mercier.

Jérémy (Arnaud Binard) ist ein junger und erfolgreicher Banker und lebt in Paris. Seine Eltern Rosine (Charlotte de Turckheim) und Guy (Bernard Le Coq), sowie seinen jüngeren Bruder Robin (Olivier Guéritée), die außerhalb von Paris leben, sieht er nicht sehr oft. Bei seinem nächsten Besuch zu Hause will er sich endlich outen, aber die passende Gelegenheit findet sich gar nicht so einfach. So wird zunächst seine Beförderung gefeiert und zudem erklärt Jérémy, eine neue und größere Wohnung bezogen zu haben.

Beim Abschied platzt es dann doch aus ihm heraus, er ist mit seinem Freund Marc (Pierre Deny) zusammengezogen, dem Mann den er liebt. Robin wusste schon von Jérémys Geheimnis, aber Rosine und Guy sind fassungslos. Nach seiner Abreise bricht das blanke Chaos aus, denn Guy fragt sich, was er falsch gemacht haben könnte, während Rosine ihren unfreundlichen Kollegen Yvan (Franck de la Personne), der selbst schwul ist, mit Fragen löchert.

Das Familienleben steht Kopf, Guy zweifelt an seiner Männlichkeit und sucht nur noch Streit. Ein Besuch bei Jérémy und Marc, der auch noch wesentlich älter als Jérémy ist, in Paris bringt keine Besserung, im Gegenteil. Zudem erklärt Robin seinem Vater, auf sein Studium verzichten zu wollen und lieber eine Arbeit beim Film anzunehmen. Das bringt das Fass zum Überlaufen, denn ab jetzt hackt jeder auf dem anderen herum und alle geben Jérémy die Schuld daran.

Nacheinander verschwinden Rosine und Robin von zu Hause. Rosine sucht Trost bei Yvan, der sich als sehr umgänglich und verständnisvoll entpuppt und Rosine neues Selbstvertrauen schenkt. Robin flüchtet zu Jérémy nach Paris, der zunehmend von seiner Familie genervt ist und keine Lust mehr hat, den Sündenbock zu spielen.

Es kommt, wie es eben in so einer TV-Produktion kommen muss, denn ein glückliches Ende muss schon sein, man will ja den Zuschauer nicht überfordern. Es folgen ausführliche Gespräche zwischen allen Beteiligten, bis endlich wieder jeder seinen Platz gefunden hat und auch von allen so akzeptiert wird, wie er eben ist.

Ja, es ist eine hübsche kleine Geschichte, die sehr humorvoll und auch ein bisschen dramatisch erzählt wird. Die Darsteller sind durchweg sympathisch und retten die ganze Kiste davor, unerträglich zu werden. Denn mal ganz ehrlich, die Probleme dieser Familie hatten mit dem Schwulsein des Sohnes überhaupt nichts zu tun. Die Eltern waren dabei, sich auseinanderzuleben und insgesamt viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um irgendetwas um sich herum noch mitzukriegen. Das Outing von Jérémy war ein Ventil, das ihre verdrängten Probleme endlich an die Oberfläche kommen ließ.

Insgesamt gesehen recht nette Unterhaltung ohne großen Anspruch, mehr kann ich dazu nicht sagen. Die Reaktionen des Vaters sind schon sehr befremdlich, gerade auch wenn er meint, er fühle sich, als sei sein Sohn gestorben. Warum um alles in der Welt müssen Eltern solche Geschütze auffahren, wenn der Sohn sich als schwul outet? Darüber sollten einige Leute mal nachdenken. Ob Filme wie dieser dabei helfen, ich weiß es nicht, aber schön wäre es schon.

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